Zellen

Was zusammengehört, klebt zusammen

Wie sich eine einzelne Zelle zu einem komplexen Organismus entwickelt, das entschlüsselt die Entwicklungsbiologie. Doch eine verzwickte Frage bleibt: Wie entstehen stabile Muster im Körper? Jetzt wurde eine Antwort für das Neuralrohr des Zebrafischs gefunden. In diesem erzeugt die unterschiedliche Klebrigkeit der Zellen, gemeinsam mit der Expression bestimmter Signalmoleküle, stabile Muster. 

Das Neuralrohr, der Vorläufer des zentralen Nervensystems, ist in mehrere Bereiche organisiert, in denen Zellen unterschiedliche Identitäten und Schicksale haben. Während der Entwicklung bewegen sich die Zellen und stören so die strikte Aufteilung in Domänen. Um die Domänen aufrechtzuerhalten sind Signalmoleküle und ein zusätzlicher Mechanismus am Werk: offenbar ist die Adhäsion oder die „Klebrigkeit” von Zellen der Faktor, der Zellen derselben Domäne zusammen und Zellen verschiedener Domänen auseinander hält. Forscher stellten jetzt fest, dass Zellen, die zur selben Domäne gehören, fest aneinanderhaften. Zellen aus verschiedenen Domänen können dagegen leichter voneinander getrennt werden. „Dieser Unterschied in der Bindungskraft kann Sortierprozesse auslösen”, erklären die Forscher, „und der Unterschied in der Klebrigkeit korrespondiert mit einer unterschiedlichen Expression von Adhäsionsproteinen in den Domänen.“

Die verschiedenen Zelltypen exprimieren unterschiedliche Klassen von Cadherinen: N-Cadherin, Cadherin 11 und Protocadherin 19. Wenn die Forscher in diese Expression eingreifen und die Zellen dazu bringen, mehr oder weniger von einem bestimmten Cadherin zu exprimieren, gehen die bevorzugte Adhäsion und die korrekte Zellsortierung verloren.

Referenzen:

IST Austria, Harvard Medical School https://ist.ac.at/de/news/was-zusammengehort-klebt-zusammen/
An adhesion code ensures robust pattern formation during tissue morphogenesis. Science. DOI: https://doi.org/10.1126/science.aba6637

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.

Lichttherapie mit Tageslichtlampe

Lichttherapie: Behandlung, Wirkung und Vorteile

Die Lichttherapie hat sich in den letzten Jahren als erfolgreiche Behandlungsmethode in der Therapie von psychischen Störungen wie der Winterdepression etabliert und wird mittlerweile auch bei anderen Indikationen angewendet. Lesen Sie hier, wie die Methode funktioniert, wie wirksam sie ist, wann mit positiven Effekten zu rechne