Zusammenfassung
Fact-Box
Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud, Weißfingerkrankheit),Raynaud-Syndrom: Mit anfallsartigen Engstellungen und Minderdurchblutung einhergehende Gefäßerkrankung; betrifft zumeist Hände und Finger, aber auch die Zehen und andere Körperbereiche können betroffen sein.
Formen: Primäres Raynaud-Syndrom (”Ersterkrankung”/eigenständige Erkrankung), sekundäres Raynaud-Syndrom (Folgeerkrankung/Raynaud-Syndrom in Folge einer anderen Grunderkrankung)
Ursachen/Risikofaktoren:
Primäres Raynaud-Syndrom: Nicht genau bekannt, mögliche Ursachen/Risikofaktoren: Erbliche Faktoren, Veränderungen/Störungen im Hormonhaushalt, Rauchen und andere Lebensstil- und Umweltfaktoren u. a.
Sekundäres Raynaud-Syndrom: Sklerodermie, Lupus erythematodes, Vaskulitiden, Multiple Sklerose, andere Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen und neurologische Erkrankungen, Karpaltunnelsyndrom, Arteriosklerose, Vibrationssyndrom, Einnahme bestimmter Medikamente u. a.
Symptome: Anfallsartige Verfärbung der Haut (blass, blau, rot), Kühlwerden der betroffenen Strukturen, Missempfindungen, Taubheitsgefühle, Schmerzen u. a.
Primäres Raynaud-Syndrom: Symptome zumeist an beiden Händen/Füßen
Sekundäres Raynaud-Syndrom: Zumeist nur eine Seite betroffen
Diagnose: Ausführliche Anamnese, Inspektion der Hände und anderer Hautareale, div. Tests (Faustschlussprobe, Allen-Test u. a.), Kapillarmikroskopie, Blut- und Harnuntersuchungen, Angiographie, Duplex-Sonographie u. a.
Therapie: Verschiedene Verhaltens- und Allgemeinmaßnahmen, medikamentöse Therapie u. a.
Allgemeinmaßnahmen/Maßnahmen zur Selbsthilfe:
• Ausreichend vor Kälte und Feuchtigkeit schützen (Hände mit Handschuhen warmhalten, Griffe in Kühlregale kurzhalten, Konsum von zu kalten Speisen und Getränken meiden etc.)
• Das Rauchen reduzieren bzw. bei Möglichkeit mit dem Rauchen aufhören und auch Passivrauch meiden (Nikotin verengt die Blutgefäße zusätzlich).
• Sich besonders vor Verletzungen im Bereich von Händen und Fingern schützen und darauf achten, dass Wunden immer ausreichend versorgt sind.
• Stress abbauen und auf ausreichend Entspannung achten (z. B. durch kurze Auszeiten untertags, Erlernen von Entspannungstechniken, gezieltes Meiden von Situationen, die mit übermäßigem Stress einhergehen).
• Sport treiben/auf ausreichend Bewegung achten – Bewegung hilft ebenfalls beim Stressabbau und fördert zudem die Durchblutung.
• Bei (drohender) Attacke: Hände mit warmem Wasser waschen, Hände reiben, bewegen und massieren.
Raynaud-Syndrom
Plötzlich kalte, verfärbte und schmerzende Finger bei Kälte oder in Stresssituationen können auf ein Raynaud-Syndrom hinweisen. Hierbei handelt es sich um eine Gefäßerkrankung, die zu einer Minderdurchblutung der Finger führt. Auch andere Körperbereiche können betroffen sein. Bei Frauen kommt ein Raynaud-Syndrom häufiger vor als bei Männern. Zumeist sind die Beschwerden kein Grund zur Besorgnis. In manchen Fällen können jedoch bestimmte Erkrankungen dahinterstecken, weswegen eine ärztliche Abklärung erfolgen sollte. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die gegen die Attacken helfen können. Welche das sind, was ein Raynaud-Syndrom verursachen kann und wie dieses abgeklärt wird, lesen Sie hier.
Was ist das Raynaud-Syndrom?
