Wenn zur kieferorthopädischen Behandlung eine feste Zahnspange eingesetzt wird, kann es insbesondere am Rand der Flächen, an denen die Apparatur auf dem Zahn angebracht ist, zur Demineralisation des Zahnschmelzes kommen. Aus solchen Schädigungen, die bei festen Zahnspangen in fast der Hälfte aller Fälle auftreten, kann Karies entstehen. Denn selbst in kleinsten Beschädigungen im Zahnschmelz können sich Bakterien ansiedeln, vermehren und weiter ins Zahninnere vordringen.
Sind die Defekte noch in einem frühen Stadium, kann eine neuartige Behandlungsmethode den Prozess stoppen und sogar dazu beitragen, dass der Zahn sich selbst repariert. Das Peptid P11-4 gehört zu den sich selbst organisierenden Peptiden, die eine biologische Matrix bilden. Dieses wird als Flüssigkeit auf den Zahn aufgebracht, füllt die Läsion und sorgt dafür, dass sich Calciumionen und andere Mineralien in der Zahnstruktur einlagern. Auf diese Weise wird der Zahnschmelz remineralisiert. Durchgeführt wurde die Studie an der Philipps-Universität Marburg in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS).
„Durch den Einsatz von P11–4 in Kombination mit einem Fluoridlack konnten wir eine signifikant verbesserte Remineralisation im Vergleich zur alleinigen Anwendung von Fluoriden zeigen,“ fasst Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni von der Philipps-Universität Marburg die Ergebnisse der Studie zusammen, die als herausragender Beitrag zur Forschung und zur Umsetzung der zahnmedizinischen Prophylaxe in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde ausgezeichnet wurde.
Referenzen:
Phillipps-Universität Marburg; Fraunhofer Institut, Halle (Saale)
Impact of self-assembling peptides in remineralisation of artificial early enamel lesions adjacent to orthodontic brackets, Scientific Reports 10,2020; https://www.nature.com/articles/s41598-020-72185-2