Zusammenfassung
Factbox – Vorhautverengung
Phimose: Vorhautverengung; Zustand, bei welchem sich die Vorhaut nicht bzw. nur schwer über die Eichel des Penis zurückschieben lässt
Betroffene: Kinder, Jugendliche und erwachsene Männer (bei Säuglingen und Kleinkindern ein normaler Zustand); allgemein sinkt die Häufigkeit einer Vorhautverengung mit zunehmendem Alter
Formen: Unvollständige Phimose, vollständige Phimose, primäre und sekundäre Phimose
Ursachen: Angeboren (primäre Phimose), Vernarbungen in Folge von Entzündungen und Verletzungen, entzündliche Hauterkrankungen (Lichen sclerosus) u. a.
Mögliche Symptome: Schmerzen, wiederkehrende Entzündungen, Juckreiz, Rötungen, Schwellungen, Probleme beim Wasserlassen u. a.
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung inkl. Inspektion und Tastuntersuchung u. a.
Behandlung: Lokale Anwendung von Salben, Operation (teilweise/vollständige Zirkumzision, Erweiterungsplastik) u. a.
Phimose – Das Wichtigste im Überblick
Bei einer Phimose (Vorhautverengung) lässt sich die Vorhaut (Präputium penis) nicht oder nur schwer und unter Schmerzen hinter die Eichel (Glans penis) des Penis zurückschieben. Dies kann mit der Zeit zu Beschwerden führen und das Risiko für Entzündungen erhöhen.
Was passiert bei einer Vorhautverengung?
Anatomisch lässt sich der Penis in drei Abschnitte gliedern, die Peniswurzel, den Peniskörper und die Eichel (Spitze des Penis), an deren äußerstem Ende die äußere Harnröhrenmündung sichtbar ist. Ferner wird der Penisköper von einer zarten und in der Regel leicht zu verschiebenden Haut umhüllt – der Vorhaut. Von der Haut zieht ein dünnes Bändchen, das Vorhautbändchen (Frenulum praeputii), zur Unterseite der Eichel, welches ein zu starkes Zurückschieben der Vorhaut verhindert. Die Vorhaut selbst, eine doppelte Hautschicht, ist eine Reservefalte für die Verlängerung des Penis bei der Erektion – wenn der Penis versteift und sich verlängert, zieht sich die Vorhaut über die Eichel zurück. Im schlaffen Zustand des Penis liegt die Vorhaut über der Eichel und schützt sie vor Reibung, Austrocknung und Verletzungen.
Eine Phimose kann angeboren oder erworben sein. Im Neugeborenen-, Säuglings- und Kleinkindalter ist eine Phimose ganz normal, da das Epithel der Eichel zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Epithel des inneren Vorhautblattes verklebt ist. Bei etwa 80 bis 90 Prozent* aller Jungen löst sich diese Verbindung zwischen Vorhaut und darunterliegender Eichel allmählich bis zum Ende des dritten Lebensjahrs, sodass die Vorhaut teilweise oder vollständig verschiebbar wird. Bei vielen Jungen ist die Vorhaut auch erst etwas später teilweise oder vollständig verschiebbar; mit sechs, sieben und acht Jahren und auch später haben viele Jungen noch eine zu enge Vorhaut, manchmal kann es auch bis zur Mitte der Pubertät dauern, bis sich die Vorhaut von der Eichel gelöst hat. Der Zeitpunkt des Ablösungsprozesses kann also individuell sehr unterschiedlich sein. Prinzipiell sinkt die Häufigkeit einer Vorhautverengung mit zunehmendem Alter, unter den 16- bis 18-Jährigen ist etwa ein Prozent* von einer Phimose betroffen.
Zusammengefasst kann eine Vorhautverengung Kinder, Jugendliche und erwachsene Männer betreffen, wobei die Häufigkeit einer primären Phimose insgesamt betrachtet, gering ist. Phimosen im Kindes- und Jugendalter sind also fast immer physiologisch (normal) und müssen in der Regel, wenn sie keine Beschwerden verursachen, nicht behandelt werden. Besteht eine Phimose jedoch über einen längeren Zeitraum und verursacht sie Beschwerden, sollte eine entsprechende Behandlung in Betracht gezogen werden.
