Frau an Turngerät (Ringe)
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Schulterschmerzen

Schulterschmerzen kennt (fast) jeder. Dahinter verstecken sich verschiedenste Verletzungen und Erkrankungen für deren Behandlung glücklicherweise zahlreiche konservative und operative Maßnahmen zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung

Fact-Box Schulterschmerzen

Schulterschmerzen: Akute oder chronische Schmerzen im Schulterbereich, die unterschiedlich ausgeprägt sein (leicht, stark, bewegungseinschränkend, ausstrahlend etc.) und verschiedene Ursachen (z. B. akute Verletzungen, chronische Erkrankungen) haben können.

Ursachen: Unfälle (z. B. Anprall, Sturz auf die Schulter oder den Arm), Rotatorenmanschettenruptur, Impingement-Syndrom der Schulter, Ausrenkung, Frakturen (z. B. Oberarmbruch im schulternahen Bereich), Bizepssehnenriss, Entzündung des Schulterschleimbeutels, Schultersteife, Kalkschulter, Abnutzung/Arthrose, Muskelverspannungen und andere krankhafte Veränderungen/ Schultererkrankungen sowie andere Erkrankungen wie z. B. Fibromyalgie 

Beschwerdebild: Akute oder chronische Schmerzen; können rasch nachlassen, wiederkehren oder dauerhaft bestehen; stechender, drückender, ziehender, pochender, dumpfer oder anderweitig charakterisierter Schmerz; lokal oder ausstrahlendend (z. B. in Arm, Nacken); alleine auftretend oder in Begleitung anderer Beschwerden (z. B. Schwellung, Bluterguss, Bewegungseinschränkungen, Steifheit, Kraftverlust in Schulter und Arm)

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung inkl. Inspektion, Tastuntersuchung und verschiedenen Funktionstests (Überprüfung der Beweglichkeit, Stabilitätsprüfungen etc.), Röntgen, CT, MRT und andere Untersuchungen je nach Situation

Therapie: Abhängig von Ursache und Art der Schulterschmerzen (akut, chronisch), Intensität, möglichen Begleitbeschwerden, Alter, Gesundheitszustand, Aktivitätsniveau und anderen Faktoren; konservative und operative Therapiemaßnahmen
Konservative Therapiemaßnahmen: Krankengymnastik, Physiotherapie, Trainingsanpassung, manuelle Therapiemaßnahmen, Tape Techniken, Wärmeanwendungen, Stoßwellentherapie, Salben, entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente (Tabletten, Injektionen) u. a.

Sportunfall, Muskelverspannungen, Impingement-Syndrom, Abnutzung… – Schulterschmerzen können akut oder chronisch auftreten und verschiedene Ursachen haben. Häufig treten sie gemeinsam mit weiteren Beschwerden wie Verspannungen, Schwellung oder Bewegungseinschränkungen auf und führen zu spürbaren Beeinträchtigungen im Alltag. Ursachen, Abklärung, Behandlung – alles Wichtige zum Thema Schulterschmerzen finden Sie hier.

Was sind Schulterschmerzen?

Schulterschmerzen kommen bei Menschen jedes Alters vor. Es handelt sich allgemein um akute oder chronische Schmerzen im Bereich der Schulterregion, die verschiedene Ursachen haben können, darunter z. B. akute Verletzungen wie Auskugelungen, Sehnenrisse und Knochenbrüche im Schulterbereich oder chronische Erkrankungen wie Arthrose.

Schulterschmerzen können alleine auftreten oder in Begleitung anderer Beschwerden wie beispielsweise Bewegungseinschränkungen; sie können leicht ausgeprägt sein oder aber besonders stark in Erscheinung treten, in andere Körperbereiche ausstrahlen und das Alltagsleben merklich beeinträchtigen. Die Therapie hängt von der Art, Ursache und Schwere der Schmerzen, vom Alter und von anderen Faktoren ab.

