Zusammenfassung
Factbox – Osteoporose
Osteoporose: Das Skelettsystem betreffende Erkrankung; führt zu einer Verminderung der Knochenmasse und erhöhtem Frakturrisiko
Ursache/Risikofaktoren: Alter, hormonelle Veränderungen, andere Erkrankungen (sekundäre Osteoporose) u. a.
Symptome: Anhaltende Schmerzen, Knochenbrüche nach Bagatellverletzungen/ohne Anlass, abnehmende Körpergröße, Rundrücken u. a.
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Knochendichtemessung, Röntgenuntersuchung u. a.
Therapie: Gesunde Lebensweise mit ausgewogener kalziumreicher Ernährung und ausreichend Bewegung, medikamentöse Therapie mit antiosteoporotischen Medikamenten, Kalzium- und Vitamin D-Präparate, Behandlung von Grunderkrankungen (bei sekundärer Osteoporose), individuelle Schmerztherapie, operative Eingriffe u. a.
Im Alltag zu beachten: Einhalten einer gesunden Lebensweise, Entfernen von möglichen Stolperfallen, Anpassung des Schuhwerks, rückenfreundliches Verhalten u. a.
Was ist Osteoporose?
Osteoporose ist eine das Skelettsystem betreffende Erkrankung. Sie ist durch eine Verminderung der Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchitektur der Knochen charakterisiert. Die Verminderung von Knochenmasse bei Osteoporose führt schließlich zu einer erhöhten Frakturneigung (erhöhtes Risiko für einen Knochenbruch). Frauen sind deutlich öfter von der Erkrankung betroffen als Männer, was u. a. auf mit den Wechseljahren einhergehenden hormonellen Veränderungen zusammenhängt.
Ursachen, Risikofaktoren und Formen
Zusammenhang Osteoporose und Vitamin D/Vitamin D-Mangel: In das Gewebe der Knochen werden verschiedene Mineralstoffe, darunter Kalzium, eingebaut, welche zusammengefasst die Struktur der Knochen verdichten und stärken. Um Kalzium aus dem Darm aufnehmen und in die Knochen einbauen zu können, ist es wichtig, dass dem Körper ausreichend Vitamin D zur Verfügung steht, welches dieser unter Einfluss von ausreichend UV-B-Strahlung selbst bilden kann. Die wichtigste Quelle für den Körper für die Herstellung von Vitamin D ist also die Sonne, was erklärt, wieso Vitamin D in Österreich und vielen anderen Ländern ein „Problemnährstoff“ ist, insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten, wenn nicht genug Sonne scheint und die körpereigene Produktion in weiterer Folge heruntergeschraubt ist. Da Vitamin D die Mineralisierung der Knochen fördert und sehr wichtig für den Knochenstoffwechsel ist, kann sich ein Mangel auf die Knochengesundheit auswirken und die Entwicklung von Osteoporose fördern. Mehr zum Thema Vitamin D-Mangel lesen Sie hier.
Knochenabbau und Knochenaufbau: Die Knochendichte ist keine Konstante, sondern im Laufe des Lebens ständigen Veränderungen ausgesetzt. Das Knochengewebe wird fortwährend umgebaut. In der Kindheit, Jugend und im frühen Erwachsenenalter nimmt die Knochendichte zunächst zu und erreicht etwa rund um das 30. Lebensjahr* ihr Maximum („peak bone mass“). Danach beginnt allmählich der Knochenabbau zu überwiegen, welcher mit zunehmendem Alter zunimmt und sich beschleunigt. Der Verlust an Knochenmasse ist zurückzuführen auf ein Missverhältnis zwischen Knochenaufbau durch Osteoblasten (spezialisierte Knochenzellen; bauen Knochengewebe auf) und Knochenabbau durch Osteoklasten (Zellen, die Knochensubstanz resorbieren; bauen Knochengewebe ab) – durch die Osteoklasten wird mehr Knochenmasse abgebaut als durch Osteoblasten neu gebildet werden kann.
Ein Knochenabbau bis zu einem gewissen Maß ist normal, geht der natürliche Knochenabbau über ein normales Maß hinaus, dann ist von Osteoporose die Rede. Der Knochen wird poröser, es entstehen nicht mehr aufzufüllende „Löcher“ und es kommt zu einer verminderten Stabilität, was schließlich dazu führt, dass es bereits bei einfachen Stürzen und geringer Belastung zu einem Knochenbruch kommen kann.
Prinzipiell wird zwischen primärer und sekundärer Osteoporose unterschieden.
