Chirurgische Knorpeltherapie / Knorpelzelltransplantation
Zur Knorpeltherapie am Knie stehen eine Vielzahl von wissenschaftlich erprobten Behandlungsoptionen bereit. Je nach Art der Knorpelschädigung, deren Ursache sowie der Anspruch des Patienten werden individuelle Maßnahmen zur Behandlung ausgewählt.
Ziel einer Knorpeltherapie ist eine Regeneration des Knieknorpelschadens und damit eine langfristige Wiederherstellung der Knorpelfunktion.
Als zertifizierter Knorpelspezialist habe ich inzwischen tausende Knorpeleingriffe (darunter ca 1200 Knorpelzelltransplantationen) an Knie, Hüfte und Sprunggelenk und häufig mit Begleiteingriffen durchgeführt. Meine Ergebnisse sind in zahlreichen internat. wiss. Fachzeitschriften publiziert.
Warum sollten Knorpelschäden am Knie so früh wie möglich therapiert werden?
Der Gelenkknorpel erfüllt wichtige funktionelle Aufgaben im Kniegelenk. Knorpelverletzungen, die z.B. durch einen Unfall oder eine Sportverletzung ausgelöst wurden, führen ohne adäquate Behandlung zum Gelenkverschleiß, der sogenannten Arthrose. Je länger ein Knorpelschaden unbehandelt bleibt, desto größer ist die Gefahr, dass ein frühzeitiger Verschleiß mit den entsprechenden Beschwerden eintritt.
Wenn allerdings frühzeitig das leitliniengerechte Knorpelregenerationsverfahren eingesetzt wird, kann die frühzeitige Arthrose bestenfalls verhindert oder zumindest hinausgeschoben werden.
Deshalb ist die frühzeitige und richtige Therapie so wichtig, denn ist die volle Ausprägung der Arthrose einmal entstanden, ist es leider zu spät für eine Knorpelregeneration. Dann reiben Knochen schmerzhaft aufeinander.
In den letzten Jahren haben sich eine Vielzahl von erfolgreichen Therapieverfahren zur Behandlung von lokalen traumatischen Knorpeldefekten entwickelt, die früh nach Schädigung den Gelenkknorpel regenerativ eingreifen und somit den flächigen Gelenkverschleiß, die Arthrose, verzögern oder sogar vermeiden.
Die Auswahl des geeigneten Therapieverfahrens für den einzelnen Patienten hängt vor allem von der Art und Größe des Knorpelschadens (u.a., Defekttiefe, unfallbedingt, eher verschleißbedingt, Defektlokalisation, dem Anspruch des Patienten sowie den eventuell vorliegenden zusätzlichen Gelenkverletzungen wie Bandinstabilitäten, Meniskusrissen und Abweichungen der mechanischen Beinachse (Fehlstellungen wie X- und O-Beine) ab.
Zu den operativen Therapieverfahren bei Knorpelschäden am Knie zählen
- die Gelenkknorpelrefixation: Bei Verletzungen wie z.B. der Kniescheibenluxation kommt es häufig zur Abscherung von Knorpel-Knochenanteilen. Im Akutfall können diese Fragmente, wenn sie gut erhalten sind, in den Defekt eingepasst und mit selbstauflösenden Pins oder Schrauben wieder fixiert werden. Die erfolgreiche Einheilung ist von der soliden Verbindung des Knorpel-Knochenanteils mit dem knöchernen Defektgrund abhängig. Die Knorpelrefixation, aber auch viele andere Therapien zur Knorpelbehandlung, können arthroskopisch bzw. minimalinvasiv arthroskopisch gestützt durchgeführt werden.
- BMS (Bone Marrow Stimulation), Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung, Mikrodrilling: Diese Techniken wurden bereits in den 80er Jahren entwickelt. Die Idee dabei ist, dass während einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) der Knorpeldefekt sorgfältig bis zum gesunden Knorpel vom kranken Knorpelgewebe bis zur Knochenlamelle befreit wird (debridiert) und dann die unter dem defekten Knorpel liegende Knochenlamelle mit Bohrern oder Meißeln, wie beim Vertikutieren einer Wiese, durchbrochen wird. Man nennt dies dann Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung oder Pridie-Bohrung.
- Matrix gestützte Knochenmarkstimulation mBMS, AMIC ®, BMAC: Eine Verbesserung der BMS-Techniken hat die Benutzung zusätzlicher Matrixen gebracht. Hierbei handelt es sich um Membranen aus Kollagen, Hyaluronsäuregeflechten und anderen Materialien, die die Funktion haben, den Zellen, die das Potential haben, Knorpel zu bilden (chondrogene Zellen, z.B. Stammzellen) eine dreidimensionale Struktur anzubieten, in der sie anhaften und besser den Defekt ausfüllen können. Studien haben gezeigt, dass die Verwendung von diesen Membranen zu besseren und länger anhaltenden Knorpelregenerationsergebnissen führt, als die alleinige BMS. Oft ist diese Technik auch arthroskopisch durchführbar. Dies hängt vor allem von Größe und Ort der zu versorgenden Schädigung ab.
- Osteochondrale Transplantation (OCT) / Knorpel-Knochen-Transplantation: Bei der OCT werden Knorpel-Knochen-Zylinder aus einer wenig belasteten Fläche des Gelenks entnommen und in den passend ausgebohrten Defektbereich verpflanzt. Die OCT wird nur bei Knorpeldefekten bis ungefähr 1,5 Quadratzentimeter empfohlen.
- Transplantation eigener Knorpelzellen: Seit Anfang der 90er Jahre wird die Transplantation eigener Knorpelzellen mACT (matrixiinduzierte autologe Chondrozyten-Transplantation) erfolgreich zur Rekonstruktion des Knorpels vor allem bei traumatischen Defekten oder bei Osteochondrosis Dissecans (OD; Osteochondrose) eingesetzt. Inzwischen ist es das am besten wissenschaftlich untersuchte Verfahren zur Knorpelregeneration am Knie weltweit mit exzellenten Langzeitergebnissen. Die Technik ist mittlerweile teilweise sogar per Gelenkspiegelung arthroskopisch durchführbar.
- Potentialmethode Minced Cartilage, Knorpelchips, Autocart®: Das Prinzip dieses Verfahrens basiert auf der Tatsache, dass im Laborversuch festgestellt wurde, dass Knorpelzellen, die normalerweise statisch im Knorpelgewebe eingebettet sind, unter bestimmten Bedingungen in der Lage sind, wenige Millimeter aus dem eingebetteten Knorpel auszuwandern und sich zu teilen, um neues Knorpelgewebe zu bilden. Deshalb kam man auf die Idee, Knorpelstückchen aus dem Defektbereich oder aus wenig belasteten Kniebereichen zu gewinnen und in kleine Stückchen zu schneiden oder mit Shavern klein zu „häckseln“, um mit diesen Stückchen dann den Defekt auszufüllen. Die Knorpelzellen, die aus den kleinen Knorpelstückchen auswandern, sollen sich dann teilen und zusammen mit den Knorpelstückchen neues Knorpelgewebe bilden.