Zusammenfassung
Factbox – Hyperhidrose
Synonym: Hyperhidrose, übermäßiges Schwitzen, vermehrtes Schwitzen, primäre Hyperhidrose, sekundäre Hyperhidrose, fokale Hyperhidrose, generalisierte Hyperhidrose
Definition: übermäßige Schweißproduktion, die über die normale körperliche Funktion des Schwitzens hinausgeht
Ursachen: primäre Hyperhidrose: komplexe Fehlfunktion, die zur Übersteuerung der Schweißdrüsen führt; sekundäre Hyperhidrose: z.B. Morbus Parkinson, Schilddrüsenunterfunktion, Infektionskrankheiten,…
Symptom: übermäßiges Schwitzen, auch an Händen und Füßen
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutbild, Röntgen, Ultraschall, CT, MRT; Testverfahren: Jod-Stärke-Test, Gravimetrische Messung, Messung des Hautleitwertes
Behandlung: Naturheilmittel und allgemeine Maßnahmen: Salbei, Bockshornklee, Walnussblätter;
Deos und Antitranspirants, Hilfsmittel wie Anti-Schweißshirts, Achselpads, Schwitztücher,…; Medizinische Verfahren: Topische Anwendungen, Iontophorese, Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellentherapie; Medikamente: Anticholinergika, Botulinumtoxin; Operation: Entfernung der Schweißdrüsen, Blockierung von Nervenleitungen, die die Schweißproduktion anregen
Was ist Hyperhidrose?
Schwitzen ist ein ganz natürlicher Vorgang im menschlichen Körper. Wir alle schwitzen, wenn wir körperlich anstrengende Tätigkeiten durchführen oder in einer heißen Umgebung sind. Das führt dazu, dass die Schweißdrüsen angeregt werden – und das Schwitzen schützt uns vor Überhitzung.
Wenn man aber an Hyperhidrose leidet, wird zu viel Schweiß gebildet, nämlich auch dann, wenn eine Abkühlung des Körpers eigentlich nicht notwendig wäre. Das Wort Hyperhidrose setzt sich aus den griechischen Wörter hyper = über, zu viel und hidros = Schweiß zusammen. Dennoch heißt das nicht, dass jemand einfach zu viel schwitzt, sondern er oder sie schwitzt eben auch dann, wenn keine heiße Umgebungstemperatur zu verzeichnen oder keine körperlich anstrengende Tätigkeit zu tun ist. Die Ursache für den Schweißausbruch liegt tatsächlich vielmehr in einer Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems, wodurch die Schweißdrüsen verstärkt angeregt werden. Ebenso kann die Hyperhidrose Hinweis auf eine dahinter liegende Krankheit wie Diabetes mellitus bis hin zu Krebs sein.
In jedem Fall stellen das übermäßige Schwitzen und seine sichtbaren Zeichen eine große psychische Belastung für Betroffene dar. Hyperhidrose kann äußerst stigmatisierend sein, und viele Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, kämpfen auch mit gesellschaftlichen Problemen. Scham und Unsicherheit sind häufige psychische Folgen der Hyperhidrose, und manchmal ziehen sich Betroffene sozial ganz zurück. Die exakte Diagnose und eine darauffolgende adäquate Behandlung sind daher sehr wichtig, um dem Problem und seinen vielfältigen Konsequenzen entgegentreten zu können.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren für übermäßiges Schwitzen?
Was die Ursachen der Hyperhidrose betrifft, so sind sie nicht ganz geklärt. Man weiß aber, dass es einige Krankheiten und Krankheitszustände gibt, die mit starkem Schwitzen einhergehen können. Dennoch lässt sich oft keine Grunderkrankung finden, auf die das vermehrte Schwitzen eindeutig zurückzuführen ist.
Experten unterscheiden zwei Formen der Hyperhidrose:
- Primäre Hyperhidrose: Diese Form tritt unabhängig von einer anderen Erkrankung auf. Warum es zur übermäßigen Schweißproduktion kommt, ist bislang ungeklärt. Man nimmt aber an, dass eine komplexe Fehlfunktion vorliegt, die zu einer Übersteuerung der Schweißdrüsen führt.