Schulterschmerzen besser verstehen
Die Schulter setzt sich aus verschiedenen Strukturen zusammen, darunter u. a. Schulterhauptgelenk (Glenohumeralgelenk), weitere Gelenke, Schultergürtel (Schulterblatt, Schlüsselbein), anliegende Muskeln, Sehnen, Bänder und Schleimbeutel. Das Schultergelenk – ein sogenanntes Kugelgelenk – wird aus den knöchernen Elementen des Schulterblattes und des Kopfes des Oberarmes gebildet. Es ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Es ermöglicht, dass wir die Arme in verschiedenen Ebenen und Richtungen abspreizen und anwinkeln sowie nach oben strecken und rotieren können. Dieser außergewöhnlich große Bewegungsumfang des Schultergelenks ergibt sich aus dessen besonderer Bauweise – dem kugelartigen Gelenkkopf, welcher sich in der flachen Gelenkpfanne bewegt und einer komplexen Konstruktion aus Gelenkkapsel, Schleimbeuteln, Bändern und Sehnen, welche das Schultergelenk je nach Struktur stabilisieren, fixieren und bewegen.

Die Führung und Absicherung des Schultergelenks erfolgen vor allem durch die Muskeln der Rotatorenmanschette. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von vier Muskeln (Musculus infraspinatus, M. supraspinatus, M. subscapularis, M. teres minor), die das Schultergelenk gemeinsam mit anderen Strukturen umfassen und einen wesentlichen Beitrag zu dessen Stabilisierung beitragen. Die einzelnen Muskeln sind für die Innen- und Außenrotation sowie für die Abduktion (Wegführung, Abspreizung) des Armes verantwortlich.

Das Schultergelenk ist also besonders beweglich, aufgrund seines Aufbaus gleichzeitig jedoch auch instabiler und anfälliger für schmerzhafte Verletzungen und Erkrankungen.

Schulterschmerzen – Formen und Ursachen

Schulterschmerzen können akut oder chronisch auftreten. Akute Schulterschmerzen treten plötzlich auf, beispielsweise nach einem Unfall oder einem Sturz auf den Arm oder die Schulter, wodurch verschiedene Strukturen geschädigt werden können. Im Gegensatz dazu entwickeln sich chronische Schulterschmerzen über einen längeren Zeitraum und treten beispielsweise in Folge von chronischen Muskelverspannungen oder Gelenkabnutzung auf.

Aufgrund der komplexen Anatomie des Schultergelenks können Schulterschmerzen verschiedenste Ursachen haben. Mögliche Verletzungen, krankhafte Veränderungen und Erkrankungen, die zu Schulterschmerzen führen können sind u. a.:

Rotatorenmanschettenruptur (Verletzung der Rotatorenmanschette, Rotatorenmanschettenriss)
Bei einer Schädigung oder einem Riss einer Sehne im Bereich der Rotatorenmanschette kann es, je nach beschädigter Sehne, zu ausgeprägten Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen.

Eine solche Verletzung kann in Folge eines Unfalls (z. B. Sturz auf die Schulter oder den Arm) oder bedingt durch andere starke Belastungen auftreten. Nicht selten ist eine Rotatorenmanschettenruptur aber auch auf chronischen Sehnenverschleiß zurückzuführen – ist eine Sehne vorgeschädigt (verschlissen), kann bereits eine Bagatellverletzung/Alltagsbelastung für einen Sehnenriss ausreichend sein. Auch ein Impingement-Syndrom der Schulter kann eine Rotatorenmanschettenruptur begünstigen – aufgrund einer anatomischen Enge zwischen zwei Knochen im Bereich der Schulter (Schulterdach, Oberarmkopf) werden die dort verlaufenden Strukturen wie die Supraspinatussehne eingeengt. Werden die Sehnen immer wieder gequetscht, kann dies Verschleiß und schließlich einen Sehnenriss begünstigen.

Mögliche Beschwerden bei einem Riss im Bereich der Rotatorenmanschette sind plötzliche stechende Schmerzen, bewegungs- und belastungsabhängige Schmerzen (z. B. bei Überkopfbewegungen, Bewegungen des Armes nach oben), Kraftverlust im Arm (z. B. beim Heben), nächtliche und in den Oberarm ausstrahlende Schulterschmerzen.

Schulterluxation (Ausrenkung der Schulter)
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Körpers, was jedoch auch bedeutet, dass im Vergleich zu anderen Gelenken ein relativ hohes Risiko für Verletzungen, u. a. für Luxationen (”Auskugeln”, ausgerenkte Schulter), besteht.

