Zysten

Zysten - Univ. Med. Dr. Wolfgang Hassler - Zahnarzt Wien 1010
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Odontogene Zysten sind Zysten im Kieferbereich, deren Herkunft beziehungsweise Entstehung auf Zähne oder Zahnbildungsorgane zurückgeht.

Die Entstehung odontogener Zysten setzt Epithel in der Tiefe des Gewebes voraus und benötigt einen proliferationsfördernden Reiz. Sie sind von einer selbstständigen Wand umgeben, die aus Bindegewebe besteht und mit Epistel ausgekleidet ist. Sie enthalten einen flüssigen oder breiigen Inhalt. Sie wachsen rein expansiv (verdrängend), sind gutartige Gebilde und normalerweise schmerzlos, solange sie nicht infiziert sind. Sie wachsen langsam, die Schleimhaut über der Zyste bleibt verschieblich.

  • Diagnose

Bei größeren Zysten kann es zu Auftreibungen im Mundvorhof oder gar äußerlich im Kieferwinkelbereich kommen. Auf Druck kann man eventuell ein pergamentartiges Knistern wahrnehmen, wenn die oft dünne äußere Knochenlamelle zerbricht. Wegen ihrer Schmerzlosigkeit sind odontogene Zysten oft „Nebenbefunde“ bei Röntgenaufnahmen Zysten können auf Grund ihrer Verdrängung während ihres Wachstums Zähne verschieben oder kippen lassen. Es kann auch zu Wurzelresorptionen kommen, die wiederum zur Zahnlockerung (bis hin zum Zahnverlust) führen können.

Odontogene Zysten werden unterteilt in:

  • Radikuläre Zysten

Eine radikuläre Zyste entsteht in der Umgebung der Wurzelspitze eines devitalen Zahnes. Infiziert sich der Zysteninhalt mit Eitererregern so kann es zu einem Abszess kommen.

  • Radikuläre Zysten

Eine follikuläre Zyste entsteht durch eine Ausweitung des Zahnsäckchens im Kronenbereich eines retirierten (am Durchbruch gehinderten) Zahnes, sehr häufig an unteren Weisheitszähnen oberen

  • Parodontale Zysten (Parodont = Zahnhalteapparat)

Eine parodontale Zyste steht in keinem Zusammenhang mit devitalen Zähnen oder Zahnfollikeln. Sie hat ihre Ursache in perikoronaren (um die Zahnkrone herum) Taschenentzündungen und entwickelt sich somit neben dem Zahn, normalerweise etwa in Höhe des Zahnhalses .

  • Gingivale Zysten (Gingiva = Zahnfleisch)

Eine gingivale Zyste ist selten und tritt als bläulich-transparentes festes Knötchen bevorzugt im Bereich der unteren Eckzähne und Prämolaren auf. Ursache sind wahrscheinlich Reste des Zahnschmelz bildenden Epithels. Insofern stehen gingivale Zysten den primordialen Zysten nahe, sind aber anders lokalisiert[2].

  • Dentitionszysten

Eine Dentitionszyste (auch: Eruptionszyste) bildet sich (meist bei Milchzähnen) über einem noch nicht durchgebrochenen Zahn. Da der wachsende Zahn die Eruptionszyste meist selbst durchbricht, ist eine Abtragung der Gingiva meist nicht nötig. Eine Therapie mit Abtragung der Gingiva ist nur bei Entzündung, Infektion oder Schmerzen notwendig.

  • Residualzysten

Eine Residualzyste ist eine Zyste, die nach der Extraktion eines mit einer radikulären Zyste (siehe oben) behafteten Zahnes zurückgeblieben ist und weiterwächst.

  • Therapie

Ziel der Therapie ist, den Druck aus dem Hohlraum herauszunehmen (um ein weiteres Wachstum zu verhindern) und den Zystenbalg mitsamt Bindegewebe und Epithel zu entfernen oder die Zystenhöhle zumindest so weit freizulegen, dass sich das Zystenepithel in Mundschleimhaut umwandeln kann. Je nach Lokalisation der Zyste kann diese auch als „Nebenbucht“ einer anderen Höhle (z. B. der Mund-oder Kieferhöhle) zugeordnet werden.

  • Zystektomie

Bei der Zystektomie (auch „Operation nach Partsch II“ genannt) wird die Zyste nach einem entsprechenden Schleimhautschnitt (Bogenschnitt nach Partsch) eröffnet, der Knochen gefenstert und der Zystenbalg samt Zystenepithel aus dem Knochen „herausgeschält“. Um eine primäre Wundheilung zu erreichen, wird die Wunde vernäht, so dass der Hohlraum vollbluten kann. In das entstehende Koagulum wachsen im Rahmen der Wundheilung Kapillaren ein und es organisiert sich zu Granulationsgewebe. Nach der Entfernung größerer Zysten, also auch mit größeren Knochendefekten, kann diese primäre Wundheilung gestört sein. Da ein großes Koagulum stärker kontrahiert , hat es keinen Kontakt mehr zu den Knochenwänden und es können keine Kapillaren einwachsen. Stattdessen zerfällt das Koagulum − eitrig (putride)/nekrotisch.

Um die Gefahr dieser Komplikation zu vermeiden, kann bei großen Zysten versucht werden, das Koagulum zu stabilisieren und seine Kontraktion zu reduzieren (Eigenblutentnahme vor dem operativen Eingriff, Vermischung dieses Blutes mit Antibiotika; oder Auffüllen des Knochendefektes mit einem Granulat aus Knochenersatzstoffen).

Handelt es sich um eine Radikuläre Zyste, verbindet man die Zystektomie in der Regel mit einer Wurzelspitzenresektion wobei noch während der Operation eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden kann, wenn das nicht bereits vorher geschehen war.

  • Zystostomie

Die Zystostomie steht bei größeren Zysten alternativ zur Verfügung, um die Probleme eines instabilen Blutkoagulums zu vermeiden. Dabei wird der Zystenbalg nicht vollständig entfernt, sondern zu einer Nebenbucht einer natürlichen Körperhöhle (Mund-, Nasen- oder Kieferhöhle). Hierbei wird die Zyste großflächig eröffnet, evtl. mit der restlichen Zystenhaut vernäht und zunächst tamponiert. Durch die weite Eröffnung der Zyste wird der Druck aus der Zyste genommen, sie wächst nicht weiter, das Zystenepithel wandelt sich nach und nach in Schleimhautepithel um und der Hohlraum bildet sich oft − wenn auch langsam − zurück, indem der Knochen vom Grund her regeneriert. Eine Zystostomie empfiehlt sich auch anstelle einer Zystektomie, wenn durch diese wichtige anatomische Strukturen in unmittelbarer Nähe der Zyste beschädigt werden können.

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