Das Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud, Weißfingerkrankheit) ist eine Gefäßerkrankung, bei welcher es zu krampfartigen Engstellungen von Gefäßen (Vasospasmen) und einer Minderdurchblutung in Teilen der Hand und den Fingern kommt, was u. a. ein Kaltwerden, Blässe, Gefühlsstörungen und Schmerzen im betroffenen Bereich zur Folge haben kann. Auch andere Körperbereiche wie z. B. Zehen, Nase, Zunge und Ohren können betroffen sein. Benannt ist die Erkrankung nach dem französischen Arzt Maurice Raynaud.
Dass sich Blutgefäße in bestimmten Situationen, etwa bei kalten Temperaturen oder Stress, verengen, ist an sich ganz normal und eine natürliche Schutzreaktion des Körpers. Beim Raynaud-Syndrom liegt allerdings eine übermäßige Reaktion vor – die Blutgefäße der jeweiligen Strukturen reagieren besonders stark auf bestimmte Reize, was zu anfallsartigen Verengungen der Blutgefäße und verschiedenen Beschwerden führt. Das Raynaud-Syndrom tritt meistens eigenständig auf (primäres Raynaud-Syndrom), es können aber auch bestimmte Erkrankungen dahinterstecken (sekundäres Raynaud-Syndrom). Frauen sind öfter von einem primären Raynaud-Syndrom betroffen als Männer.
Formen und Ursachen
Die Symptome des Raynaud-Syndroms werden durch plötzliche starke Verengungen der Gefäße, insbesondere im Bereich von Händen und Fingern, verursacht. Die Verengungen bzw. Vasospasmen sind reversibel, was bedeutet, dass sie sich nach einiger Zeit wieder lösen. Situationen, in welchen es gehäuft zu den für das Raynaud-Syndrom typischen Anfällen kommen kann sind u. a. Kälte, Stress und heftige Gefühlsregungen.
Es werden zwei Formen des Raynaud-Syndroms unterschieden, das primäre Raynaud-Syndrom und das sekundäre Raynaud-Syndrom. Die primäre Form tritt häufiger auf als das sekundäre Raynaud-Syndrom.
Primäres Raynaud-Syndrom
Das primäre Raynaud-Syndrom ist eine Ersterkrankung, was bedeutet, dass die Beschwerden nicht in Folge einer anderen Grunderkrankung auftreten. Die Ursachen des primären Raynaud-Syndroms, von welchem vor allem junge Frauen betroffen sind, sind bislang nicht genau bekannt. Faktoren, welche möglicherweise eine Rolle in Zusammenhang mit den Anfällen spielen sind eine übersteigerte Reaktion der Arterien bei der Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin, genetische Faktoren und weibliche Geschlechtshormone/Störungen im Hormonhaushalt. Auch bestimmte Umwelt- und Lebensstilfaktoren dürften eine Rolle spielen, wobei hier insbesondere das Rauchen hervorzuheben ist. Bestimmte Erkrankungen wie z. B. Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes mellitus können Anfälle beim primären Raynaud-Syndrom verstärken.
Sekundäres Raynaud-Syndrom
Das sekundäre Raynaud-Syndrom ist eine Folgeerkrankung – den Beschwerden liegt also eine andere Erkrankung zugrunde. Ein sekundäres Raynaud-Syndrom kann durch viele verschiedene Erkrankungen verursacht werden, darunter beispielsweise:
Systemische Sklerodermie
Die systemische Sklerodermie ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die zur Gruppe der Kollagenosen/Autoimmunopathien des Bindegewebes zählt. Autoimmunopathien des Bindegewebes zeichnen sich durch eine Autoimmunreaktion des Körpers auf körpereigene Strukturen wie Bindegewebe, Muskulatur und Gefäße aus. Bei einer systemischen Sklerodermie kommt es zu einer überschießenden Kollagenbildung, Fibrose (Gewebeveränderung mit Vermehrung von Bindegewebszellen und Kollagenfasern) und Sklerosierung (Verhärtung) der Haut und der inneren Organe. Es gibt auch lokalisierte Formen der Sklerodermie, bei welchen ausschließlich die Haut betroffen ist (zirkumskripte Sklerodermie). In fortgeschrittenen Stadien können sich die Veränderungen im Bereich der Haut beispielsweise durch Läsionen im Bereich der Fingerkuppen, Beugekontrakturen, zunehmend straffe Haut an den Fingern und im Gesicht, Teleangiektasien (sichtbare Erweiterungen von oberflächlich gelegenen kleinsten Blutgefäßen von Haut und Schleimhaut) im Gesicht und eine starre Mimik bemerkbar machen. Ein Raynaud-Syndrom kann ein frühes Symptom einer Sklerodermie sein.