Primäre Osteoporose
Die primäre Osteoporose tritt bei Frauen nach der Menopause (postmenopausale Osteoporose) und bei Frauen und Männern im höheren Alter (senile Osteoporose) auf. Bei der postmenopausalen Osteoporose scheint der Rückgang des Östrogenspiegels eine wichtige Rolle zu spielen – Östrogen trägt dazu bei, dass die Kalziumspeicher im Knochen gut gefüllt sind, mit dem Absinken der Hormonspiegel verringern sich auch die Kalziumeinlagerungen. Postmenopausale Osteoporose ist weit verbreitet, postmenopausaler Östrogenmangel ist die mitunter häufigste Ursache für Osteoporose.
Risikofaktoren: Weitere Risikofaktoren, welche die Erkrankung begünstigen sind u. a. unausgewogene (knochenunfreundliche) Ernährung (kalziumarme Ernährung), Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen.
Sekundäre Osteoporose
Sekundäre Osteoporose tritt als Begleiterkrankung bei anderen Erkrankungen bzw. in Folge anderer Erkrankungen auf. Hierzu zählen u. a. Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Cushing, Hyperparathyreoidismus (Störung der Nebenschilddrüse) und andere Störungen im Hormonhaushalt, Diabetes mellitus, bestimmte Krebserkrankungen u. a. Auch eine Störung in der Verwertung von Nährstoffen wie es bei bestimmten Magen- und Darmerkrankungen der Fall ist, Mangelernährung (z. B. in Folge einer Essstörung) und die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Langzeittherapie mit Kortison, Heparin, Abführmittel) können Osteoporose begünstigen.
Symptome
Osteoporose verläuft im Allgemeinen zunächst symptomlos und verursacht im Anfangsstadium in der Regel keinen Schmerz und keine andere Beschwerden, weswegen die Erkrankung längere Zeit unbemerkt bleiben kann. Erst im weiteren Verlauf nehmen Betroffene Schmerzen war (z. B. Rückenschmerzen), die jedoch oftmals nicht als Anzeichen für Osteoporose gedeutet werden. In manchen Fällen brechen die Wirbelkörper allmählich in sich zusammen, was einen Größenverlust nach sich ziehen kann, auch ein Rundrücken kann sich bilden. Es kann zu Knochenbrüchen in Folge von Bagatellverletzungen (z. B. harmloser Sturz) kommen, im fortgeschrittenen Stadium können vermehrt Knochenbrüche auftreten, auch ohne Anlass. Charakteristisch sind Knochenbrüche im Bereich des Oberschenkelhalses, Unterarmes/Handgelenkes und Oberarmes (körpernah) sowie Wirbelkörperfrakturen.
Weitere Probleme in Zusammenhang mit der Erkrankung sind Ängstlichkeit und Unsicherheit. Mit jeder Fraktur steigt das Risiko für einen weiteren Bruch, was Ängste und Unsicherheiten schürt und zu verringerter körperlicher Aktivität/Bewegungsmangel, vermehrtem Abstützen und veränderten Bewegungsmustern führen kann. Dies wiederum erhöht das Sturz- und Frakturrisiko, ebenso wie die sich mit zunehmendem Alter verringernde Muskelkraft und Beweglichkeit.
Die Auflistung der hier angeführten Anzeichen und Symptome kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Anzeichen/Symptom bei Osteoporose auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Bei Verdacht auf und zur Abklärung von Osteoporose werden nach einer gründlichen Anamnese verschiedene Untersuchungen durchgeführt, darunter: Körperliche Untersuchung (Erfassung von Körpergröße und -gewicht, Beurteilung von Mobilität und körperlicher Fitness, Untersuchungen zum Ausschluss anderer den Knochenstoffwechsel betreffender Erkrankungen bzw. von Erkrankungen, die einer sekundären Osteoporose zugrunde liegen können u. a.), Röntgenuntersuchung, Knochendichtemessung (Osteodensitometrie, DXA-Messung; Bestimmung der Knochendichte mit Hilfe von niedrig dosierten Röntgenstrahlen), Blutuntersuchung, weitere bildgebende Untersuchungen (Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)) u. a. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten.
Wichtig ist es, dass bei Verdacht auf Osteoporose möglichst zeitnah ein Arzt aufgesucht wird – je früher eine Abklärung und gegebenenfalls Behandlung erfolgen, desto höher sind die Chancen das Fortschreiten der Erkrankung zu beeinflussen. In bestimmten Fällen (Frauen und Männer ab dem 70. Lebensjahr, bei Personen mit Wirbelkörperfrakturen nach Bagatellverletzungen, rheumatischen Erkrankungen, hormonellen Störungen, Diabetes mellitus, chronischen Magen-/Darmerkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Essstörungen und bestimmten anderen Erkrankungen, bei Einnahme bestimmter Medikamente u. a.) sollte eine Osteoporose-Basisdiagnostik auch dann erfolgen, wenn (noch) keine Anzeichen für Knochenschwund vorliegen.