Phimose – Formen und Ursachen
Unvollständige und vollständige Phimose: Unterschieden werden die unvollständige und die vollständige Phimose. Bei einer unvollständigen (relativen) Phimose lässt sich die Vorhaut nur beim steifen Penis nicht zurückschieben. Bei einer vollständigen (absoluten) Phimose kann die Vorhaut weder im schlaffen noch im steifen Zustand des Penis zurückgeschoben werden.
Paraphimose: Weiters gibt es noch die sogenannte Paraphimose, welche entsteht, wenn die zu enge Vorhaut gewaltsam über die Eichel gezogen wird und nicht mehr zurückgeschoben (reponiert) werden kann. Eine Paraphimose ist ein urologischer Notfall.
Primäre und sekundäre Phimose: Unterschieden werden auch die primäre und die sekundäre Phimose. Bei einer primären (angeborenen) Phimose besteht die Vorhautverengung von Geburt an und es kommt zu keinem (vollständigen) Ablösungsprozess im Laufe des Kindes- und Jugendalters. Die genauen Ursachen hierfür sind unbekannt.
Bei einer sekundären (erworbenen) Phimose entsteht die Vorhautverengung im Laufe des Lebens. Mögliche Ursachen sind Vernarbungen nach Verletzungen, entzündliche Hauterkrankungen (Lichen sclerosus) und andere Entzündungsprozesse im Bereich der Vorhaut, die zu Narbenbildung führen. Verletzungsbedingte Vernarbungen können beispielsweise durch ein gewaltsames Manipulieren beim Versuch, die Vorhaut zurückzuschieben entstehen. Beim Versuch die Vorhaut zu manipulieren und zurückzuschieben ist es also besonders wichtig, sehr behutsam und vorsichtig zu sein.
Welche Symptome verursacht eine Phimose?
Eine Phimose kann, muss jedoch nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Kennzeichnend für eine Phimose ist, dass die Vorhaut nicht oder nur teilweise über die Eichel zurückgezogen werden kann. Versuche die Vorhaut zurückzuschieben sind häufig schmerzhaft. Weitere mögliche Beschwerden sind wiederkehrende Entzündungen im Bereich der Eichel, Schmerzen, Juckreiz, Schwellungen und Rötungen. Nicht selten treten Beschwerden erst dann auf, wenn die Verengung über längere Zeit besteht und es zu Entzündungen im Bereich der Vorhaut kommt. Bei einer ausgeprägten Vorhautverengung kann es zudem zu Problemen beim Wasserlassen kommen – der Harnstrahl kann abgeschwächt sein und zur Seite abweichen und durch den Rückstau von Urin aufgrund der zu engen Öffnung kann sich die zu enge Vorhaut beim Wasserlassen ballonartig aufblähen (Ballonierung). Weiters können Erektionen und Geschlechtsverkehr aufgrund einer Phimose mit Schmerzen verbunden sein.
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom ein Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Phimose auftreten. Im Zweifelsfall sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose einer Vorhautverengung
Ansprechpartner bei einer Phimose sind der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt) und Kinderarzt, welche Patienten bei Bedarf an einen Facharzt zuweisen, und der Facharzt für Urologie.
Im Rahmen der Anamnese erkundigt sich der Arzt nach der Krankengeschichte und den Beschwerden. Informationen darüber, ob sich die Vorhaut noch nie oder erst seit einiger Zeit nicht zurückschieben lässt, zu möglichen vorangegangenen Infektionen der Harnwege oder im Bereich des Penis, zu möglichen vorangegangenen Verletzungen im Bereich des Penis, zu möglichen Beschwerden (Art, Dauer des Bestehens, Ausprägung etc.) und Manipulationen/Versuchen die Vorhaut zurückzuschieben sowie zu weiteren Punkten, ermöglichen es dem Arzt, sich noch vor der körperlichen Untersuchung ein genaueres Bild über die Situation des Patienten zu verschaffen.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird der Penis auf mögliche Veränderungen/Auffälligkeiten (Entzündungszeichen, Vernarbungen etc.) inspiziert und die Vorhaut wird hinsichtlich Zustand, Form und Möglichkeit zur Rückstreifung untersucht. Eine Diagnosestellung ist häufig bereits anhand der Informationen aus der Anamnese und der körperlichen Untersuchung möglich. Unter Umständen werden noch weitere Untersuchungen veranlasst, etwa um mögliche Infektionen zu erkennen und auszuschließen.
