Zusammenfassung
Insemination
Definition: Samenübertragung zur Kinderwunschbehandlung
Arten: Natürliche Insemination, Künstliche Insemination (Intrauterine Insemination (IUI), Intrazervikale Insemination (ICI), Intratubare Insemination (ITI); homologe und heterologe Insemination
Ablauf: Zyklusüberwachung, ggf. hormonelle Behandlung, Spermiengewinnung, Spermienaufbereitung, Spermieneinbringung
Risiken und Nebenwirkungen: sehr selten Überstimulation mit Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Kurzatmigkeit (Arzt kontaktieren!)
Erfolgschancen: Bei gesunden Frauen unter 35 rund 12-18 Prozent, bei älteren Frauen bis zu 10 Prozent
Was ist eine Insemination?
Insemination bedeutet Samenübertragung und ist eines von mehreren Verfahren, die ungewollt kinderlosen Paaren heute im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung zur Verfügung stehen. Dabei werden befruchtungsfähige Spermien des Mannes direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht, sodass sie die Eizelle schneller und in größerer Zahl erreichen können als beim Geschlechtsverkehr.
Die Behandlung wird in der Regel mit einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke kombiniert. Die verabreichten Hormone – in Form von Tabletten oder Spritzen – fördern die Reifung der Eizellen. Der Verlauf wird durch Ultraschalluntersuchungen und Hormonbestimmungen im Blut kontrolliert. Ist ein Ei reif, wird der Eisprung gezielt ausgelöst. Kurz danach erfolgt die Samenübertragung.
Wann sollte eine Insemination durchgeführt werden?
Die Insemination kommt in Frage, wenn:
- wenn ein Paar keinen Geschlechtsverkehr haben kann
- wenn die Spermien des Mannes eine eingeschränkte Qualität aufweisen, z. B. zu wenige oder zu wenig bewegliche Spermien
- wenn der Zervixschleim der Frau so beschaffen ist, dass er das Eindringen der Spermien in die Gebärmutter verhindert
- wenn ein Paar seit längerer Zeit einen unerfüllten Kinderwunsch hat und keine Ursache dafür gefunden wurde
- wenn ein gleichgeschlechtliches weibliches Paar einen Kinderwunsch hat
Welche Arten der Insemination gibt es?
Natürliche Insemination
Bei dieser Methode wird der natürliche Menstruationszyklus genutzt. In der Regel wird auf eine hormonelle Stimulation des Eisprungs verzichtet, bevor das Sperma in die Vagina der Frau eingebracht wird.
Die natürliche Insemination kann auch als nicht-medizinisches Verfahren in Form einer Heiminsemination durchgeführt werden: Dabei wird das Sperma in vertrauter Umgebung zu Hause – beispielsweise mit einem Becher – aufgefangen und anschließend mithilfe Hilfsmitteln wie einer Spritze in die Vagina eingebracht.
Künstliche Insemination
Diese Form erfolgt unter ärztlicher Begleitung und wird je nach Ort der Samenübertragung unterschieden
- Intrauterine Insemination (IUI): Das ist die häufigste Form der Insemination. Hierbei werden aufbereitete Samenzellen direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht.
- Intrazervikale Insemination (ICI): Hier wird das Sperma in den Gebärmutterhals (Zervix) eingebracht. Diese Methode ist weniger verbreitet als die IUI.
- Intratubare Insemination (ITI): Die Samenzellen werden direkt in die Eileiter eingebracht. Diese Methode ist komplexer und wird seltener angewendet.
Was sind die Vor- und Nachteile einer Insemination?
Wie jede medizinische Behandlung hat auch die Insemination Vor- und Nachteile.
Vorteile der Insemination:
- Einfachste Form der künstlichen Befruchtung: Im Vergleich zu anderen Methoden wie der In-vitro-Fertilisation (IVF) ist die Insemination ein relativ einfacher und schneller Eingriff.
- Geringere Kosten: Die Kosten für eine Insemination sind in der Regel niedriger als bei einer IVF-Behandlung.
- Natürlicher Zyklus: Häufig kann die Insemination im natürlichen Zyklus der Frau erfolgen, sodass weniger Medikamente notwendig sind.
- Erhöhte Chancen bei bestimmten Problemen: Die Insemination kann die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern, etwa bei leicht eingeschränkter Spermienqualität oder ungünstigem Zervixschleim.
