Älterer Mann hält sich schmerzendes Handgelenk
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Gicht – Definition, Ursache, Stadien, Behandlung

Bei Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut entsteht. Betroffen sind vor allem, allerdings nicht ausschließlich, die Gelenke. Im Rahmen der Therapie spielt die Änderung der Lebensführung eine wichtige Rolle. Ursachen, Stadien, Symptome, Behandlung - Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema Gicht.

Zusammenfassung

Factbox – Gicht

Gicht: Stoffwechselerkrankung, geht vor allem mit schmerzhaften Gelenken einher

Ursachen/Auslöser: Störung der Harnsäurebildung oder Harnsäureausscheidung (angeboren oder bedingt durch andere Erkrankungen), ungünstiger Lebensstil

Stadien: 4 (asymptomatische Hyperurikämie, akuter Gichtanfall, Phase zwischen zwei Gichtanfällen, chronische Gicht)

Symptome (akuter Gichtanfall): Schmerzen im betroffenen Gelenk, Schwellungen, Rötungen, Überwärmung, Berührungsempfindlichkeit u. a.

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Untersuchung der Gelenkflüssigkeit u. a.

Behandlung: Anpassung der Ernährung (ausgewogene purinarme Ernährung), medikamentöse Therapie, entzündungshemmende Schmerzmittel bei akutem Gichtanfall (nach ärztlicher Absprache), Physiotherapie, physikalische Therapie u. a.

Wichtig/Maßnahmen um Gichtanfällen vorzubeugen: Umstellung der Lebensführung, purin- und fettarme Ernährung, Verzicht auf Alkohol (beeinträchtigt die Harnsäureausscheidung), Reduktion von Übergewicht, ausreichend Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, Kräutertees) u. a.

Purinreiche Kost: Fleisch, Wurst, Innereien, bestimmte Fischarten, Meeresfrüchte, bestimmte Obst- und Gemüsesorten, fruktosereiche Getränke

Was ist Gicht?

Gicht ist eine häufige Stoffwechselerkrankung. Es handelt sich um eine durch Hyperurikämie bedingte schmerzhafte Erkrankung der Gelenke, die unbehandelt mit sich allmählich verschlimmernden Beschwerden einhergeht und die Lebensqualität Betroffener stark beeinträchtigen kann. Der Begriff Hyperurikämie bezeichnet eine Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut. Ursache der Erkrankung ist also ein erhöhter Harnsäurespiegel. Dieser führt dazu, dass sich kleine Harnsäure-Kristalle bilden, die sich im Gelenk oder auch in anderen Organen ablagern. Sind die Werte besonders hoch, also bei vermehrter Einlagerung von kristallisierten Salzen der Harnsäure im Gelenk, kann es zu einem akuten Gichtanfall kommen, der mit Rötungen, Schwellungen und Schmerzen einhergeht.

Harnsäure, ein Purinabbauprodukt, wird vor allem über die Niere ausgeschieden. Purine sind Stoffe, die einerseits während des Zellstoffwechsels im Körper entstehen, andererseits kommen sie auch in bestimmten Lebensmitteln vor (z. B. Fleisch) und werden über die Ernährung aufgenommen. Normalerweise besteht im Körper ein Gleichgewicht zwischen der Bildung und der Ausscheidung von Harnsäure. Scheidet die Niere jedoch zu wenig Harnsäure aus oder wird mehr Harnsäure gebildet als ausgeschieden werden kann, dann steigt der Harnsäurespiegel, was zur Bildung von Harnsäure-Kristallen führen kann.

Wer bekommt Gicht?

Die Ursache für eine solche Störung des Purinstoffwechsels kann an angeboren sein, in so einem Fall ist von primärer Gicht bzw. primärer Hyperurikämie die Rede. Betroffen sein kann die Harnsäureausscheidung oder die Harnsäuresynthese – die Niere scheidet also nicht ausreichend Harnsäure aus oder ist durch eine Überproduktion dieser „überfordert“ (seltener, z. B. Lesch-Nyhan-Syndrom). Bei einer sekundären Gicht (sekundäre Hyperurikämie) sind andere Erkrankungen die Ursache für den Harnsäureüberschuss (z. B. Nierenerkrankungen, hämolytische Anämie, Leukämie) weitere mögliche Ursache ist die Einnahme bestimmter Medikamente.

