Schmerzmittel Übersicht
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Schmerzmittel im Überblick: Arten, Anwendung und Alternativen

Schmerz hat viele Formen, und moderne Schmerzmittel sind für die Behandlung von einfachen Kopfschmerzen bis zu chronischen Schmerzen geeignet. Die Auswahl an Schmerzmedikamenten ist groß – sie reicht von rezeptfreien Präparaten bis zu starken Opiaten. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die verschiedenen Klassen von Schmerzmitteln, ihre Anwendungsgebiete und mögliche Nebenwirkungen.

Zusammenfassung

Schmerzmittel (Analgetika)

Definition: Medikamente, die eine schmerzstillende oder schmerzlindernde Wirkung haben und zur Behandlung von akuten oder chronischen Schmerzen eingesetzt werden

Einteilung: nicht-opioide Analgetika, opioide Analgetika

WHO Stufenplan: Stufe 1: Nicht-Opioidanalgetika, Stufe 2: Schwach wirksame Opioidanalgetika, Stufe 3: Stark wirksame Opioidanalgetika

Wirkmechanismen: Entzündungshemmung, Blockierung von Schmerzsignalen, Beeinflussung der Schmerzverarbeitung im Gehirn

Mögliche Nebenwirkungen auf: Magen-Darm-Trakt, Nervensystem, Nieren, Leber, Herz-Kreislauf-System, Blutgerinnung

Was sind Schmerzmittel?

Schmerzmittel – auch Analgetika genannt – sind Medikamente, die eine schmerzstillende oder schmerzlindernde Wirkung haben. Sie werden zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen eingesetzt. Schmerzmittel beeinflussen die Entstehung, Weiterleitung oder Verarbeitung von Schmerzsignalen. Dadurch kann der Schmerz aufgehoben, abgeschwächt oder neu bewertet (modifiziert) werden.

Welche Schmerzmittel gibt es? – Einteilung der Schmerzmittel

Schmerzmittel lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen – zum Beispiel nach ihrer chemischen Struktur, Wirkstärke, ihrem Wirkort oder dem Rezeptor, an dem sie wirken. Sehr gebräuchlich ist die grobe Einteilung in zwei Hauptgruppen:

  • Nicht-opioide Analgetika
  • Opioide Analgetika

Nicht-opioide Analgetika

Nicht-opioide Schmerzmittel wirken vor allem (an der Stelle, an der der Schmerz entsteht) und werden bei leichten bis mäßigen Schmerzen eingesetzt. Viele dieser Wirkstoffe haben neben der schmerzlindernden auch eine entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung. Einige Medikamente dieser Gruppe sind rezeptfrei erhältlich.

Zu den Nicht-opioiden Analgetika gehören:

Saure Antiphlogistika und Antipyretika:

  • Salicylate (z. B. Acetylsalicylsäure (ASS))
  • Phenylessigsäurederivate (z. B. Diclofenac)
  • Phenylpropionsäurederivate (z. B. Ibuprofen)
  • Oxicame (z. B. Lornoxicam)

Nicht-saure antipyretische Analgetika:

  • Aminophenol-Derivate (z. B. Paracetamol)
  • Pyrazolone (z. B. Metamizol)

Selektive COX-2-Inhibitoren:

  • z. B. Celecoxib

Weitere Wirkstoffe:

  • Ketamin
  • Ziconotid

Opioide Analgetika

Opioide Schmerzmittel haben eine starke schmerzstillende Wirkung. Sie wirken, indem sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark und Gehirn unterdrücken. Aufgrund ihres hohen Abhängigkeitspotenzials und möglicher Nebenwirkungen unterliegen Opioide strengen Verschreibungsrichtlinien und werden nur unter ärztlicher Aufsicht verabreicht. Eine Abhängigkeit im Falle einer Schmerztherapie kommt aber selten vor.

