Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie) zu, da unter anderem die Gefäße an Elastizität verlieren. Mit dem Blutdruck steigt aber das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb gilt die Empfehlung, den systolischen Blutdruck (der erste angegebene Wert, der den Druck beim Herzschlag misst) meist medikamentös auf unter 140 mmHg zu senken.
Jedoch kann eine starke Absenkung des Blutdrucks im Alter mit negativen Ereignissen wie Stürzen zusammenhängen. Dies ist auf die zunehmende autonome Dysregulation zurückzuführen. Das heißt, dass das körpereigene Kontrollsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dies kann im Zusammenspiel mit Störungen der venösen Durchblutung zu einem langanhaltenden Blutdruckabfall nach dem Aufstehen führen. Gleichzeitig gibt es Hinweise auf eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, wenn der systolische Blutdruck bei Älteren deutlich unter 130 mmHg gesenkt wird. Auch andere Nebenwirkungen von blutdrucksenkenden Medikamenten wie Reizhusten, Allergien und Verdauungsprobleme sind bekannt.
Eine Untersuchung an über 1100 Teilnehmern über 65 Jahren analysierte die Sterblichkeit von Älteren in Bezug auf den Blutdruck und die Gebrechlichkeit. Die Wissenschaftler stellten fest, dass das geringste Sterberisiko bei „fitteren“ Personen bei einem systolischen Blutdruck von 130 mmHg lag, so wie er auch in den aktuellen Leitlinien angegeben ist. Ganz anders war die Situation jedoch bei stark gebrechlichen Älteren: bei Ihnen sank das Sterberisiko mit einem höheren Blutdruck tendenziell sogar. Das geringste Risiko verzeichneten gebrechlichen Personen mit einem Blutdruck von 160 mmHg oder höher. Die AutorInnen der Studie raten daher dazu, die körperliche und kognitive Fitness im Alter bei der patientenspezifischen Behandlung der arteriellen Hypertonie zu beachten und bei der Erarbeitung von neuen Richtlinien einfließen zu lassen.
Referenz:
Universität Ulm
Systolic Blood Pressure and Mortality in Community-Dwelling Older Adults: Frailty as an Effect Modifier, Hypertension 2022;
https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.17530