Die Schulterluxation ist ein relativ häufiges orthopädisches Krankheitsbild. Der Oberarmkopf ”springt” hierbei aus der Gelenkpfanne, was zumeist mit weiteren Verletzungen wie beispielsweise Einrissen im Bereich der Gelenkkapsel, einem Abriss an der für die Stabilität wichtigen Gelenklippe (Labrum glenoidale), Einrissen an den Stabilisierungsbändern, Knorpel- und Knochenverletzungen einhergeht. Zu einer Schulterluxation kann es beispielsweise im Rahmen einer Sportverletzung, bei einem Sturz oder schweren Schlag auf die Schulter kommen; bei manchen Menschen liegt auch eine anlagebedingte Schulterinstabilität vor, sodass die Schulter bereits bei alltäglichen Bewegungen und leichten Krafteinwirkungen von außen auskugeln kann (habituelle Schulterluxation). Mögliche Beschwerden einer Schulterluxation sind u. a. starke Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit im Schultergelenk und Probleme, den Arm zu bewegen.

Brüche (Oberarmbruch im schulternahen Bereich, Schlüsselbeinbruch)
Zu einem Bruch (Fraktur) des Oberarmkopfes kommt es oftmals bei Stürzen – bei älteren Patienten häufig in Zusammenhang mit Osteoporose, bei jüngeren Menschen meistens im Rahmen von Unfällen (z. B. Fahrradstürze, Skifahren, Reiten, Glatteisunfälle). Zu den Symptomen zählen u. a. Schulterschmerzen, merkliche Bewegungseinschränkungen, Schonhaltung des Armes, Schwellung im Bereich von Schulter und Oberarm und Bluterguss.

Auch ein Schlüsselbeinbruch kann mit starken Schulterschmerzen einhergehen. Das Schlüsselbein verbindet das Brustbein mit dem Dach des Schulterblattes. Eine Fraktur kann beispielsweise bei einem Sturz auf die Schulter oder den gestreckten Arm oder bei einem Verkehrsunfall entstehen. Mögliche Beschwerden, neben Schmerzen im Bereich von Schulter und Schlüsselbein, sind starke belastungsabhängige Schmerzen bei Bewegungen des Arms, Druckschmerzen, schmerzhafte Schulterbeweglichkeit, Schwellung, Bluterguss und Hochstand/Stufenbildung im Bereich des Schlüsselbeins.

Erkrankungen und Risse der Bizepssehne
Der Bizepsmuskel (Musculus biceps brachii), ein zweiköpfiger Muskel, ist ein wichtiger Armbeugemuskel, dessen beiden oberen Sehnen am Schulterblatt verankert sind. Erkrankungen und Risse betreffen meistens die lange Bizepssehne, die am oberen Bereich der Gelenkpfanne entspringt, zwischen Oberarmkopf und Rotatorenmanschette nach unten zieht, vorne am Oberarmkopf unterhalb der Rotatorenmanschette hervortritt und weiter in einer Knochenrinne des Oberarms verläuft. Risikofaktoren für einen Bizepssehnenriss und Situationen, in welchen es zu einer solchen Verletzung kommen kann sind beispielsweise Sturz auf den gebeugten Ellenbogen, Sturz und Aufprall im Rahmen von Sportarten wie Skifahren und Fußball, Überlastung (z. B. beim Gewichtheben) und chronische Schäden im Bereich vom Schultergelenk. Mögliche Beschwerden einer Bizepssehnenverletzung sind, je nach betroffener Sehne und Ausmaß der Verletzung, plötzliche starke Schulterschmerzen, Kraftverlust im Armbeugemuskel, Schwäche im Arm, vor allem beim Versuch einer Beugung, eingeschränkte Rotationsbewegung, Schwellung und Bluterguss.

Impingement-Syndrom
Für Schulterschmerzen kann auch ein Impingement-Syndrom der Schulter verantwortlich sein. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung im Bereich der Schulter, bei welcher eine anatomische Enge zwischen Schulterdach und Oberarmkopf besteht – der Oberarmkopf stößt ans Schulterdach, wodurch in diesem Bereich verlaufende Sehnen und andere Strukturen eingeengt werden. Ein höheres Risiko für die Entwicklung eines solchen Impingement-Syndroms besteht beispielsweise bei Malern, Anstreichern und anderen Handwerkern, die viele Überkopfarbeiten ausführen, Tennis- und Volleyball-Spielern.