Opioide Schmerzmittel werden in schwache und starke Opioide unterteilt und sind immer rezeptpflichtig.

Zu den Opioiden Analgetika gehören:

Reine Agonisten:

  • z. B. Codein, Fentanyl, Morphin, Tramadol

Gemischte Agonisten-Antagonisten:

  • z. B. Nalbuphin

Partialagonisten:

  • z. B. Buprenorphin

Reine Antagonisten:

  • z. B. Naloxon, Naltrexon

Cannabis und Cannabinoide in der Schmerztherapie

Von den Opioiden abzugrenzen sind Cannabis und Cannabinoide, die zunehmend in der Schmerztherapie eingesetzt werden. Die Wirkstoffe aus der Hanfpflanze haben sich insbesondere bei Tumorschmerzen und Nervenschmerzen bewährt.

Einteilung Schmerzmittel nach dem WHO-Stufenplan

Seit vielen Jahren gibt es den weltweit anerkannten Leitfaden der medikamentösen Schmerztherapie – das 3-Stufen-Schema der Weltgesundheitsorganisation WHO. Es sieht vor, die Stärke der Schmerzmittel, wenn nötig, schrittweise zu erhöhen bzw. miteinander zu kombinieren. Zusätzlich zu diesen Medikamenten können auch sogenannte Adjuvantien gegeben werden. Das sind Wirkstoffe wie Antidepressiva, Neuroleptika oder Antikonvulsiva, die eine Schmerztherapie effektiv unterstützen können.

Stufe 1: Nicht-Opioidanalgetika

Zu Schmerzmitteln der Stufe 1 gehören Wirkstoffe aus der Gruppe der nicht-opioiden Analgetika. Dazu gehören beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol oder Celecoxib.

Stufe 2: Schwach wirksame Opioidanalgetika

Wenn die nicht-opioiden Schmerzmittel zu keiner ausreichenden Schmerzlinderung führen, können sie durch niederpotente Opioidanalgetika ergänzt oder ersetzt werden. Dazu zählen beispielsweise Tramadol oder Dihydrocodein.

Stufe 3: Stark wirksame Opioidanalgetika

Wenn weder mit den Wirkstoffen der Stufe 1 noch mit jenen der Stufe 2 eine ausreichende Schmerzlinderung zu erzielen ist, können hochpotente Opioidanalgetika eingesetzt werden. Dazu zählen beispielsweise Buprenorphin, Fentanyl oder Morphin.

Neueste Schmerztherapien ziehen als Orientierungshilfe bei der Behandlung von Schmerzpatienten ein „Mechanismen-orientiertes“ Modell heran. Das bedeutet, dass man weniger starr auf die Stärke und stattdessen stärker auf die Art des Schmerzes achtet, wenn man Schmerzmittel einsetzt. Denn nicht jedes Schmerzmittel wirkt gleich gut bei jeder Art von Schmerz.

Wie wirken Schmerzmittel?

Schmerzmittel lindern Schmerzen auf verschiedene Weise. Die genaue Wirkweise hängt von der Art des Schmerzmittels ab. Die wichtigsten Mechanismen sind:

  • Hemmung von Entzündungen: Viele Schmerzmittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac, hemmen die Produktion von Entzündungsstoffen. Dadurch wird die Entzündung reduziert – und damit auch der Schmerz.
  • Blockierung von Schmerzsignalen: Einige Schmerzmittel verhindern die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Nervensystem. Sie verhindern so, dass die Schmerzempfindung im Gehirn ankommt.
  • Beeinflussung der Schmerzverarbeitung im Gehirn: Opioide Schmerzmittel wie Morphin wirken direkt im Gehirn und verändern die Wahrnehmung von Schmerz. Sie setzen zudem körpereigene Endorphine frei, die eine schmerzlindernde Wirkung haben.

