Zusammenfassung
Fact-Box Makuladegeneration
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Erkrankung des Auges/der Makula (gelber Fleck, Bereich der Netzhaut, Stelle des schärfsten Sehens), die schwerwiegende Auswirkungen auf das Sehvermögen hat und zu weitgehender Erblindung führen kann; tritt in höherem Lebensalter auf.
Formen: Trockene Makuladegeneration, feuchte Makuladegeneration (kann sich aus der trockenen Form entwickeln)
Ursachen und Risikofaktoren: Ablagerung von Stoffwechselprodukten im Bereich der Makula, Unterversorgung u. a.; höheres Alter, genetische Veranlagung, Bluthochdruck, Rauchen, Sonnenbelastung der Augen u. a.
Symptome: Abnahme der Sehschärfe, des Kontrastsehens und der Farbwahrnehmung, erhöhte Lichtempfindlichkeit, verzerrtes Sehen (gerade Linien erscheinen gebogen oder verzerrt etc.), verschwommenes Sehen, Schwierigkeiten beim Lesen und Erkennen von Gesichtern und Details, Sehen eines dunklen Flecks u. a.
Diagnose: Anamnese, Sehtests, Amsler-Gitter, Spiegelung des Augenhintergrunds, optische Kohärenztomographie, Fluoreszenzangiographie u. a.
Behandlung: Abhängig von der Form; Beratung, Kontrolle von Risikofaktoren und gesunder Lebensstil (ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, Rauchstopp), Präparate mit Zink, Vitamin C, Vitamin, E, Beta-Carotin, Lutein und anderen Substanzen, welche einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenwirken können, Sehhilfen, Injektion von Medikamenten in das Auge, Lasertherapie u. a.
Heilbar: Nein
Vorbeugende Maßnahmen: Übergewicht und Bluthochdruck vermeiden, Rauchstopp, ausgewogene Ernährung, Lichtschutz u. a.
Was ist eine Makuladegeneration?
Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine Erkrankung des Auges, genauer gesagt der Netzhaut (Retina). Sie kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Sehvermögen haben und dazu führen, dass scharfes Sehen nicht mehr möglich ist und Betroffene weitgehend erblinden. Die Erkrankung tritt vor allem im höheren Lebensalter auf.
Was ist die Netzhaut?
Eine gesunde Netzhaut ist für das Sehen von zentraler Bedeutung. Es handelt sich um eine Gewebsschicht, die das Innere des Auges auskleidet und der Wahrnehmung von Lichtreizen und Umwandlung dieser in Nervenimpulse dient. Die lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut werden bei Lichteinfall angeregt und geben Signale über den Sehnerv weiter an das Gehirn, wodurch das beim Sehen wahrgenommene Bild entsteht.
Eine besonders wichtige Rolle in Hinblick auf die visuelle Wahrnehmung und Sehfähigkeit spielt die Netzhautmitte, die sogenannte Makula lutea (gelber Fleck, Bereich des schärfsten Sehens). In diesem Bereich der Netzhaut findet sich die höchste Dichte an Sehzellen. Bei diesen wird unterschieden zwischen Stäbchen und Zäpfchen. Sinneszellen vom Typ der Stäbchen überwiegen außerhalb der Makula. Sie “arbeiten“ in der Dämmerung, sind für Hell-Dunkel-Kontraste/Schwarz-Weiß-Sehen und Sehen bei schwachem Licht zuständig, nehmen Umrisse wahr und helfen sich im Dunkeln zu orientieren. Zäpfchen finden sich hingegen in der Netzhautmitte und ermöglichen das scharfe Sehen in Farbe.
