Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Diese Benetzungsstörung der Augenoberfläche entsteht, wenn die Bindehaut und Hornhaut des Auges nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit benetzt werden bzw. die Qualität der Tränenflüssigkeit unzureichend ist.
Weiteres kann eine verstärkte Verdunstung (Evaporation) des Tränenfilms die Ursache sein. Es wird angenommen dass 20-30% der Weltpopulation mit trockenen Augen leiden.
Das „trockene Auge“ wird in eine hyposekretorische (mangelnde Tränenproduktion) und eine evaporative Form (verstärkte Verdunstung) unterteilt. Die evaporative Form, die durch die Dysfunktion der Meibomdrüsen entsteht, ist die häufigste Form.
Die menschliche Tränen bestehen aus drei Anteilen:
- Den Hauptanteil macht der wässrige Anteil aus, produziert von der Tränendrüse. Je älter wir werden, und insbesondere Frauen in der Menopause produzieren weniger Tränenflüssigkeit.
- Der ölige Anteil wird von den Meibom Drüsen in den Augenlidern erzeugt. Er schützt den wässrigen Anteil vor der Evaporation.
- Der dritte Anteil, die Goblet Zellen halten die Tränenflüssigkeit durch Mucinsekretion zusammen. Kommt es zu einem Ungleichgewicht dieser Bestandteile, entstehen Beschwerden.
Beim trockenen Auge kommt es zu einer Entzündungsreaktion der Augenoberfläche.
Was sind die Symptome des trockenen Auges?
- Fremdkörpergefühl
- Die Augen brennen und jucken
- Stechendes Gefühl
- Rötung, Brennen, Kratzgefühl
- Lichtscheu
- Verschwommen sehen
- Sekretbildung: speziell morgens nach dem Aufwachen, Krustenbildung
- Kontaktlinsenunverträglichkeit
- Geschwollene Augenlider
- Beschwerden am Bildschirm
- Unverträglichkeit von Kosmetika
- Schmerzen bei Luftzug, im Flugzeug oder in rauchiger Luft
- „Müde Augen“, Bedürfnis die Augen geschlossen zu halten
Auch ständig tränende Augen können paradoxerweise ein Hinweis auf einen gestörten Tränenfilm und trockene Augen sein. Dabei werden als Schutzreaktion vermehr Tränen gebildet, diese sind jedoch nicht von adäquater Qualität.
Neben der reduzierten Tränenproduktion bzw. der unzureichenden Qualität der Tränenflüssigkeit, können verschiedene Faktoren die Symptome verstärken oder gar verursachen.
Diese sind Umweltfaktoren: wie etwa der Luftzug von Klimaanlagen oder Bildschirmarbeit.
Im Rahmen von Erkrankungen wie Rheuma, Sjögrens, Rheumatoide Arthritis und Akne rosacea kann die Keratokonjunktivitis Sicca auftreten.
Medikamente die uU ein trockenes Auge verursachen: Antihistaminika, Kontrazeptiva, Expektorantien, Anticholinergika, Beta-Blocker, Ergotamin (Migrainetabletten), Isotretinoin (für Akne), Östrogene, Antidepressiva, Diuretika.
Wieso sind die Tränen so wichtig für das Auge?
Der Tränenfilm schützt, durch seine keimabtötende Stoffe, das Auge vor Infektionen.
Auch wird der für die Hornhaut notwendige Sauerstoff über den Tränenfilm aus der Luft bezogen. Mangelnde Tränenflüssigkeit führt zu einer Notversorgung der Hornhaut über vergrösserte Gefässe aus der Bindehaut.
Die Augen entzünden sich, werden rot, bei vielen Menschen bereits Morgens, begleitet von Lidschwellung.
Ein trockenes Auge ist oft eine ernstzunehmende Augenerkrankung und sollte durch den Augenarzt diagnostiziert und behandelt werden.
Wieso ist ein gesunder Tränenfilm wichtig für gutes Sehen?
Der Tränenfilm ist die erste Schicht die von Licht getroffen wird.
Damit ein Bild perfekt abgebildet wird muss ein intakter Tränenfilm die Hornhaut bedecken.
Ist der Tränenfilm unterbrochen, bricht das Licht unregelmässig und das Bild wird auf der Netzhaut unfokusiert abgebildet. Das wird als Sehstörung wahrgenommen.
Deswegen sieht man nach dem Augenblinken besser – der Tränenfilm wird erneuert.
Wie wird das trockene Auge behandelt?
Oft ist die Gabe von „künstlichen Tränen / Tränenersatzmitteln“ in Form von Augentropfen in der hyposekretorischen Form ausreichend.
Der Augenarzt kennt die verschiedenen Zusammensetzungen der Tränenersatzmittel und kann gezielt die Ursache der Beschwerden behandeln.
Man sollte darauf achten dass die Augentropfen keine Konservierungsmittel enthalten. Es stehen Augentropfen, Gels und Salben zur Verfügung.
Im Falle der evaporativen Form, wie die Meibomdrüsen-Dysfunktion sind Öl-haltige Augentropfen, Sprays oder Gels indiziert. Dabei sollte auch besonders auf eine richtige und regelmässige Lidrandhygiene geachtet werden.
Antibiotika (Doxycyclin) werden für schwierigere Fälle verwendet. Siehe Blepharitis.
Ausgeprägte Formen des trockenen Auges können mit Medikamente, wie Cyclosporin (Restasis), Pilocarpin Tabletten (Salagen) und Acethylcholin Augentropfen behandelt werden. Selten sind Steroidhaltige Medikamente bei starker Entzündung notwendig.
Eine sehr gute Methode, schwierigere Fälle zu behandeln, sind Punctum plugs.
Dabei werden die Tränenabflusskanälchen mit einem Silikonstöpsel verschlossen. Die Tränen verweilen dadurch länger auf dem Auge.
In seltenen Fällen können Augentropfen aus Eigenblut hergestellt werden.
Die erfolgreichen Behandlung des trockenen Auges erfolgt oft in mehreren Schritten bis die optimale Behandlungsstrategie gefunden wird.
Patienten sollten Geduld aufweisen um die oft häufigeren Kontrollen und Therapieumstellungen zu bewältigen.
Was kann ich tun?
- Viel Wasser trinken. Das fördert die Tränenproduktion.
- Nicht Rauchen.
- Ausreichend Schlafen und Stress reduzieren.
- Lidmassage durchführen. Dadurch wird die ölige Sekretion angeregt und eventuelle Liddrüsenentzündungen behandelt.
- Oft Blinken wenn man vor dem PC sitzt.
- Konstervierungsmittelfreie Tränenersatzmittel verwenden.
- Alkoholreduktion.
Wann kann ich mit den Augentropfen aufhören?
Das trockene Auge ist eine chronische Langzeiterkrankung. Die Tropfen werden (mehr oder weniger) für immer genommen. Durch eine regelmässige und gute Lidmassage kann die Häufigkeit des Eintropfens reduziert werden.
Bildschirmarbeit: kann Aufgrund der reduzierten Blinkfrequenz, trockene Augen verursachen.
Auch befinden sich die meisten Büros in überwiegend trockenen, klimatisierten oder gar verrauchten Räumen. In dem englischsprachigen Gebieten wird deshalb vom „Office Eye Syndrome“ gesprochen.
Durch jeden Lidschlag, bildet das Augenlid einen neuen Tränenfilm auf unser Auge. Vergessen Sie nicht zu blinken!