Foto eines Fadenpendels (Newton Pendel), an dem statt einer der Kugeln ein Herz angebracht ist
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Koronare Herzkrankheit

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der häufigsten Herzerkrankungen. Dabei handelt es sich um eine Unterversorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut, die durch verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße verursacht wird. Die KHK ist häufig mit Schmerzen im Brustraum verbunden und kann zu Herzinsuffizienz und schlimmstenfalls zum Herzinfarkt führen. Mit einer adäquaten Behandlung kann man aber gut mit einer KHK leben.

Zusammenfassung

Factbox

Synonyme: Koronare Herzerkrankung, Koronare Herzkrankheit, KHK, ischämische Herzkrankheit

Definition: Wenn sich der Durchmesser der Herzkranzgefäße verringert bzw. sich dort Ablagerungen bilden und die Herzkranzgefäße ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können, liegt eine KHK vor

Risikofaktoren: nicht veränderbare: höheres Lebensalter, männliches Geschlecht, genetische Belastung; veränderbare: Rauchen, Bluthochdruck, hohe oder ungünstige Blutfettwerte, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes!), Bewegungsmangel, Übergewicht

Symptome: Angina pectoris (Leit-Symptom!), Atemnot, Blutdruckabfall, erhöhte Pulsfrequenz, Hautblässe, Schwitzen, Übelkeit, Oberbauchschmerz, Angst Formen: asymptomatische KHK, stabile KHK, akutes Koronarsyndrom

Behandlung: Medikamente: Blutdrucksenker, Statine, Thrmbozytenaggregationshemmer, Betablocker, Nitrate; invasive Methoden: Stent, Bypass

Vorbeugung: kontrolliertes körperliches Training, Rauchstopp, Ernährungsumstellung

Was ist eine koronare Herzkrankheit und wie entsteht sie?

Normalerweise schlägt das menschliche Herz 100.000 Mal am Tag. Damit das einwandfrei gewährleistet bleibt, benötigt der Herzmuskel ständig sauerstoffreiches Blut. Dafür und für den regelmäßigen Blutabtransport sorgen die Koronararterien (Herzkranzgefäße), die von der Hauptschlagader abzweigen und das Herz kranzförmig überziehen.
Im Laufe der Zeit kann es dazu kommen, dass sich der Durchmesser der Herzkranzgefäße verringert bzw. dass sich dort Ablagerungen (Plaques) bilden. Ursache dafür ist häufig eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung). In der Folge können die Herzkranzgefäße ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen. In diesem Fall liegt eine koronare Herzkrankheit vor.

Die Arteriosklerose kann vielfältige Ursachen haben. Sie entsteht zum Beispiel durch zu hohe oder ungünstig zusammengesetzte Blutfette, Bluthochdruck, Rauchen oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Durch diese Faktoren kann die komplexe Struktur der Herzkranzgefäße geschädigt werden. Es kommt zunächst zu winzigen Verletzungen, die im Laufe der Zeit zunehmen. Schließlich entstehen Ablagerungen aus Cholesterin, weiteren Fetten, Bindegewebe, Blutbestandteilen, Zuckern und mineralischen Komponenten. Diese Plaques wachsen weiter und behindern den Blutstrom. Die Blutgefäße verkalken in der Folge immer mehr, und es kommt zu einer Minderdurchblutung. Wenn mehr als 70 Prozent des Herzkranzgefäßes eingeengt ist, kommt es meist zu den ersten Symptomen, zum Beispiel beim schnellen Treppensteigen oder Laufen. Betroffene spüren dann oft Atemnot, ein Druckgefühl und manchmal auch ein Brennen in der Brust (Angina pectoris).

