DDr. Gerald Jahl ist Zahnarzt und Kieferchirurg. Er absolvierte seine Ausbildung zum Facharzt für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie in Österreich und Deutschland. In seiner Ordination bietet er ein breites Spektrum an zahnmedizinischen Leistungen mit dem Schwerpunkt Implantologie an.
Was versteht man unter einem Knochenaufbau?
Das ist ein Begriff, der verschiedene Behandlungen umfasst. Das heißt, der Knochenaufbau ist nur der primäre Oberbegriff für Situationen, wo der Patient sich ein oder mehr Zahnimplantate wünscht und dies der körpereigene Knochen aber nicht zulässt. Sprich: wir brauchen für jedes erfolgreiche Zahnimplantat einfach ein gutes, vernünftiges und ausreichendes Fundament. Dieses Knochenfundament braucht eine gewisse Höhe, eine gewisse Breite und wenn möglich auch eine gewisse Dichte an Knochenmaterial. Diese Dichte ist bei Mann und Frau und zwischen verschiedenen Personen unterschiedlich.
Man kann sich das jetzt durch eine Computertomografie/ 3D-Röntgen auf einen Zehntelmillimeter ausmessen und kann dann feststellen, ob das für ein erfolgreiches Zahnimplantat reicht oder nicht. Wenn es nicht reicht, muss man unterscheiden, ob es bei Weitem nicht reicht, weil gar nichts da ist, oder ob es knapp nicht reicht.
Wenn es knapp nicht reicht, kann man mit ein bisschen Tricksen und Beeinflussung des Knochens einen Knochenaufbau „light“ machen und kommt dann in eine Situation wo das Fundament wieder passt. Wenn von vornherein viel zu wenig da ist, muss man andere Techniken anwenden, um einfach dieses Volumen zu vermehren.
Wie gehen Sie bei einem Knochenaufbau vor?
Der Beginn der Behandlung ist, dass der Patient zu uns kommt und eine Beratung bekommt. Diese umfasst das Kennenlernen des Patienten, das Sprechen mit dem Patienten, um seine Wünsche kennenzulernen. Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung, um die Ausgangsituation visuell wahrzunehmen, und dann ist es in den allermeisten Situationen so, dass man ein 3D-Röntgen veranlasst, um wirklich die objektive Situation ausmessen zu können. Auch um den Patienten sagen zu können, welche Maßnahmen wären erforderlich, um dort erfolgreich ein Zahnimplantat machen zu können. Dann funktioniert das in Absprache mit dem Patienten. Nicht jeder Patient ist zwingend für eine Behandlung geeignet.
Ein großer Faktor beim Thema Knochenaufbau ist die berufliche Tätigkeit, oder wie alt ist der Patient? Der Beruf spielt eine große Rolle, welche Nähe hat der Patient zu Kunden, welche Optik braucht er, welche provisorische Versorgung kann man dem Patienten anbieten?
Es gibt tendenziell Leute die Angst vor chirurgischen Eingriffen haben, was ja auch nachvollziehbar ist. Angst ist sicher auch ein Faktor zu sagen, wir hätten zwar diese Behandlungsmöglichkeit, aber es ist durchaus auch eine konventionelle Behandlung bei diesen Patienten auch sinnvoll. Das ist ein springender Punkt. Es ist, um es klar und deutlich zu sagen, das Zahnimplantat in den allermeisten Fällen die bessere Lösung, aber sicher nicht in allen Fällen. Und es hat viel mit dem Patienten zu tun.
Uns muss klar sein, dass ein Knochenaufbau auch bedeutet, dass ist ein Ersteingriff, dann kommt ein Zweiteingriff, dazwischen vergeht sehr viel Zeit, und dann wieder Zeit, dann kommt ein dritter Eingriff: die Freilegung der Implantate, d.h. es umfasst schon eine große Sache. Das sind auch Wege für den Patienten, das kostet Zeit und braucht mitunter einen Krankenstand. Gerade beim Sinuslift, einem der häufigsten Knochenaufbauten kann man sicher drei bis fünf Tage nicht arbeiten gehen.