- Sekundäre Hyperhidrose: Diese Form tritt als Folge oder in Begleitung einer anderen Erkrankung auf, und das übermäßige Schwitzen ist daher nur ein Symptom. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel neurologische Erkrankungen wie etwa Morbus Parkinson, Schilddrüsenunterfunktion (Hyperthyreose) oder Infektionskrankheiten wie eine Lungenentzündung oder Grippe.
Neben dieser Einteilung nach den Auslösern gibt es auch noch eine andere Einteilung, die berücksichtigt, in welcher Körperregion der oder die Betroffene übermäßig schwitzt.
Fokale Hyperhidrose: Dabei tritt das vermehrte Schwitzen nur an bestimmten Körperstellen wie Stirn, Achseln, Händen und Füßen auf. Die fokale und die primäre Form gehen meist Hand in Hand.
Generalisierte Hyperhidrose: Dabei schwitzen Betroffene am ganzen Körper. In vielen Fällen gehen generalisierte und sekundäre Hyperhidrose Hand in Hand.
Wie erkennt man, dass man Hyperhidrose hat?
Das Symptom der Hyperhidrose ist naturgemäß übermäßiges Schwitzen. Die Betroffenen schwitzen anfallsartig mehrmals in der Woche oder am Tag, meist an bestimmten Stellen, etwa nur unter den Achseln. Schweißausbrüche können sich auch an den Handflächen, den Fußsohlen, auf der Stirn und am Kopf manifestieren. Seltener kommt es zur Schwitzattacken am ganzen Körper. Wenn die Störung sehr ausgeprägt ist, so bilden sich nicht nur Schweißperlen, sondern der Schweiß fließt regelrecht, und Hände und Füße sind teilweise rundum nass. Nachts treten in der Regel keine Beschwerden auf.
Die durchschwitzten Hautstellen sind zudem anfälliger für Pilzerkrankungen und Geschwüre. Hinzu kommen oft auch psychische Probleme wie depressive Verstimmungen und Ängste. Nicht selten meiden Menschen mit Hyperhidrose ihnen unangenehme Situationen und ziehen sich mehr und mehr von anderen zurück.
Wer kann Hyperhidrose feststellen?
Grundsätzlich ist Schwitzen ein natürlicher und lebensnotwendiger körperlicher Prozess. Wenn aber die oben beschriebenen Symptome auftreten und das Schwitzen unabhängig von Temperatur oder körperlicher Anstrengung ist, so sollte man sich an den Hausarzt oder an einen Facharzt für Dermatologie wenden.
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Am Anfang der Diagnose steht das Anamnesegespräch. Dabei fragt der Arzt nach den aktuellen Beschwerden, wann das Problem erstmals aufgetreten ist, ob noch weitere Beschwerden wie Fieber oder Leistungsschwäche vorhanden sind und ob der oder die Betroffene Medikamente einnimmt.
Zudem wird nach in der Familie gehäuft auftretenden Erkrankungen von Verwandten gefragt. (Zum Beispiel ist Diabetes mellitus Typ 1 eine häufige, dem Schwitzen zugrunde liegende Ursache.)
Nicht zuletzt wird auch eine Sozialanamnese erhoben. Das heißt, dass der Arzt Beruf, Familie, Partnerschaft etc. abfragt, um zu erkennen, ob sich der Patient wegen des übermäßigen Schwitzens bereits auf sozialem Rückzug befindet.
Es folgt eine körperliche Untersuchung sowie Blutabnahme, Röntgen, Ultraschall und Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) – letzteres dann, wenn der Arzt den Verdacht hat, dass etwa eine Krebserkrankung hinter der Hyperhidrose steckt. Wird eine Herzrhythmusstörung als Ursache für die Hyperhidrose vermutet, so kommt die Elektrokardiographie zum Einsatz.
Zudem gibt es Tests, die den genauen Schwitzherd eingrenzen. Damit wird klar, wo zu viel Schweiß abgesondert wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem qualitativen Test. Demgegenüber wird bei einem quantitativen Test geprüft, wie viel Schweiß abgesondert wird.
