Mikropartikel am Sandstrand
Foto:chayanuphol/Shutterstock

Mikroplastik in der Leber?

Da Plastik bekanntlich nicht verrottet, entstehen durch den Alterungs- und Zerfallsprozess aus Plastik-Verpackungen, unserer Kleidung oder aus der Industrie-Produktion kleine Plastikpartikel, sogenannte Mikroplastik, dessen Konzentration in der Umwelt stetig ansteigt. Welche gesundheitlichen Schäden die Partikel, die sich auch in unserer Nahrung finden, im menschlichen Körper auslösen, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird aber, dass sich Mikroplastik etwa in den Schleimhäuten oder Organen anreichern könnte und Entzündungen oder sogar Krebserkrankungen begünstigen könnte.

Bisher wurden Mikroplastik-Partikel nur in Geweben von Mäusen und kürzlich auch in Blut, Stuhl und Plazenta des Menschen festgestellt. Unklar war jedoch, ob Mikroplastik sich in peripheren Organen, insbesondere in der Leber, anreichert und ob eine Leberzirrhose diesen Prozess begünstigt. Eine Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ist dieser Fragestellung nun nachgegangen und hat Gewebeproben aus Leber, Niere und Milz von sechs PatientInnen mit Leberzirrhose und fünf Personen ohne eine Lebererkrankung analysiert.

„In unserer Studie konnten wir bei PatientInnen mit Leberzirrhose Mikroplastik in erhöhten Mengen im Lebergewebe nachweisen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der Pfortaderhochdruck und die damit verbundene veränderte Darmpermeabilität bei PatientInnen mit Leberzirrhose zu einer vermehrten Aufnahme von Mikroplastik-Partikeln aus dem Darm führen. Welchen Stellenwert die Ablagerung von Mikroplastik in der Leber auf den Erkrankungsverlauf von PatientInnen mit Lebererkrankung hat, müssen aber erst künftige Studien zeigen“, so der österreichische Erstautor Thomas Horvatits. Detektiert wurden sechs verschiedene Plastik-Polymere im Größenbereich von 4 zu 30 µm.

Aufgrund der sehr kleinen Partikelgröße und der geringen Probenmenge stellte die Identifikation und Analyse der Mikroplastikpartikel im menschlichen Gewebe eine besondere Herausforderung dar, für die im Rahmen der Studie eine neue Methode entwickelt wurde.

Referenz:
Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Microplastics detected in cirrhotic liver tissue; eBioMedicine 2022, https://www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(22)00328-0/fulltext

#leber #leberzirrhose #hepatologie #lebererkrankung #umwelt #mikroplastik #forschung #wissenschaft #medizin #internemedizin #gesund #gesundheit #inneremedizin

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Junge mit Zahnbürste und Zahnpasta

Fluorid in Zahnpasta: Wichtiger Schutz oder giftig für Kinder?

Zahnpasta: Mit oder ohne Fluorid? Diese Frage stellen sich vor allem viele Eltern. Sicher ist: Fluorid bietet eine ausgezeichnete Kariesprophylaxe. Doch wie viel Wahrheit steckt in den Mythen über mögliche Nebenwirkungen des Mineralstoffs? Wir bringen Klarheit.

Morgenroutine: Eine junge Frau sitzt am Boden und isst ein gesundes Frühstück

7 Tipps für die perfekte Morgenroutine

Haben Sie sich jemals gefragt, warum einige Menschen voller Energie in den Tag starten, während andere sich durch den Morgen quälen? Die Art und Weise, wie wir unseren Tag beginnen, beeinflusst nicht nur unsere Stimmung, sondern auch unsere Produktivität und Kreativität.

Zahngesundheit: kleiner Junge mit Zahnbürste und einem Zahnkuscheltier

Gesunde Kinderzähne von Anfang an – die besten Tipps

Eine gute Zahngesundheit beginnt bereits im Säuglingsalter. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihre Kinder von Anfang an an eine gesunde Mundhygiene gewöhnen.

verschiedene Hausmittel gegen Schnupfen

Die besten Hausmittel gegen Schnupfen: So werden Sie schnell wieder fit

Wenn die Temperaturen fallen, beginnt oft auch die Schnupfenzeit: Die Nase läuft, der Hals kratzt, und ein Schnupfen macht sich bemerkbar. Doch keine Sorge: Mit einfachen Maßnahmen und Omas bewährten Hausmitteln können Sie die Beschwerden lindern und den Heilungsprozess unterstützen.