WirkstoffWirkungHinweise

Paracetamol

Fiebersenkend, schmerzlindernd

Bei Überdosierung Leberschäden möglich

Ibuprofen

Entzündungshemmend, fiebersenkend, schmerzlindernd

Kann Magen-Darm-Beschwerden mit sich bringen

Acetylsalicylsäure (ASS)

Entzündungshemmend, fiebersenkend, schmerzlindernd, blutverdünnend

Nicht bei Kindern unter 12 Jahren oder bei bestimmten Erkrankungen (z.B. Blutgerinnungsstörungen) anwenden

Diclofenac

Stark entzündungshemmend und schmerzlindernd

Kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen

Naproxen

Entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd

Nicht bei Magen-Darm-Beschwerden oder Herzschwäche anwenden

Metamizol

Stark schmerzlindernd und krampflösend

Kann bei bestimmten Personen zu allergischen Reaktionen führen

Tramadol

Stark schmerzlindernd, ähnlich wie Opioide, aber schwächer


Kann abhängig machen und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden

Codein

Stark schmerzlindernd, gehört zu den Opioiden

Kann abhängig machen und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden

Morphin

Sehr stark schmerzlindernd, gehört zu den Opioiden

Nur zur Behandlung schwerer Schmerzen und unter ärztlicher Aufsicht

Fentanyl

Sehr stark schmerzlindernd, gehört zu den Opioiden

Nur zur Behandlung schwerer Schmerzen und unter ärztlicher Aufsicht

Welche Schmerzmittel sind rezeptfrei erhältlich?

Einige Schmerzmittel sind ohne Rezept in Apotheken erhältlich. Dazu gehören:

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Diclofenac
  • Flufenaminsäure
  • Ibuprofen
  • Ketoprofen
  • Naproxen
  • Paracetamol

Welche Nebenwirkungen können Schmerzmittel haben?

Schmerzmittel können – abhängig von Wirkstoff und Dosierung – verschiedene Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören:

  • Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blutungen
  • Nervensystem: Schwindel, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Unruhe
  • Nieren: Nierenfunktionsstörungen
  • Leber: Leberschäden
  • Herz-Kreislauf-System: Blutdruckveränderungen, Herzrhythmusstörungen
  • Allergische Reaktionen: Hautausschlag, Juckreiz, Atemnot
  • Blutgerinnung: Erhöhte Blutungsneigung

Häufige Nebenwirkungen bestimmter Schmerzmittel:

    • Acetylsalicylsäure (ASS): Kann durch ihre Wirkung auf die Blutgerinnung das Risiko für Blutungen erhöhen.
    • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac: Können Entzündungen, Geschwüre oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt verursachen.
    • Paracetamol: Kann die Leberwerte beeinflussen und zu Blutbildveränderungen führen. Bei Überdosierung besteht das Risiko schwerer Leberschäden.
    • Opioide Schmerzmittel: Wirken auf die Darmmuskulatur und verursachen häufig Verstopfung.

    Wichtig: Bei längerer Einnahme können sich Nebenwirkungen verstärken. Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten das Risiko für unerwünschte Effekte erhöhen.

    Welche Schmerzmittel dürfen in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden?

      „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ – dieser Grundsatz gilt bei der Einnahme von Schmerzmitteln während Schwangerschaft und Stillzeit. Allerdings können unbehandelte Schmerzen ebenfalls ein Risiko für die Schwangerschaft darstellen. Besonders akute Schmerzen sollten ärztlich abgeklärt und behandelt werden.

      Nicht-medikamentöse Alternativen

      Bei typischen Beschwerden wie Rücken- und Beckenschmerzen sollten nach Möglichkeit nicht-medikamentöse Behandlungen bevorzugt werden, z. B.:

      • Akupunktur
      • Physiotherapie
      • Entspannungstechniken
      • Massagen

      Welche Schmerzmittel sind in der Schwangerschaft erlaubt?