Testverfahren:
- Jod-Stärke-Test, auch Minor-Test: Dabei wird eine spezielle Jodlösung und anschließend ein Stärkepulver auf die betroffene Hautstelle aufgetragen. Durch das Schwitzen kommt es zu einer sichtbaren Farbveränderung des aufgetragenen Gemischs.
- Gravimetrische Messung: Wenn das schwitzende Areal exakt eingegrenzt ist, kommt der quantitative Test zum Einsatz, bei dem die Menge der Schweißabsonderung gemessen wird.
Zudem kommen bei der Diagnostik der Hyperhidrose Tests zur Hautmessung zum Einsatz:
Messung des Hautleitwertes: Dieser Test dient in erster Linie dazu herauszufinden, ob es zu einer Heilung beziehungsweise Verbesserung des Problems gekommen ist. Dabei wird der Wasserverlust mithilfe eines speziellen Feuchtigkeitsmessgeräts gemessen.
Was kann man gegen Hyperhidrose tun?
Wenn feststeht, um welche Art von Hyperhidrose es sich handelt, kann adäquat behandelt werden. Bei der krankheitsbedingten Hyperhidrose geht es darum, die Grunderkrankung zu therapieren, und manchmal reicht das aus, um das Problem des übermäßigen Schwitzens zu beenden. Wenn nicht, so gibt es andere Methoden, die auch bei der primären Hyperhidrose zum Einsatz kommen:
Allgemeine Maßnahmen und Naturheilmittel:
- Naturheilmittel: Salbei, Bockshornklee, Walnussblätter und Eichenrinde sind pflanzliche Mittel, die bei übermäßigem Schwitzen helfen können. Man nimmt an, dass die darin enthaltenen Gerbstoffe eine schweißhemmende Wirkung haben.
- Deos und Antitranspirants: Deos haben keinen direkten Einfluss auf die Schweißproduktion. Sie dienen nur dazu, den Schweißgeruch zu überdecken. Antitranspirants helfen mit den in ihnen enthaltenen Aluminiumsalzen die Aktivität der Schweißdrüsen zu reduzieren, sodass es zu einer geringeren Schweißabsonderung kommt.
- Hilfsmittel wie Anti-Schweißshirts, Achselpads, Schwitztücher, Oberschenkelschoner oder spezielle Schuheinlagen gegen Fußgeruch: Diese Hilfsmittel können helfen, den Alltag besser zu meistern.
Medizinische Verfahren:
- Topische Anwendungen: Aluminiumsalze sind in Antitranspirants beigefügt, es gibt sie aber auch in Arzneimittelform in höherer Konzentration. Wiederholte Anwendungen sind notwendig, und es kann zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Hautreizungen kommen.
- Iontophorese: Stromtherapie gegen Schwitzen: Dabei handelt es sich um ein physikalisches Verfahren, bei dem durch elektrischen Strom Ionen in die Haut eingeschleust werden. Nach mehrmaliger Anwendung soll der Ionenstrom für eine deutliche Minderung des Schwitzens sorgen. Die Iontophorese wird vor allem bei übermäßigem Hand- und Fußschweiß eingesetzt, kann aber auch bei der Behandlung anderer Körperstellen zum Einsatz kommen.
- Therapie mit Radiofrequenz: Diese Therapie arbeitet mit der Zufuhr von bipolarer Radiofrequenz-Energie mit Hilfe von eingeführten Nadeln, genau dort, wo sich die Schweißdrüsen befinden. Der Energieimpuls wird erst abgegeben, wenn die Nadeln in die vorgesehene Hauttiefe eingedrungen sind. Die entstehende Hitze soll die Schweißdrüsen und die Fasern des Sympathikus-Nervs irreversibel zerstören.
- Mikrowellentherapie: Dabei soll die Energie von Mikrowellen, die mittels eines Geräts über Markierungen in die Achsel eingeschleust werden, punktuell Schweißdrüsen in der Achselregion durch Hitze zerstören. Das Gewebe rundum bleibt unversehrt.
Medikamente:
Für die medikamentöse Behandlung der Hyperhidrose gibt es verschiedene Arzneimittel, die zum Einsatz kommen:
- Anticholinergika: Sie reduzieren die Schweißproduktion, indem sie die Übertragung bestimmter Nervensignale an die Schweißdrüsen hemmen.
- Botulinumtoxin (Botox): Das Medikament wird an der betroffenen Stelle unter die Haut gespritzt und entfaltet dort seine schweißhemmende Wirkung. In der Regel sind mehrere Injektionen notwendig.
Operationen:
Sie kommen bei schweren Formen der Hyperhidrose, wenn der Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigt ist, in Frage. Es gibt zwei unterschiedliche Herangehensweisen:
- Entfernung der Schweißdrüsen
- Blockierung von Nervenleitungen, die die Schweißproduktion anregen.
Beide chirurgischen Eingriffe bergen gewisse Risiken, und es kann zu Folgebeschwerden kommen. Deshalb muss ein Eingriff dieser Art durch Arzt und Patient sorgfältig abgewogen werden.
FAQ
Hyperhidrose bezeichnet eine gesteigerte Schweißproduktion, die über die normale körperliche Funktion des Schwitzens hinausgeht. Davon betroffen sind rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung.
Experten unterscheiden zwischen der Primäre Hyperhidrose und der Sekundäre Hyperhidrose.
Diese Form tritt unabhängig von einer anderen Erkrankung auf. Warum es zur übermäßigen Schweißproduktion kommt, ist bislang ungeklärt. Man nimmt aber an, dass eine komplexe Fehlfunktion vorliegt, die zu einer Übersteuerung der Schweißdrüsen führt.
Diese Form tritt als Folge oder in Begleitung einer anderen Erkrankung auf, und das übermäßige Schwitzen ist daher nur ein Symptom. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel neurologische Erkrankungen wie etwa Morbus Parkinson, Schilddrüsenunterfunktion (Hyperthyreose) oder Infektionskrankheiten wie eine Lungenentzündung oder Grippe.
Das Symptom der Hyperhidrose ist naturgemäß übermäßiges Schwitzen. Die Betroffenen schwitzen anfallsartig mehrmals in der Woche oder am Tag, meist an bestimmten Stellen, etwa nur unter den Achseln. Schweißausbrüche können sich auch an den Handflächen, den Fußsohlen, auf der Stirn und am Kopf manifestieren.
Seltener kommt es zur Schwitzattacken am ganzen Körper. Nachts treten in der Regel keine Beschwerden auf.
Die durchschwitzten Hautstellen sind zudem anfälliger für Pilzerkrankungen und Geschwüre. Hinzu kommen oft auch psychische Probleme wie depressive Verstimmungen und Ängste.
Folgenden pflanzlichen Mittel wird eine schweißhemmende Wirkung zugeschrieben:
- Salbei
- Bockshornklee
- Walnussblätter
- Eichenrinde
Für die medikamentöse Behandlung der Hyperhidrose gibt es verschiedene Arzneimittel, die zum Einsatz kommen:
- Anticholinergika
- Botulinumtoxin (Botox)
S1-Leitlinie 013-079: Definition und Therapie der primären Hyperhidrose aktueller Stand: 11/2017 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-059l_S1_Hyperhidrose_Definition_Therapie_2018-01-verlaengert.pdf, Abruf Juni 2022
Schlereth, T: Hyperhidrose – Ursachen und Therapie von übermäßigem Schwitzen. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(3): 32-7; DOI: 10.3238/arztebl.2009.0032 https://www.aerzteblatt.de/archiv/63004/Hyperhidrose-Ursachen-und-Therapie-von-uebermaessigem-Schwitzen, Abruf Juni 2022
https://www.uniklinik-freiburg.de/thoraxchirurgie/krankheitsbilder/hyperhidrose.html, Abruf Juni 2022
https://flexikon.doccheck.com/de/Hyperhidrose, Abruf Juni 2022
https://www.stark-gegen-schwitzen.de/schweiss/hyperhidrose/, Abruf Juni 2022
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/uebermaessiges-schwitzen-hyperhidrose-740603.html, Abruf Juni 2022