Während die anderen Bereiche der Netzhaut also vorwiegend der Orientierung dienen, werden Details mit dem Zentrum der Netzhaut erkannt, wo sich eine hohe Dichte an Sinneszellen vom Typ der Zäpfchen findet, die das scharfe Sehen vermitteln. Dieser hochspezialisierte Bereich verfügt über ein besonders hohes Auflösungsvermögen und ermöglicht es zu lesen, Gesichter, Gegenstände und feine Details zu erkennen. Ohne gesunden gelben Fleck ist all das nicht möglich, die Umwelt kann dann nur sehr schemenhaft wahrgenommen werden.
Bei einer Makuladegeneration wird nicht die gesamte Netzhaut geschädigt, sondern vor allem die Makula, woraus sich die Bezeichnung der Erkrankung ableitet. Bereiche um die Makula bleiben oft intakt. Betroffene können mit der gesunden Netzhaut also noch sehen und erblinden somit nicht komplett; da die Makula mit ihrer hohen Dichte an Zäpfchen jedoch für das zentrale und scharfe Sehen wichtig ist, bleiben direkt betrachtete Stellen verschwommen und es kommt zu massiven Einschränkungen des Sehvermögens. Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine häufige Ursache für schwere Sehminderungen im fortgeschrittenen Alter.
Ursachen und Formen
Bei einer AMD kommt es zur Ablagerung von Stoffwechselprodukten unter der Netzhaut. Abfallprodukte lagern sich ab und bilden größere Verbände. Diese sogenannten Drusen sammeln sich vor allem unter der Makula an und führen dazu, dass sich die Versorgung der Netzhaut verschlechtert. Die Pigment- und Gefäßschicht im Makulabereich geht allmählich zugrunde, Sehzellen sterben ab und die Makula wird ausgedünnt. Die auf Drusen zurückzuführende Schädigung der Pigmentschicht der Netzhaut und das damit einhergehende Fortschreiten der Makuladegeneration werden auch als geographische Atrophie bezeichnet.
Es werden zwei Formen der Makuladegeneration unterschieden, die trockene und die feuchte Form. Die trockene Makuladegeneration schreitet zumeist langsam voran und beeinträchtigt das Sehen zu Beginn nur wenig, sodass sie von Betroffenen anfangs häufig nicht bemerkt wird. Es kommt zur Bildung von Drusen unter der Netzhaut und zu Ausdünnungen. Mit der Zeit sterben Sinneszellen im Bereich des scharfen Sehens ab, es kommt zu Vernarbungen und schließlich zu dauerhaften schweren Beeinträchtigungen des Sehvermögens.
Die feuchte Form kann sich aus einer trockenen Makuladegeneration entwickeln. In Folge der Ablagerungen und Zerstörung der Zellen im Bereich der Netzhaut bilden sich Lücken in den Membranen unter der Netzhautschicht und die Netzhaut wird nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Um die Situation in Bezug auf die Durchblutung der Netzhaut zu verbessern, wird die Bildung neuer Blutgefäße gefördert (choroidale Neovaskularisation, CNV). Die Blutgefäße können jedoch minderwertig und undicht sein und weitere krankhafte Veränderungen und Schäden verursachen. Es kann zu Blutungen, Flüssigkeitsansammlungen (Ödembildung) und zur Abhebung der Netzhaut und schließlich zu erheblichen Sehstörungen und Erblindung kommen. Die feuchte Makuladegeneration verläuft schneller und geht mit einer raschen und deutlichen Beeinträchtigung des Sehvermögens einher.
Faktoren, die das Risiko für eine Makuladegeneration erhöhen sind u. a. höheres Lebensalter, Rauchen, Bluthochdruck, intensive Sonnenbestrahlung/hohe Sonnenbelastung der Augen, Entzündungen im Bereich vom Auge und familiäre Vorbelastung. Vor allem das Alter ist ein wichtiger Risikofaktor.
Symptome
Alles, was mit den Augen fixiert wird – also auch dieser Text – wird im Bereich der Makula abgebildet. Im Fall einer AMD nimmt die zentrale Sehschärfe mit der Zeit immer mehr ab, wodurch Lesen, Schreiben, das Erkennen von Gesichtern, Handarbeiten und andere alltägliche Aktivitäten zunehmend zum Problem werden.
