In einer großen Studie hat die Universität Bern in zwölf Zentren und vier europäischen Ländern Untersuchungen zur Schmerzbehandlung während einer Operation bei Kindern durchgeführt. Die Untersuchung (PAIN OUT infant) ging dabei in Bezug auf die Ermittlung von Schmerzen neue Wege. Es wurde nach dem objektiv feststellbaren Schmerz und nach dem vom Patienten erlebten Schmerz gefragt (patient-reported outcome). Dazu gehörte u. a. auch, ob sich das Kind, oder wo nötig die Eltern bzw. Betreuungspersonen, in den zurückliegenden ersten 24 Stunden nach der Operation „mehr Mittel gegen Schmerzen“ gewünscht hätte.
Das Ergebnis der Studie, die insgesamt 938 Kinder involvierte, zeigte ein großes Bedürfnis nach einer besseren Schmerzbehandlung. Die Analyse der Daten ergab bei fast jedem vierten Kind einen Optimierungsbedarf nach einer Blinddarm- oder Mandeloperation aufgrund von schmerzbedingten Schlafstörungen und Bewegungseinschränkungen. Kinder, die sich „mehr Mittel gegen Schmerzen“ wünschten, berichteten häufiger über Einschränkungen und erhielten postoperativ höhere Opioiddosen.
Die Auswertung der Daten zeigte jedoch auch ein überraschendes Resultat: das Forschungsteam entdeckte eine Möglichkeit den Einsatz opioidhaltiger Schmerzmittel nach der Operation zu vermindern. Es zeigte sich nämlich, dass Kinder, bei denen vorsorglich eine Gabe von mindestens zwei verschiedenen Klassen von Nicht-Opioid-Analgetika (NSAR, Metamizol oder Paracetamol) erfolgte, bei der Befragung 24 Stunden nach dem Eingriff deutlich seltener den Wunsch nach mehr Schmerzbehandlung äußerten. Im nächsten Schritt geht es jetzt darum, den Zusammenhang der vorsorglichen Schmerzbehandlung mit einem geringeren postoperativen Bedarf genauer zu untersuchen und gegebenenfalls zu optimieren.
Referenz:
Universität Bern
Desire for more analgesic treatment: pain and patient-reported outcome after paediatric tonsillectomy and appendectomy; Brit J Anaesthesia 2021; https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0007091221000830