unterschiedliche Medikamente
Foto: Igor Zvencom/shutterstock

Kortison: Wirkung, Anwendung und Tipps

Kortison-Medikamente sind hochwirksam und ihre entzündungshemmende, antiallergische und immunsuppressive Wirkung wird in der Medizin vielfach genutzt. Allerdings können sie auch Nebenwirkungen haben. Erfahren Sie hier, wie Kortison wirkt, wann es verwendet wird und wie Sie einen sicheren Gebrauch gewährleisten können.

Zusammenfassung

Kortison

Definition: künstlich hergestellte Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide, die dem körpereignen Hormon Cortisol nachempfunden sind

Formen: topische: Salben, Cremes, Nasenspray, Inhalationsspray, Augentropfen, Lösung; systemische: Tabletten, Spritzen, Infusionen, Zäpfchen, Saft,…

Anwendung bei: zahlreichen Erkrankungen, bei denen entzündliche Prozesse oder überschießende Immunreaktionen eine Rolle spielen

Nebenwirkungen: lokale: Hautreizungen, – ausdünnung, allergische Reaktionen, Augenbeschwerden, Nasenbluten, Magen-Darm-Beschwerden,… ; systemische: Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Fettumverteilung, Bluthochdruck, Verminderung der Knochendichte, Erhöhung des Blutzuckerspiegels,…

In der Schwangerschaft und Stillzeit: Kortison sollte nur nach einer sorgfältigen Risiko-Nutzen-Abwägung verwendet werden. 

Absetzen: Kortison muss langsam ausgeschlichen werden

 

Was ist Kortison?

Kortison ist ein umgangssprachlicher Begriff für künstlich hergestellte Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide, die dem körpereigenen Hormon Cortisol nachempfunden sind. Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und hat vielfältige Aufgaben im Körper.

Es wird auch oft als Stresshormon bezeichnet, da es bei Stress vermehrt freigesetzt wird, um den Körper auf eine adäquate Reaktion vorzubereiten. arüber hinaus hat es Regulationsfunktion für den Stoffwechsel und Einfluss auf das Immunsystem, den Blutdruck, den Blutzucker, die Stimmung und kognitive Parameter wie Konzentration und Aufmerksamkeit. Kortison-Medikamente übernehmen all diese Funktionen. In der Medizin werden sie vor allem wegen ihrer entzündungshemmenden, antiallergischen und immunsuppressiven Wirkung verwendet und helfen, die Symptome vieler Krankheiten zu behandeln.

Wie wirkt Kortison im Körper?

Kortison ist ein komplexes Medikament mit vielfältigen Wirkungen im Körper. Zu den wichtigsten Wirkungen gehören:

  • Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks
  • Steigerung des Blutzuckerspiegels
  • Unterdrückung des Immunsystems
  • Regulation des Stoffwechsels
  • Einfluss auf Stimmung und Konzentration

Wann wird Kortison eingesetzt?

Kortison wird zur Behandlung zahlreicher Erkrankungen eingesetzt, bei denen entzündliche Prozesse oder überschießende Immunreaktionen eine Rolle spielen. Dazu gehören:

In welchen Formen wird Kortison angewendet?

Kortison gibt es in zahlreichen Darreichungsformen. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen lokal anzuwendenden (topischen) Formen wie etwa Salben, Cremes oder Spray und auf den ganzen Körper wirkenden (systemischen) Formen wie Tabletten oder Spritzen.

Topische Formen:

  • Salben und Cremes (z.B. bei Hauterkrankungen)
  • Nasenspray (z.B. bei Heuschnupfen)
  • Inhalationsspray (z.B. bei Asthma)
  • Augentropfen (z.B. bei entzündlichen Augenerkrankungen)
  • Lösungen zum Auftragen (z.B. bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis auf der Kopfhaut)

Systemische Formen:

(z.B. bei rheumatischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, schweren Formen von allergischen und Hauterkrankungen, COPD, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen)

  • Tabletten
  • Spritzen
  • Infusionen
  • Zäpfchen
  • Saft
  • Rektalschaum, Rektallösung

Wie lange wirkt Kortison?

Die Wirkungsdauer von Kortison hängt von der Darreichungsform und der Dosierung ab. Im Allgemeinen kann die Wirkung zwischen sechs bis acht Stunden und mehreren Wochen anhalten.


Was sind die Vorteile von Kortison?

Kortison wirkt im Vergleich zu vielen anderen Medikamenten sehr schnell. Bei höheren Dosierungen kann die Wirkung schon nach wenigen Sekunden eintreten, normalerweise innerhalb von Stunden oder Tagen. Dies ist besonders hilfreich bei akuten Krankheitsschüben oder starken allergischen Reaktionen. Zudem ist Kortison in vielen verschiedenen Darreichungsformen erhältlich und hat eine sehr breite Wirksamkeit, was es vielseitig einsetzbar macht.

