Zusammenfassung
Factbox – Pfeiffersches Drüsenfieber
Pfeiffersches Drüsenfieber: Infektionskrankheit
Ursache: Eppstein-Barr-Virus (EBV)
Ansteckung: Über den Speichel beim Küssen oder andere Körperflüssigkeiten
Symptome: Halsschmerzen, Fieber, geschwollene Lymphknoten, allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Müdigkeit, Mundgeruch u. a.
Mögliche Komplikationen: Milzriss, Leberentzündung u. a.
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung (Inspektion von Rachen und Mandeln, Tastuntersuchung der Lymphknoten und des Bauchraums u. a.), Blutuntersuchung
Therapie: Schonung/körperliche Ruhe, schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente
Was ist das Pfeiffersche Drüsenfieber?
Ursache für das Pfeiffersche Drüsenfieber, auch infektiöse Mononukleose oder „Kusskrankheit“ genannt, ist eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Benannt ist die Infektionskrankheit nach dem deutschen Kinderarzt Emil Pfeiffer, der sie beschrieben hat. Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist weltweit sehr verbreitet, allerdings entwickelt längst nicht jeder Infizierte auch Symptome.
Epstein-Barr-Virus
Das Epstein-Barr-Virus zählt zur Familie der Herpesviren. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von DNA-Viren, welche die Ursache für verschiedene Erkrankungen sein können, darunter u. a. Lippenherpes (Herpes-simplex-Virus), Windpocken und Gürtelrose (Varizella-Zoster-Virus). Wie andere Herpesviren verbleibt das EBV nach der Infektion im Körper. Unter bestimmten Umständen (z. B. unterdrücktes Immunsystem, Aids) kann es reaktiviert werden und verschiedene Krankheiten hervorrufen.
Pfeiffersches Drüsenfieber – Übertragung
Ein Kuss ist eben nicht immer nur ein Kuss. Die Übertragung erfolgt sehr häufig über den Speichel beim Küssen, weswegen die Erkrankung auch als Kusskrankheit bezeichnet wird. Entsprechend hoch ist auch die Durchseuchungsrate innerhalb der Bevölkerung – rund um das 40. Lebensjahr sind etwa 95 Prozent* aller Menschen mit dem Erreger infiziert. Auch möglich, allerdings selten, ist eine Übertragung über andere Körperflüssigkeiten wie Genitalsekrete oder Blut (beim Geschlechtsverkehr, bei Bluttransfusionen oder Organspenden). Ein anderer häufiger Ansteckungsweg findet sich unter Kindern, beispielsweise wenn zuvor mit dem Mund in Kontakt gekommene und kontaminierte Spielsachen untereinander getauscht werden.
Die Inkubationszeit (Zeitraum ab der Infektion mit einem Erreger bis zum Ausbruch der Krankheit) beträgt etwa vier bis sechs Monate, wobei genaue Angaben schwierig sind, u. a. deswegen, weil viele von der Infektion Betroffene nichts davon wissen, keine Symptome entwickeln und der Erkrankungsbeginn oftmals schleichend ist. In der Zeit zwischen der Infektion und dem Krankheitsausbruch kann man andere Menschen anstecken ohne zu wissen, dass man selbst infiziert ist. Einmal infiziert bleibt man ein Leben lang Träger des Virus, wobei das Immunsystem dieses unter normalen Bedingungen in der Regel gut kontrollieren und „in Schach halten“ kann, sodass es nicht zu einem erneuten Krankheitsausbruch kommt. Das bedeutet jedoch nicht, dass man andere zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr anstecken kann – auch nach Abklingen der Symptome ist es möglich, andere Menschen anzustecken.
Kann man sich vor einer Infektion schützen?
Aufgrund der hohen Durchseuchungsrate innerhalb der Bevölkerung und den Übertragungswegen ist es praktisch nicht möglich, sich vor dem EBV zu schützen. Eine Impfung befindet sich in Entwicklung und ist derzeit noch nicht verfügbar.
Symptome
Eine Infektion bedeutet nicht, dass es zwangsläufig zum Auftreten von Symptomen kommt. Besonders im Kindesalter zeigt sich häufig ein klinisch stummer Verlauf – der Körper bildet zwar Antikörper gegen das Virus, das Kind zeigt allerdings keine Krankheitsanzeichen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist der Verlauf in vielen Fällen ebenfalls stumm, in anderen Fällen zeigen sich die für die Erkrankung typischen Symptome.
Das Krankheitsbild ist prinzipiell durch die drei Symptome Halsschmerzen, Fieber und geschwollene Lymphknoten charakterisiert, in der akuten Phase der Erkrankung kommt es bei Betroffenen zu einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit. Die Halsschmerzen sind zumeist stärker ausgeprägt, möglich sind zudem eine intensivere Rötung im Rachenbereich, Schluckbeschwerden und stärker geschwollene Mandeln. Das Fieber kann über mehrere Tage anhalten. Weitere mögliche Beschwerden sind Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Mundgeruch, Heiserkeit, Sprechstörungen und Nachtschweiß. Manche Betroffene entwickeln zudem eine Milzschwellung, außerdem können im weiteren Verlauf noch weitere Organe von der Erkrankung betroffen sein, auch teils schwere Komplikationen sind nicht ausgeschlossen.