Im Verlauf der Erkrankung sind zumeist beide Augen betroffen. Zu Beginn tritt eine AMD jedoch häufig nur an einem Auge auf, sodass erste Sehausfälle des betroffenen Auges durch das gesunde Auge ausgeglichen werden können. Aus diesem Grund und da eine AMD keine Schmerzen verursacht, merken Betroffene zu Beginn oft nichts von der Erkrankung. Je weiter diese jedoch fortschreitet, desto ausgeprägter werden die Symptome. Zu diesen zählen eine Abnahme der Sehschärfe, der Farbwahrnehmung und des Kontrastempfindens, eine verzerrte Wahrnehmung von Details, Störungen hinsichtlich der Anpassung an veränderte Lichtverhältnisse und erhöhte Lichtempfindlichkeit. Gerade Linien erscheinen gebogen bzw. verzerrt; das Farbensehen leidet, Farben und Kontraste verblassen allmählich, hinzu kommen Schwierigkeiten beim Lesen, beim Erkennen von Gesichtern und beim Sehen in wechselnden Lichtverhältnissen. In fortgeschrittenen Stadien kann das Sehvermögen in der Mitte des Blickfelds ganz ausfallen. Patienten sehen in der Mitte einen grauen Fleck, verschiedene alltägliche Tätigkeiten sind dann nicht mehr möglich. Da jedoch “nur“ die Mitte der Netzhaut betroffen ist, bleibt die räumliche Orientierung erhalten, Betroffene erblinden also nicht vollständig.
Das genaue Beschwerdebild kann individuell verschieden sein. Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Makuladegeneration auftreten. Im Zweifelsfall sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Ansprechpartner bei Sehstörungen und bei Verdacht auf eine Makuladegeneration ist der Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie. Zu Beginn der Abklärung steht die Anamnese, im Rahmen welcher sich der Arzt u. a. nach der Krankengeschichte und den Beschwerden erkundigt. Die Schilderung von für eine AMD typischen Symptomen (z. B. Abnahme der Sehschärfe oder des Kontrastempfindens) gibt dem Arzt häufig erste Hinweise auf das mögliche Vorliegen einer Makuladegeneration.
Im Anschluss werden verschiedene Untersuchungen und Tests durchgeführt, darunter Untersuchungen mit Sehtafeln zur Prüfung der Sehschärfe und das sogenannte Amsler-Gitter. Das Amsler-Gitter ist ein quadratisches feinmaschiges Gitter mit einem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte, welchen Patienten bei der Untersuchung abwechselnd mit dem rechten und linken Augen anvisieren und fixieren müssen. Im Fall einer Makuladegeneration sehen Patienten Löcher im Gitter oder unscharfe Stellen oder nehmen die Gitter wellenartig oder anderweitig verzerrt wahr.
Eine weitere Untersuchung im Rahmen der Abklärung ist die Untersuchung/Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie). Hierbei blickt der Augenarzt ins Augeninnere und betrachtet unter Beleuchtung und Vergrößerung den Augenhintergrund. Im Fall einer Makuladegeneration sind, je nach Form und Schweregrad, häufig typische Veränderungen wie z. B. Drusen, ausgedünntes Gewebe, einwachsende Gefäße und Einblutungen erkennbar. Im Rahmen einer sogenannten optischen Kohärenztomographie (OCT), bei welcher die Dicke der Netzhaut bestimmt werden kann, wird die Netzhaut in hoher Auflösung abgebildet, in Schichten dargestellt und in Schnittbildern betrachtet. Die Untersuchung ist berührungslos und schmerzfrei. Bei Verdacht auf eine feuchte Form kann eine sogenannte Fluoreszenzangiographie (FAG) durchgeführt werden, für welche dem Patienten ein fluoreszierender Farbstoff in die Armvene gespritzt wird, um krankhafte Veränderungen sichtbar zu machen. Darüber hinaus können noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der Situation des Patienten.