Mögliche Beschwerden sind bewegungs- und belastungsabhängige Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen, beispielsweise beim seitlichen Heben des Armes. Im weiteren Verlauf kann es zu Ruheschmerzen kommen. Werden die Sehnen über längere Zeit eingeengt und gereizt und bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann es zu Sehnenverschleiß und schließlich zu einem Sehnenriss kommen (Rotatorenmanschettenruptur).

Entzündung des Schulterschleimbeutels (Bursitis subacromialis)
Ein Schleimbeutel ist ein mit einer flüssigen Substanz gefüllter Gewebesack, dessen Aufgaben u. a. Druckverteilung und Reibungsverminderung sind. Schleimbeutel finden sich dort, wo unterschiedliche Gewebe möglichst flexibel und reibungsarm gegeneinander verschoben werden müssen. Im Bereich der Schulter findet sich ein Schleimbeutel u. a. unter dem Schulterdach (Bursa subacromialis). Dieser Schleimbeutel kann häufiger von Entzündungen betroffen sein, da das Gewebe an dieser Stelle durch die knöchernen Strukturen einem hohen Druck ausgesetzt ist. Eine Entzündung des Schulterschleimbeutels (Bursitis subacromialis) kann u. a. in Folge von mechanischer Überbelastung (z. B. bei häufigen Überkopfarbeiten) auftreten. Eine weitere mögliche Ursache ist eine bakterielle Infektion. Mögliche Symptome sind, je nach Schweregrad und Verlauf, belastungsabhängige Schmerzen, zunehmend stärkere Schulterschmerzen, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit des Schultergelenks und nächtliche Schmerzen.

Schultersteife (Frozen Shoulder)
Bei einer Frozen Shoulder kommt es zu entzündlichen Veränderungen im Bereich der Schultergelenkkapsel, die zu einer Einschränkung der Beweglichkeit bzw. Einsteifung des Schultergelenks führen – die Schulter ”friert” gewissermaßen ein. Es werden eine primäre und eine sekundäre Schultersteife unterschieden. Die Ursachen einer primären Schultersteife sind nicht gänzlich geklärt; eine sekundäre Schultersteife tritt in Folge anderer Schultererkrankungen oder -verletzungen auf. Die Erkrankung kann sich über mehrere Monate bis Jahre erstrecken und verläuft in mehreren Phasen. Anfangs kommt es zumeist zu Ruhe- und Nachtschmerzen, wobei das Schultergelenk noch frei bewegt werden kann. Nachfolgend zeigt sich eine zunehmende Einsteifung des Schultergelenks, wobei Ruheschmerzen zumeist nachlassen. Im dritten Stadium klingen die Symptome allmählich wieder ab.

Kalkschulter (Tendinosis calcarea)
Bei einer Kalkschulter handelt es sich um Ablagerungen von Kalkkristallen im Bereich der Sehnenansätze der Rotatorenmanschette. Diese Kalkablagerungen können mehr oder weniger große Depots bilden und Schulterschmerzen verursachen. Als mögliche Ursache für die Entstehung einer Kalkschulter wird u. a. eine verminderte Durchblutung von bestimmten Sehnenanteilen diskutiert. Die Schulterschmerzen treten anfangs häufig nur bewegungsabhängig auf, vor allem bei Überkopftätigkeiten und Drehbewegungen des Arms. Mit der Zeit können Ruheschmerzen und in den Oberarm ausstrahlende Schmerzen hinzukommen. Unter Umständen kann die Erkrankung auch den Schleimbeutel im Schultergelenk betreffen.

Schulterarthrose (Omarthrose)
Ein häufiger Grund für chronische Schulterschmerzen ist Verschleiß im Bereich vom Schultergelenk (Schulterarthrose).

Arthrose ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen. Sie ist durch einen fortschreitenden Gelenkverschleiß und Knorpelverlust (Abnutzung der Knorpelschicht an den Gelenkflächen) gekennzeichnet, wodurch es im Krankheitsverlauf zu zunehmenden Gelenkschmerzen, Bewegungseinschränkungen und anderen Beschwerden kommt. Allgemeine Risikofaktoren sind u. a. chronische Überbelastung der Gelenke, Verletzungen, bestimmte Grunderkrankungen und fortgeschrittenes Alter.