Behandlung
Osteoporose ist bislang nicht heilbar, es stehen allerdings verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, um die Knochenqualität zu verbessern und das Frakturrisiko zu senken. Die Behandlung besteht aus mehreren Bausteinen. Basismaßnahme der Therapie ist die Anpassung des Lebensstils bzw. das konsequente Einhalten einer gesunden Lebensweise. Dies umfasst u. a. die Förderung der körperlichen Aktivität/ausreichend Bewegung und Kräftigung der Muskulatur, eine ausgewogene kalziumreiche Ernährung, Reduktion des Rauchens/Rauchstopp und eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. In Hinblick auf körperliche Aktivität bei Osteoporose eignen sich z. B. regelmäßige Spaziergänge, leichtes Lauf- und Krafttraining, Schwimmen, Wassergymnastik und Osteoporose-Übungen für zu Hause, wobei Patienten in jedem Fall mit ihrem Arzt besprechen und abklären sollten, welche Bewegungsart und -intensität in ihrem Fall gut und sinnvoll sind.
Unter Umständen können zusätzlich antiosteoporotische Medikamente zum Einsatz kommen. Für die medikamentöse Therapie stehen verschiedene Wirkstoffklassen/Wirkstoffe zur Verfügung (Bisphosphonate, Raloxifen, Teriparatid, Strontiumranelat, Denosumab u. a.). Unter Umständen werden Kalzium- und Vitamin D-Präparate verschrieben. Gegen die Schmerzen bei Osteoporose kann eine Schmerztherapie (medikamentöse Therapie, physiotherapeutische und physikalische Therapiemaßnahmen) helfen. Die Therapie wird individuell erstellt und angepasst und richtet sich nach dem Geschlecht und Alter des Patienten, den Ursachen und der Ausprägung der Erkrankung, dem Vorliegen von möglichen anderen Erkrankungen und anderen Faktoren. Bei sekundärer Osteoporose ist zudem die Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung vordergründig.
Außerdem ist es wichtig, dass Betroffene bestimmte Maßnahmen treffen und konsequent umsetzen, um das Risiko für Stürze und Frakturen im Alltag zu reduzieren und den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen. Hierzu zählen, neben den genannten Basistherapiemaßnahmen, u. a.:
- Entfernen von potenziellen Stolperfallen in der Wohnung
- Anpassen des Schuhwerks
- Rückenfreundliches Verhalten im Alltag (aufrechte Sitzposition, kein Heben und Tragen von schweren Lasten etc.)
- Meiden von Alkohol und anderen Substanzen, welche die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen können
- In Selbsthilfegruppen und beim Austausch mit anderen Patienten mit Osteoporose können Betroffene u. a. lernen mit der Erkrankung im Alltag besser umzugehen.
Knochengesundheit fördern und Osteoporose vorbeugen – wichtige Maßnahmen:
- Ausgewogene kalziumreiche Ernährung, Reduktion phosphatreicher Lebensmittel (z. B. Fleisch- und Wurstprodukte, Colagetränke; hemmen die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm, fördern die Freisetzung von Kalzium aus den Knochen)
- Ausreichende vernünftige Sonnenexposition
- Reduktion/Meiden von Alkohol, Tabak, Kaffee
- Regelmäßige körperliche Aktivität
*Angaben variieren in der Literatur
Muschitz C.; Therapie der Osteoporose, Universum Innere Medizin 07/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Bas H.; Gelenkerkrankungen, Osteoporose, Kollagenosen – Was hat sich bewährt, was nicht so?, ARS Medici 05/2018, Rosenfluh Publikationen AG
Bas H.; Ernährung, Osteoporose und Lipidprofil, Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 04/2017, Rosenfluh Publikationen AG
Borchard-Tuch C.; Osteoporose – das Wichtigste in Kürze – Prophylaxe, Diagnose und Therapie, ARS Medici 18/2016, Rosenfluh Publikationen AG
Thun M.; Update: Spezifische antiosteoporotische Therapie, Spectrum Osteoporose 01/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Mikosch P.; Klinik und Differenzialdiagnosen bei Osteoporose, Spectrum Osteoporose 01/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Kunze M.; Osteoporose-Jahresservice – Mit besserer Compliance gegen Osteoporose, Universum Innere Medizin 05/2012, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH