Zusammenfassung
Factbox – Windpocken
Windpocken: Viruserkrankung
Andere Bezeichnungen: Varizellen, Feuchtblattern, Schafblattern u.a.
Erreger: Varizella-Zoster-Virus (VZV; Ersterkrankung Windpocken, Zweiterkrankung Gürtelrose)
Übertragung: Tröpfchen- und Schmierinfektion, während der Schwangerschaft (selten)
Inkubationszeit: Etwa 12 bis 21 Tage
Symptome: Zunächst allgemeine Symptome wie Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen (zunächst im Gesicht und Rumpfbereich, später auch im Bereich der Schleimhäute, Arme, Beine und Kopfhaut), starker Juckreiz, Fieber u.a.
Ansteckungsfähigkeit: Endet mit dem Verkrusten aller Bläschen
Mögliche Komplikationen/Folgeerkrankungen: Bakterielle Superinfektion (zusätzliche bakterielle Entzündung der Bläschen), Lungenentzündung, Komplikationen im Bereich des zentralen Nervensystems und anderer Organe u.a.; durch starkes Kratzen oder bakterielle Superinfektionen können Narben zurückbleiben
Vorbeugung: Impfung, Meiden des Kontakts mit erkrankten Personen
Behandlung: Juckreizstillende Mittel zur lokalen Anwendung, unter Umständen antibiotische Therapie bei zusätzlicher bakterieller Superinfektion, Virustatika (bei schweren Verläufen, Patienten mit geschwächtem Immunsystem) u.a.
Was sind die Windpocken?
Windpocken, auch als Feuchtblattern oder Schafblattern bekannt, sind eine Infektionskrankheit, die vor allem Kinder betrifft, aber auch Erwachsene können sich anstecken. Die Krankheit wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst, das zu den Herpesviren gehört. Dieses Virus ist besonders ansteckend und verursacht neben Windpocken auch die Gürtelrose.
Wie werden die Windpocken übertragen?
Die Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus erfolgt auf zwei Wegen:
- Tröpfcheninfektion: Hierbei werden winzige Sekrettröpfchen, die das Virus enthalten, beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft abgegeben und von anderen Personen eingeatmet.
- Schmierinfektion: Hier kommt es zur Ansteckung durch direkten Kontakt mit der Flüssigkeit in den Hautbläschen einer erkrankten Person. Auch durch den Speichel ist eine Übertragung möglich.
Eine Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus kann auch über Gegenstände wie Spielzeug, Türgriffe oder Wasserhähne erfolgen, nachdem die Viren auch außerhalb des Körpers einige Stunden bis wenige Tage ansteckend bleiben können.
Wie lange beträgt die Inkubationszeit bei Windpocken?
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome beträgt etwa 12 bis 21 Tage. Selten beträgt die Inkubationszeit auch bis zu 4 Wochen.
Was ist der Zusammenhang zwischen Windpocken und Gürtelrose?
Die meisten Menschen erkranken bereits als Kind an Windpocken und diejenigen, die als Kinder die Viruserkrankung hatten, sind normalerweise ihr Leben lang gegen eine erneute Infektion immun. Jedoch bleibt das Virus im Körper und kann unter bestimmten Umständen später reaktiviert werden, was zu Gürtelrose führt.
Nachdem jemand Windpocken überstanden hat, verbleibt das Varizella-Zoster-Virus in einem inaktiven Zustand in den Nervenzellen des Körpers. Im Laufe der Zeit, oft viele Jahre später, kann das Virus wieder aktiv werden. Bei einer solchen Reaktivierung entwickelt sich eine Gürtelrose, die durch einen gürtelförmigen Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen gekennzeichnet ist.
Können Personen mit Gürtelrose andere mit Windpocken anstecken?
Das ist möglich. Wenn eine Person, die bereits Windpocken hatte, später Gürtelrose entwickelt und jemanden ansteckt, der keine Immunität gegen das Varizella-Zoster-Virus hat (entweder durch eine frühere Infektion oder durch Impfung), dann kann diese Person Windpocken bekommen.
