Abbildung verschiedener Viren
Foto:GraphicsRF.com/Shutterstock

Klimaerwärmung könnte Resistenz von Viren erhöhen

Enteroviren, die Infektionen wie Erkältung oder Polio verursachen können, und andere krankheitserregende Viren gelangen über Fäkalien ins Abwasser und schliesslich in die Oberflächengewässer. Dort können sie durch Hitze, Sonneneinstrahlung sowie durch andere Mikroben inaktiviert werden – sie verlieren ihre Fähigkeit, Krankheiten zu verbreiten. 

Ein Schweizer Forschungsteam untersuchte, wie sich der Klimawandel auf die Resistenz von Viren auswirken könnte. Das Ergebnis: Die Viren werden resistenter, nicht nur gegenüber den Umweltbedingungen, auch gegenüber Desinfektionsmitteln wie Chlor.

Das Team züchtete vier Populationen eines menschlichen Enterovirus in Flaschen mit Seewasser bei 10 oder 30 °Celsius und mit oder ohne simuliertem Sonnenlicht. Diese Viren setzten sie dann Hitze, simuliertem Sonnenlicht und Mikroben aus. Das Ergebnis: Die Viren, die an wärmere Temperaturen gewohnt waren, waren resistenter gegen Hitze als diejenigen aus dem kühleren Wasser. Die Resistenz gegenüber Sonnenlicht oder Mikroben unterschied sich jedoch nicht oder nur sehr wenig zwischen den vier Populationen. Erstaunlich war hingegen: Setzte man die Viren aus dem warmen ins kühle Wasser, blieben sie dort nicht nur länger aktiv als die im kalten Wasser gezüchteten Stämme, sie waren zudem weniger anfällig auf eine Behandlung des Wassers mit Chlor.

In den Tropen oder in Regionen, die von der globalen Erwärmung besonders betroffen sind, könnten Viren daher künftig schwieriger durch Chlor oder Hitze zu eliminieren sein. Diese grössere Widerstandsfähigkeit könnte auch die Zeitspanne verlängern, in der die an die Wärme angepassten Viren infektiös genug wären, um jemanden beim Kontakt mit verunreinigten Wasser zu infizieren.

Referenzen:

EAWAG Dübendorf; EPFL Lausanne https://www.myscience.ch/news/wire/klimaerwaermung_kann_resistenz_von_viren_erhoehen-2020-eawag

Adaptation of Human Enterovirus to Warm Environments Leads to Resistance against Chlorine Disinfection,Environ. Sci. Technol. 2020, https://doi.org/10.1021/acs.est.0c03199

#klima #viren #resistenz #enteroviren #klimaerwärmung #mikroben #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau hält eine Nachbildung einer Gebärmutter in den Händen

Gelbkörperschwäche: Ursachen, Symptome und Behandlung eines Progesteronmangels

Eine Gelbkörperschwäche entsteht, wenn die Eierstöcke zu wenig Progesteron produzieren. Am häufigsten tritt sie in den Wechseljahren auf, kann aber auch jüngere Frauen betreffen. Ein Progesteronmangel kann Zyklusstörungen verursachen und eine mögliche Schwangerschaft erschweren. Doch wie erkennt man eine Gelbkörperschwäche?

Progesteron

Progesteron: Wirkung, Mangel und Bedeutung für den Körper

Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon, das den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie Stoffwechselprozesse reguliert.

Insemination - Paar bei einer ärztlichen Untersuchung

Insemination – Ablauf, Erfolgschancen und wann sie sinnvoll ist

Die Insemination ist eine Methode der künstlichen Befruchtung, die Paaren helfen kann, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Bei diesem Verfahren werden Samenzellen direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht, um die Chancen auf eine Befruchtung zu erhöhen.

IVF - In Vitro Fertilisation - Nahaufnahme des Prozess

In-vitro-Fertilisation (IVF): Ablauf, Chancen und Risiken

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Methoden der künstlichen Befruchtung entwickelt. Sie bietet Paaren, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.