- Geeignet für bestimmte Paare: Die Insemination kann eine Option für Paare sein, bei denen der Mann eine leichte Einschränkung der Spermienqualität hat oder bei denen der Geschlechtsverkehr aufgrund körperlicher oder psychischer Probleme erschwert ist.
Nachteile der Insemination:
- Geringere Erfolgsrate: Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist insgesamt niedriger als bei der IVF.
- Risiko von Mehrlingsschwangerschaften: Durch hormonelle Stimulation kann es zur Reifung mehrerer Eizellen und somit zu Mehrlingsschwangerschaften kommen.
- Keine Garantie auf Erfolg: Auch unter optimalen Bedingungen führt die Insemination nicht immer zu einer Schwangerschaft.
- Risiken der hormonellen Stimulation: Die Gabe von Hormonen kann Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen oder Hitzewallungen verursachen.
- Abhängig von der Spermienqualität: Bei stark eingeschränkter Spermienqualität sinken die Erfolgschancen deutlich.
- Risiko einer Überstimulation: In seltenen Fällen kann es durch die Hormonbehandlung zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen. Reifen dabei mehr als zwei bis drei Eibläschen gleichzeitig heran, steigt das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und gesundheitliche Komplikationen für Mutter und Kinder.
Wie läuft eine Insemination ab?
Eine Insemination ist meist ein relativ unkomplizierter Eingriff und läuft typischerweise folgendermaßen ab:
1. Zyklusüberwachung
Vor der Insemination wird der Menstruationszyklus der Frau überwacht, um den Zeitpunkt des Eisprungs exakt zu bestimmen. Das geschieht mithilfe von Ultraschalluntersuchungen oder durch die Bestimmung des Hormonstatus im Blut.
Wer eine Heiminsemination selbst durchführen möchte, muss den fruchtbaren Zeitpunkt eigenständig ermitteln – zum Beispiel mit einem Ovulationstest oder einem Zykluscomputer. Als Faustregel gilt: Zwei bis fünf Tage vor dem Eisprung ist die beste Zeit für eine Insemination.
2. Spermienaufbereitung
Am Tag der Insemination wird der Samen des Partners oder eines Spenders im Labor aufbereitet. Dabei werden die beweglichsten und qualitativ besten Spermien von der Samenflüssigkeit getrennt und konzentriert.
3. Spermieneinbringung
Die aufbereiteten Spermien werden mit einem dünnen, flexiblen Katheter direkt durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Der Eingriff ist in der Regel schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten.
Bei der Heiminsemination kann der Samen mithilfe einer Inseminationskappe, eines Bechers oder einer Spritze in die Vagina eingebracht werden. Wichtig ist, dass das Sperma frisch ist, da Spermien außerhalb des Körpers nur begrenzt überlebensfähig sind.
Gibt es Risiken und Nebenwirkungen bei einer Insemination?
Eine Insemination ist in der Regel ein unkomplizierter Eingriff, bei dem es kaum Risiken und Nebenwirkungen gibt. In einigen Fällen kann es jedoch bei einer vorangegangenen Hormonbehandlung zu einem sogenannten Überstimulationssyndrom kommen – einer Überreaktion des Körpers auf die verabreichten Hormonpräparate.
Mögliche Beschwerden sind:
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Spannungsgefühl im Bauch
- Kurzatmigkeit
In diesen Fällen sollte man sich umgehend an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.
Darüber hinaus kann es infolge der Hormonstimulation zur Reifung mehrerer Eibläschen kommen. Dadurch steigt das Risiko für eine Mehrlingsschwangerschaft, die mit einer höheren körperlichen Belastung sowie einem erhöhten Risiko für vorzeitige Wehen und Frühgeburten verbunden sein kann.
Wie sind die Erfolgschancen?
Die Erfolgschancen einer Insemination hängen von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter der Frau: Das Alter ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren. Jüngere Frauen haben in der Regel höhere Erfolgsraten als ältere. Die Fruchtbarkeit nimmt mit dem Alter ab, insbesondere nach dem 35. Lebensjahr.
- Spermienqualität: Die Qualität und Beweglichkeit der Spermien spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg.
- Ursache der Unfruchtbarkeit: Die zugrunde liegende Ursache beeinflusst die Erfolgsaussichten. Bei leichten Einschränkungen der Spermienqualität oder Problemen mit dem Zervixschleim sind die Chancen auf eine Schwangerschaft meist besser.
- Anzahl der Versuche: Die Erfolgsrate kann sich durch wiederholte Inseminationen erhöhen.