Die Angina pectoris ist das wichtigste Symptom einer KHK. Die Beschwerden entstehen unter Belastung, weil der Herzmuskel nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe erhält und weil Endprodukte des Stoffwechsels nicht mehr richtig abtransportiert werden. Später im Verlauf einer koronaren Herzkrankheit entstehen die Symptome auch ohne erkennbaren Grund. Reißen die Ablagerungen ein, so kann sich an der betreffenden Stelle ein Blutgerinnsel bilden und das Blutgefäß vollständig verschließen. In diesem Fall kommt es zum Herzinfarkt mit starken Schmerzen im Brustbereich, die meist linksseitig in die Schultern, die Arme, den Rücken und den Oberbauch ausstrahlen. Das ist ein medizinischer Notfall, denn ohne Blutzufuhr sterben die Zellen des Herzmuskels ab, und es kann zum plötzlichen Herztod kommen. Zudem kann die KHK zu Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Herzrhythmus-Störungen (Arrhythmien) führen.

Die Risikofaktoren im Überblick

Es gibt veränderbare und unveränderbare Risikofaktoren für die KHK. Zu den nicht veränderbaren zählen:

  • höheres Lebensalter: das Risiko für eine Arterienverkalkung steigt
  • männliches Geschlecht: Männer sind häufiger von KHK betroffen als Frauen, die bis in die mittleren Jahre durch Hormone eher geschützt sind
  • genetische Belastung: In manchen Familien treten Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße gehäuft auf

Zu den veränderbaren Risikofaktoren zählen:

  • Rauchen: Es schadet dem Herzen, den Gefäßen und anderen Organsystemen
  • Bluthochdruck: Er erhöht die Gefahr, eine KHK zu entwickeln
  • hohe oder ungünstige Blutfettwerte: Cholesterin ist ein bekannter Risikofaktor für eine KHK
  • Stoffwechselerkrankungen: Diabetes gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Arterienverkalkung und die KHK Bewegungsmangel: Er führt zu Übergewicht und damit zu Bluthochdruck, Diabetes und erhöhtem Cholesterin
  • Übergewicht: Es ist einer der gefährlichsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

 Die Symptome im Überblick

Das häufigste Symptom bei der KHK ist die Angina pectoris, also ein flächenhafter, zentraler Schmerz im Brustbereich, der häufig in die Schulterregion oder auch den Unterkiefer ausstrahlt. Oft zeigen sich aber auch nur unspezifische Symptome wie etwa:

  • Atemnot
  • Blutdruckabfall
  • erhöhte Pulsfrequenz
  • Hautblässe
  • Schweißausbruch
  • Übelkeit
  • Oberbauchschmerz
  • Angst

Manchmal fehlen die Symptome auch gänzlich. Man spricht dann von stummer Myokardischämie. Das ist häufig bei älteren Patienten und Diabetikern der Fall.

Formen der koronaren Herzkrankheit

Das Beschwerdebild der KHK kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Experten unterscheiden:

– die beschwerdefreie (asymptomatische) KHK: Sie liegt meist bei leichter bis mäßiger Verengung der Herzkranzgefäße vor.

– die stabile KHK oder stabile Angina pectoris: Die typischen Beschwerden der Angina pectoris Anfälle treten immer bei gleicher Belastungsstufe auf und sprechen auf eine medikamentöse Therapie gut an.

– das akute Koronarsyndrom: Darunter versteht man die potenziell lebensbedrohlichen Erscheinungsformen der KHK. Dazu gehören die instabile Angina pectoris oder KHK, bei der die Angina pectoris Beschwerden schon bei der geringsten Anstrengung oder sogar in körperlicher Ruhe auftreten, der akute Herzinfarkt ohne typische EKG-Veränderungen und der akute Herzinfarkt mit typischen EKG-Veränderungen. Bei Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom muss sofort der Notarzt gerufen werden.

Diagnose der koronaren Herzkrankheit

Zu den diagnostischen Maßnahmen zählen:

  • die Anamnese mit Risikofaktoren und genauer Symptomatik
  • die Laboruntersuchung
  • das Ruhe- und Belastungs-EKG
  • die Echokardiographie und Stress-Echokardiographie-Untersuchungen
  • die Myokardszintigraphie und die Magnetresonanztomographie des Herzens
  • die Computertomographie des Herzens

Kann durch diese nichtinvasiven Untersuchungsmethoden der Verdacht auf eine KHK gestellt werden, so folgt darauf die invasive Untersuchung der Herzkranzarterien, die Koronarangiographie.

