Einsamer Mensch in einer Ecke des Bildes
Jorm S/shutterstock.com

Mangelndes Vertrauen macht einsam

Bei einsamen Menschen kann das Risiko, psychisch zu erkranken, erhöht sein. Ein Grund für eine stark empfundene Einsamkeit kann wiederum mangelndes Vertrauen zu Mitmenschen sein – das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Universitätsklinikums Bonn.

Die Studie umfasste über 3000 Erwachsene, die unter Einsamkeit, jedoch nicht an psychischen Symptomen litten, sowie 40 Kontrollpersonen, die angaben, sich nicht andauernd einsam zu fühlen. In den Untersuchungen zeigten sich mehre Hinweise darauf, dass einsame Menschen offenbar mit Vertrauensproblemen kämpfen. So teilten sie fiktives Spielgeld etwa weniger gern als Kontrollpersonen. Zudem zeigte sich bei Gehirnarealen, die in die Vertrauensbildung involviert sind, Abweichungen in der Verarbeitung gegenüber der Kontrollgruppe. Die Aktivität der vorderen Inselrinde (anteriore Insula) war bei Einsamen weniger aktiv und weniger ausgeprägt mit anderen Gehirnarealen vernetzt.

Nach einer standardisierte Gesprächssituation, bei der es um emotional positive Inhalte ging, untersuchten die Wissenschaftler anhand von Blut- und Speichelproben unter anderem einen Anstieg des Bindungshormons Oxytocin als Reaktion auf das Gespräch und maßen die Distanz in Zentimetern, die die Probanden zur Versuchsleitung einhielten.

Es zeigte sich, dass bei den von starker Einsamkeit betroffenen Personen die Stimmung nach dem Smalltalk weniger positiv war als bei der Kontrollgruppe, die Konzentrationen des Bindungshormons Oxytocin veränderten sich weniger und einsame Menschen hielten eine rund zehn Zentimeter größere räumliche Distanz zur Versuchsleitung ein als die kaum von Einsamkeit Betroffenen.Jetzt soll untersucht werden, ob diese negativen gedanklichen Verzerrungen durch psychotherapeutische Gruppeninterventionen reduziert werden können.

Referenz:
Universität Bonn
Loneliness and the social brain: how perceived social isolation impairs human interactions, Advanced Science, Advanced Science 2021; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/advs.202102076 

#einsam #einsamkeit #persoenlichkeit #vertrauen #psyche #depression #neurologie #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
schwangere Frau

Fruchtbarkeit steigern: Die besten Tipps um schwanger zu werden

Manchmal klappt es mit dem schwanger werden nicht so schnell, wie man es sich wünscht. In diesem Artikel erklären wir, was die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern beeinflusst, wie man fruchtbare Tage erkennt und welche Möglichkeiten es gibt, den Kinderwunsch zu unterstützen.

Frau legt vor Schmerzen Hände auf ihren Bauch - Endometriose

Endometriose - Symptome, Diagnose und Behandlung

Endometriose ist weit verbreitet und zählt neben Myomen zu den häufigsten gutartigen gynäkologischen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter.

Frau hält eine Nachbildung einer Gebärmutter in den Händen

Gelbkörperschwäche: Ursachen, Symptome und Behandlung eines Progesteronmangels

Eine Gelbkörperschwäche entsteht, wenn die Eierstöcke zu wenig Progesteron produzieren. Am häufigsten tritt sie in den Wechseljahren auf, kann aber auch jüngere Frauen betreffen. Ein Progesteronmangel kann Zyklusstörungen verursachen und eine mögliche Schwangerschaft erschweren. Doch wie erkennt man eine Gelbkörperschwäche?

Progesteron

Progesteron: Wirkung, Mangel und Bedeutung für den Körper

Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon, das den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie Stoffwechselprozesse reguliert.