Borreliose
Lyme-Borreliose
1975
entdeckten Steere und Mitarbeiter die Lyme-Borreliose als eigenständige Krankheit. 1981 entdeckte Willi Burgdorfer den bakteriellen Erreger, die Spirochaete Borrelia Burgdorferi.
Die Borreliose ist demnach eine bakterielle Erkrankung, d.h. ihre Ursache ist bekannt und kann demnach mit einer entsprechenden antibiotischen Therapie wirkungsvoll und restlos bekämpft werden.
Wesentlich ist die richtige Diagnosestellung dieser im Grunde stadienhaft ablaufenden bakteriellen Erkrankung, die ihren Ursprung in der Regel in einem Zeckenstich (oder Insektenstich) hat. Die Erreger breiten sich von der Stichstelle aus. Dort, wo sich die Bakterien am meisten in der Haut vermehren, findet sich ein roter Ring, der sich immer mehr ausbreitet und letztendlich verblasst (Erytema migrans: die wandernde Rötung).
In den allermeisten Fällen vernichtet das körpereigene Immunsystem wie bei vielen anderen bakteriellen Erkrankungen auch, den Erreger - die Borrelia Burgdorferi: der Ring verschwindet.
In manch anderen Fällen wandern die Borrelien aber aus der Haut in andere Organe. Die ursprünglich lokale Infektion in der Haut generalisiert und breitet sich im menschlichen Organismus aus. Hier würde der rote Ring ebenfalls verblassen und verschwinden.
Charakteristischerweise sind die großen Gelenke (Knie), aber auch das Herz, oder auch das Nervensystem betroffen. Der Befall des Nervensystems führt zumeist zu einem charakteristischen Schmerzsyndrom - der sogenannten akuten Meningoradikulitis Bannwarth.
Borrelien - Serologie / Labortests
Ca. die Hälfte aller Betroffenen gibt an, einen Zeckenstich nicht bemerkt zu haben.
Die Interpretation der Sero-Diagnostik mit Borrelienspezifischen Antikörpern für IgG und für IgM (aber auch einer PCR) trägt vielfach zur Verunsicherung bei Patienten/innen aber auch bei Ärzten bei.
Die korrekte Interpretation für den jeweiligen konkreten Fall ist stets nur in Einklang mit der vollständigen und gezielten Befragung (Anamnese), einer ausführlichen klinisch-neurologischen Untersuchung und den jeweiligen Borrelien-Antikörpertestwerten möglich. Alles andere ist in der Regel unseriös.
Positiv für Borrelien spezifische IgM oder IgG Werte kann in dem einen Fall eine Infektion anzeigen, in einem anderen Fall aber gar nichts bedeuten. Daraus ergibt sich die enorme Bedeutung der verschiedenen Labortests, aber noch viel mehr die Bedeutung ihrer korrekten Interpretation durch den Spezialisten.
Atypische Borrelien-Präsentation gut aufgelöst und publiziert.
Dass die Borreliose sich sehr wohl auch sehr atypisch präsentieren kann, zeigte uns u.a. der Fall einer über 80 jährigen Dame, die aufgrund einer Borrelien - Infektion und Beteiligung ihres zentralen Nervensystems innerhalb weniger Monate kaum mehr gehen konnte, inkontinent wurde und dement wurde und ins Pflegeheim gebracht hätte werden sollen, weil sie sich nicht mehr selbständig versorgen konnte.
Nach Diagnosestellung und entsprechender antibiotischer Behandlung, erholte sich die Patientin sehr rasch und konnte wieder gehen und selbständig nach Hause entlassen werden. Sie lebt bis heute selbständig in ihrer Wohnung.
Sie erlaubte uns Ihren Fall aufzuarbeiten und zu publizieren:
Aboul-Enein et al (2009) Normal pressure hydrocephalus or neuroborreliosis? WMW 159(1-2): 58-61.
Dieser Fall lehrt uns vor allem, dass vor jeder Therapie die richtige Diagnose steht, die sorgfältig und nach allen Regeln der Kunst zu stellen ist.
Ihr,
Facharzt für Neurologie und Spezialist für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems
Univ.-Prof. Dr. Fahmy Aboulenein-Djamshidian
Facharzt für Neurologie
Spitalsoberarzt
Leiter der Ambulanz für Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems
an der neurologischen Abteilung im SMZ-Ost Donauspital Wien mit
Karl Landsteiner Institut für Neuroimmunologische und Neurodegenerative Erkrankungen des Nervensystems
www.neurologe-in-1010-wien.at