Lupus erythematodes
Neben der systemischen Sklerodermie zählt auch Lupus erythematodes zur Gruppe der systemischen Autoimmunopathien des Bindegewebes. Es handelt sich um eine Multisystemerkrankung, bei welcher neben der Haut auch verschiedene weitere Organe (z. B. Herz, Lunge, Niere) in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Befall der Haut kann sich, je nach Form, durch verschiedene Hautveränderungen bemerkbar machen (schmetterlingsförmige Rötung von Nase und Wange, schuppenartige verfärbte Hautläsionen, Ausschlag u. a.). Bei einem sogenannten kutanen Lupus erythematodes handelt es sich um eine mildere Form der Erkrankung, bei welcher vorrangig die Haut betroffen ist, bei einem chronisch diskoiden Lupus erythematodes, einer Unterform des kutanen Lupus erythematodes, bilden sich u. a. scheibenförmige vernarbende Plaques in verschiedenen Hautarealen. Ein medikamenteninduzierter Lupus erythematodes wird durch bestimmte Medikamente ausgelöst und bildet sich nach Absetzen des ursächlichen Medikaments in der Regel zurück. Daneben gibt es noch viele weitere Unterformen der Erkrankung. Das Raynaud-Syndrom ist eines von vielen verschiedenen möglichen Symptomen der Erkrankung. Mehr zum Thema Lupus lesen Sie hier.
Vaskulitiden
Unter dem Begriff Vaskulitis werden verschiedene entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße zusammengefasst. Primäre Vaskulitiden sind eigenständige Erkrankungen, sekundäre Vaskulitiden treten in Folge anderer Erkrankungen (z. B. Autoimmunerkrankungen, Infektionen) auf. Primäre Vaskulitiden werden nach der Größe der betroffenen Gefäße bzw. des betroffenen Gefäßabschnitts unterteilt in Vaskulitiden der großen Gefäße (z. B. Riesenzellarthritis, Takayasu-Arteriitis), Vaskulitiden der mittelgroßen Gefäße (z. B. Kawaski-Syndrom) und Vaskulitiden der kleinen Gefäße (z. B. Purpura Schönlein-Henoch). Abhängig davon, welche Blutgefäße in welchem Organ betroffen sind, kann das Beschwerdebild ganz unterschiedlich sein (z. B. Kopfschmerzen im Schläfenbereich und Kauschmerzen bei Riesenzellarthritis, Schmerzen und Müdigkeit der Arme bei Belastung bei Takayasu-Arteriitis, Fieber, Lymphknotenschwellung, Hautausschlag, Himbeerzunge und Bindehautentzündung beim Kawaski-Syndrom); ein Raynaud-Syndrom kann bei verschiedenen Vaskulitiden vorkommen.
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist ein Nervenkompressionssyndrom (Engpasssyndrom) des Nervus medianus (mittlerer Armnerv) im Bereich der Handwurzel. Der Nervus medianus ist ein Nerv, der verschiedene Muskeln der Unterarmmuskulatur und verschiedene Bereiche der Hand versorgt und besonders wichtig für Gefühlswahrnehmungen, das Tastempfinden und die Funktion von bestimmten Fingern und der Hand ist. Er verläuft, gemeinsam mit verschiedenen Sehnen, im sogenannten Karpaltunnel, welcher von den Handwurzelknochen und einem stabilisierenden Bindegewebsband gebildet wird.
Bei einem Karpaltunnelsyndrom liegt ein anatomischer Engpass vor – der Karpaltunnel ist verengt, wodurch der Nerv belastet und gereizt wird. Mögliche Symptome sind, je nach Schweregrad, u. a. nächtliches Einschlafen der Finger, schmerzhaftes Kribbeln, kribbelnde und nadelstichartige Missempfindungen an der Handinnenfläche und in einem Teil der Finger, ausstrahlende Schmerzen, Störungen des Tast- und Empfindungssinns, Taubheitsgefühl und Ausfallserscheinungen im Bereich einzelner Finger, Schwäche beim Zugreifen, Verlust der Sensibilität und Muskelabbau am Daumen. Unter Umständen kann ein Karpaltunnelsyndrom auch mit einem Raynaud-Syndrom einhergehen. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren eines Karpaltunnelsyndroms sind u. a. anlagebedingter anatomischer Engpass, erbliche Faktoren, dauerhafte Belastungen und Verletzungen des Handgelenks, Entzündungen und Schwellungen der Sehnenscheiden, rheumatische Erkrankungen und Gewichtszunahme.