Welche Nebenwirkungen hat Kortison?

Die hohe Wirksamkeit von Kortison bringt leider auch ein hohes Nebenwirkungspotenzial mit sich. Dies betrifft sowohl Präparate, die lokal anzuwenden sind, als auch solche, die etwa als Tabletten systemisch auf den ganzen Körper wirken. Hier sind einige Beispiele für durch Kortison ausgelöste Nebenwirkungen:

Lokale Nebenwirkungen:

  • Hautreizungen, allergische Reaktionen, Hautausdünnung: bei Anwendung von Salben, Cremes auf der Haut
  • Heiserkeit, Pilzinfektionen im Mundbereich: z.B. bei Anwendung von Sprays und Inhalatoren
  • Augenbeschwerden wie Rötung, Juckreiz oder Tränen: bei Anwendung von Augentropfen
  • Nasenbluten: bei Anwendung von Nasenspray
  • Gelenk- und Sehnenschäden: bei Spritzen in diesem Bereich
  • Magen-Darm-Beschwerden: bei Zäpfchen oder Rektalschaum

Systemische Nebenwirkungen:

  • Gewichtszunahme
  • Wassereinlagerungen vor allem in Beinen und Gesicht
  • Stammfettsucht sowie Fettansammlungen im Gesicht (Vollmondgesicht) und am Nacken (Stiernacken)
  • Bluthochdruck
  • Verminderung der Knochendichte (Risiko für Osteoporose)
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen
  • Erhöhung des Blutzuckerspiegels (Risiko für Diabetes)
  • Wundheilungsstörungen
  • Erhöhte Infektanfälligkeit

Wie kann man Nebenwirkungen verringern?

Um Nebenwirkungen zu verringern, ist es wichtig, sich genau an die ärztlichen Anweisungen und die vorgeschriebenen Dosierungen zu halten. Grundsätzlich gilt: Bei kurzzeitiger Anwendung von Kortison treten meist keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf, selbst bei hohen Dosierungen. Schädliche Nebenwirkungen können jedoch auftreten, wenn Kortison über einen längeren Zeitraum in hoher Dosierung angewendet wird.

Welche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt es?

Kortison-Präparate können auch zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Dabei kommt es entweder zu einer Verringerung oder einer Verstärkung der Wirkung anderer Medikamente. Wichtige Beispiele dafür sind:

Wirkverringerung:

  • Antidiabetika
  • Blutgerinnungshemmende Medikamente
  • Antibiotika

Wirkverstärkung:

  • Herzglykoside
  • Manche Krampflöser
  • Bestimmte Antibiotika
  • NSAR (Risiko für Magen-Darm-Blutungen und -geschwüre steigt)
  • Bestimmte Anticholinergika
  • Östrogene
  • ACE-Hemmer

Welche Folgen kann eine Überdosierung haben?

Die Folgen einer Kortison-Überdosierung können je nach Dosierung, Dauer der Einnahme und individueller Empfindlichkeit variieren. So gibt es zum einen kurzfristige Nebenwirkungen wie etwa eine Verstärkung typischer Kortison-Nebenwirkungen wie Hautausdünnung, Blutdruckerhöhung oder Blutzuckererhöhung, zum anderen langfristige Nebenwirkungen, die bei längerfristiger Einnahme hoher Dosen von Kortison entstehen können. Eine schwerwiegende solche Nebenwirkung ist das Cushing-Syndrom, das durch Stammfettsucht mit Stiernacken und Vollmondgesicht, Osteoporose, Abbau der Muskelmasse, Bluthochdruck und Hautverdünnung gekennzeichnet ist.

Was muss man in Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Kortison nur nach einer sorgfältigen Risiko-Nutzen-Abwägung verwendet werden. Kortison zur äußeren Anwendung, wie in Salben oder Cremes, ist zu bevorzugen, da es hauptsächlich lokal wirkt. Wenn eine systemische Behandlung, zum Beispiel mit Tabletten, erforderlich ist, sollten schwächere Kortison-Präparate eingesetzt werden. Bei einer langfristigen, hochdosierten systemischen Kortisontherapie sollte das Wachstum des Embryos regelmäßig per Ultraschall überwacht werden.

Was muss man beim Absetzen von Kortison beachten?