Ferner kommt auch dem Lebensstil eine wichtige Rolle zu. Gicht ist seit dem Altertum bekannt und wurde in früheren Zeiten auch als „Krankheit der Reichen“ oder „Krankheit der Könige“ bezeichnet, da es sich nur wohlhabende Menschen leisten konnten, viel Fleisch auf dem Teller zu haben. Zu den Faktoren, die Gicht begünstigen können zählen, neben dem übermäßigen Verzehr von purinreichen Nahrungsmitteln wie Fleisch und Innereien, u. a. auch Übergewicht und Alkohol.

Krankheitsstadien und Symptome

Es werden vier Stadien der Gicht unterschieden.

Asymptomatische Hyperurikämie

Die Erkrankung besteht bereits über einen längeren Zeitraum, ehe es zum ersten Gichtanfall kommt. Bei einer asymptomatischen Hyperurikämie liegt bereits eine Hyperurikämie vor, der Harnsäurespiegel steigt langsam an, es zeigen sich jedoch noch keine Symptome. Auffällig wird die Erkrankung zu dieser Zeit zumeist zufällig im Rahmen einer Laboruntersuchung. Zu den typischen Gichtsymptomen kommt es in der Regel erst, wenn der Harnsäurespiegel ein bestimmtes Level überschreitet und es in weiterer Folge zu einer starken entzündlichen Reaktion und einem Gichtanfall kommt.

Akuter Gichtanfall

Überschreitet der Harnsäurespiegel eine bestimmte Grenze, dann kommt es zur Ausfällung von Kristallen in den Gelenkinnenraum und einer starken entzündlichen Reaktion vom befallenen Gelenk. Häufig betroffene Gelenke sind das Großzehengrundgelenk, das Sprung-, Knie- und Ellenbogengelenk, die Fingergelenke und Gelenke im Bereich der Handwurzel. Typische Symptome bei einem akuten Gichtanfall sind starke Schmerzen im betroffenen Gelenk, Schwellungen, Rötungen, Überwärmung des betroffenen Gelenks und Berührungsempfindlichkeit. Auch Fieber und Übelkeit sind möglich. Wie lange ein Gichtanfall dauert lässt sich pauschal nicht beantworten, der Anfall kann sich über Tage bis Wochen erstrecken.

Interkritische Phase/Phase zwischen zwei Gichtanfällen: Ohne Behandlung wiederholen sich die Anfälle in unregelmäßigen Abständen. In der Zeit zwischen einem akuten Gichtanfall und dem nächsten kommt es in der Regel zu keinen Beschwerden, allerdings schreiten die pathologischen Veränderungen an den Gelenken langsam fort.

Chronische Gicht

Bei längerem Bestehen der Erkrankung mit wiederkehrenden akuten Gichtanfällen kommt es zu Veränderungen und einem Umbau des Gewebes. Der Knorpel verhärtet sich und verdickt, im Bereich betroffener Gelenke bilden sich knotige Verdickungen (Gichttophus), es kommt zu dauerhaften Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und anderen Beschwerden. Auch die Nieren und andere Organe können betroffen sein.

Diagnose

Bei Verdacht auf Gicht wird nach einer sorgfältigen Anamnese eine körperliche Untersuchung durchgeführt (Tastuntersuchung der Gelenke und des Bauchs zur Lokalisierung möglicher Schmerzen und Druckempfindlichkeiten, Untersuchung auf mögliche Bewegungseinschränkungen der Gelenke etc.). Außerdem wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, mit welcher sich u. a. ein erhöhter Harnsäurespiegel feststellen lässt. Die Harnsäurekonzentration fällt nach einem akuten Gichtanfall wieder ab, weswegen die Erkrankung auch bei Werten im Normbereich nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Bei chronischem Verlauf ohne entsprechende Therapie liegen die Werte allerdings in der Regel immer über der Norm. Weitere wichtige Parameter sind u. a. das C-reaktive Protein (CRP), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutkörperchensenkgeschwindigkeit (BSG). Um die Diagnose zu sichern, wird eine Probe der Gelenkflüssigkeit analysiert und auf Harnsäurekristalle untersucht, darüber hinaus können im Rahmen der weiteren Abklärung noch andere Untersuchungen notwendig sein (Röntgen, Nierenfunktionstest etc.).

