Es wird immer wieder beobachtet, dass es bei einer Darminfektion zu einer Gelenkentzündung kommt. Umgekehrt leiden Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nicht selten unter Gelenkbeschwerden. Worin diese Verbindung besteht, haben Erlanger Forschende enträtselt.
Sie konnten zeigen, dass Rheumapatienten häufig eine Barrierestörung im Darm haben. Dadurch geraten Darmbakterien mit dem Immunsystem in Kontakt. Die Folge ist eine Entzündungsreaktion, die auch auf die Gelenke übergreift. Die undichten Stellen im Darm könnten zwischen den einzelnen Schleimhautzellen liegen und durch das Protein Zonulin verursacht werden, das von den Darmzellen selbst gebildet wird, angeregt durch Darmbakterien.
Es zeigte sich auch, dass bei Rheumapatienten vermehrt Zonulin im Darm gebildet wird. Die Beobachtungen könnten langfristig zu einer neuen Behandlung führen. Denn in klinischen Studien wird derzeit ein Wirkstoff getestet, der Zonulin blockiert: Larazotid. Im Mausmodell konnte der Wirkstoff bereits rheumatische Gelenkbeschwerden lindern.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit könnte in der Umstellung der Ernährung bestehen. Werden Darmbakterien mit genügend Pflanzenfasern „gefüttert“, bilden sie kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure. Diese wirken antiinflammatorisch und können Entzündungen in den Gelenken und anderswo lindern. Nachgewiesen wurde bereits, dass sich diese Darmbakterien beim Menschen durch eine gezielte Ernährung im Darm vermehren lassen und es auch zu einem Anstieg der kurzkettigen Fettsäuren kam.
Der Beweis, ob ballaststoffreiche Riegel langfristig die Beschwerden der Patienten lindern können, steht aber noch aus.
Referenz:
Uni Erlangen
Neue Erkenntnisse zur Verbindung von Darm und Gelenken, Pressemeldung Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie 2021; https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen/2021/Pressemitteilung-Nr.15-2021.html