Schulterschmerzen sind das Leitsymptom der Schulterarthrose. Zu Beginn treten sie nur gelegentlich und bei bestimmten Bewegungen und Belastungen auf. Mit fortschreitendem Verlauf nehmen die Schmerzen jedoch zu, die schmerzfreien Intervalle werden kürzer und es kommen Bewegungseinschränkungen hinzu, die sich in verschiedenen alltäglichen Situationen bemerkbar machen können. Weitere mögliche Beschwerden bei fortgeschrittener Schulterarthrose sind Steifheit, Kraftverlust im Bereich der Schulter und Schonhaltung.

Muskelverspannungen
Ein häufiger Grund für Schulterschmerzen sind chronische Verspannungen im Bereich der Nacken-, Schulter- und/oder Rückenmuskulatur. Schmerzhafte Muskelverspannungen im Schulter-, Nacken- und Rückenbereich sind ein sehr häufiges Beschwerdebild, welches Frauen und Männer unterschiedlichen Alters betrifft. Die möglichen Ursachen reichen von Fehl- und Überbelastungen der Wirbelsäule, Fehlhaltung/einseitiger Körperhaltung (z. B. langes Arbeiten mit nach vorne gebeugtem Kopf und Oberkörper am Computer) und Bewegungsmangel bis hin zu Stress, psychischen Belastungen und innerer Anspannung, wodurch die Muskeln dauerhaft angespannt sind, was schließlich zu Verhärtungen und Schmerzen führt. Um Schmerzen zu vermeiden, wird häufig eine Schonhaltung eingenommen, was wiederum neue Verspannungen fördern kann.

Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule
Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule, verbinden die Wirbel flexibel miteinander und tragen zu ihrer Beweglichkeit bei. Jede Bandscheibe besteht aus einem äußeren Faserring und einem innen liegenden Gallerkern. Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zu einer Verlagerung des Gallertkerns – bedingt durch degenerative Veränderungen im Bereich der Bandscheibe entstehen Risse im äußeren Faserring, wodurch ein Vorfallen und Austreten des Gallertkerns möglich werden. Drückt der Vorfall auf empfindliches Nervengewebe, sind Schmerzen und andere für einen Bandscheibenvorfall typische Beschwerden die Folge. Begünstigt werden Bandscheibenprobleme u. a. durch langjährige Fehl- und Überbelastungen.

In den meisten Fällen ist die Lendenwirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall betroffen, seltener die Hals- und. Brustwirbelsäule. Die Art und Intensität der Beschwerden hängen u. a. von der genauen Lokalisation des Vorfalls ab. Allgemein typisch sind starke Schmerzen, die zum Einnehmen einer Schonhaltung führen, Bewegungseinschränkungen, angespannte Muskulatur und Gefühlsstörungen (z. B. Kribbeln, Taubheitsgefühl). Die Schmerzen können ausstrahlen; ist die Halswirbelsäule betroffen, kann es zu plötzlich einschießenden Schmerzen im Nacken, in der Schulter, im Oberarm und zu ausstrahlenden Schmerzen in die Hände und einzelne Finger kommen. Lesen Sie hier mehr zum Thema Bandscheibenvorfall.

Weitere mögliche Ursachen
Daneben können noch andere krankhafte Veränderungen im Schulterbereich hinter Schulterschmerzen stecken (z. B. Schulter-Arm-Syndrom (Zervikobrachialsyndrom), Sehnenentzündungen). Weiters können Schmerzen in der Schulter auch Symptom einer ganz anderen Erkrankung (z. B. Fibromyalgie, Borreliose, Gürtelrose, Gallenkolik) sein.

Typische Symptome

Schulterschmerz ist nicht gleich Schulterschmerz. Schmerzen im Bereich der Schulter können plötzlich auftreten und nach einiger Zeit von alleine wieder abklingen oder seit längerem bestehen und sich mit der Zeit verstärken. Die Schmerzen können einen stechenden, drückenden, ziehenden, pochenden, dumpfen und/oder anderweitigen Charakter haben, nur leicht ausgeprägt oder quälend sein und die Lebensqualität merklich beeinträchtigen. Sie können sich auf die Schulter beschränken oder in andere Körperbereiche wie Arme, Hände, Nacken und Rücken ausstrahlen und je nach Ursache alleine auftreten oder von weiteren Symptomen wie beispielsweise Schwellung, Bluterguss, Bewegungseinschränkungen, Steifheit und/oder Kraftverlust in der Schulter und im Arm begleitet werden.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom ein Anzeichen für andere Erkrankungen und Verletzungen im Bereich der Schulter sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei Schulterschmerzen auftreten. Im Zweifelsfall sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Abklärung von Schulterschmerzen

Ansprechpartner bei Schmerzen und anderen Beschwerden im Schulterbereich sind der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt), welcher den Patienten bei Bedarf an einen Facharzt zuweist, und der Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie.

Nicht immer erfordern Schulterschmerzen einen Arztbesuch. Ein solcher ist jedoch ratsam, wenn

• die Schulterschmerzen stark und anhaltend sind,
• die Schmerzen wiederkehren,
• die Schmerzen in andere Körperbereiche wie die Arme oder den Nacken ausstrahlen,
• die Schmerzen mit Gefühlsstörungen (z. B. Ameisenhaufen, Taubheitsgefühl), merklichen Bewegungsbeeinträchtigungen und/oder Lähmungserscheinungen einhergehen und wenn
• den Schmerzen ein Sturz auf die Schulter oder den Arm oder ein Unfall vorausgeht.

Ein Arzt sollte schnellstmöglich aufgesucht werden, wenn die Schulterschmerzen mit Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, Atemnot, Herzrasen und/oder anderen ähnlichen allgemeinen schweren Beschwerden einhergehen.

Zu Beginn der Abklärung erfolgt die Anamnese, im Rahmen welcher sich der Arzt u. a. nach vorangegangenen Erkrankungen und den Beschwerden erkundigt. Informationen darüber,

• seit wann die Schulterschmerzen bestehen,
• ob den Schulterschmerzen ein Unfall vorausgegangen ist,
• ob es sich um anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen handelt,
• welcher Art und wie stark die Schmerzen sind,
• ob die Schmerzen in andere Körperbereiche ausstrahlen,
• ob die Schmerzen mit weiteren Beschwerden einhergehen,
• ob bestimmte Selbsthilfemaßnahmen gegen die Schmerzen helfen

und Antworten auf weitere Fragen helfen dem Arzt, sich noch vor der körperlichen Untersuchung ein Bild über die Situation des Patienten zu verschaffen.

Im Anschluss erfolgt die körperliche Untersuchung, welche u. a. eine Inspektion der Schulter, eine Tastuntersuchung und verschiedene Funktionstests (Überprüfung der Beweglichkeit, Prüfung der Rotatorenmanschette, Stabilitätsprüfungen etc.) umfasst.

Anhand der Informationen aus der Anamnese und der körperlichen Untersuchung ist häufig bereits klar, was die Schmerzen verursacht bzw. lassen sich danach zumeist schon Vermutungen über die mögliche Ursache der Schulterschmerzen anstellen. Falls nicht bzw. um die Diagnose zu sichern, werden weitere Untersuchungen veranlasst.

Mögliche weitere Untersuchungen sind bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchung, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und/oder Ultraschalluntersuchung der Schulter, neurologische Tests, Laboruntersuchungen und andere. Welche Untersuchungen durchgeführt werden und wie sich die Abklärung von Schulterschmerzen genau gestaltet richtet sich nach der individuellen Situation.

Behandlung von Schulterschmerzen

So vielfältig die möglichen Ursachen von Schulterschmerzen sind, so vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Für die Therapie von Schulterbeschwerden, -erkrankungen und -verletzungen stehen verschiedene konservative und operative Maßnahmen zur Verfügung.

Konservative Therapiemaßnahmen zur Behandlung von Schulterschmerzen sind u. a. krankengymnastische Übungen, Physiotherapie, Trainingsanpassung, Ruhigstellung, manuelle Therapie, Tape Techniken, Wärmeanwendungen, Stoßwellentherapie, Salben, entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente (Tabletten, Injektionen). In manchen Fällen können auch Akupunktur, pflanzliche Mittel und alternative Behandlungsverfahren hilfreich sein. In einigen Fällen kann zur Behandlung einer Schultererkrankung und folglich zur Beseitigung der Schmerzursache eine Operation erforderlich sein, welche offen oder arthroskopisch (minimal-invasiv) durchgeführt werden kann. In vielen Fällen erfolgt der Eingriff arthroskopisch.