Behandlung

Die Therapie zielt darauf ab den Harnsäurespiegel zu senken und diesen im Normbereich zu halten und Gichtanfällen vorzubeugen. Betroffene können selbst viel tun, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Eine wichtige Rolle spielt ein gesunder Lebensstil, insbesondere eine angepasste Ernährung. Der Verzehr von purinreichen Lebensmitteln sollte reduziert werden, diese sollten nur in möglichst kleinen Portionen konsumiert werden. Purinreich sind Fleisch, Wurst und Innereien, bestimmte Fischarten, Krusten- und Schalentiere (Meeresfrüchte) und Lebensmittel mit hohem Fruktosegehalt (industriell verarbeitete Lebensmittel und Getränke mit viel Fruktose, Obstsorten mit hohem Fruktosegehalt). Für die Dauertherapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, welche die Harnsäurebildung reduzieren (Urikostatika) oder für eine vermehrte Ausscheidung von Harnsäure sorgen (Urikosurika). Zur Linderung von Beschwerden bei einem akuten Gichtanfall kommen nach ärztlicher Absprache entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einsatz, ferner sollte das Gelenk ruhig gehalten und geschont werden. Weitere Behandlungsmaßnahmen sind u. a. Physiotherapie und physikalische Therapien.

Eine gesunde und purinarme Ernährung (fettarme Ernährung, viele pflanzliche und ballaststoffreiche Nahrungsmittel, viel Gemüse und frisches Obst mit Ausnahme von Spargel, Kohlgemüse, Erbsen, Bohnen und einigen anderen) stellt eine wichtige Grundlage der Behandlung dar, weswegen es sehr wichtig ist, dass sich Betroffene mit ihrer Krankheit und Ernährungsempfehlungen auseinandersetzen. Die Auflistung der hier angeführten Lebensmittel liefert einen Überblick in Hinblick auf Ernährungsempfehlungen bei Gicht und ersetzt keinesfalls das ärztliche Gespräch oder eine professionelle Ernährungsberatung, welche ratsam und sinnvoll sein kann. Weitere wichtige lebensstilgebundene Maßnahmen sind Abnehmen/die Reduktion von Übergewicht (gesundes Abnehmen; strenges Fasten und Radikalkuren bergen das Risiko für einen Gichtanfall), Bewegung (Überlastungen meiden) und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Zu reduzieren sind Fruchtsäfte und Softdrinks, Alkohol sollte gemieden werden – übermäßiger Alkoholgenuss ist bei Gicht sehr problematisch, besonders kritisch ist Bier, auch alkoholfreies.

Die Auflistung der hier angeführten Lebensmittel liefert einen Überblick in Hinblick auf Ernährungsempfehlungen bei Gicht und ersetzt keinesfalls das ärztliche Gespräch/eine professionelle Ernährungsberatung.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Herzog V.; Gichttherapie immer wieder anpassen – Harnsäurewert ändert sich je nach Komorbidität, ARS Medici 16/2017, Rosenfluh Publikationen AG

Schwender T.; Gicht – Update zu Diagnose und Therapie – Ziel ist ein Harnsäurewert im unteren Normbereich, CongressSelection Rheumatologie 11/2017, Rosenfluh Publikationen AG

Engel B.; Therapieoptionen bei Gicht, Deutsches Ärzteblatt 114(13)/2017, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Essen bei Gicht: Freibrief für Milch, Vorsicht bei Hülsenfrüchten, Apotheker Krone 01/2017, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Gruber J.; Gicht: eine systemische entzündlich-rheumatische Erkrankung, Universum Innere Medizin 01/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Gruber J.; 2012 Leitlinien des American College of Rheumatology – Das Management der Gicht, Universum Innere Medizin 03/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Kuhl J.; Gicht und Wassersucht: Die Krankheiten der Hohenzollern, Deutsches Ärzteblatt 109(44)/2012, Deutscher Ärzteverlag GmbH

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