Kälteagglutininkrankheit/Kälte-Agglutinine
Bei manchen autoimmunen Erkrankungen kann es zur Bildung von sogenannten Kälte-Agglutininen kommen. Hierbei handelt es sich um Antikörper, die bei Kälte verklumpen und zum Zerfall von roten Blutkörperchen führen können. In weiterer Folge kann es zu Anämie und Entzündungsreaktionen kommen, was ein Raynaud-Syndrom begünstigen kann. Die Kälteagglutininkrankheit ist eine verhältnismäßig seltene Erkrankung, bei welcher das körpereigene Immunsystem die roten Blutkörperchen angreift. Mögliche Symptome sind u. a. blasse und bläuliche Hautfärbungen im Bereich von Fingern, Zehen, Ohren und Gesicht, Müdigkeit und allgemeine körperliche Schwäche.
Vibrationssyndrom/Vibrationsschäden
Ein sekundäres Raynaud-Syndrom kann auch auf mechanische Schäden zurückzuführen sein. Geräte und Maschinen, die in einem bestimmten Frequenzbereich schwingen können das sogenannte Vibrationssyndrom erzeugen. Betroffen sein können beispielsweise Menschen, die jahrelang mit stark vibrierenden Geräten wie Presslufthämmern oder Kettensägen gearbeitet haben.
Daneben können auch andere Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Bindegewebserkrankungen, neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Polyneuropathie, Nervenentzündungen) sowie Erkrankungen wie Arteriosklerose und bestimmte Folgeerkrankungen dieser, Schilddrüsenunterfunktion, bestimmte Krebserkrankungen und andere Erkrankungen hinter einem sekundären Raynaud-Syndrom stecken. Weitere mögliche Ursachen und Faktoren, welche ein Raynaud-Syndrom begünstigen bzw. zu häufigeren Attacken führen können sind u. a. die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Betablocker, Interferon), Drogenkonsum und Rauchen.
Symptome – woran erkannt man ein Raynaud-Syndrom?
Häufige Symptome beim Raynaud-Syndrom sind:
• Blässe der Haut
• Bläuliche und rötliche Verfärbung der Haut
• Kalte Finger
• Missempfindungen und Schmerzen
Typisch für das Raynaud-Syndrom ist, dass sich die Finger (mit Ausnahme des Daumens) oder die Zehen anfallsweise verfärben. Durch die Verengung der Blutgefäße und die gestörte Blutzufuhr werden die betroffenen Strukturen zunächst blass und später blau und rot sowie kühl. Daneben kommt es zumeist zu Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und zu Schmerzen. In Folge der Arterienverengung kommt es im betroffenen Bereich zu einer mangelhaften Sauerstoffversorgung. Eine solche Attacke dauert meistens nicht länger als eine halbe Stunde. Anschließend erweitern sich die Arterien und es kommt zu einer Hautrötung. Diese Raynaud-Phänomen-Symptome werden auch als ”Tricolore-Phänomen” (weiß-blau-rot) bezeichnet. Sie müssen in dieser Form jedoch nicht immer auftreten.
Bei einem primären Raynaud-Syndrom zeigen sich die Symptome zumeist an beiden Händen oder Füßen, bei einem sekundären Raynaud-Syndrom ist meistens nur eine Seite betroffen. Bei einem sekundären Raynaud-Syndrom kann es durch Sauerstoffmangel und eine dauerhafte Schädigung der Gefäße zu Geschwüren, Wundheilungsstörungen und weiteren krankhaften Veränderungen und Problemen kommen. Darüber hinaus kann die Haut, je nach zugrundliegender Erkrankung, verdickt und gespannt sein und/oder weitere Veränderungen aufweisen.
