Wenn die Arbeit eintönig ist, wirkt es, als ob die Zeit stehen bleibt. Wird man hingegen geistig gefordert, vergeht die Zeit gefühlt wie im Flug. Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund haben nun gezeigt, dass die Beziehung zwischen der Auslastung des Arbeitsgedächtnisses und der Zeitwahrnehmung auch andersherum bestehen kann.
Dazu haben sie Anzeigen zur Dauer der verstrichenen Zeit beschleunigt oder verlangsamt, ohne dass die Versuchspersonen davon wussten. An der Studie haben 30 Versuchspersonen teilgenommen. Sie sollten am PC komplexe Arbeitsgedächtnisaufgaben lösen. Zwischen den Aufgabenblöcken wurden die Versuchspersonen nach ihrer eigenen Leistung gefragt. Auf dem PC wurde nebenbei die Uhrzeit eingeblendet. Dabei handelte es sich zu Beginn des Versuchs um die tatsächliche Uhrzeit. Im weiteren Verlauf wurde eine um 20 Prozent beschleunigte sowie eine um 20 Prozent verlangsamte Uhrzeit eingeblendet. Je nach Gruppenzuteilung wurde zuerst die schnellere oder die langsamere Uhrzeit angezeigt. Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen die Arbeitsgedächtnisaufgaben während des Blocks mit der schnelleren Uhr signifikant besser bearbeiteten. Zusätzlich war die Theta-Aktivität während des Blocks mit der experimentell beschleunigten Uhrzeit deutlich erhöht. Frontale Theta-Wellen werden mit Arbeitsgedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozessen in Verbindung gebracht.
Die Studie zeigt, dass bereits kleine, äußere Veränderungen die Leistung des Arbeitsgedächtnisses beeinflussen können. Diese Erkenntnis könnte zum Beispiel für die Arbeitsplatzgestaltung relevant sein, etwa wenn es um die Frage geht, ob sich die bloße An- oder Abwesenheit von zeitlichen Informationen auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Weitere Forschung ist jedenfalls nötig.
Referenzen:
TU Dortmund
Boosting working memory with accelerated clocks. NeuroImage 2021; https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1053811920310867