Ausschnitt des Dickdarms, ein Teil ist geöffnet und man erkennt einzelne Darmbakterien
shutterstock

Impfung gegen erblichen Darmkrebs

Bei den so genannten Mikrosatelliten-instabilen Krebsarten fehlt ein wichtiges zelluläres Reparatursystem, das normalerweise kleine Fehler im Erbgut korrigiert. Bleiben solche DNA-Defekte unkorrigiert, so kann die gesamte Bauanleitung für bestimmte Proteine aus dem Takt geraten. Die Zellen bilden dann neuartige Eiweißstrukturen, so genannte Neoantigene, die vom Immunsystem oft als fremd erkannt werden. Mikrosatelliten-instabile (MSI) Tumoren können spontan entstehen oder als Folge einer erblichen Veranlagung, dem Lynch-Syndrom. Etwa ein Viertel der MSI-Darmtumoren werden durch das Lynch-Syndrom verursacht.

Ein Team des Universitätsklinikums Heidelberg konnte in langjährigen Vorarbeiten zeigen, dass bei vielen Patienten mit Lynch-Syndrom identische Mutationen und damit auch identische Neoantigene im Tumor auftreten. Sie prüften auch, ob die häufig vorkommenden Neoantigene in der Lage sind, als Schutzimpfung das Immunsystem gegen die Tumorzellen zu aktivieren und so zu verhindern, dass Krebs entsteht.

Tatsächlich zeigten die Forscher jetzt erstmals an einem Tiermodell, dass eine Schutzimpfung mit MSI-typischen Neoantigenen tatsächlich vor Krebs schützen kann. Das Team untersuchte dazu einen Mausstamm, der in Folge eines Defekts der DNA-Reparaturenzyme Darmkrebs entwickelt.
Die geimpften „Lynch“-Mäuse überlebten im Durchschnitt 351 Tage, ungeimpfte Tiere dagegen nur 263 Tage. Auch die Tumormasse fiel deutlich geringer aus. Erhielten die Mäuse zusätzlich zur Impfung den Entzündungshemmer Naproxen, so steigerte dies den präventiven Effekt der Impfung. Die Forscher stellten auch fest, dass das Immunsystem bei ungeimpften Mäusen gegen die Neoantigene aktiv ist, die Impfung verstärkte also die vorhandene natürliche Immunreaktion gegen die Krebszellen.

Referenz:
DKFZ Heidelberg, Cornell Medical College, NY
Recurrent frameshift neoantigen vaccine elicits protective immunity with reduced tumor burden and improved overall survival in a Lynch syndrome mouse model, Gastroenterology 2021; https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(21)03187-5

#lynchtumor #gastroenterologie #darmkrebs #neoantigene #impfung #mausmodell #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau schmiert sich schmerzende Stelle am Ellenbogen mit einem Schmerzgel ein

Diclofenac: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Diclofenac ist ein bekanntes Schmerzmittel, das entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend wirkt. Es wird bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt und ist in verschiedenen Anwendungsformen erhältlich, darunter Tabletten, Salben, Zäpfchen und Gels.

Hausmittel Husten: Tee mit Zitrone, Thymian und Ingwer

Husten ade: 5 bewährte Hausmittel für schnelle Linderung

Husten zählt zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Erkältung. Ob als trockener Reizhusten oder mit Schleimbildung – er kann den Alltag erheblich stören und den Körper beanspruchen. Oftmals ist jedoch keine ärztliche Behandlung erforderlich.

Frau mit zwei Tabletten in der Hand

Ibuprofen: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Ibuprofen ist ein bekanntes Schmerzmittel, das auch gegen Entzündungen und Fieber wirkt. Es gehört zu den sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und ist in Form von Tabletten, Salben oder als Sirup verfügbar.

Yoga Nidra: Gruppe liegt am Boden und meditiert

Yoga Nidra: Wie Sie mit tiefer Entspannung Stress hinter sich lassen

In der hektischen Welt von heute suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Yoga Nidra, auch bekannt als der "yogische Schlaf", ist eine geführte Entspannungsmethode, die Körper und Geist zur Ruhe bringt.