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom ein Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einem Raynaud-Syndrom auftreten. Im Zweifelsfall sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Wie wird ein Raynaud-Syndrom diagnostiziert?
Erster Ansprechpartner bei den oben genannten Beschwerden bzw. bei Verdacht auf ein Raynaud-Syndrom ist in der Regel der Arzt für Allgemeinmedizin, welcher den Patienten bei Bedarf an einen entsprechenden Facharzt (z. B. Rheumatologe, Gefäßspezialist) zuweist.
Zu Beginn erfolgt eine umfassende Anamnese, bei welcher sich der Arzt nach der genauen Situation des Patienten erkundigt. Antworten auf Fragen darüber, seit wann und in welchen Situationen es zu den Beschwerden kommt, ob Schmerzen auftreten, ob sich die Symptome an beiden Händen oder nur an einer Hand zeigen, ob auch andere Körperbereiche von Veränderungen bzw. Attacken betroffen sind und weitere Angaben helfen dem Arzt, sich noch vor der Untersuchung ein genaueres Bild zu verschaffen. Hierfür kann es auch hilfreich sein, wenn die Hände von Betroffenen während einer Attacke fotografiert und die Aufnahmen zum Arztgespräch mitgebracht werden. Darüber hinaus werden Informationen zu bekannten Vorerkrankungen, eingenommenen Medikamenten und weiteren Punkten eingeholt, die im Rahmen der Abklärung wichtig sein können.
Im Anschluss erfolgt die körperliche Untersuchung, die verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen kann. Bei einer Inspektion der Hände wird u. a. auf mögliche Schwellungen, Gewebeschäden und Wunden, Sklerosierungen, Läsionen und andere Veränderungen im Bereich der Haut sowie auf auffällige Veränderungen im Bereich der Nägel geachtet. Ferner erfolgen eine gründliche Inspektion von anderen Hautarealen und eine Pulspalpation (Ertasten des Pulses).
Durch eine sogenannte Faustschlussprobe lässt sich der Bluteinstrom in die Finger relativ einfach überprüfen – der Untersucher umschließt hierfür das Handgelenk des Patienten, welcher die Faust ein paar Mal schließen und wieder öffnen muss. Im Fall eines Raynaud-Syndroms werden die Finger dabei häufig blass. Mit Hilfe des sogenannten Allen-Tests können Arterien, welche die Hand mit Blut versorgen ohne größeren Aufwand untersucht werden. Hierfür wird nacheinander eine der beiden Arterien mit der Hand abgedrückt, um zu überprüfen, ob die andere nicht abgedrückte Arterie die Hand ausreichend mit Blut versorgt.
Durch eine sogenannte Kapillarmikroskopie können die kleinsten Gefäße im Bereich der Hände untersucht werden. Es handelt sich um eine nicht-invasive und relativ einfach durchzuführende Untersuchung, bei welcher die Kapillaren am Nagelfalz der Finger bei starker Vergrößerung mit einer lichtmikroskopischen Apparatur untersucht und in Hinblick auf ihr Erscheinungsbild und ihre Dichte beurteilt werden. Durch die Untersuchung ist es möglich, ein primäres Raynaud-Syndrom von einer sekundären Form zu unterscheiden.
Im Rahmen von Blut- und Harnuntersuchungen werden verschiedene Parameter erhoben und bestimmt, u. a., um die Entzündungsaktivität und mögliche Organbeteiligungen zu erfassen und Erkrankungen, die einem sekundären Raynaud-Syndrom zugrundeliegen können zu erkennen bzw. auszuschließen.
Mittels einer Angiographie und einer Duplex-Sonographie (Ultraschalluntersuchung) ist es möglich, Gefäßveränderungen sichtbar zu machen. Hierfür kann auch ein gefäßerweiterndes Medikament verabreicht werden – kommt es dadurch nicht zu einer Ausdehnung der Blutgefäße und Verengung, kann dies für eine dauerhafte Verengung des Gefäßes/eine Gefäßerkrankung sprechen. Darüber hinaus können noch andere bildgebende Verfahren und Untersuchungen veranlasst werden, um ein primäres Raynaud-Syndrom von einem sekundären zu unterscheiden, andere Erkrankungen, welche ebenfalls hinter den Symptomen stecken können zu diagnostizieren bzw. auszuschließen und die Diagnose zu sichern. Welche Untersuchungen durchgeführt werden und wie sich die Abklärung genau gestaltet richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten.
