Krebszellen
Foto:pinkeyes/Shutterstock

Wie Krebszellen aus Tumoren entkommen

Körperzellen versuchen zu flüchten, wenn sie im Gedränge vieler Zellen „eingekesselt“ werden. Ein Wissenschaftler der St. Anna Kinderkrebsforschung hat nun gemeinsam mit Kollegen entdeckt, dass der Zellkern diese Art „Fluchtreflex“ auslöst. Dieser wird aktiv, sobald der von außen ausgeübte Druck den Zellkern zu sehr komprimiert.

Wenn Zellen so stark zusammengedrückt werden, dass der Kern physisch deformiert wird, entfalten sich die Kernmembranen und dehnen sich aus. Diese Veränderungen werden von spezialisierten Proteinen erkannt und aktivieren die zelluläre Kontraktion. Diese Fähigkeit, kontraktile Kräfte zu entwickeln, hilft der Zelle, sich in einem „Fluchtreflex“-Mechanismus aus ihrer komprimierenden Mikroumgebung herauszudrücken. Der Zellkern funktioniert dabei als „Messregler“ und benutzt die Ca2+-abhängige Phospholipase als Signalmolekül um weitere Prozesse in Gang zu setzen. Erstautor Dr. Alexis Lomakin: „Basierend auf unseren Daten könnte die Herunterregulierung der cPLA2-Aktivität in Tumorzellen deren Fähigkeit beeinträchtigen, dem Primärtumor zu entkommen und an entfernte Stellen zu metastasieren – indem es die Produktion von Arachidonsäure (ARA) verhindert, was sich in der Folge auf die Zellwanderung, das Wachstum und das Überleben der Zellen auswirkt.“ 

Zellen können ARA jedoch auch aus ihrer Umgebung gewinnen. Die westliche Ernährung ist eine potente Quelle für Omega-6-Fettsäuren wie ARA. Eine Einschränkung der Fettzufuhr und die Aufnahme von Omega-3- anstelle von Omega-6-Fettsäuren könnte mit cPLA2-Inhibitoren synergistisch wirken, um das Entkommen von Tumorzellen einzuschränken.

Die Messung starker Kerndeformationen könnte auch dazu benutzt werden, um das Metastasierungspotenzial und die Resistenz gegen Chemo- und Immuntherapie vorhersagen.

Referenzen:

St. Anna Kinderkrebsforschung; King’s College London; Institute Curie Paris; ETH Zürich Basel

The nucleus acts as a ruler tailoring cell responses to spatial constraints; Science 2020; DOI: 10.1126/science.aba2894  https://science.sciencemag.org/content/370/6514/eaba2894

#krebs #metastasierung #tumore #zellmechanik #zellkern #cPLA2 #arachidonsäure #fettsäuren  #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Ciprofloxacin Tabletten

Ciprofloxacin: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum, das gegen verschiedene bakterielle Infektionen wirkt. Ärzt:innen verschreiben es vor allem bei Harnwegs-, Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen. Aufgrund möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen wird es nur dann eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht helfen oder nicht geeignet sind.

Frau mit Antibiotika-Tabletten in der Hand

Amoxicillin: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Amoxicillin ist eines der am häufigsten verschriebenen Antibiotika. Es wird zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen eingesetzt und ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder geeignet. Doch wie genau wirkt Amoxicillin, wann wird es verschrieben und was muss bei der Einnahme beachtet werden?

Antibiotika & Sonne

Antibiotika und Sonne: Was zu beachten ist

Antibiotika sind wichtige Medikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen. Allerdings können einige Antibiotika in Kombination mit Sonnenlicht unerwünschte Hautreaktionen auslösen.

Antibiotika und Milchprodukte

Antibiotika und Milchprodukte: Die wichtigsten Informationen

Antibiotika sind wichtige Medikamente, die erfolgreich zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt werden. Allerdings können bestimmte Lebensmittel ihre Wirksamkeit beeinträchtigen.