Zusammenfassung
Wechselwirkungen Medikamente – Lebensmittel
Lebensmittel, die häufig zu Wechselwirkungen führen: Grapefruit, Milch, Milchprodukte, Tee, Kaffee, koffeinhaltige Getränke, Alkohol, Vitamin-K-reiche Lebensmittel (grünes Gemüse, Eier, Leber, Herz, Getreide), ballaststoffreiche Lebensmittel, Tyraminhaltige Lebensmittel (gereifter Käse, Salami, Bier, Wein), fettreiche Speisen
Arten von Wechselwirkungen: Verminderung der Wirksamkeit eines Medikaments; Verstärkung der Wirkung eines Medikaments
Wechselwirkungen vermeiden: Gespräch mit Arzt, Ärztin, Apotheker:in, Beipackzettel genau lesen, Medikamente mit Leitungswasser einnehmen, Zeitpunkt der Einnahme beachten, ggf. Symptome beobachten
Was sind Wechselwirkungen?
Verschiedene Medikamente können einander in ihrer Wirkung beeinflussen, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden. Ebenso können solche Interaktionen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln auftreten. In diesen Fällen spricht man von Wechselwirkungen. Diese können die Wirkung eines Medikaments verstärken, abschwächen oder unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen.
Warum sind Wechselwirkungen gefährlich?
Wechselwirkungen können aus verschiedenen Gründen gefährlich sein:
- Verminderte Wirksamkeit eines Medikaments: Wechselwirkungen können den Effekt eines Medikaments verringern. Das Medikament wirkt also nicht so gut und im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Scheitern der Therapie kommen.
- Verstärkte Wirkung eines Medikaments: Wechselwirkungen können den Effekt eines Medikaments verstärken. Das ist zwar manchmal erwünscht (z. B. in der Schmerztherapie), aber in anderen Fällen kann das gefährlich sein, da es zu vermehrten Nebenwirkungen führen kann, und im Extremfall sogar zu einer Vergiftung.
Welche Lebensmittel verursachen häufig Wechselwirkungen mit Medikamenten?
Es gibt zahlreiche Lebensmittel, die Wechselwirkungen mit Medikamenten auslösen können. Zu den wichtigsten gehören:
- Grapefruit
- Milch und Milchprodukte
- Ingwer
- Knoblauch
- Proteinreiche Lebensmittel
- Fette Speisen
- Tyraminhaltige Lebensmittel
- Tee und Kaffee
- Alkohol
Wie beeinflussen Milchprodukte die Wirkung von Medikamenten?
Milch und Milchprodukte enthalten Kalzium und dieses sogenannte Mengenelement bildet im Magen-Darm-Trakt mit verschiedenen Medikamenten schwer lösliche Verbindungen, die nicht ins Blut aufgenommen werden können. Der Transport der Medikamente ist also gehemmt. Die Folge ist, dass sie schwächer oder gar nicht wirken. Das gilt zum Beispiel für bestimmte Antibiotika, Medikamente gegen Osteoporose oder Schilddrüsen-Präparate.
Welche Rolle spielt Grapefruitsaft bei Wechselwirkungen?
Grapefruitsaft enthält den Bitterstoff Furanocumarin. Dieser beeinflusst den Abbau und Transport von Medikamenten im Körper. Die Wechselwirkungen können in zwei Richtungen stattfinden:
- Verstärkte Wirkung: Manche Medikamente wirken stärker, wenn sie zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden.
- Geschwächte Wirkung: Andere Medikamente werden in ihrer Wirkung geschwächt.
Wechselwirkungen zwischen Grapefruitsaft und Medikamenten sind häufig und betreffen beispielsweise:
- Cholesterinsenker (z.B. Statine)
- Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen
- Schmerzmittel
- Ballaststoffreiche Lebensmittel
- Beruhigungsmittel und andere Psychopharmaka
- Medikamente gegen Schilddrüsenerkrankungen
- Anti-Baby-Pille
Warum sollten bestimmte Medikamente nicht mit Alkohol kombiniert werden?
Alkohol interagiert auf unterschiedliche Weise mit bestimmten Medikamenten und kann die Wirkung, Freisetzung, Verteilung und Verstoffwechselung der Arzneimittel verändern. Diese Wechselwirkungen können im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.
- Verstärkung der Wirkung: Besonders gefährlich ist die Kombination von Opiaten, Schlaf- und Beruhigungsmitteln mit Alkohol. Diese Kombination kann zu einer Wirkungsverstärkung der Medikamente führen, die starke Benommenheit, Schwindel, Schläfrigkeit und im Extremfall Koma verursacht.