Behandlung
Die Therapie eines Raynaud-Syndroms umfasst verschiedene Verhaltens- und Allgemeinmaßnahmen.
Hierzu zählt u. a., dass sich Betroffene vor Kälte und Feuchtigkeit schützen sollten, etwa indem Hände und Füße durch Handschuhe und Socken warmgehalten und unnötige Griffe in Kühlregale sowie der Konsum von zu kalten Speisen und Getränken vermeiden werden. Weitere hilfreiche Maßnahmen sind die Reduktion des Rauchens bzw. der vollständige Rauchstopp und das Vermeiden von Passivrauch sowie Stressabbau und Entspannung (z. B. kurze Auszeiten untertags, Erlernen von Entspannungstechniken, gezieltes Meiden von Situationen, die übermäßig Stress erzeugen). Auch Sport und regelmäßige Bewegung untertags helfen beim Stressabbau und fördern zudem die Durchblutung. Außerdem sollten sich Betroffene vor Verletzungen im Bereich der Hände und Finger besonders gut schützen und darauf achten, dass Wunden in betroffenen Bereichen stets ausreichend versorgt sind.
Bei einer (drohenden) Raynaud-Attacke kann es helfen, die Hände mit warmem Wasser zu waschen, sie zu reiben, zu bewegen und zu massieren. Dies fördert, dass sich die Gefäße wieder schneller erweitern.
Wenn allgemeine Maßnahmen nicht ausreichen, das Gewebe geschädigt ist und eine gute Durchblutung gesichert werden muss, können Medikamente zum Einsatz kommen. Eingesetzt werden u. a. Kalzium-Antagonisten, welche über eine Beeinflussung des Kalziumeinstroms die Anspannung der Gefäßmuskulatur hemmen, wodurch sich die Blutgefäße weiten. In manchen Fällen kann auch das Auftragen einer gefäßerweiternden Nitroglycerin-Salbe hilfreich sein. Die Art und Dosierung der medikamentösen Therapie werden bei Bedarf entsprechend angepasst. Wichtig ist es, Medikamente stets wie mit dem Arzt besprochen einzunehmen. In sehr schweren Fällen kann eine Operation in Betracht gezogen werden, beispielsweise eine Sympathektomie, bei welcher gefäßverengende Nerven blockiert werden. Bei einem sekundären Raynaud-Syndrom steht die Behandlung der jeweiligen zugrundeliegenden Grunderkrankung im Vordergrund.
Raynaud-Syndrom – Kälteschutz ist zentral, Schweizer Zeitschrift für Dermatologie & Ästhetische Medizin 01/2020, Rosenfluh Publikationen
Mlekusch I.; Raynaud-Phänomen: Ursache abklären, Österreichische Ärztezeitung 23-24/2019, Verlagshaus der Ärzte
Karonitsch T.; Raynaud-Syndrom, Fakten der Rheumatologie 03/2015; MedMedia Verlag und Mediaservice
Ness T. et al.; Diagnose und Therapie der Riesenzellarthritis, Deutsches Ärzteblatt 21/2013, Deutscher Ärzteverlag
Stölting P.; Diagnose und Therapie des Raynaud-Phänomens, ARS Medici 21/2012, Rosenfluh Publikationen
Hirschl M.; Differentialdiagnose bei Raynaud-Syndrom – manchmal mehr als nur weiße Finger, Universum Innere Medizin 09/2012, MedMedia Verlag und Mediaservice
Aberer E.; Raynaud-Phänomen und Sklerodermie, Spectrum Dermatologie 01/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice
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Systemische Sklerose; Steckbrief, Thieme via medici, URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8668417/subject/innere+medizin/rheumatologie/kollagenosen/systemische+sklerose+ssc
Systemischer Lupus Erythematodes; Steckbrief, Thieme via medici, URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8668415/subject/innere+medizin/rheumatologie/kollagenosen/systemischer+lupus+erythematodes+sle|Raynaud-Syndrom – Kälteschutz ist zentral, Schweizer Zeitschrift für Dermatologie & Ästhetische Medizin 01/2020, Rosenfluh Publikationen
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