Behandlung
Die Behandlung einer Makuladegeneration hängt davon ab, ob es sich um eine trockene oder feuchte Form handelt. Es gibt keine Behandlung, um die Ursachen und bereits bestehende Schäden zu beseitigen und die Erkrankung zu heilen, mithilfe verschiedener Therapiemaßnahmen kann das Fortschreiten jedoch verlangsamt werden. Die Therapie zielt darauf ab, eine weitere Sehverschlechterung zu vermeiden bzw. hinauszuzögern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Trockene Form: Zu den Behandlungsmaßnahmen bei der trockenen Form zählen die Gabe von Substanzen wie Zinkoxid, Kupferoxid, Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Lutein, welche einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenwirken können. Spezielle Lesebrillen, Lupengläser, Bildschirmlesegeräte und andere individuell angepasste Sehhilfen bieten Unterstützung im Alltag und können helfen, den Sehverlust zumindest zu Beginn zu kompensieren. Besonders wichtige Eckpfeiler der Therapie sind zudem ausführliche Beratung und die Anpassung des Lebensstils, um Risikofaktoren auszuschalten und zu kontrollieren. Hierzu zählen insbesondere Rauchen, ungesunde Ernährung und Übergewicht. Betroffene sollten sich regelmäßig bewegen, auf eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung achten und mit dem Rauchen aufhören, da dieses auch im Bereich der Augen die Durchblutung verschlechtert.
Feuchte Form: Mittels Injektion von sogenannten Anti-VEGF-Medikamenten in das Auge sollen eine Gefäßneubildung und das Einwachsen von Gefäßen gehemmt werden (intravitreale Injektion von VEGF-Inhibitoren/Substanzen, die das Gefäßwachstum hemmen); die Medikamente beeinträchtigen die Wirkung des Wachstumsfaktors/Botenstoffs VEGF (vascular endothelial growth factor, Gefäßendothelwachstumsfaktor), welcher die Bildung und das Wachstum neuer Gefäße anregt. Die in das Auge gespritzten Medikamente können helfen das Gefäßwachstum zu stoppen und den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen. Im Rahmen der Therapie sind mehrere Injektionen erforderlich. Wesentlich für eine erfolgreiche Behandlung sind ein möglichst frühes Erkennen der Erkrankung und ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn. Der Behandlungserfolg und Krankheitsverlauf werden im Rahmen regelmäßiger Untersuchungen kontrolliert. Weitere Behandlungsmaßnahmen, die jedoch nur in bestimmten Fällen in Frage und allgemein seltener zum Einsatz kommen, sind Lasertherapie, Photodynamische Therapie und chirurgische Verfahren. Weitere Behandlungsmaßnahmen befinden sich in Entwicklung.
Vorbeugende Maßnahmen
Folgende Maßnahmen wirken sich positiv auf die Augengesundheit aus und können helfen einer Makuladegeneration und anderen Augenerkrankungen vorzubeugen:
- Übergewicht und Bluthochdruck vermeiden; bei Übergewicht gesund abnehmen, einen erhöhten Blutdruck gut einstellen lassen.
- Auf eine gesunde Lebensweise mit regelmäßig Bewegung und ausgewogener Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst achten.
- Nicht rauchen, Rauchstopp
- Augen vor hoher Sonnenbelastung schützen (nicht direkt in die Sonne sehen, Sonnenbrille und Sonnenhut/Kappe tragen)
- Augen regelmäßig beim Augenarzt kontrollieren lassen, auch wenn keine Beschwerden vorliegen – viele Augenerkrankungen verlaufen zunächst beschwerdefrei.
Gerste R. D.; Sicherheit intravitrealer Injektionen: Systemische und lokale Komplikationen selten, aber Datenlage noch unzureichend, Deutsches Ärzteblatt 11/2020, Deutscher Ärzteverlag GmbH
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