Die Auflistung der hier angeführten Anzeichen und Symptome kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom beim Pfeifferschen Drüsenfieber auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Verlauf und mögliche Komplikationen
In aller Regel zeigt sich ein komplikationsloser Verlauf, bei Erwachsenen mit milderem Verlauf kann die Erkrankung unter Umständen auch mit einer Grippe verwechselt werden. Zumeist erholen sich Betroffene innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder, die verstärkte Erschöpfbarkeit, Mattigkeit und Müdigkeit können allerdings auch noch über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Unter Umständen kann es zu Komplikationen kommen. Hierzu zählen mitunter der Milzriss (aufgrund der Milzschwellung), welcher einen klinischen Notfall darstellt, und die Leberentzündung. Weitere mögliche Komplikationen sind u. a. Nieren- und Lungenentzündung, ist das Immunsystem stark geschwächt (z. B. unter immunsuppressiver Therapie, Chemotherapie, bei HIV-/Aids-Patienten) kann es auch zu Lähmungserscheinungen, Hirnhautentzündungen und anderen Komplikationen kommen.
Diagnose
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird der Arzt den Rachen und die Mandeln auf Rötungen, Schwellungen und andere Auffälligkeiten inspizieren und eine Tastuntersuchung (Lymphknoten, Bauchraum) durchführen. Wichtig für die Diagnose ist die Blutuntersuchung und hier der Nachweis spezifischer Antikörper gegen EBV. Außerdem lassen sich durch die Blutuntersuchung auch Veränderungen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) feststellen – die Zahl dieser ist erhöht (Leukozytose), wobei es sich bei vielen um atypische weiße Blutkörperchen, sogenannte mononukleäre Zellen, handelt, was die alternative Krankheitsbezeichnung infektiöse Mononukleose erklärt. Im Fall einer Beteiligung der Leber zeigen sich erhöhte Leberwerte. Unter Umständen können noch weitere Untersuchungen erforderlich sein, der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.
Behandlung
Bei unkompliziertem Verlauf fokussiert sich die Behandlung auf die Milderung der Beschwerden, Behandlungsmaßnahmen sind Medikamente zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung, deren Einnahme mit dem Arzt oder Apotheker besprochen werden sollte, und Schonung/körperliche Ruhe. Letztgenannte ist besonders wichtig, um dem Körper die nötige Zeit zur Erholung zu geben und das Risiko für Komplikationen zu reduzieren. Insbesondere eine intensivere körperliche Belastung und Sport sollten noch einige Zeit nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome gemieden werden, gleiches gilt für Alkohol, welcher die Leber belastet. Außerdem ist es wichtig, dass Betroffene auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und viel trinken. In der Regel heilt das Drüsenfieber folgenlos aus, in manchen Fällen dauert es bis zur vollkommenen Genesung etwas länger, unter Umständen können bestimmte Nachuntersuchungen notwendig sein.
*Angaben können in der Literatur variieren
Stemberger M. et al.; Die häufigsten Missverständnisse beim Pfeifferschen Drüsenfieber, MMW – Fortschritte der Medizin 10/2018, Springer Medizin Verlag GmbH
Bilharz C.; Was ist eigentlich Pfeiffersches Drüsenfieber? Harmlose Kusskrankheit oder wichtige Differenzialdiagnose?, Deutsche Apotheker Zeitung 47/2015, Deutscher Apotheker Verlag GmbH & Co. KG
Bilharz C.; Eppstein-Barr-Viren und das Pfeiffer Drüsenfieber, Deutsche Apotheker Zeitung 29/2011, Deutscher Apotheker Verlag GmbH & Co. KG
Walther L.E. et al.; Ist es Pfeiffersches Drüsenfieber? Ohne Serologie ist die Abklärung nicht komplett, MMW – Fortschritte der Medizin 47/2010, Springer Medizin Verlag GmbH
Epstein-Barr-Virus schaltet Risikogene für Autoimmunerkrankungen an, 18.04.2018, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/93550/Epstein-Barr-Virus-schaltet-Risikogene-fuer-Autoimmunerkrankungen-an
Starostzik C.; Mononukleose – Summe der Hinweise ergibt die Diagnose, 31.05.2016, URL: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/912502/pfeifersches-druesenfieber-summe-hinweise-machts.html
Tonsillitis und Drüsenfieber leicht unterscheidbar, 24.01.2007, URL: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/435045/tonsillitis-druesenfieber-leicht-unterscheidbar.html