Zusammenfassung
Computergestützte Implantologie, 3D Implantologie, Computernavigierte Implantologie
Definition: digitales Verfahren zur Vorplanung und Abstimmung von Implantaten und Zahnersatz
Ablauf einer Computergestützten Implantation beim Zahnarzt: DVT-Röntgen, virtuelle Darstellung am Monitor, Anpassen einer Bohrschablone für das Setzen der Implantate, Implantation
Operationstechnik: Schlüsselloch-Technik
Vorteile: Risikominimierung, Verbesserung der Implantat-Prothetik, Sicherheit und Präzision durch navigierte Implantation mit Bohrschablone, weniger Blutungen, Schwellungen und Schmerzen, kürzere OP-Zeit
Nachteile: etwas höhere Strahlenbelastung, höhere Kosten
Was ist Computergestützte Implantologie?
Unter Computergestützter Implantologie (3D Implantologie) versteht man in der Zahnmedizin ein digitales Verfahren, bei dem das Einbringen von Zahnimplantaten schon vor der Operation am Computer geplant wird. Basis dafür ist eine 3D Röntgenaufnahme, die vom einem Digitalen Volumen Tomographen (DVT) erstellt wird und auf dem die gesamte Mundsituation aus allen Perspektiven sichtbar ist. In dem 3D Bild können Sitz und Optik des späteren Zahnersatzes und danach die Implantate dreidimensional geplant werden, wobei der ideale Sitz im Kieferknochen festgelegt werden kann. Auf Grundlage dieser Planung können dann Bohrschablonen für die eigentliche Implantation hergestellt werden, die es erlauben, die Implantate im operativen Eingriff passgenau in die vorgeplante Position einzubringen.
Die computergestützte Implantologie ist eine Weiterentwicklung der konventionellen Implantologie und eignet sich besonders für problematische Zahn- und Kiefersituationen und zur Feststellung, ob ausreichend Knochensubstanz in entsprechender Qualität vorhanden ist. Das ist notwendig, weil Knochenvolumen und Knochenqualität mitbestimmen, welches Implantatsystem und welche Implantate in welcher Anzahl, Länge und Durchmesser gesetzt werden sollen, wie sie im Knochen positioniert sein müssen und welcher Zahnersatz infrage kommt.
Wie läuft Computergestützte Implantation beim Zahnarzt ab?
Im Prinzip wird in vier Schritten vorgegangen:
- Zunächst wird der Behandlungsplan gemeinsam mit dem Patienten festgelegt.
- Es folgt die Anfertigung eines DVT-Röntgens.
- Danach werden der spätere Zahnersatz und die Implantation exakt geplant und eine Bohrschablone, die die genaue Implantatposition festlegt, wird hergestellt.
- Schließlich erfolgt in einem vierten Schritt die eigentliche Implantation, bei der der Zahnarzt mithilfe der Bohrschablone die Implantate genau an die Stelle setzen kann, an der sie optimal positioniert sind.
Was die Planung von Zahnimplantaten mittels 3D betrifft, so erfordert sie eine enge Zusammenarbeit von Zahnarzt und Zahntechniker, die beide auf digitale 3D Verfahren spezialisiert sein sollten.
Was sind die Vor- und Nachteile von Computergestützter Implantation?
Grundsätzlich hat die 3D Implantologie zahlreiche Vorteile, welche die Nachteile für die meisten Patienten überwiegen. Besonders geeignet ist die Computergestützte Implantation dann, wenn der Patient oder die Patientin schwierige Ausgangsbedingungen im Kiefer hat. Das können zum Beispiel empfindliche Strukturen sein, die bei der 3D Implantation umgangen werden können. Ein anderes Beispiel ist bereits abgebauter Kieferknochen. Diese Ausgangslage führt bei konventioneller Implantation oft dazu, dass ein Knochenaufbau (Sinuslift) gemacht werden muss. Da aber 3D Röntgenaufnahmen auch die Knochensituation millimetergenau darstellen, wird es möglich, den noch vorhandenen Knochen optimal auszunützen. Das Implantat kann dann unter Einsatz spezieller Implantationssysteme und -techniken zum Beispiel schräg in den Kieferknochen eingesetzt werden.