Behandlung einer Phimose
Eine enge Vorhaut ist bei Säuglingen und Kleinkindern ein natürlicher Zustand, sodass eine Behandlung, sofern die Vorhautverengung keine Beschwerden verursacht, in der Regel nicht erforderlich ist – in den meisten Fällen wird also abgewartet. Besteht die Phimose über das Kindesalter hinaus und/oder treten Beschwerden auf, kann eine Behandlung in Betracht gezogen werden bzw. je nach Beschwerdebild erforderlich sein. Allgemein gibt es verschiedene Meinungen darüber, wann eine Phimose bei Kindern zu behandeln ist, wobei sich zumeist eine eher abzuwartende Haltung zeigt.
Für die Behandlung einer Vorhautverengung stehen konservative und operative Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung. Wie sich die Behandlung gestaltet hängt vom Alter des Patienten, vom Schweregrad der Phimose, vom Beschwerdebild, von möglichen Vorerkrankungen und anderen Faktoren ab und wird individuell festgelegt.
Konservative Behandlung
Eine nicht-operative Behandlungsmaßnahme besteht in der lokalen Anwendung von Kortisonsalben, mittels welcher versucht wird die Enge zu weiten. Für die Behandlung wird die Salbe über mehrere Wochen täglich aufgetragen, danach kann begonnen werden die Vorhaut vorsichtig zurückzuschieben. Besonders wichtig ist ein behutsames Vorgehen, um Einrisse und Verletzungen zu vermeiden. In vielen Fällen zeigt sich unter der Salbentherapie eine deutliche Verbesserung der Phimose.
Phimose-Operation
Bleibt die Phimose bestehen, kann eine Operation durchgeführt werden. Eine solche kommt prinzipiell dann in Frage, wenn die Vorhautverengung zu Beschwerden führt (wiederkehrende Entzündungen, Probleme beim Wasserlassen, Schmerzen etc.) und wirklich behandlungsbedürftig ist.
Im Rahmen der operativen Behandlung können verschiedene Eingriffe durchgeführt werden. Bei einer sogenannten vollständigen Zirkumzision (vollständige Beschneidung) wird die Vorhaut nach Lösen von der darunterliegenden Haut der Eichel komplett entfernt, sodass die Eichel danach völlig frei liegt. Bei einer subtotalen Zirkumzision (teilweise Beschneidung) bleibt ein Teil der Vorhaut erhalten, es wird also nicht die ganze Vorhaut entfernt. Weiters kann eine sogenannte Erweiterungsplastik – ein vorhauterhaltendes Verfahren – durchgeführt werden, bei welchem die Vorhautenge durch Schnitte, die in spezieller Weise vernäht werden, behandelt wird. Bei Patienten mit Lichen sclerosus ist diese Form der Operation nicht möglich.
Beschneidungen sind in der Regel relativ komplikationsarm, gehen jedoch, wie jede Operation, mit gewissen Risiken einher. Ob und wann eine Operation bei einer Phimose sinnvoll bzw. angezeigt ist, welches Operationsverfahren im Einzelfall geeignet ist und wie sich die Behandlung im Detail gestaltet hängt von der Situation des Patienten ab.
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Phimose, Paraphimose und kongenitale Penisverkrümmung; Steckbrief, Thieme via medici, URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8666387/subject/urologie/prostata+bläschendrüsen+äußeres+männliches+genitale/phimose+paraphimose+und+kongenitale+penisverkrümmung