- Magen-Darm-Geschwüre und Magenblutungen: Bestimmte Schmerzmittel in Verbindung mit Alkohol haben ein hohes Risikopotenzial für die Entwicklung von Magen-Darm-Geschwüren und Magenblutungen sowie Leberschädigungen.
- Überdosierung bei Retard-Präparaten: Retard-Präparate, deren Wirkstoffe normalerweise nach und nach freigesetzt werden, können unter dem Einfluss von Alkohol plötzlich alle Wirkstoffe auf einmal freisetzen. Dies kann zu einer gefährlichen Überdosierung führen.
Auch Herzmedikamente, Arzneimittel für Diabetiker, Antidepressiva, Neuroleptika, Antikonvulsiva, Antihistaminika, Muskelrelaxantien, Antirheumatika, Antiparkinson-Medikamente, bestimmte Antibiotika oder Mittel gegen Pilzinfektionen sollten nicht mit Alkohol zusammen eingenommen werden.
Wie können koffeinhaltige Getränke Wechselwirkungen verursachen?
Das in Kaffee, Tee, Cola und Energydrinks enthaltene Koffein kann durch seine anregende Wirkung auf das zentrale Nervensystem den Effekt von beruhigenden Substanzen abschwächen. Dies betrifft insbesondere einige Beruhigungsmittel und bestimmte Antihistaminika, deren Wirkung durch Koffein neutralisiert werden kann. Andererseits können Medikamente, die selbst anregend wirken, wie manche Asthmapräparate, durch Koffein verstärkt werden.
Dies kann zu Nebenwirkungen wie Herzrasen, Nervosität, Schlaflosigkeit und Herzrhythmusstörungen führen. Zusätzlich können bestimmte Medikamente die Wirkung von Koffein verstärken. Zu diesen gehören bestimmte Antibiotika wie Gyrasehemmer, orale Verhütungsmittel und bestimmte Kortisonpräparate.
Was ist bei ballaststoffreichem Essen in Kombination mit Medikament zu beachten?
Ballaststoffe sind gesund und wichtig für eine ausgewogene Ernährung, können jedoch die Aufnahme bestimmter Medikamente beeinträchtigen. Dies geschieht, weil Ballaststoffe die Wirkstoffe im Magen-Darm-Trakt binden und so deren Resorption im Körper verzögern oder verringern können Besonders betroffen sind manche Schmerzmittel, bestimmte Antibiotika, einige Schilddrüsen-Präparate, bestimmte Antidepressiva, Metformin zur Diabetes-Behandlung und Digoxin, das bei Herzinsuffizienz eingesetzt wird.
Auf ballaststoffreiches Essen muss jedoch nicht verzichtet werden. Man kann die Wechselwirkungen minimieren, indem man die Medikamente nicht direkt vor oder während einer ballaststoffreichen Mahlzeit einnimmt.
Was ist bei fettreichem Essen in Kombination mit Medikamenten zu beachten?
Fettreiches Essen kann die Aufnahme und Wirkung mancher Medikamente auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Zum einen wird dadurch die Magenentleerung verzögert, wodurch das Medikament länger im Magen verbleibt und langsamer aufgenommen werden kann. Dies kann zu einer Verringerung der Wirkstoffkonzentration im Blut führen. Andererseits können Fette die Aufnahme fettlöslicher Medikamente im Darm erhöhen, was zu Überdosierung und Nebenwirkungen führen kann. Schließlich wird auch der Abbau von Medikamenten durch fettreiche Mahlzeiten beeinträchtigt, da die Fettverarbeitung Leber und Darm belastet.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei manchen Medikamenten die Einnahme mit einer fettreichen Mahlzeit erforderlich ist, damit sie besser vom Körper aufgenommen werden können.
Was ist beim Verzehr von grünem Gemüse zu beachten?
Salat, Spinat, Brokkoli und andere grüne Gemüsesorten enthalten viel Vitamin K, das für die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren verantwortlich ist. Wenn zu viel Vitamin K aufgenommen wird, kann sich die Wirksamkeit von gerinnungshemmenden Medikamenten wie Warfarin verringern. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man auf grünes Gemüse verzichten muss, wenn man solche Medikamente einnimmt. Grünes Gemüse ist erlaubt, solange man auf eine ausgewogene Ernährung achtet.
