Weltweit leiden Millionen Menschen an chronischen Schmerzen, denen nur noch mit Opioiden geholfen werden kann. Diese Schmerzmittel können jedoch gravierende Nebenwirkungen haben: Sie machen süchtig und fördern im schlimmsten Fall sogar das Schmerzgedächtnis.
Geht es nach den Ergebnissen einer amerikanischen Studie, könnte Schmerzpatienten künftig mittels Gentherapie geholfen werden. In ihrem Versuch blockierten die Forscher mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 vorübergehend ein Schmerzgen bei Mäusen. Dies dämpfte das Schmerzempfinden und sorgte für eine langanhaltende Linderung der Beschwerden. Blockiert wurde dabei eine seltene Mutation (NaV1.7), die dazu führt, dass Betroffene keinen Schmerz empfinden können. „Indem wir auf dieses Gen zielen, verändern wir den Schmerz-Phänotyp,“ so die Untersuchungsleiterin Ana Moreno von der University of California. Von Vorteil ist dabei, dass das Gen nur am Schmerz selbst beteiligt ist. Die Manipulation zeigte keine Auswirkungen auf sonstige sensorische und motorische Fähigkeiten.
Menschen mit einer entsprechenden Mutation, fehlt Schmerz als wichtige Warnfunktion des Körpers. Um diese wichtige Funktion jederzeit wieder herstellen zu können, wurde daher auf eine reversible Variante gesetzt, so dass das Schmerzempfinden bei Bedarf auch wieder „eingeschalten“ werden kann.
Die gleichen Ergebnisse erzielten die Forscher, wenn sie das entsprechende Gen nicht mit der Genschere blockierten, sondern mit einer älteren Gen-Editing-Technik, bei der sogenannte Zinkfingerproteine dazu eingesetzt werden, um die Ablesung der Gene zu blockieren.
Im nächsten Schritt sollen beide Ansätze nun für einen klinischen Einsatz am Menschen – etwa bei Krebserkrankungen, Arthritis oder Ischias – optimiert werden.
Referenzen:
University of California, San Diego
Long-lasting analgesia via targeted in situ repression of NaV1.7 in mice; Science Translational Medicine 2021; https://stm.sciencemag.org/content/13/584/eaay9056