Behandlung der koronaren Herzkrankheit

Bei der Therapie der KHK muss der Kardiologe ein umfassendes Konzept verfolgen. Dabei ist zu berücksichtigen, ob Bluthochdruck, ein Spiegel an „schlechtem“ Cholesterin, Blutzucker, ein zu hoher Body Mass Index sowie weitere Risikofaktoren vorliegen. All diese Begleiterkrankungen sind zu behandeln, und das geschieht zum Großteil mit Medikamenten wie etwa blutdrucksenkenden Mitteln, Metformin bei Vorliegen eines Diabetes mellitus und Statinen gegen zu hohes Cholesterin.

Darüber hinaus gibt es einige Wirkstoffe, die sich gezielt gegen die koronare Herzerkrankung und ihre Folgen richten. Sie wirken zum Beispiel dann, wenn Plaques einreißen und die Gefahr besteht, das sich an dieser Stelle ein Blutgerinnsel bildet oder wenn sich – im schlimmsten Fall – eine Koronararterie komplett verschließt und es zum Herzinfarkt kommt. Hier gibt es Medikamente (Thrombozytenaggregationshemmer), welche die Verklumpung von Blutplättchen verhindern. Einer dieser Wirkstoffe ist Acetylsalicylsäure (ASS). Dieses Medikament wird auch bei stabiler KHK in niedrigerer Dosierung zur Therapie von Schmerzen gegeben.

Andere Medikamente senken sowohl die Ruhefrequenz des Herzens als auch den Blutdruck. Dabei handelt es sich um Betablocker, welche die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin hemmen. Sie werden bei einer stabilen Angina pectoris bzw. nach einem Herzinfarkt – oft nur vorübergehend – verordnet. Da Angina pectoris-Anfälle aber trotz einer Dauertherapie auftreten können, werden in diesem Fall auch rasch wirksame Nitrate als Spray, Tropfen, Kapseln oder Lutschtabletten gegeben. Sie erweitern Blutgefäße und daher auch die bei der KHK verengten Herzkranzgefäße und sorgen so für schnelle Linderung bei den typischen Angina pectoris Beschwerden.

Wenn es nicht gelingt, mit Medikamenten die Beschwerden in Griff zu bekommen oder wenn sich der Verdacht erhärtet, dass eine ausgeprägte KHK mit mehreren Einengungen oder Verschlüssen vorliegt, gibt es weitere Möglichkeiten, um Gefäße zu öffnen. Das sind einerseits Gefäßstützen (Stents), die mit einem Herzkatheter eingesetzt werden können, anderseits Bypässe, die Engstellen durch zusätzlich eingesetzte Blutgefäße überbrücken. Die Bypass-Operation kommt nach den europäischen Leitlinien dann zum Einsatz, wenn mehrere Gefäße betroffen oder die Einengungen für einen Stent ungünstig sind.

Prophylaxe der koronaren Herzkrankheit

Man kann der KHK vorbeugen, indem man regelmäßig ein kontrolliertes körperliches Training macht, sich das Rauchen abgewöhnt und die Ernährung auf mediterrane Kost umstellt. Mit diesen einfachen Maßnahmen lässt sich das Risiko eines raschen Fortschreitens der Arterienverkalkung an den Herzkranzgefäßen und damit der koronaren Herzkrankheit deutlich reduzieren.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

AWMF: Nationale Versorgungsleitlinie: Chronische KHK.
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-004l_S3_KHK_2019-04.pdf, Abruf im Juni 2021

Schunkert H.: Herz in Not: Die koronare Herzkrankheit (KHK)
https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/koronare-herzkrankheit, Abruf im Juni 2021

Hennersdorf F. Et al.: Koronare Herzkrankheit (KHK)
https://www.cardio-guide.com/erkrankung/koronare-herzkrankheit/, Abruf im Juni 2021

Albus C. Et al.: Diagnostik der chronischen koronaren Herzkrankheit
https://www.aerzteblatt.de/archiv/194031/Diagnostik-der-chronischen-koronaren-Herzkrankheit, Abruf im Juni 2021

https://www.amboss.com/de/wissen/Koronare_Herzkrankheit, Abruf im Juni 2021

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