Kortison sollte nicht abrupt abgesetzt werden, sondern langsam über einen längeren Zeitraum reduziert (ausgeschlichen) werden. Dies ist wichtig, weil die Gabe von synthetischem Kortison die körpereigene Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde unterdrückt. Ein abruptes Absetzen kann zu einem Kortisonmangel führen, der sich durch Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, Übelkeit, Gelenkschmerzen oder Blutdruckabfall äußert. Zudem kann die Krankheit, die man mit Kortison behandeln wollte, erneut ausbrechen, wenn das Medikament abrupt abgesetzt wird. Für Patient:innen mit Osteoporose ist es nach einer Kortisontherapie auch wichtig, eine Knochendichtemessung durchführen zu lassen.

Was sagen Expert:innen zur Langzeitanwendung von Kortison?

Bei einer Langzeitbehandlung mit Kortison ist jedenfalls mit Nebenwirkungen zu rechnen, wobei Menschen, die unter Vorerkrankungen wie etwa Bluthochdruck oder starkem Übergewicht leiden, ein höheres Risiko haben. Wichtig bei einer systemischen Langzeittherapie ist auch die regelmäßige Kontrolle von Blutzuckerwerten, Knochendichte und Augeninnendruck.

Was sind die wichtigsten Tipps für die Anwendung?

  • Befolgen Sie die Anweisungen Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin und halten Sie sich genau an die vorgeschriebene Dosierung und Dauer der Anwendung.
  • Steigern Sie niemals die Dosierung ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
  • Verwenden Sie Kortison nur so lange wie nötig und schleichen Sie nach ärztlicher Absprache das Medikament langsam aus, wenn die Symptome abgeklungen sind.
  • Tragen Sie Kortisonsalben oder -cremes nur auf die betroffenen Hautstellen auf und vermeiden Sie den Kontakt mit gesunder Haut.
  • Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle anderen Medikamente, die Sie einnehmen.
  • Beobachten Sie mögliche Nebenwirkungen und melden Sie diese umgehend Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

FAQ

Nein. Das Nebenwirkungsprofil von Kortison ist abhängig von der Dosierung, der Dauer der Anwendung und der Darreichungsform des jeweiligen Präparates. Generell führen lokale Anwendungen meist nicht zu systemischen Nebenwirkungen, und auch wenn Kortison kurzfristig gegeben wird, so ist nicht mit schwerwiegenden Nebenwirkungen zu rechnen. Nur wenn man eine hochdosierte Langzeitbehandlung durchführen muss, kann es zu schweren Nebenwirkungen kommen.

Kortison kann den Appetit steigern, die Umverteilung von Körperfett und den Abbau von Muskelmasse fördern und zu Wassereinlagerungen führen. All das kann, muss aber nicht zu einer Gewichtszunahme führen. Das Risiko dafür ist höher, wenn Kortison systemisch, hochdosiert und langfristig angewendet wird, aber in vielen Fällen ist die Zunahme an Gewicht vorübergehend, und wenn man auf eine gesunde, ausgewogene und nicht zu kalorienreiche Ernährung achtet, sollte die Gewichtszunahme nicht zu gravierend sein.

Cortisol ist ein im Körper hergestelltes Hormon, das vielfältige Funktionen im Körper erfüllt. Kortison hingegen ist ein Begriff, der für synthetisch hergestellte Medikamente steht, die dem körpereigenen Hormon Cortisol nachempfunden sind.

Kortison wird zur Behandlung zahlreicher Erkrankungen verschrieben, bei denen entzündliche Prozesse oder überschießende Immunreaktionen eine Rolle spielen. Beispiele dafür sind rheumatische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Hauterkrankungen, Gelenk- und Schleimbeutelentzündungen oder allergische Reaktionen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau hält ein Modell einer Bauchspeicheldrüse

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Pankreatitis Symptome erkennen und behandeln

Eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung kann verschiedene Komplikationen verursachen und lebensbedrohlich sein, heilt mit der richtigen Therapie jedoch zumeist wieder ab.

viele verschiedene Nahrungsergänzungsmittel auf einem Tisch

Nahrungsergänzungsmittel - was muss man beachten?

Wer sich ausgewogen mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ernährt, hat seinen Nährstoffbedarf meist ausreichend abgedeckt. Anders sieht es aus, wenn ein nachgewiesener Nährstoffmangel besteht oder wenn der Körper einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen hat.

Frau mit Scheidenpliz

Scheidenpilz - Definition, Symptome, Behandlung, Vorbeugen

Im Regelfall verschwindet ein Pilz nicht von alleine, ein spontanes Abklingen der Beschwerden ist eher selten.

Weizenkeime auf einem Löffel

Spermidin: Wirkung, Vorteile und Nebenwirkungen

Spermidin ist ein körpereigener Stoff, der auch in vielen Lebensmitteln vorkommt. Er wird oft als neues Mittel gegen Alterungsprozesse und bestimmte Krankheiten angepriesen. Aber was genau ist Spermidin, wie wirkt es, und welche gesundheitlichen Vorteile bietet es wirklich? Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.