      Falls eine medikamentöse Behandlung notwendig ist, sollten nur gut untersuchte Wirkstoffe verwendet werden, deren Auswirkungen auf Embryo und Fötus ausreichend dokumentiert sind.

      Für leichte Schmerzen:

      • Paracetamol: Kann während der gesamten Schwangerschaft angewendet werden.
      • Ibuprofen: Kann im 1. und 2. Schwangerschaftsdrittel angewendet werden, im letzten Drittel jedoch nicht mehr.

      Für mittelstarke bis starke Schmerzen:

      • Paracetamol + Codein: Nur bei klarer ärztlicher Indikation.
      • Tramadol oder Buprenorphin, ggf. kombiniert mit NSAR (z. B. Ibuprofen, Diclofenac): Bis zur 28. Schwangerschaftswoche (SSW) anwendbar.

      Für stärkste Schmerzen:

      • Morphin: Nur unter strenger ärztlicher Abwägung.
      • Buprenorphin: Ebenfalls nur unter strenger ärztlicher Indikationsstellung.

      Für neuropathische Schmerzen:

      Statt Antikonvulsiva sollten bevorzugt trizyklische Antidepressiva oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt werden.

      Welche Schmerzmittel werden bei Kindern angewendet?

      Kinder empfinden Schmerzen genauso wie Erwachsene und benötigen bei Beschwerden eine angemessene Schmerztherapie. Allerdings sind nicht alle Schmerzmittel für Erwachsene auch für Kinder geeignet. Zudem muss die Dosierung genau an Alter und Körpergewicht angepasst werden.

      Wichtig: Fragen Sie zur richtigen Dosierung Ihren Arzt, Ihre Ärztin oder eine Apotheke. Expert:innen empfehlen folgende Schmerzmedikamente für Kinder:

      Akuter SchmerzChronischer Schmerz
      Stufe 1
      NSAR wie Ibuprofen
      Coxibe wie Celecoxib
      Metamizol
      Paracetamol

      NSAR wie Ibuprofen
      Coxibe wie Celecoxib
      Metamizol
      Paracetamol
      Stufe 2
      Tramadol
      Nubain
      (plus Adjuvanzien)

      Tramadol
      (plus Adjuvanzien)
      Stufe 3
      Morphin
      Hydromorphon
      Piritramid
      (plus Adjuvanzien)

      Morphin
      Hydromorphon
      Buprenorphin TTS
      (plus Adjuvanzien)

      Wichtig ist auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie etwa physikalische Therapie, Akupunktur, Entspannungstechniken oder Musiktherapie miteinzubeziehen.

      Welches Schmerzmittel ist wann geeignet?

      Unterschiedliche Schmerzarten erfordern oft auch unterschiedliche Medikamente. Hier sind die wichtigsten Empfehlungen für Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Zahnschmerzen:

      Kopfschmerzen

      Bei den häufigsten Kopfschmerzarten, Migräne und Spannungskopfschmerz, werden folgende Wirkstoffe empfohlen:

      • Acetylsalicylsäure (ASS)
      • Paracetamol
      • Ibuprofen
      • Kombinationspräparate aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein

      Diese sind oft gut wirksam. Reicht die Schmerzlinderung bei Migräne nicht aus, können Triptane (spezielle Migränemedikamente) eingesetzt werden.

      Tipp: Zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen kann zusätzlich Pfefferminzöl auf die Schläfen aufgetragen werden.

      Rückenschmerzen

      Die Behandlung von Rückenschmerzen sollte mehrere Ansätze kombinieren. Dazu gehören:

      • Bewegungstherapie und Mobilisation
      • Wärmeanwendungen
      • Physikalische Therapieformen

      Schmerzmittel werden meist nur vorübergehend eingesetzt. Empfohlen werden hier nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie:

      • Ibuprofen
      • Naproxen
      • Diclofenac

      Zahnschmerzen

      Auch Zahnschmerzen sollten nur vorübergehend mit Schmerzmitteln behandelt werden. Ein Zahnarztbesuch ist so bald wie möglich erforderlich.

