Wie sich besonders verwinkelte und kleine Blutgefäße erreichen lassen, hat ein Team der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) herausgefunden. Um sich Zugang zu hauchdünnen Venen und Arterien zu verschaffen, wurde bisher ein Führungsdraht, mit dem sich Katheter an die gewünschte Stelle schieben lassen, verwendet.
Damit bleiben aber große Teile des Gehirns unzugänglich, weil die vorhandenen Geräte unhandlich sind und die Erforschung des winzigen, komplizierten zerebralen Gefäßsystems ohne Gewebeschädigung extrem schwierig ist.
Deshalb wurden nun weniger als hundert Mikrometer kleine Geräte entwickelt, die auch die feinsten und besonders verzweigten Blutgefäße erreichen. Die Instrumente bestehen aus einer magnetischen Spitze und einem flexiblen Körper aus biokompatiblen Kunststoffen. Sie funktionieren ähnlich wie ein Angelhaken im Wasser: Der Blutfluss zieht das an einem Ende festgehaltene Gerät zu den winzigsten Gefäßen im Körper. Trifft es auf eine Verzweigung, lässt es sich mittels magnetischer Computersteuerung in die gewünschte Position drehen. So wandert es entlang der Kapillaren weiter ohne Schäden an den Gefäßwänden zu verursachen. Die Machbarkeit wurde in Laborexperimenten sowie im Gefäßsystem eines Kaninchenohrs demonstriert.
In einem nächsten Schritt möchten die Forscher das System in weiteren Tierversuchen testen. Sie hoffen, dass ihre Entwicklung es einmal erlauben wird, tiefsitzende Gehirntumore zu behandeln.
Referenz:
EPFL
Pressemeldung Science APA; https://science.apa.at/power-search/7166836274369196198,
Originalpublikation: Flow driven robotic navigation of microengineered endovascular probes, Nature Communications 2020, https://www.nature.com/articles/s41467-020-20195-z