Eisenmangel signalisiert unseren Abwehrzellen Gefahr und führt zu übertriebenen Immunreaktionen. Gleichzeitig wird durch ein hyperaktives Immunsystem auch die Aufnahme des Mikronährstoffs Eisen gehemmt. So entsteht ein Teufelskreis, der allergische Reaktionen in Gang setzt.
Ein Forschungsteam des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmeduni Wien und Uni Wien zeigte nun erstmals, dass eine gezielte diätische Maßnahme die Symptomlast bei allergischen Reaktionen verringern kann.
Um den Mangel der Abwehrzellen auszugleichen, entwickelte das wissenschaftliche Team eine Lutschtablette, die im Rahmen der Studie erstmals doppel-blind und Placebo-kontrolliert getestet wurde.
Die Lutschtablette basiert auf dem Molkenprotein Beta-Lactoglobulin von Kühen, welches als Träger für zahlreiche Mikronährstoffe fungiert. „Durch diesen Träger erfolgt die Aufnahme statt über Blutgefäße über die Lymphe – also genau dort, wo Abwehrzellen vermehrt anzutreffen sind und die Mikronährstoffe gezielt aufnehmen können“, erläutert Studienleiterin Franziska Roth-Walter. Da eine Tablette mit weniger als einem Milligramm eine sehr kleine Eisenmenge aufweist, gilt sie nicht als Eisenpräparat. Vielmehr ist der Mikronährstoff darin in einer Form enthalten, mit der die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme umgangen werden kann. Laut Studienergebnissen verringerte sich mit der Einnahme dieser Lutschtablette die Symptomlast bei Birken- und Gräserpollenallergien deutlich. Darüber hinaus verbesserten sich der Eisenstatus in den zirkulierenden Monozyten sowie die Werte der roten Blutzellen. Nach sechsmonatiger Einnahme der Lutschtablette in Kombination mit den notwendigen Medikamenten („Combined Symptom Medication Score“) konnte in der Hauptsaison der Birkenpollen bei den Patientinnen und Patienten eine 45-prozentige Reduktion der Symptome erreicht werden.
Bisher gilt die spezifische Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Linderung allergischer Erkrankungen. „Die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über die Lutschtablette zeigte eine ähnlich starke Wirksamkeit, und zwar auf komplett Allergen-unabhängige und daher universelle Weise“, verdeutlicht Roth-Walter. Damit schlagen die Forscherinnen und Forscher völlig neue Richtung ein. Die Studie wurde kürzlich in „The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“ publiziert.
Referenz:
Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmeduni Wien und Uni Wien
Bartosik T et al., The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice Ameliorating Atopy by Compensating Micronutritional Deficiencies in Immune cells: a Double-Blind Placebo-Controlled Pilot Study
https://doi.org/10.1016/j.jaip.2022.02.028
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