Frau mit vielen Tabletten in der Hand
Foto: AlexandrMusuc/shutterstock

Wechselwirkungen und Medikamente

Wenn man zwei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnimmt, können diese sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen. Zudem gibt es auch Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln sowie Krankheiten. Lesen Sie hier, welche Arten von Wechselwirkungen man unterscheidet, welche Auswirkungen sie haben können und was Sie tun können, um das Problem zu vermeiden.

Zusammenfassung

Medikamentenwechselwirkungen

Definition: gegenseitige Beeinflussung von Arzneistoffen bei gleichzeitiger Gabe

Interaktionen: pharmakokinetische Interaktionen, pharmakodynamische Interaktionen

Arten von Wechselwirkungen: Medikament – Medikament; Medikament – Nährstoffe; Medikament – Krankheit

Häufig betroffen: Ältere Menschen und chronisch Kranke

Wechselwirkungen vorbeugen: Einnahme wie vorgeschrieben, Medikamentenliste führen, Ärzt:innen informieren, Beipacktexte genau lesen

Was sind Wechselwirkungen?

Unter Wechselwirkungen versteht man Interaktionen zwischen Medikamenten. Das bedeutet, dass verschiedene Arzneimittel einander in ihrer Wirkung beeinflussen können, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden. Dies kann mitunter zu schwerwiegenden Folgen führen, da diese Interaktionen die Wirkung eines Medikaments verstärken, schwächen oder verändern und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können.

Neben Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten können auch Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln die Wirkung eines Arzneimittels beeinflussen. Ebenso gibt es Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Erkrankungen, die den Abbau oder die Ausscheidung eines Medikaments im Körper beeinflussen können.

Welche Interaktionen werden unterschieden?

Pharmakokinetische Interaktionen

Davon spricht man, wenn ein Medikament oder Nährstoff die Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechselung oder Ausscheidung eines anderen Medikaments verändert. Ein Beispiel dafür ist Grapefruitsaft, der mit einigen Cholesterinsenkern (Statinen) interagiert. Er hemmt ein bestimmtes Enzym, das den Abbau von Statinen reguliert. Dadurch kann es zu einer höheren Konzentration von Statinen im Blut kommen, was das Risiko für Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen und Leberschädigungen erhöht.

Pharmakodynamische Interaktionen

Diese Wechselwirkungen betreffen den Wirkmechanismus eines Medikaments, also den Wirkeintritt, die Wirkdauer, die Wirkstärke sowie die unerwünschten Nebenwirkungen. Ein Beispiel ist die Wirkverstärkung bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Antidepressiva und Schmerzmedikamente, die beide den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen. Dies kann zu einem sogenannten Serotonin-Syndrom führen, das sich durch Symptome wie Unruhe, Schwitzen und in schweren Fällen lebensbedrohliche Zustände äußert.

Welche Arten von Wechselwirkungen gibt es?

  • Medikament – Medikament: Hierbei beeinflussen sich zwei oder mehr Arzneimittel gegenseitig. Die Wirkung eines Medikaments kann verstärkt, abgeschwächt oder sogar aufgehoben werden, wenn beide oder mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden. Ein Beispiel sind bestimmte Antihistaminika und Schlafmittel, wo es bei der gleichzeitigen Einnahme zu einer Verstärkung der dämpfenden Wirkung kommt.
  • Medikament – Nährstoffe: Ein Nährstoff in einem Lebensmittel, Getränk oder Nahrungsergänzungsmittel kann die Wirkung eines Medikaments verändern. Ein Beispiel ist Alkohol, der die Prozesse im Körper beeinflusst und mit vielen Medikamenten Wechselwirkungen verursacht.
  • Medikament – Erkrankung: Eine Erkrankung kann den Abbau oder die Ausscheidung eines Medikaments im Körper beeinflussen, was zu einer verminderten oder verstärkten Wirkung oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Beispielsweise kann eine Niereninsuffizienz den Abbau von Medikamenten verlangsamen.

Wie kommt es zu Wechselwirkungen?

Der Abbau der meisten Medikamente erfolgt in der Leber durch Enzyme. Wenn ein Medikament das Enzym hemmt, das für den Abbau eines zweiten Medikaments zuständig ist, bleibt das zweite Medikament in höherer Konzentration im Blut, wirkt stärker oder länger und kann stärkere Nebenwirkungen verursachen. Man spricht in diesem Zusammenhang von gehemmtem Abbau.