      Geeignete Schmerzmittel sind:

      • Ibuprofen
      • Acetylsalicylsäure (ASS)
      • Diclofenac
      • Paracetamol
      • Etoricoxib
      • Metamizol

      Welche pflanzlichen Schmerzmittel gibt es?

      Auch pflanzliche Schmerzmittel können bei verschiedenen Beschwerden wirksam sein. Zu den wichtigsten gehören:

      • Arnika: Wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend. Hilft bei Prellungen, Verstauchungen sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden.
      • Beinwell: Fördert die Wundheilung und lindert Schmerzen bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen.
      • Campher: Erhöht bei äußerlicher Anwendung die Durchblutung der Haut und hilft bei rheumatischen Muskelbeschwerden.
      • Fichtennadel-Öl: Fördert die Hautdurchblutung und kann gegen Muskel- und Nervenschmerzen eingesetzt werden.
      • Heublumen-Kompressen: Fördern die Durchblutung und wirken schmerzlindernd bei rheumatischen Erkrankungen und Arthrose.
      • Kiefernadel-Öl: Fördert die Durchblutung und kann bei rheumatischen Beschwerden oder Nervenschmerzen helfen.
      • Chili- und Cayenne-Pfeffer-Extrakt: Der Inhaltsstoff Capsaicin hilft besonders bei Nervenschmerzen (z. B. diabetische Neuropathie, Post-Zoster-Neuralgie, Hexenschuss oder Tennisellenbogen).
      • Pfefferminz-Öl: Wirkt bei äußerlicher Anwendung gegen Spannungskopfschmerzen.
      • Senfsamen (weißer Senf): Schmerzlindernd und entzündungshemmend. Breiumschläge helfen bei Weichteilrheumatismus und Arthrose.
      • Teufelskrallenwurzel: Schmerzlindernde Wirkung bei Rückenschmerzen durch Arthrose, Bandscheibenproblemen, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Kopfschmerzen und Neuralgien.

      Wie wendet man Schmerzmittel sicher an?

      Die sichere Anwendung von Schmerzmitteln ist wichtig, um Schmerzlinderung zu erzielen und gleichzeitig Nebenwirkungen zu minimieren. Beachten Sie folgende Punkte:

      • Lesen Sie die Packungsbeilage sorgfältig, um sich über die Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen zu informieren.
      • Halten Sie sich an die empfohlene Dosierung, auch wenn die Schmerzen nicht sofort nachlassen.
      • Nehmen Sie Schmerzmittel nicht länger als empfohlen – in der Regel nur für wenige Tage.
      • Kombinieren Sie Schmerzmittel nicht ohne ärztlichen Rat, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden.
      • Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle Medikamente, die Sie einnehmen – auch über pflanzliche und rezeptfreie Mittel.

      Wann sollte man auf Schmerzmittel verzichten?

      Es gibt Situationen, in denen es ratsam ist, auf Schmerzmittel zu verzichten oder sie nur mit Vorsicht anzuwenden:

      • Leichte Schmerzen: Probieren Sie zunächst nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Wärme, Kälte, Ruhe oder Bewegung.
      • Unklare Ursache: Lassen Sie zunächst ärztlich abklären, was die Schmerzursache ist.
      • Schwangerschaft und Stillzeit: Manche Schmerzmittel können dem Kind schaden. Fragen Sie daher unbedingt Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
      • Kinder: Nicht alle Schmerzmittel sind für Kinder geeignet. Lassen Sie sich von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin beraten, da Kinder auch eine angepasste Dosierung benötigen.
      • Magen-Darm-Probleme: Manche Schmerzmittel können Magen-Darm-Erkrankungen verschlimmern – seien Sie daher vorsichtig.
      • Nieren- oder Lebererkrankungen: Bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion können Schmerzmittel anders wirken und Nebenwirkungen verstärken.
      • Gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente: Schmerzmittel können mit anderen Medikamenten interagieren und unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle Medikamente, die Sie einnehmen.