Eine Schulterarthroskopie kann beispielsweise sinnvoll bzw. angezeigt sein bei Verletzungen nach einem Unfall (z. B. Rotatorenmanschettenriss), bei degenerativen Veränderungen und zur Behandlung von Schultersteife, Kalkschulter, chronisch instabiler Schulter/wiederkehrenden Luxationen und anderen Schultererkrankungen. Bei stark fortgeschrittener Schulterarthrose und heftigen Schulterschmerzen kann unter Umständen ein Gelenkersatz (Schulterprothese) erforderlich sein, um Schulterschmerzen und andere Beschwerden nachhaltig zu lindern.

Die Behandlung von Schulterschmerzen setzt sich häufig aus mehreren Bausteinen zusammen und hängt von der Ursache und Art der Schulterschmerzen (akut, chronisch), deren Intensität, möglichen Begleitbeschwerden, vom Alter, Gesundheitszustand und Aktivitätsniveau des Patienten und von anderen Faktoren ab.

Beispielsweise kann eine Rotatorenmanschettenruptur sowohl konservativ als auch operativ behandelt werden. Eine Operation wird in der Regel bei jungen Patienten, bei Patienten in körperlich belastenden Berufen und Patienten mit größerer Ruptur durchgeführt, bei älteren Patienten mit geringem körperlichem Bewegungs- und Belastungsanspruch und Patienten mit kleinem (Teil-)Riss können unter Umständen konservative Therapiemaßnahmen in Frage kommen. Auch zur Behandlung von Schulterarthrose und mit dieser einhergehenden Schulterschmerzen kommen zumeist verschiedene Therapiemaßnahmen zum Einsatz, darunter Physiotherapie und krankengymnastische Übungen, Schmerzmittel, Injektionen in das Gelenk u. a. Bringen die konservativen Therapiemaßnahmen ab einem bestimmten Zeitpunkt keine ausreichende Besserung mehr, werden gelenkerhaltende operative Maßnahmen in Betracht gezogen. Liegt eine schwere Schulterarthrose vor, kann eine Schulterprothese in Betracht gezogen werden um die schmerzfreie Beweglichkeit der Schulter wiederherzustellen.

Was kann ich selbst bei und gegen Schulterschmerzen tun?

• Auf die richtige Körperhaltung achten: Schulterschmerzen hängen häufig mit Muskelverspannungen zusammen, welche durch rückenunfreundliches Verhalten und eine falsche Körperhaltung begünstigt werden. Um Schulterschmerzen vorzubeugen ist es wichtig, auf eine korrekte rückenfreundliche Körperhaltung zu achten. Dies bedeutet u. a., dass der Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet sein sollte – Tastatur und Monitor sollten sich in richtigem Abstand befinden und Tisch und Stuhl sollten auf eine dem Körper entsprechende Höhe eingestellt sein; daneben gibt es noch weitere wichtige Punkte zu beachten. Eine professionelle Beratung kann ratsam sein.

• Schulter entlasten: Bei häufigen Überkopfarbeiten ist es wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen, um den Schulterbereich gezielt zu entlasten.

• Rücken und Schulterbereich trainieren, Dehnungsübungen: Übungen für den Schulterbereich stärken die Schultermuskulatur und können helfen, mäßige Schmerzen zu lindern und weiteren Beschwerden vorzubeugen. Auch spezielle Dehnungsübungen können bei leichten und mäßigen Schulterschmerzen wohltuend sein. Orthopäden, Physikalische Mediziner, Physiotherapeuten und andere Spezialisten können hinsichtlich geeigneter Übungen beraten.

• Entspannen: Hinter Schulterschmerzen stecken nicht selten Stress und Anspannung. Viele Menschen stehen unter dauerhaftem Stress und sind regelmäßig angespannt. Sind die Muskeln dauerhaft angespannt, entwickeln sich Verhärtungen und Schmerzen. In solchen Situationen kann gezielte Entspannung, etwa durch bewusste Pausen, kurze Spaziergänge, Entspannungstechniken wie Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Sport, sehr hilfreich sein.

• Kälte/Wärme und Schmerzmittel: Auch Kälte- und Wärmebehandlungen (z. B. feuchtkühle Umschläge, kühle Kompressen, Wärmeflasche, warmes Bad) können bei Schulterschmerzen helfen. Welche Maßnahme wann sinnvoll ist, hängt vom jeweiligen Schmerzgeschehen ab und sollte mit dem Arzt besprochen werden, ebenso wie die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

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