Was sind die Symptome von Windpocken?
Windpocken zeichnen sich durch einen charakteristischen Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen und starkem Juckreiz aus. Die ersten Anzeichen von Windpocken sind oft allgemeine Symptome wie Unwohlsein, Abgeschlagenheit und Kopf- und Gliederschmerzen. Etwa zwischen dem dritten und fünften Krankheitstag beginnt der typische Hautausschlag. Dieser startet mit kleinen roten Flecken, aus denen sich schnell Bläschen mit klarer Flüssigkeit bilden. Diese Bläschen erscheinen zuerst im Gesicht und am Rumpf und können sich später auch auf Schleimhäute sowie auf Arme, Beine und Kopfhaut ausbreiten. Der Juckreiz ist oft stark, und es kann zu Fieber kommen.
Was passiert, wenn die Bläschen verkrusten?
Nach einigen Tagen beginnen die Bläschen auszutrocknen und bilden Krusten, die später abfallen. Sobald alle Bläschen verkrustet sind, ist die Person nicht mehr ansteckend. Meist heilen die Bläschen ohne Narbenbildung ab.
Wie diagnostiziert der Arzt Windpocken?
Ärzte diagnostizieren Windpocken in der Regel anhand der charakteristischen Symptome, vor allem des typischen Hautausschlags mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen und starkem Juckreiz. Bei unklaren Fällen können Bluttests durchgeführt werden, um das Vorhandensein von Varizella-Zoster-Viren oder Antikörpern gegen das Virus zu bestätigen.
Welche Komplikationen können bei Windpocken auftreten?
Obwohl Windpocken bei gesunden Menschen meist komplikationslos verlaufen, können sie manchmal zu ernsteren Problemen führen. Eine häufige Komplikation ist die bakterielle Superinfektion der Bläschen.
Weitere schwerwiegende Komplikationen können sein:
- Lungenentzündung (Varizellen-Pneumonie)
- Gehirnentzündungen (Enzephalitis)
- Komplikationen im Bereich des zentralen Nervensystems und
- Entzündungen anderer Organe wie Herzmuskel-, Nieren-, Gelenk- und Hornhautentzündung sein.
Wie unterscheidet sich der Verlauf bei Erwachsenen von dem bei Kindern?
Bei Erwachsenen sind Windpocken seltener, verlaufen aber oft schwerer als bei Kindern. Das Risiko für Komplikationen ist bei Erwachsenen höher, insbesondere bei schwangeren Frauen und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Erwachsene leiden häufig unter einem stärkeren Krankheitsgefühl und entwickeln mehr Bläschen als Kinder. Die Krankheitsdauer kann bei Erwachsenen länger sein.
Sind für Schwangere Windpocken gefährlich?
Ja, Windpocken können für Schwangere gefährlich sein. Eine Infektion während der Schwangerschaft kann Risiken für das ungeborene Kind darstellen, insbesondere im ersten und zweiten Trimester. Es kann zu Fehlgeburten oder zu verschiedenen Schäden beim Ungeborenen kommen, bekannt als Varizellensyndrom, das zu Fehlbildungen der Gliedmaßen oder Hirnschädigungen führen kann.
Wie werden Windpocken behandelt?
Die Behandlung von Windpocken zielt hauptsächlich darauf ab, die Symptome zu lindern, vor allem wenn der Krankheitsverlauf unkompliziert ist.
- Linderung des Juckreizes
Juckreizstillende Mittel wie Cremes, Lotionen, Gele oder Puder können direkt auf die Hautbläschen aufgetragen werden, um den Juckreiz zu lindern.
- Fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel
Bei Bedarf können fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel eingesetzt werden.
- Vermeidung von Juckreizverschlimmerung
Da Wärme und Schweiß den Juckreiz verstärken können, wird empfohlen, auf eine angenehme Raumtemperatur zu achten und luftdurchlässige Baumwollkleidung zu tragen.
