Rheumatoide Arthritis Olokizumab
Foto: Daisy Daisy/shutterstock

Neue Therapieoption bei Rheumatoider Arthritis

Der neue Wirkstoff Olokizumab ist mindestens so wirksam wie der derzeitige „Goldstandard“ der Therapie. Er wird nach der Zulassung eine Option für PatientInnen, die auf die bisherigen Therapien nicht ansprachen.

Der neue Wirkstoff Olokizumab hat in der finalen klinischen Phase-III-Studie gezeigt, dass er in der Behandlung der Rheumatoiden Arthritis mindestens so gut wirkt, wie der derzeitige Goldstandard. Dieser setzt sich aus einer Kombination der Wirkstoffe Adalimumab (ein Blocker des Signalstoffs Tumornekrosefaktor TNF) und Methotrexat (ein Folsäure-Antagonist) zusammen und wird bei PatientInnen eingesetzt, bei denen eine Ersttherapie mit Methotrexat nicht ausreichend wirksam ist. Trotz dieses und anderer effektiver Medikamente sprechen bis zu 25 Prozent der behandelten PatientInnen auf keine der heutigen Behandlungsmöglichkeiten an.

Olokizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der direkt auf das Interleukin-6-Zytokin abzielt. Das ist ein Botenstoff, welcher die Entzündungsreaktionen des Organismus steuert und am Fortschreiten der Rheumatoiden Arthritis beteiligt ist. Olokizumab ist der erste direkte Blocker (Inhibitor) von Interleukin-6, der für die kommerzielle Verwendung in dieser Indikation vor der Zulassung steht.

In der klinischen Phase-III-Studie mit über 1600 ProbandInnen wurde der neue Wirkstoff in Kombination mit Methotrexat auf seine Wirksamkeit untersucht. Das Ergebnis: Diese erwies sich als mindestens so gut wie der derzeitige Goldstandard. „Der neue Wirkstoff sorgt dafür, dass viele Betroffene eine niedrige Krankheitsaktivität erreichen, das primäre Therapieziel; in einem von acht Fällen gelingt sogar ein völliger Rückgang der aktiven Krankheitserscheinungen“, erklärt Studienleiter Josef Smolen von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien. „Gleichzeitig erweitert sich damit das vorhandene Therapiespektrum signifikant, da dieser Wirkstoff anders funktioniert als die üblichen Medikamente.“ 

„Wir erhalten damit künftig eine weitere ausgezeichnete Therapiemöglichkeit“, erklärt Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie. „Wir haben nun eine weitere Option für Patientinnen und Patienten, die auf die etablierten Therapien wenig bis gar nicht ansprechen“ Der neue Wirkstoff steht vor der Einreichung zur Zulassung in der EU und den USA. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass er im Laufe des kommenden Jahres zum klinischen Einsatz kommen wird.

Die Ergebnisse der internationalen Multicenter-Studie unter Leitung der MedUni Wien wurden aktuell im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Referenz:
Medizinische Universität Wien
Smolen J et al., Olokizumab versus Placebo or Adalimumab in Rheumatoid Arthritis;
N Engl J Med 2022;387:715-26. DOI: 10.1056/NEJMoa2201302

#rheumatoidearthritis #rheuma #olokizumab #methotrexat #medizin #wissenschaft

  • Autor

    Mag. Simone Peter-Ivkic

    Medizinjournalistin

    Simone Peter-Ivkic ist seit 2011 als freie Medizinjournalistin tätig. Sie hat Anglistik und Publizistik an der Universität Wien studiert und fand anschließend ihre Leidenschaft für medizinische Themen.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau hält eine Nachbildung einer Gebärmutter in den Händen

Gelbkörperschwäche: Ursachen, Symptome und Behandlung eines Progesteronmangels

Eine Gelbkörperschwäche entsteht, wenn die Eierstöcke zu wenig Progesteron produzieren. Am häufigsten tritt sie in den Wechseljahren auf, kann aber auch jüngere Frauen betreffen. Ein Progesteronmangel kann Zyklusstörungen verursachen und eine mögliche Schwangerschaft erschweren. Doch wie erkennt man eine Gelbkörperschwäche?

Progesteron

Progesteron: Wirkung, Mangel und Bedeutung für den Körper

Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon, das den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie Stoffwechselprozesse reguliert.

Insemination - Paar bei einer ärztlichen Untersuchung

Insemination – Ablauf, Erfolgschancen und wann sie sinnvoll ist

Die Insemination ist eine Methode der künstlichen Befruchtung, die Paaren helfen kann, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Bei diesem Verfahren werden Samenzellen direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht, um die Chancen auf eine Befruchtung zu erhöhen.

IVF - In Vitro Fertilisation - Nahaufnahme des Prozess

In-vitro-Fertilisation (IVF): Ablauf, Chancen und Risiken

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Methoden der künstlichen Befruchtung entwickelt. Sie bietet Paaren, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.