Kurz- und langanhaltender Mundgeruch
Mundgeruch bezeichnet einen unangenehmen Geruch in der Ausatemluft.
Prinzipiell wird zwischen kurz- und langanhaltendem Mundgeruch unterschieden:
- Kurzanhaltender Mundgeruch: Kurzanhaltender Mundgeruch tritt nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Meerrettich, diversen Milchprodukten, Thunfisch und Sauerkraut auf. Durch Zähneputzen und einen Kaugummi lässt sich der unangenehme Geruch jedoch meistens gut beseitigen bzw. verschwindet er nach einiger Zeit von alleine wieder. Der unangenehme Geruch wird von Betroffenen häufig erst dann bemerkt, wenn sie von Gesprächspartnern darauf aufmerksam gemacht werden.
- Langanhaltender Mundgeruch: Langanhaltender Mundgeruch besteht unabhängig von der Nahrungsaufnahme und wird nicht durch den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel verursacht, sondern hat andere Ursachen. Der unangenehme Geruch in der Ausatemluft wird von Betroffenen häufig erst dann bemerkt, wenn sie von Gesprächspartnern oder ihrem Zahnarzt darauf aufmerksam gemacht werden.
- Halitophobie: Halitophobie bezeichnet eine unbegründete anhaltende Angst vor Mundgeruch. Menschen mit Halitophobie glauben, dass sie Mundgeruch haben und damit andere belästigen. Der Mundgeruch ist objektiv jedoch nicht nachweisbar.
Ursachen von Mundgeruch – Die Mundhöhle
Mundgeruch kann auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein. Neben mangelnder Mundhygiene können sich auch diverse Erkrankungen hinter schlecht riechendem Atem verbergen. In ca. 90 von 100 Fällen liegt das Problem allerdings in der Mundhöhle – ist die Ausatemluft über den Mund übelriechend, lässt sich die Ursache für Mundgeruch meistens irgendwo im Mund finden. Riecht hingegen die Ausatemluft aus Mund und Nase (Nasenausatmung bei geschlossenem Mund) schlecht, sollte auch außerhalb der Mundhöhle nach der möglichen Ursache für den schlecht riechenden Atem gesucht werden.
- Bakterien und mangelnde Mundhygiene
Im Bereich der Mundhöhle sind bestimmte Bakterien die Hauptursache für Mundgeruch.
Die Gesamtheit aller im Mund lebenden Mikroorganismen wird auch als Mundflora bezeichnet. Eine gute Balance der Mikroorganismen der Mundflora ist die beste Grundvoraussetzung für gesunde Zähne, gesundes Zahnfleisch und gut riechenden Atem.
In der Mundhöhle finden sich knapp 300 verschiedene Bakterienarten, darunter u.a. Laktobazillen, Actinomyceten und Streptokokken. Gemeinsam mit dem Speichel übernehmen die Mikroorgansimen die ersten Verdauungsvorgänge der Nahrung. Eine ausbalancierte Bakterienflora beugt zudem Zahnstein und Entzündungen vor und schützt das zahnumgebende Gewebe vor schädlichen Eindringlingen.
Durch den Zersetzungsprozess der Bakterien werden bestimmte schlecht riechende Stoffe, darunter Schwefelverbindungen, freigesetzt. Diese Stoffwechselprodukte der Bakterien kommen für gewöhnlich in geringen Mengen vor und sind – bei guter Mundhygiene – beim Ausatmen nicht wahrnehmbar.
Durch mangelnde Mundhygiene verschiebt sich das natürliche Gleichgewicht der Bakterienflora. Einige Bakterien beginnen sich schneller zu vermehren, wodurch es zu einem Anstieg an Zersetzungsvorgängen in der Mundhöhle kommt. Der sonst weniger auffällige Geruch der mit den Zersetzungsprozessen und Stoffwechselprodukten einhergeht nimmt zu und macht sich beim Ausatmen als Mundgeruch bemerkbar.
Zwischen 60 und 80 Prozent aller Mundgeruch verursachenden Bakterien befinden sich auf der Zunge (Zungenbelag). Bei Menschen mit Halitosis können bis zu 25 mal mehr Bakterien auf der Zunge nachgewiesen werden als bei Menschen ohne langanhaltenden Mundgeruch.
Mangelnde Mundhygiene ist zudem Ursache für zahlreiche Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch – fortgeschrittene Karies, Zahnfleischentzündungen (Gavititis), vertiefte Zahnfleischtaschen bzw. Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis), Entzündungen der Zahnwurzel sowie mangelhafte Füllungen, Kronen und Brücken und schlecht gepflegte Zahnprothesen und Zahnspangen stellen einen idealen Nährboden für schädigende Bakterien dar.