      Gibt es Alternativen zu Schmerzmitteln in der Schmerztherapie?

      Die Schmerztherapie umfasst weit mehr als nur Medikamente. Alternative Methoden können sowohl bei akuten als auch chronischen Schmerzen eine wertvolle Ergänzung oder sogar eine Alternative zu Schmerzmitteln sein. Dazu zählen:

      • Physikalische Therapien: Wärme- und Kälteanwendungen, Massagen, Elektrotherapie, Ultraschall, Bewegungstherapie
      • Manuelle Therapien: Osteopathie
      • Naturheilverfahren: Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie, Aromatherapie
      • Entspannungsverfahren: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation, Yoga, Tai Chi
      • Psychologische Therapien: Verhaltenstherapie, Schmerzpsychologie
      • Interventionelle Schmerztherapie: Nervenblockaden, Epiduralinjektionen, Schmerzpumpen

      Schmerzmittel und Sucht

      Eine Schmerzmittel-Abhängigkeit ist eine ernstzunehmende Suchterkrankung. Betroffene entwickeln eine psychische und/oder körperliche Abhängigkeit und verlieren die Kontrolle über die Einnahme des Medikaments. Besonders häufig tritt diese Erkrankung bei Opioiden auf.

      Typische Symptome einer Schmerzmittel-Abhängigkeit:

      • Starkes Verlangen, das Medikament einzunehmen
      • Toleranzentwicklung: Es wird eine immer höhere Dosis benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen
      • Kontrollverlust über Einnahmedauer und -häufigkeit
      • Entzugserscheinungen oder Nebenwirkungen, wenn die Dosis reduziert wird
      • Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
      • Fortgesetzte Einnahme trotz negativer Begleiterscheinungen

      FAQ

      Rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sind für gesunde Menschen in der Regel mit mäßigem Alkoholkonsum verträglich. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn Leber- oder Nierenerkrankungen bestehen – in diesen Fällen kann der Konsum von Alkohol zu weiteren Schäden führen oder bestehende Erkrankungen verschlechtern.
      Manche Schmerzmittel können in Verbindung mit Alkohol Magenprobleme verursachen. Bei verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln raten Expert:innen dazu, während der gesamten Einnahmedauer auf Alkohol zu verzichten.

      Viele Medikamente führen zu Wechselwirkungen, wenn man sie mit anderen Arzneimitteln kombiniert. Lesen Sie den Beipackzettel genau und besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, wenn sie Schmerzmittel und andere Medikamente gemeinsam einnehmen wollen oder müssen.

      Rezeptfreie und verschreibungspflichtige Schmerzmittel können Schmerzen schnell lindern, aber wenn sie regelmäßig und unkontrolliert konsumiert werden, können sich Nebenwirkungen und Komplikationen ergeben, und auch die Entwicklung einer Abhängigkeit von einigen dieser Medikamente ist möglich. Die Expert:innen empfehlen daher, Schmerzmittel maximal drei Tage lang hintereinander und nicht mehr als zehn Tabletten pro Monat einzunehmen, wenn es ärztlich nicht anders verordnet wird.

      Rezeptfreie Schmerzmittel bekommt man ohne Vorlage eines ärztlichen Rezepts. Dabei handelt es sich meist um Präparate, mit denen man leichte bis mittelschwere Beschwerden lindern kann.
      Verschreibungspflichtige Arzneimittel erhält man nur gegen Vorlage eines ärztlich ausgestellten Rezepts, denn sie enthalten starke Wirkstoffe, die – wenn man sie nicht sachgemäß einnimmt – Risiken bergen können.

      • Autor

        Mag. Gabriele Vasak

        Medizinjournalistin

        Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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