Frau schwimmt in eiskaltem Wasser
GirtsRagelis/shutterstock.com

Mit Kälte gegen multiple Sklerose

Autoimmunerkrankungen treten auf, wenn das Immunsystem körpereigene Organe angreift. Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Die Krankheit zeichnet sich durch die Zerstörung des Myelins aus, das eine schützende Isolierung der Nervenzellen darstellt und für die korrekte und schnelle Übertragung elektrischer Signale wichtig ist. Seine Zerstörung führt somit zu neurologischen Behinderungen bis hin zu Lähmungen.

Dieser Prozess benötigt eine Menge Energie. Wird diese anderweitig verwendet, könnte man die Erkrankung möglicherweise aufhalten, postulierten deshalb Forschende der Universität Genf. Um diese Theorie zu verifizieren, entzogen sie Mäusen mit einer MS-ähnlichen Erkrankung Energie, indem sie sie einer kälteren Umgebungstemperatur aussetzten. Die Tiere benötigen dadurch mehr Ressourcen, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Im Ergebnis führte dies tatsächlich dazu, dass sich ihre Erkrankung verbesserte. Durch die Reduzierung der Umgebungstemperatur um zehn Grad, kam es zu einer Abnahme entzündungsfördernder Immunzellen und die Mäuse waren viel agiler. Zudem verringerte sich das Ausmaß der im Zentralnervensystem beobachteten Demyelinisierung.

Ob und wie sich dieses Konzept klinisch nutzen lässt, ist allerdings noch unklar. Aber es bietet möglicherweise eine Erklärung dafür, warum die in den letzten Jahrzehnten spürbare Verbesserung der Lebensbedingungen in den westlichen Ländern zu einer Zunahme von Autoimmunerkrankungen geführt hat. Obwohl dieser Anstieg vermutlich mehrere Gründe hat, könnte eine zu warme Umgebungstemperatur eine noch wenig verstandene Rolle bei der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen spielen, meinen die Wissenschaftler.

Referenz:
Université de Genève
Cold exposure protects from neuroinflammation through immunologic reprogramming, Cell Metabolism 2021; https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1550413121004800?via%3Dihub

#ms #multiplesklerose #autoimmunerkrankung #kaelte #immunologie #entzuendung #immunologie #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.