- Mundtrockenheit
Eine ausreichende Speichelproduktion ist für die Gesundheit der Mundhöhle besonders wichtig. Speichel macht nicht nur die Nahrung verdaulicher, sondern spült zum Teil auch Nahrungsreste und geruchsverursachende Bakterien weg. Mit zunehmendem Alter beginnt die Speichelproduktion allmählich nachzulassen, Mundtrockenheit macht sich bemerkbar. Aus diesem Grund sind ältere Menschen häufiger von Mundgeruch betroffen als junge Erwachsene. Auch während dem Schlaf drosselt der Körper die Speichelproduktion. Deswegen haben die meisten Menschen nach dem Aufwachen weniger gut riechenden Atem.
- Genussmittel
Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Zigaretten sind – vor allem bei übermäßigem Konsum – ebenfalls häufige Ursache von Halitosis.
- Sonstige Ursachen
Mundtrockenheit ist nicht nur auf das Alter zurückzuführen. Auch das Atmen durch den Mund (Mundatmung), das Schlafen mit offenem Mund, Erkrankungen der Speicheldrüsen, eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und chronischer Stress können den Mund austrocknen und Mundgeruch verursachen. Zudem ist Mundgeruch eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente.
Ursachen von Mundgeruch – Rachen, Magen, Speiseröhre und Atemwege
Auch Erkrankungen und Veränderungen des Rachens, des Magens, der Speiseröhre und der Atemwege können Mundgeruch auslösen.
Mögliche Ursachen für Mundgeruch im Rachen sind eine Mandelentzündung (Angina tonsillitis), eine Rachenentzündung (Pharyngitis), Pfeiffersches Drüsenfieber, chronischer Halskatarrh und große Gaumenmandeln, in welchen Essensreste zurückbleiben.
Im Bereich von Magen und Speiseröhre können Sodbrennen, Entzündungen der Speiseröhre (Ösophagitis), Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis) und Magengeschwüre Mundgeruch verursachen.
Mögliche Ursachen im Bereich der Atemwege sind Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis), (chronischer) Schnupfen, Bronchitis,
Lungenentzündung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Bronchiektasen.
Zudem kann Mundgeruch als Folge von Infektions- und Allgemeinerkrankungen wie einem grippalen Infekt oder Diabetes mellitus auftreten sowie durch Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten verursacht werden.
„Diagnose“ von Mundgeruch
Mundgeruch ist ein Tabuthema und verursacht Schamgefühle. Nichtsdestotrotz sollten sich Betroffene an ihren Zahnarzt wenden, wenn sie von einem Gesprächspartner bzw. einer vertrauten Person auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Intensive Mundhygiene kann zwar kurzzeitig helfen, die Ursache des Problems und der Mundgeruch werden dadurch langfristig jedoch nicht beseitigt.
Fast immer liegt die Ursache für Mundgeruch in der Mundhöhle. Sind Karies, Zahnfleisch- oder Zahnwurzelentzündungen, Parodontitis oder mangelhafte Füllungen die Auslöser, legt sich der Mundgeruch nach der zahnärztlichen Behandlung meistens wieder. Auch eine Nachschulung bezüglich der Pflege von Zahnspangen und Zahnprothesen durch den Zahnarzt kann das Problem unter Umständen bereits beseitigen.
Manche Zahnarztordinationen verfügen zudem über ein sogenanntes Halimeter. Dabei handelt es sich um ein Gerät zur Messung der ausgeatmeten Atemgase. Mithilfe des Geräts können der Schweregrad der Halitosis beurteilt und mögliche Ursachen schneller erkannt werden.
Liegt die Ursache für den Mundgeruch außerhalb der Mundhöhle, sollten sich Betroffene an einen HNO-Arzt oder Internisten wenden, da in solchen Fällen andere Erkrankungen wie eine Mandel- oder Rachenentzündung, Gastritis oder Sodbrennen als mögliche Gründe in Frage kommen. Nach einer klinischen Untersuchung und einem ausführlichen Anamnesegespräch wird der jeweilige Facharzt weitere Untersuchungen wie ein Blutlabor, ein Lungenröntgen oder eine Gastroskopie (Magenspiegelung) veranlassen, um mögliche Erkrankungen auszuschließen und die Ursache für den Mundgeruch zu finden.
Tipps gegen Mundgeruch
Sind keine schweren Erkrankungen die Ursache für Mundgeruch, lässt sich das unangenehme Problem meistens schnell wieder in den Griff bekommen. Zudem gibt es einiges, was man selbst täglich tun kann, um Mundgeruch zu vermeiden. Hier einige Tipps und Tricks gegen Mundgeruch:
- Richtige Mundhygiene: Richtige Mundhygiene ist das Um und Auf für einen gut riechenden Atem! Richtige Mundhygiene fördert die Gesundheit der Mundflora und beugt Karies, Parodontitis und anderen schmerzhaften Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch vor. Die tägliche Mundhygiene sollte sich jedoch nicht auf das Zähneputzen morgens und abends beschränken. Zahnseide und Mundspülungen sollten so wie das Putzen der Zunge ebenfalls zur täglichen Routine gehören. Selbstverständlich ist auch das „Wie“ entscheidend – eine Nachschulung durch den Zahnarzt zur richtigen Putztechnik und das Verwenden passender Utensilien (Zahnbürste, Zahnpasta, Mundspülung etc.) helfen die tägliche Mundhygiene zu optimieren. Um die Mundflora nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, ist bei der Wahl der Mundspülung darauf zu achten, dass sie zwar antibakteriell, gleichzeitig jedoch nicht zu aggressiv ist.
- Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen/professionelle Mundhygiene beim Zahnarzt: Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen helfen Karies rechtzeitig zu erkennen, sodass Mundgeruch gar nicht erst entstehen kann. Im Rahmen einer professionellen Mundhygiene durch den Zahnarzt werden u.a. harte und weiche Zahnbeläge (Zahnstein und Plaque) entfernt und tägliche Putzgewohnheiten durch Nachschulungen gezielt verbessert.
- Nicht rauchen: Rauchen verursacht Mundgeruch, da Zigaretten die Mundschleimhaut austrocknen und zudem einen intensiven Eigengeruch haben. Wer den Zigarettenkonsum einschränkt oder ganz sein lässt, darf sich u.a. über besseren Atem freuen.
- Kaffee – und Alkoholkonsum reduzieren: Alkohol undKoffein drosseln die Produktion von Speichel und haben zudem einen intensiven Eigengeruch – die Folge: unangenehmer Alkohol- und Kaffee-Atem. Viele Menschen trinken ihren Kaffee vorzugsweise mit Milch und Zucker; beides sind Nährstoffe für Mundgeruch verursachende Bakterien. Als rasche Gegenmaßnahme bei Kaffee-Atem ist ein Glas Wasser wirksam, da Wasser die Kaffeesäuren wieder neutralisiert.
- Lebensmittel meiden, die Mundgeruch zusätzlich verstärken: Lebensmittel, die kurzzeitigen Mundgeruch verursachen und Halitosis zusätzlich verstärken sind u.a. Zwiebel (enthalten schwefelartige Säuren), Knoblauch (enthält Allylmethylsulfid, eine Schwefelverbindung), bestimmte Milchprodukte (enthalten Proteine, bei deren Verdauung Schwefel-Nebenprodukte entstehen) und Sauerkraut (beim Gärungsprozess entsteht die für den Mundgeruch verantwortliche Milchsäure). Auch proteinreiche Lebensmittel können zu Mundgeruch führen, da bei der Verdauung von Proteinen Ammoniak entsteht.
- Zuckerkonsum reduzieren: Zucker ist eine Grundnahrungsquelle für Mundgeruch verursachende Kariesbakterien.
- Kaugummis kauen: Das Kauen von Kaugummis regt die Speichelproduktion an, wodurch geruchsauslösende Bakterien verstärkt beseitigt werden. Zudem erzeugen Kaugummis einen angenehmen Geschmack im Mund. Beim Kauf auf zuckerfreie Produkte achten.
- Petersilie essen: Der in der Petersilie enthaltene Inhaltsstoff Apiol neutralisiert intensive und schlechte Gerüche.
- Gewürznelken kauen: Gewürznelken haben ebenfalls einen neutralisierenden Effekt und helfen zudem bei Entzündungen. Eine ähnliche Wirkung haben Kardamom und Anissamen.
- Zitronensaft: Bereits der Gedanke an Zitronensaft regt bei vielen Menschen den Speichelfluss an. Bei Mundtrockenheit kann es helfen einige Tropfen Zitronensaft auf die Zunge zu tropfen und anschließend mit Wasser nachzuspülen.
- Tee trinken: Salbei-, Pfefferminz- und Kamillentee haben einen erfrischenden Geschmack und eine antibakterielle Wirkung. Auch bei Entzündungen im Mundbereich sind Salbei und Kamille besonders effektiv.
- Mund mit Wasser spülen: Häufig ist die einfachste Lösung auch die effektivste. Bei einem schlechten Geschmack im Mund hilft es den Mund ordentlich mit Wasser durchzuspülen, um zwischen den Zähnen hängen gebliebene Speisereste und Zahnbeläge zu beseitigen.
- Arzt oder Apotheker um Hilfe bitten: Viele Menschen leiden unter schlecht riechendem Atem und scheuen den Besuch beim Arzt. Für den Beginn einer passenden Therapie ist es jedoch wichtig die Ursache für den Mundgeruch individuell abklären zu lassen. Auch ein Besuch in der Apotheke kann sich lohnen: Spezielle Mundwasser und Gurgellösungen mit pflanzlichen Extrakten wirken bei richtiger Anwendung antibakteriell und drosseln die Bakterienproduktion ohne dabei die Mundflora zusätzlich zu stören.
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