Was ist bei Tyraminreichen Lebensmitteln wie gereiftem Käse oder Salami zu beachten?
Gereifter Käse, Salami, Bier, Wein und andere Lebensmittel, die länger gelagert werden, enthalten Tyramin, ein sogenanntes biogenes Amin. Tyramin wird im Körper durch das Enzym Monoaminoxidase (MAO) abgebaut. Bei der Einnahme bestimmter Antidepressiva, insbesondere MAO-Hemmer, gibt es jedoch Wechselwirkungen, da diese Medikamente das Enzym blockieren. Dies unterdrückt den Abbau von Tyramin, was zu einem Anstieg des Tyramin-Spiegels im Blut führt. Dieser erhöhte Tyramin-Spiegel kann zu Kopfschmerzen und einem massiven Blutdruckanstieg führen.
Wie kann man Wechselwirkungen mit Lebensmitteln vermeiden?
- Information einholen: Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin oder in der Apotheke über mögliche Wechselwirkungen, wenn Sie Medikamente einnehmen müssen.
- Beipackzettel lesen: Lesen Sie den Beipackzettel genau. Auch er enthält Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit Lebensmitteln.
- Mit Leitungswasser einnehmen: Nehmen Sie Ihre Medikamente, sofern nicht anders vorgeschrieben, immer mit Leitungswasser ein.
- Einnahmeanweisungen befolgen: Halten Sie sich an die Anweisungen über den Zeitpunkt der Einnahme Ihrer Medikamente.
- Symptome überwachen: Achten Sie auf Symptome, wenn Sie nach der Einnahme von Medikamenten Nebenwirkungen bemerken, die mit Lebensmitteln in Verbindung gebracht werden können, und sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder Ihrem Apotheker oder Ihrer Apothekerin darüber.
FAQ
Zu den Lebensmitteln, die häufig Wechselwirkungen mit Medikamenten verursachen, zählen vor allem Grapefruitsaft, Milch und Milchprodukte, Tee, Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke, Alkohol, aber auch kalziumhaltiges Mineralwasser, Ballaststoffe, fettreiche Speisen, tyraminhaltige Lebensmittel und proteinreiche Nahrungsmittel.
Grapefruitsaft kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen, weil er Inhaltsstoffe enthält, die den Abbau bestimmter Medikamente in der Leber hemmen. Das führt dazu, dass die Wirkstoffkonzentration des Medikaments im Blut ansteigt, was zu mitunter schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann. Medikamente, die man nicht mit Grapefruitsaft zusammen einnehmen sollte, sind etwa bestimmte Cholesterinsenker (Statine), Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und andere Psychopharmaka, Medikamente gegen Schilddrüsenerkrankungen oder die Anti-Baby-Pille.
Da Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie grünes Gemüse, Leber, Herz, Eier und Getreide die gerinnungshemmende Wirkung von Blutverdünnern abschwächen können, ist hier Vorsicht geboten, und man sollte diese Lebensmittel nicht übermäßig zu sich nehmen oder die Ernährung plötzlich einseitig auf eine Vitamin-K-reiche Diät umstellen. Ganz verzichten muss man darauf aber nicht. Die Experten empfehlen eine abwechslungsreiche ausgewogene Mischkost.
Ja. Einige Kräuter können die Wirkung von bestimmten Medikamenten verändern. So schwächt etwa Johanniskraut die Wirkung mancher Blutverdünner, bestimmter Krebsmedikamente, Mittel gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten und der Anti-Baby-Pille ab und darf auch nicht mit anderen Antidepressiva zusammen eingenommen werden. Andere Kräuter, die zu Wechselwirkungen mit Medikamenten führen können, sind zum Beispiel Baldrian, Kamille, Ginkgo oder Mariendistel.
Ja. Ein Beispiel ist Grapefruitsaft, der ein bestimmtes Enzym im Körper hemmt, sodass Medikamente, die darüber abgebaut werden, eine Wirkungsverstärkung erfahren. So kann es zu gefährlichen Überdosierungen kommen.
https://www.gelbe-liste.de/arzneimitteltherapiesicherheit/nahrungsmittel-interaktionen, Abruf Juni 2024
https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/Oeffentlichkeitsarbeit/Sicher_is_s_t_sicher/TdA_2014_Kurztexte_zu_acht_Wechselwirkungen.pdf, Abruf Juni 2024
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https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2010/03_10/EU03_2010_150_153.qxd.pdf, Abruf Juni 2024
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-30-2014/vertraegt-sich-das, Abruf Juni 2024