„Ab einem gewissen Einkommen, bei etwa 50 000 bis 60 000 Euro, spielt Reichtum keine große Rolle mehr“, zu diesem Schluss kamen Forschende und Ökonomen bisher. Dem widerspricht jetzt eine amerikanische Studie. Sie besagt, dass nicht nur die allgemeine Lebenszufriedenheit, sondern auch das tägliche Wohlbefinden mit steigenden Kontozahlen weiter ansteigt.
Der Psychologe Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania befragte für die neue Untersuchung mehr als 33 000 erwerbstätige Erwachsene in den USA an zufälligen Zeitpunkten des Tages via App: „Wie fühlen Sie sich gerade?“. Mit dem Ergebnis, dass Reichtum offenbar doch glücklicher macht als bisher angenommen. Der Hauptgrund dafür scheint zu sein, dass reiche Menschen eher das Gefühl haben, mehr Kontrolle über ihr Leben ausüben zu können. Für dieses Gefühl gibt es auch keinen oberen Grenzwert. Oder der Grenzwert liegt doch um einiges höher als bisher angenommen.
Der deutsche Glücksforscher Jan Delhey, Universität Magdeburg ist vorsichtig, die Befunde auf Europa zu übertragen. Dennoch weist auch eine weitere deutsche Studie darauf hin, dass Millionäre in Deutschland die größte allgemeine Lebenszufriedenheit haben. Allerdings, so Delhey, ist es nicht nur wichtig, wie viel Geld man habe, sondern auch, wofür man es ausgibt: „Hier zeigt die Forschung, dass Erlebnisse glücklicher machen als Güter, weil sie sich weniger abnutzen und durch Vergleiche nicht so leicht entwertet werden können.“ Ebenso macht es glücklich, wenn man Geld nicht nur für sich, sondern auch für andere ausgibt. Und im Einzelfall finden sich ja sowohl kreuzunglückliche Hocheinkommensbezieher als auch Menschen mit geringerem Einkommen und hohem Wohlbefinden.
Referenzen:
University of Pennsylvania, Universität Magdeburg
Pressemitteilung APA 21.1.21; https://science.apa.at/power-search/11111212686031687383
Originalpublikation: Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year, PNAS Jan 26.2021; https://www.pnas.org/content/118/4/e2016976118/tab-article-info