Ein zu schneller Abbau liegt hingegen vor, wenn das erste Medikament das Enzym erhöht, das für den Abbau des zweiten Medikaments sorgt: Dann wird das zweite Medikament schneller abgebaut, und das kann seine Wirkung verringern.

Daneben gibt es noch andere Möglichkeiten, wie es zu Wechselwirkungen kommen kann. Zum Beispiel bei Medikamente, die im Blut an Proteine gebunden sind oder die über bestimmte Transporter ausgeschieden werden.

Beispiele für häufige Wechselwirkungen

  • Antidepressiva: Viele Antidepressiva interagieren mit bestimmten Betablockern und können deren Verstoffwechselung hemmen. Dies kann zu einer Blutdrucksenkung, verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie) und anderen Nebenwirkungen führen.
  • Schmerzmittel (NSAR): Manche nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) verstärken die Wirkung von Blutverdünnungsmitteln.
  • Johanniskraut: Das häufig zur Stimmungsaufhellung eingenommene Johanniskraut kann die Wirkung der Pille, Hormonspirale und anderer hormoneller Verhütungsmittel verringern.

Wen betreffen Wechselwirkungen am häufigsten?

Vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke sind häufig von Wechselwirkungen betroffen. Sie müssen oft mehrere oder sogar viele Medikamente einnehmen und sind daher einem höheren Risiko ausgesetzt.

Wie kann man Wechselwirkungen vorbeugen?

Um Wechselwirkungen vorzubeugen, ist es wichtig, einen Überblick über alle eingenommenen Medikamente zu haben und diese genau nach den Anweisungen des Arztes oder der Ärztin einzunehmen. Außerdem sollte man die Beipackzettel der Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sorgfältig lesen, da sie Hinweise auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen enthalten. Weiters sollten Medikamente immer mit stillem Wasser eingenommen werden, da es Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln wie Milch, Grapefruitsaft, Tee, Kaffee oder Alkohol geben kann.

Tipps für den Umgang mit Wechselwirkungen:

  • Halten Sie sich genau an die Einnahmevorschriften Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin.
  • Führen Sie eine aktuelle Medikamentenliste, auf der Sie alle eingenommenen Arzneimittel, einschließlich rezeptfreier Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel oder Kräuterprodukte, vermerken.
  • Aktualisieren Sie die Medikamentenliste regelmäßig, insbesondere wenn sich Änderungen ergeben.
  • Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn Ihnen ein neues Medikament verschrieben wird, ob es sich mit Ihren anderen Medikamenten (oder rezeptfreien Mitteln) verträgt und ob es spezielle Anweisungen zur Einnahme in Bezug auf Getränke oder Nahrungsmittel gibt.
  • Wenn Sie von mehreren Ärzt:innen behandelt werden, stellen Sie sicher, dass alle über alle von Ihnen eingenommenen Medikamente Bescheid wissen.

FAQ

Wenn verschiedene Medikamente sich bei gleichzeitiger Einnahme gegenseitig beeinflussen, spricht man von Medikamentenwechselwirkungen. Das betrifft nicht nur ärztlich verordnete Arzneimittel, sondern auch rezeptfreie Medikamente sowie Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel.

Manche Wechselwirkungen können harmlos sein oder nur geringfügige Auswirkungen haben. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von den beteiligten Medikamenten, der Dosis, der Dauer der Einnahme und individuellen Gesundheitszuständen. Dennoch ist es wichtig, Wechselwirkungen ernst zu nehmen und gegebenenfalls mit einem Arzt/Ärztin oder Apotheker:in zu besprechen, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Wenn man mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss, ist das oft kein Problem, aber um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Arzt oder Ärztin genau wissen, welche Medikamente man einnimmt und wie diese möglicherweise interagieren. Auch im Beipackzettel findet man Informationen über mögliche Wechselwirkungen.

Nahrungsmittel können Medikamentenwechselwirkungen verursachen. Besonders häufig ist das etwa bei Milch und Milchprodukten, Kaffee, Tee, Alkohol oder Grapefruit der Fall.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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