Zusammenfassung
Pneumokokken Impfung
Definition: Totimpfstoff gegen die wichtigsten Stämme von Pneumokokken
Dosierung: Kinder: 3 Teilimpfungen, Erwachsene 2 Teilimpfungen
Empfohlen für: alle Kinder und Erwachsene ab 60 Jahren bzw. ab 50 Jahren, wenn sie ein erhöhtes Risiko tragen, altersunabhängig bei hohem Risiko
Kontraindikationen: Überempfindlichkeiten gegen Wirkstoffe und sonstige Bestandteile der Impfung sowie schwere fieberhafte Erkrankungen
Kosten: keine bzw. ca. 100 Euro
Was sind Pneumokokken?
Pneumokokken sind Bakterien der Gattung Streptococcus pneumoniae, von denen es viele Stämme gibt und die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion – ein Niesen oder Husten genügt, um sie von Person zu Person zu verbreiten. Die Übertragung dieser Bakterien erfolgt über Tröpfcheninfektion, was bedeutet, dass sie durch Husten, Niesen oder engen körperlichen Kontakt von Person zu Person weitergegeben werden können. Pneumokokken können schwere Erkrankungen auslösen. Nicht jeder Kontakt mit Pneumokokken führt zu einer Erkrankung, aber es gibt bestimmte Risikogruppen, die besonders gefährdet sind. Dazu zählen Babys oder Kleinkinder, bei denen das Immunsystem noch nicht ganz ausgebildet ist, oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem.
Welche Krankheiten werden durch Pneumokokken verursacht?
Pneumokokken sind verantwortlich für eine Vielzahl von Erkrankungen, darunter:
- Lungenentzündung: Die häufigsten Symptome einer Lungenentzündung sind hohes Fieber, Husten und Atemnot. Sie kann sehr rasch verlaufen und in einigen Fällen tödlich enden. Zudem kann es sein, dass sich die Bakterien im ganzen Körper ausbreiten, was eine Blutvergiftung (Sepsis) oder Herzbeutelentzündung (Perikarditis) zur Folge haben kann.
- Akute Mittelohrentzündung: Eine Mittelohrentzündung tritt vor allem bei Kindern auf und kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Hirnhautentzündung oder Hirnvenenthrombose führen.
- Akute eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis): Die Meningitis kann zu hohem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod führen. Langzeitfolgen wie Taubheit, Gehirnschäden oder Lähmungen sind relativ häufig.
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Diese Erkrankung äußert sich durch Schnupfen, verstopfte Nase sowie Gesichts- und Kopfschmerzen.
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis): Die Endokarditis führt zu hohem Fieber, Schüttelfrost, Schwäche, beschleunigtem Herzschlag und Muskel- und Gelenkschmerzen bis hin zur Bewusstseinsstörung, Herz- und Niereninsuffizienz sowie Organversagen.
- Bauchfellentzündung (Peritonitis): Diese Erkrankung geht mit starkes Bauchschmerzen, einem aufgeblähten Bauch, Fieber, Übelkeit und Appetitlosigkeit einher. Sie kann zudem Kreislaufprobleme, beschleunigte Atmung oder eine erhöhte Herzfrequenz nach sich ziehen.
- Gelenkentzündung (Arthritis): Bei dieser Form der Arthritis kommt es zu schmerzhaften, entzündlichen Prozessen im Gelenk.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für eine schwere Pneumokokken-Infektion?
Ein erhöhtes Risiko, an einer schweren Pneumokokken-Infektion zu erkranken, tragen vor allem:
- Kinder bis zu zwei Jahren: In dieser Altersgruppe ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt.
- Ältere Personen: Mit zunehmendem Alter lässt die Effizienz des Immunsystems nach, was ältere Menschen besonders anfällig für schwere Erkrankungen macht.
- Menschen mit geschwächter Immunabwehr: Personen mit chronischen Erkrankungen, unter immunsuppressiver Therapie oder mit sonstigen Zuständen, die das Immunsystem schwächen, gehören ebenfalls zu den Hochrisikogruppen für schwere Pneumokokken-Infektionen.
Was ist die Pneumokokken-Impfung?
Die Pneumokokken-Impfung ist ein Totimpfstoff gegen die wichtigsten Stämme von Pneumokokken. Sie reduziert das Risiko, eine durch Pneumokokken verursachte Erkrankung zu bekommen, um bis zu 90 Prozent.
Welche Impfstoffe gibt es, wie unterscheiden sie sich und wie funktionieren sie?
Gegen Pneumokokken stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung:
- Polysaccharidimpfstoffe: Diese Impfstoffe richten sich gegen die häufigsten Serotypen von Pneumokokken und enthalten das Antigen des Erregers. Sie sind bereits seit längerer Zeit im Einsatz.
- Konjugierte Impfstoffe: Das sind neuere Impfstoffe, bei denen ein Teil des Krankheitserregers, der die Antikörperbildung auslöst, an ein Eiweiß gebunden ist, wobei das Eiweiß zum Transport dient und eine verstärkte Immunreaktion auslöst. Entwickelt wurden diese Impfstoffe vor allem für Kinder, da ihr Immunsystem anfangs noch nicht entsprechend auf Impfstoffe, die nur das Antigen des Erregers enthalten, reagiert.
Wie oft und wann wird gegen Pneumokokken geimpft?