Wir passiert bei einem Sinuslift?
Der häufigste Aufbau und auf den möchte ich gern eingehen ist der Sinuslift. Das bedeutet das man im hinteren Bereich der Mahlzähne – diese Zähne verlieren wir in der Regel auch am häufigsten, das sind die, die man in unserer Generation noch als erstes behandelt bekommen hat: mit sechs Jahren die erste Füllung, mit acht die nächste, mit zwölf eine Wurzelbehandlung; diese Zähne verlieren die Leute – die Mahlzähne brauchen wir aber. Die sind fürs Wohlfühlen, für das Kauen, für die gesamte Stabilisierung notwendig. Wenn diese Zähne im Oberkiefer fehlen, für einige Monate oder ein, zwei Jahre, dann gibt es auf dem herkömmlichen Weg keine Möglichkeit ein Zahnimplantat zu setzen, weil der Restknochen oft nur mehr ein bis drei Millimeter beträgt. Und da hat man die Möglichkeit einen Sinuslift zu machen. Sinuslift bedeutet in der Kieferhöhle, in dieser ist regulär nichts drinnen, außer Luft. Der Mensch hat deswegen Nebenhöhlen, damit wir nicht so einen schweren haben, deshalb haben wir also Hohlräume eingebaut: die Kiefernhöhle, die Stirnhöhle, die Keilbeinhöhle.
Diese Kieferhöhle kann man nun nach oben bringen; und dadurch entsteht sozusagen ein Leerraum, dieser Leerraum wird nun aufgefüllt. Mit einer Mischung aus eigenem Knochen, den man lokal schmerzfrei gewinnen kann, (oder) Knochenersatzmaterial, und dann macht näht man das Ganze zu und lässt es sechs Monate einheilen. Nach sechs Monaten hat man in der Regel ein solides knöchernes Fundament, das uns erlaubt, Zahnimplantate zu machen. Aber der Nachteil: sechs Monate.
Ist die Behandlung schmerzhaft?
Der Sinuslift, noch einmal, das ist der häufigste Knochenaufbaulift und das kann ich versprechen, ist eine absolut schmerzfreie Operation. Absolut schmerzfrei. Das ist sowas von perfekt zum Betäuben und es handelt sich ja hier um eine Region wo keine Zähne mehr sind, das ist komplett entzündungsfrei. Der Eingriff, und da hab ich noch von keinem einzigen der zahlreichen Patienten das Feedback bekommen, dass das wirklich weh tut. Das kann man dem Patienten versprechen.
Wie groß ist die Erfolgsrate dieser Eingriffe?
Die Erfolge bei den Sinuslifts sind in den Studien ein bisschen unterschiedlich, weil es auch verschiedene Techniken gibt und es auch davon abhängt, ob das im niedergelassenen Bereich gemacht worden ist oder im universitären Bereich. Im Schnitt kann man aber davon ausgehen – das sehe ich auch aus persönlicher Erfahrung – dass zwischen 90 und 95 Prozent dieser Sinuslifte absolut erfolgreich sind – wenn nicht mehr. Messbar an einer entzündungsfreien Situation, einer Kontrolle durch ein 3D-Röntgen und dass man sieht, das neuer Knochen entstanden ist. Und das macht der Organismus und das ist ja eigentlich der Wahnsinn, das Tolle an so einem Knochenaufbau ist ja, dass der Organismus dafür sorgt, dass das Knochen wird. Das Knochenersatzmaterial ist nur ein Füllmaterial, aber der Organismus geht her und baut das wirklich selbstständig zu Knochen um. Das ist kein Fertigbeton, sondern das wird körpereigener Knochen, eigentlich ist das eine biologische Therapie sozusagen.
Wie lange hält das? Wenn Implantate reinkommen, die nachher belastet werden, dann ist das so zu betrachten, als wenn das ein normaler Knochen wäre. Da ist an sich kein Unterschied zu einem Eigenknochen oder einem aufgebauten Knochen.