Unsere Atemwege sind mit einer dünnen Schleimschicht (Mukus) überzogen, die Viren, Bakterien oder Fremdpartikel einfängt und diese entsorgt. Eine überschießende Schleimproduktion, wie sie bei vielen entzündlichen Lungenerkrankungen, wie Asthma, Mukoviszidose oder COPD vorkommt, kann jedoch die Atemwege verstopfen und die Lungenfunktion zum Teil schwer beeinträchtigen.
Bisher zielen die meisten Behandlungen darauf ab, Entzündungen zu reduzieren und die Atemwege zu erweitern. Ein internationales Forschungsteam hat nun ein neuartiges Medikament entwickelt, das nun direkt in den Prozess eingreift und eine überschießende Freisetzung von Muzinen (Hauptbestandteil des Schleims) verhindert – bei gleichzeitiger Erhaltung der überlebenswichtigen gesunden Mukus-Basisschicht.
Experimentelle Vorarbeiten an genetisch veränderten Mäusen hatten nämlich gezeigt, dass Mäusen, denen ein bestimmtes Protein (Synaptotagmin-2) fehlt, keine überschießende Schleimfreisetzung in den Atemwegen aufweisen, weder bei Entzündungsprozessen noch bei allergischen Reaktionen. In weiterer Folge wurde nun eine Substanz (SP9) entwickelt, die an diesem Protein andockt und es damit hemmt.
Tatsächlich gelang es den Forschenden auch, einen Weg zu finden, um das neue Medikament in die Zellen zu schleusen, die für die Freisetzung des Schleims zuständig sind. Ihre Wirkung wurde auch bereits an chronisch entzündeten menschlichen Atemwegsepithelien in Zellkultur nachgewiesen. Im nächsten Schritt soll geklärt werden, ob sich der Schleim-Inhibitor für die Behandlung von chronisch Kranken eignet und sich auch in ausreichender Konzentration mittels eines Sprays verabreichen lässt. Mit klinischen Studien soll in zwei bis drei Jahren begonnen werden.
Referenz:
Uni Ulm, Stanford University, MD Anderson Cancer Center, Texas
Inhibition of calcium-triggered secretion by hydrocarbon-stapled peptides, Nature 2022; https://www.nature.com/articles/s41586-022-04543-1