Alle Blutzellen des menschlichen Körpers entstehen im Knochenmark und gehen aus sogenannten Blutstammzellen hervor. Diese Zellen, die sich fortwährend teilen und weiterentwickeln können und sich unter anderem auch aus dem Nabelschnurblut isolieren lassen, werden auch für lebensrettende Transplantationsbehandlungen eingesetzt.
Aufgrund ihrer begrenzten Verfügbarkeit hat man versucht, diese Zellen aus noch früheren Zelllinien (pluripotenten Stammzellen) herzustellen. Dies scheiterte aber daran, dass über Blutvorläuferzellen einfach noch zu wenig bekannt ist. Ein internationales ForscherInnen-Team hat es nun jedoch geschafft, einen genauen Fahrplan zu erstellen, der jeden Schritt der Entwicklung von Blutstammzellen im menschlichen Embryo beschreibt. Dieser hilft nun dabei, die grundlegenden Unterschiede zwischen allen Zelltypen besser zu verstehen und gibt auch Anleitungen dazu, welche Zellen sich für bestimmte medizinische Interventionen eignen könnten.
Grundsätzlich beginnt die Entwicklungsreise der unreifen Blutstammzellen in der Blutgefäßwand, so die ForscherInnen. Ähnlich einem Lehrling bildet sich die Blutstammzelle dann an unterschiedlichsten Orten weiter. Von der Aorta reist sie bis ins Knochenmark. In der Leber erlernt sie ihre besondere Teilungsfähigkeit.
Das Wissen um die genaue Reise der Blutstammzellen könnte nun als „Rezept“ für die Herstellung transplantierbarer Blutstammzellen im Labor herhalten. Die Kartierung hilft auch dabei, bestimmte Krankheitsbilder besser zu verstehen. Etwa warum manche Blutkrebsarten, die bereits im Mutterleib entstehen, aggressiver sind als solche, die nach der Geburt auftreten.
Referenz:
University of California, UCL, Uni Tübingen, MCRI Parkville, NMI Reutlingen
Mapping human haematopoietic stem cells from haemogenic endothelium to birth, Nature 2022; https://www.nature.com/articles/s41586-022-04571-x