Die Vor- und Nachteile im Einzelnen sind:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Risikominimierung: Die Vorgehensweise bietet größtmögliche Sicherheit für die Implantation. Das Risiko, dass Zahnwurzeln, Nachbarzähne, Kieferhöhlen oder Nerven bei der Implantation beschädigt werden, ist minimal. | Höhere Strahlenbelastung: Die Strahlen-Dosis bei DVT ist etwas höher als bei konventionellem Röntgen. |
Verbesserung der Implantat-Prothetik: Funktion und Ästhetik der Implantatversorgung werden vorhersehbar, denn schon vor dem Einsetzen der Implantate wird der ideale Zahnersatz auf den Implantaten geplant und provisorisch im Dentallabor angefertigt. Zudem können so behandelte Patienten oft schon am Operationstag mit Zahnersatz, Kronen oder Prothesen ausgestattet werden. | Höhere Kosten: Computergestützte Implantationen sind teurer als konventionelle Implantationen. |
Sicherheit und Präzision durch navigierte Implantation mit Bohrschablone: Beim chirurgischen Eingriff wird der Zahnarzt navigiert: Die Bohrschablone führt den Bohrer exakt zur korrekten Position. | |
Minimal-invasive Implantation: Durch die exakte Steuerung ergeben sich weniger Blutungen, Schwellungen und Schmerzen. | |
Kürzere Operationszeit |
Welche Operationstechnik wird angewendet?
Bewährt als Operationstechnik hat sich die minimal-invasive Schlüsselloch-Technik. Dabei wird der Eingriff – anders als bei einer offenen Operation – durch einen endoskopischen Zugang direkt durch das Zahnfleisch durchgeführt, und der Zahnarzt muss nur minimale Einschnitte setzen.
Das bedeutet weitaus größere Schonung für den Patienten. Zudem kommt es zu einer schnelleren Wundheilung der frisch eingesetzten Implantate und ein eventuell benötigter Knochenaufbau kann oft entfallen bzw. zusammen mit der Implantation in einer Sitzung durchgeführt werden.
FAQ
Experten empfehlen die 3D Implantologie vor allem für Patienten, die ein besonders geringes Knochenangebot im Kiefer oder eine andere komplizierte Ausgangslage haben.
Sogenannte 3D Digitale Volumen-Tomographen (DVT) sind Computer-Tomographen der neuesten Generation, die ein dreidimensionales Bild der Mundhöhle inklusive aller anatomischen Strukturen erstellen können. Die Erstellung eines solchen Röntgens dauert ein bis zwei Minuten.
Bei DVT Verfahren ist die Strahlenbelastung für den Patienten etwas höher als beim konventionellen Kieferröntgen. Aber: Bei einem DVT-Röntgen ist der Patient während einer Aufnahme nur rund 70 Sekunden den Röntgenstrahlen ausgesetzt und es gibt hierzulande zahlreiche Schutzmaßnahmen, um die aufgenommene Strahlendosis zu reduzieren.
Entscheidend ist eine perfekte Kooperation des implantologischen Planungsteams. Das heißt auch, dass der digitale Workflow zwischen Zahnarzt und Zahntechniker funktionieren muss.
Volkmann A et al: 3D-Analyse-Verfahren zur Implantatchirurgie-Planung ? Teil 1, Dentale Implantologie und Parodontologie Magazin, 13.10.2017, https://www.dimagazin-aktuell.de/implantologie/3-d-planung/story/3d-analyse-verfahren-zur-implantatchirurgie-planung—teil-1__5804.html, Abruf Jänner 2023
Flügge T: Die digitale Prozesskette in der Implantologie, Zahnmedizin up2date 6·2019, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0655-8104.pdf, Abruf Jänner 2023
https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/implantologie/3d-implantologie/, Abruf Jänner 2023
https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/implantologie/3d-implantologie/3d-implantatdiagnostik/, Abruf Jänner 2023
https://dentolo.de/ratgeber/3d-implantologie/, Abruf Jänner 2023
https://implant24.com/computergestuetzte-3d-implantatplanung-die-vorteile/, Abruf Jänner 2023