Bei einer gesunden Frau unter 35 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit, durch eine Insemination schwanger zu werden, pro Zyklus bei etwa 12 bis 18 Prozent. Bei Frauen über 35 sinkt die Erfolgsrate auf rund 10 Prozent.
Bei einer Heiminsemination ist die Erfolgsquote in der Regel niedriger. Das liegt daran, dass das Sperma dabei nicht im Labor aufbereitet und auch nicht direkt in die Gebärmutter eingebracht wird.
Was sind die Kosten einer Insemination?
Eine Insemination mit Standard-Spermienaufbereitung kostet im Durchschnitt zwischen 500 und 700 Euro. Wenn der Samen spezifisch oder besonders aufwendig aufbereitet werden muss, können die Kosten auf bis zu 1000 Euro steigen.
Welche Kinderwunschbehandlungen gibt es noch?
Neben der Insemination stehen Paaren noch weitere Kinderwunschbehandlungen zur Verfügung. Dazu zählen:
Hormonelle Stimulation
Diese Behandlung wird eingesetzt, um den Eisprung auszulösen oder zu regulieren. Die Hormone werden als Tabletten oder Injektionen verabreicht. Häufig kommt die hormonelle Stimulation in Kombination mit anderen Verfahren zum Einsatz.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Hierbei werden der Frau nach hormoneller Stimulation mehrere reife Eizellen aus dem Eierstock entnommen. Im Labor werden die Eizellen mit den Samenzellen des Partners oder eines Spenders zusammengebracht. Die befruchteten Eizellen werden anschließend in die Gebärmutter eingesetzt. Mehr zu der IVF-Methode lesen Sie hier.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Eine spezielle Form der IVF, bei der ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert wird, um die Befruchtung zu ermöglichen.
Testikuläre Spermienextraktion (TESE)
Dabei werden Samenzellen durch eine Biopsie des Hodens gewonnen – eine Methode, die dann eingesetzt wird, wenn zu wenig oder keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind. Befruchtete Eizellen werden anschließend in die Gebärmutter übertragen.
Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA)
Bei dieser Methode werden Spermien durch eine Biopsie der Nebenhoden (Epididymis) entnommen. Auch sie kommt zum Einsatz, wenn keine ausreichende Menge an Spermien im Ejakulat nachweisbar ist. Die befruchteten Eizellen werden wie bei den anderen Verfahren durch die Ärztin oder den Arzt in die Gebärmutter eingesetzt.
FAQ
Die Insemination selbst, bei der der aufbereitete Samen mithilfe eines weichen, flexiblen Katheters in die Gebärmutter eingebracht wird, dauert nur wenige Minuten. Vorab sind jedoch Ultraschalluntersuchungen und gegebenenfalls eine hormonelle Behandlung erforderlich – diese Vorbereitungen können mehrere Tage bis Wochen in Anspruch nehmen.
Es gibt keine fixe Anzahl von Inseminationen, die nötig sind, damit eine Schwangerschaft eintritt. Die Erfolgsrate hängt unter anderem vom Alter und Gesundheitszustand der Frau, von der Spermienqualität des Mannes und von der zugrundeliegenden Ursache der Unfruchtbarkeit ab.
Unmittelbar nach der Insemination sollte die Frau sich kurz ausruhen (15 bis 30 Minuten). Nach zwei Wochen, in denen manchmal Hormone ( Progesteron) gegeben werden, um die Einnistung der befruchteten Eizelle zu fördern, kann ein Schwangerschaftstest gemacht werden.
Eine Insemination kann auch zu Hause durchgeführt werden. Man spricht dann von einer Heim- oder Selbstinsemination. Bei der sogenannten Bechermethode wird das Sperma des Partners oder des Spenders in einem sterilen Becher aufgefangen und dann mit einer Spritze ohne Nadel oder einem speziellen Inseminationskit in die Vagina eingeführt. Die Methode ist einfach und kostengünstig, hat aber die Nachteile, dass das Sperma nicht aufbereitet ist und dass man den Eisprung selbst mithilfe von Ovulationstests oder anderen Methoden bestimmen muss. Das sind meist auch die Gründe dafür, dass Heiminseminationen in der Regel nicht so erfolgreich sind wie medizinische Inseminationen.
Eine Insemination ist in der Regel nicht schmerzhaft, denn der aufbereitete Samen wird mit einem weichen, flexiblen Katheter in die Gebärmutter eingebracht. Manche Frauen empfinden das, ähnlich wie eine gynäkologische Untersuchung, als etwas unangenehm.
Lasch, L et al: Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Berlin Heidelberg 2017.
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