Trauriges Kind blickt aus dem Fenster
JoaquinCorbalanP/shutterstock.com

Intelligentes Kind, aber schlechte Schulleistung?

Wenn ein Kind zu Hause neugierig ist, viel fragt und Erklärungen mühelos folgen kann – in der Schule aber trotzdem schlechte Noten erhält – kann es sein, dass es sich um einen sogenannten „Underachiever“ handelt. Bei diesen Kindern wird das intellektuelle Potential nicht ausgeschöpft, was für Eltern, Kind und Schule sehr belastend sein kann. Von diesem Phänomen sind etwa 10-12% aller hochbegabten Kinder betroffen.

Ein deutsches Forschungsteam ging nun der Ursache für diese Minderleistung nach und untersuchte in einer einjährigen Längsschnitts-Studie 350 Sechst- bis Achtklässler. Wie sich herausstellte, verfügten die hochbegabten Underachiever unter ihnen über keine guten Lernstrategien und wussten vor allem nicht, wie man Lernstrategien bei der Bearbeitung einer konkreten Aufgabe am effektivsten einsetzt. Es fehlte ihnen auch teilweise an Motivation, bekannte Lernstrategien einzusetzen, wenn dies mühevoll und mit Anstrengung verbunden war. Warum die Kinder das Lernen bis zum Gymnasium noch nicht gelernt haben, kann laut den Experten daran liegen, dass ihnen in der Grundschule alles zuflog. Sie mussten sich selten anstrengen und verstanden Lernmaterial oft mühelos.

Ihre MitschülerInnen, die sich in früheren Schuljahren Lernstrategien angeeignet hatten, gingen zum Beispiel planvoller an Texte heran, überwachten ihren Leseprozess stärker und ergriffen, wenn nötig, Maßnahmen, um das Textverständnis zu verbessern. Sie lasen schwierige Stellen noch einmal oder suchten nach weiteren Informationen. Hochbegabte Underachiever taten dies vergleichsweise seltener.

Hochbegabte Underachiever könnten ihr Potenzial also steigern, wenn sie „lernen lernen“. Im nächsten Schritt soll nun ein dementsprechendes Trainingsprogramm entwickelt werden – von dem alle Kinder profitieren sollen.

Referenz:
Universität Würzburg
The role of metacognitive competences in the development of school achievement among gifted adolescents. Child Development, Child Development 2021; https://doi.org/10.1111/cdev.13640

#schule #begabt #schlechtenoten #schulleistung #lernen #lernstrategie #intelligenz #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.