- Verhindern von bakteriellen Infektionen und Narbenbildung
Um das Risiko von bakteriellen Infektionen und Narben zu verringern, sollte das Aufkratzen der Bläschen vermieden werden. Kurze Fingernägel und das Tragen von Baumwollhandschuhe können dabei helfen.
- Antibiotische Therapie und Virustatika
Antibiotika sind bei Windpocken normalerweise nicht wirksam, es sei denn, es liegt eine bakterielle Superinfektion vor. Bei schweren Verläufen der Krankheit, insbesondere bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, können antivirale Medikamente (Virustatika) eingesetzt werden, um den Vermehrungsprozess der Viren zu hemmen.
Wie kann man Windpocken vorbeugen?
Die wirksamste Methode zur Vorbeugung von Windpocken ist die Impfung. Gemäß dem Österreichischen Impfplan wird empfohlen:
- Empfehlungen für Kinder:
- Erste Impfung im Alter von einem Jahr.
- Zweite Impfung mit einem Mindestabstand von vier Wochen zur ersten, idealerweise vor dem Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten.
- Empfehlungen für Jugendliche und Erwachsene:
- Eine „Catch-up-Impfung“ wird für alle Jugendlichen zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen, die noch keine Windpocken hatten oder nicht geimpft sind.
- Erwachsene, insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Antikörper gegen Windpocken haben (seronegativ), sowie Betreuungspersonen von Kindern und im Gesundheitswesen tätige Personen, sollten ebenfalls geimpft werden.
Personen, die nicht geimpft sind, sollten den Kontakt zu Erkrankten meiden, um eine Ansteckung zu verhindern.
- Passive Immunisierung:
Für Fälle, in denen eine aktive Impfung nicht möglich ist, gibt es die Option einer passiven Immunisierung mit Varizellen-Zoster-Immunglobulin (VZIG). Diese Maßnahme wird insbesondere für Menschen mit geschwächtem Immunsystem und für nicht geimpfte Schwangere ohne nachweisbare Immunität empfohlen. Sie sollte möglichst innerhalb von 96 Stunden nach Exposition erfolgen.
Wer diagnostiziert Windpocken?
Windpocken werden normalerweise von
- AllgemeinmedizinerInnen
- FachärztInnen für Kinderheilkunde oder oder in manchen Fällen von
- DermatologInnen diagnostiziert.
FAQ
Windpocken sind etwa 2 Tage vor dem Auftreten des Hautausschlags ansteckend. Die Ansteckungsgefahr endet, wenn alle Bläschen verkrustet sind, was normalerweise etwa 5 bis 7 Tage nach Beginn des Ausschlags ist.
Windpocken erkennt man an einem charakteristischen Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen und starkem Juckreiz, oft begleitet von allgemeinen Symptomen wie Fieber, Unwohlsein und Kopfschmerzen.
Die Symptome umfassen:
- Flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf der Haut
- Starker Juckreiz
- Fieber und Unwohlsein
- Kopf- und Gliederschmerzen
Ja, es ist möglich, Windpocken trotz Impfung zu bekommen, aber meistens ist der Krankheitsverlauf sehr mild.
Ja, bei Erwachsenen können Windpocken schwerer verlaufen und sind mit einem höheren Risiko für Komplikationen verbunden.
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan-Österreich.html, Abruf Jänner 2024
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Leodolter S. et al.; Serie: Virusinfektionen in der Schwangerschaft – Teil 3 – Varizellen und Herpes zoster, Gyn-Aktiv 03/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Varizellen-Verlauf – Komplikationen häufiger als gedacht, Deutsches Ärzteblatt 101(20)/2004, Deutscher Ärzteverlag GmbH
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Windpocken, Herpes Zoster (Gürtelrose), RKI-Ratgeber, Robert Koch-Institut, URL: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html, Stand: 27.02.2024
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Feuchtblattern-(Varizellen,-Windpocken).html, Abruf Februar 2024
https://www.who.int/teams/health-product-policy-and-standards/standards-and-specifications/vaccine-standardization/varicella, Abruf Februar 2024