Kinder werden idealerweise dreimal geimpft. Die erste Impfung erfolgt im dritten Lebensmonat, gefolgt von einer zweiten Dosis im fünften Lebensmonat und einer dritten Dosis zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat.
Erwachsene über 60 Jahre und Personen mit erhöhtem Risiko für Pneumokokken-Erkrankungen wird eine zweiteilige Impfung empfohlen. Die Dosen werden im Abstand von einem Jahr geimpft. Darüber hinaus können individuelle Auffrischungsimpfungen erforderlich sein, deren Notwendigkeit und Zeitpunkt vom behandelnden Arzt festgelegt werden sollten.
Wer sollte geimpft werden?
Grundsätzlich wird die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder und Erwachsene ab 60 Jahren empfohlen. Personen ab 50 Jahren sollten sich ebenfalls impfen lassen, wenn sie ein erhöhtes Risiko aufweisen.
Personen mit hohem Risiko: Unabhängig vom Alter ist die Impfung für Personen mit höherem gesundheitlichen Risiko besonders wichtig. Dazu zählen Menschen mit Milzproblemen, Immundefekten, HIV-Infektion, nach Organ- oder Stammzelltransplantationen sowie Personen, die an chronischen Lungenerkrankungen leiden.
Erwachsene: Bei gesunden Erwachsene wird die Impfung ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. Für Personen mit einem erhöhten Risiko, wie zum Beispiel bei Nikotinkonsum, Bluthochdruck oder subchronischer Bronchitis, beginnt die Empfehlung bereits ab dem 50. Lebensjahr.
Babys und Kinder: Da Kinder in den ersten zwei Lebensjahren besonders gefährdet sind, schwer an Pneumokokken zu erkranken, sollten diese geimpft werden. Die erste Dosis sollte im dritten, die zweite im fünften und die dritte Dosis zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat verabreicht werden, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.
Was sind mögliche Nebenwirkungen?
Nach der Pneumokokken-Impfung können folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Lokalreaktionen an der Einstichstelle, wie Schmerzen oder Schwellungen
- Schwellung der regionalen Lymphknoten
- Fieber
- Abgeschlagenheit
Schwere Nebenwirkungen, einschließlich Krampfanfällen oder Gesichtsschwellungen, sind äußerst selten.
Was kostet die Pneumokokken-Impfung?
Die Pneumokokken Impfung ist für Kinder bis zum zweiten Geburtstag im Gratis Kinder-Impfprogramm enthalten. Besonders gefährdete Kinder erhalten die Impfung bis zum 5. Geburtstag kostenlos. Für alle anderen kostet die Pneumokokken Impfung rund 100 Euro.
Die Kosten für die Pneumokokken-Impfung sind wie folgt strukturiert:
- Für Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr ist die Impfung Teil des kostenlosen Kinder-Impfprogramms.
- Besonders gefährdete Kinder erhalten die Impfung ebenfalls kostenfrei, und zwar bis zum Erreichen des 5. Lebensjahres.
- Für alle anderen Personen belaufen sich die Kosten für die Pneumokokken-Impfung auf etwa 100 Euro zusätzlich eines Impfhonorars.
Wo kann man sich impfen lassen?
Die Impfung kann man bei niedergelassenen Kinderärzten bzw. Hausärzten oder in den öffentlichen Impfstellen durchführen lassen.
Wo kann man weitere Informationen zur Pneumokokken Impfung bekommen?
Weitere detaillierte Informationen zur Pneumokokken Impfung finden Sie zum Beispiel im Österreichischen Impfplan:
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan-Österreich.html
FAQ
Laut Impfexperten kann die Pneumokokken-Impfung gemeinsam mit anderen Totimpfstoff-Impfungen verabreicht werden. Impfreaktionen können dadurch allerdings stärker werden.
Lokale Reaktionen an der Einstichstelle, Fieber, Reizbarkeit, weniger Appetit und Schlafstörungen sind häufige, aber harmlose Impfreaktionen bei Babys.
Einen Verdacht auf schwere Nebenwirkungen kann man beim Impfarzt oder beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) melden. In Österreich werden alle Verdachtsfälle vom BASG gesammelt.
Ja, denn bei der Pneumokokken Impfung handelt es sich um einen Totimpfstoff, der kein vermehrungsfähiges infektiöses Material enthält, deshalb nicht die gegen die Impfung gerichtete Infektionskrankheit auslösen kann und daher auch in der Schwangerschaft verabreicht werden kann.
Gesenhues S und A: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. 9. Auflage, Urban & Fischer 2020.
Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Impfplan Österreich 2023 (Version 1.1 vom 23. Dezember 2022)
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan-Österreich.html, Abruf Jänner 2024
https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/pneumokokken?mdrv=www.ages.at&cHash=e9f2c12482c3141174cac7b30c268a51, Abruf Jänner 2024
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pneumokokken/FAQ-Liste_Pneumokokken_Impfen.html, Abruf Jänner 2024
Pletz M et al: Pneumokokkenimpfstoffe, Internist (Berl). 2021; 62(8): 807–815.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8274268/, Abruf Jänner 2024
https://www.medmedia.at/aerzte-krone/neue-empfehlungen-zur-pneumokokken-impfung/, Abruf Jänner 2024
https://www.rund-ums-impfen.at/kleinkinder-impfungen/pneumokokken-impfung/ Abruf Jänner 2024