Mann mit Schal, Mütze und Fieberthermometer im Bett
Foto: Jenny Sturm/shutterstock

Grippe – Influenza

Bei der Grippe, auch saisonale Influenza oder Virusgrippe genannt, handelt es sich um eine vor allem in den Herbst- und Wintermonaten epidemisch, also weit verbreitet, auftretende Erkrankung. Die Grippe geht meist mit hohem Fieber und einer Schleimhautentzündung der oberen Atemwege einher. Betroffen sind die Nase, der Rachen und vor allem die Bronchien – gelegentlich auch die Lunge.

Die Grippe (Influenza) ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Die sogenannte „echte Grippe“ ist nicht mit einer Erkältung bzw. einem grippalen Infekt vergleichbar. Sie äußert sich in einem erheblich schwereren Krankheitsbild.

Warum die „echte“ Grippe im Winter auftritt

Grippe-Wellen breiten sich vor allem im Winterhalbjahr aus, in der Regel von Dezember bis April wobei die Erkrankungs-Hochphase im Vorfeld nicht festzulegen ist. Der Grund warum es gerade im Winter zu Grippe-Infektionen kommt liegt darin, dass es in geschlossenen Räumen leichter zu einer Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion kommt und viele Menschen durch Erkältungen ohnehin immungeschwächt sind.

Jedes Jahr erkranken in Österreich mehrere 100.000 Personen an der Grippe – durchschnittlich 5 bis 10% der Erwachsenen und bis zu 15% der Kinder. Abhängig vom vorherrschenden Virusstamm sterben zwischen 1.000 und 1.200 Patienten daran. 90% dieser Todesfälle betreffen ältere Menschen, Schwangere, Kleinkinder (vor allem Säuglinge im 1. Lebensjahr) sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen.

Um aktuelle Zahlen zu erhalten, werden seit Anfang 2012 die Influenza-Falldatend er Grippe-Informationssysteme Wien, Graz und Innsbruck von der Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie einmal wöchentlich aufbereitet und an das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) gesandt, um von dort an TESSy (The European Surveillance System) und von TESSy an die WHO/EuroFlu gesendet zu werden.

Grippeepidemie oder Grippepandemie?

Unter  Grippeepidemie, umgangssprachlich auch Grippewelle genannt, versteht man die lokal begrenzte Infizierung von rund 10-20% der Bevölkerung. Von einer Grippepandemie spricht man, wenn sich die Infektion weltweit verbreitet.

Eine Pandemie wird immer durch einen neuen Influenza-A-Virus-Subtyp ausgelöst, der durch eine Durchmischung von humanen und von Vögeln stammenden Gensegmenten erfolgt. Diese Vermengung kann – wie bei dem als „Schweinegrippe“ 2009 entdecktem Subtyp A/H1N1 – z.B. in Schweinen stattfinden, wenn diese Tiere beide Viren in sich tragen. Pandemien gab es unter anderem 1918, besser bekannt als die Spanische Grippe, 1957, die Asiatische Grippe und 1968, die Hongkong-Grippe.

Wie erfolgt die Übertragung der Grippe?

Ausgelöst wird die Grippe durch Influenzaviren vom Typ A, B und selten auch Typ C. Die Übertragung der Viren erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Die von den erkrankten Personen beim Husten, Niesen oder Sprechen ausgeschiedenen Grippeviren können leicht bis in eine Entfernung von zwei Metern zu einer Ansteckung führen. Auch durch das Haftenbleiben der Krankheitserreger auf Gegenständen wie Türgriffen und Gläsern überträgt sich das Virus schnell und gelangt durch Einatmen oder durch Berührung von Mund, Nase oder Augen mit verunreinigten Händen über die Schleimhaut in den Körper.

Durchschnittlich beträgt die Inkubationszeit der Grippe, also die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, ein bis vier Tage. Infizierte Erwachsene sind in der Regel vom Vortag des Beginns der Symptome bis fünf Tage nach Symptombeginn ansteckend. Wenn keine Komplikationen auftreten, muss man bei der Grippe mit einer Dauer von ein bis zwei Wochen rechnen.

Wie vermehren sich Viren?

Erreichen Influenza-Viren ihre Wirtszellen, bindet ein Eiweißstoff ihrer Virushülle, das so genannte Hämagglutinin, an vorhandene Rezeptoren auf der Oberfläche der Wirtszelle, um die Viren-Erbinformation in die Zelle einzuschleusen. Im Zellkern der Wirtszelle wird die virale Erbinformation verarbeitet und dann werden so viele neue Viren produziert, bis diese so zahlreich geworden sind, dass sie mit Hilfe des viruseigenen Eiweißstoffs Neuraminidase die Zellmembran der Wirtszelle zerstören können und freigesetzt werden. Bis zu 100.000 neue Viren können auf diese Weise an einem Tag produziert werden und weitere Zellen befallen.

An welchen Anzeichen und Beschwerden erkennt man die Virusgrippe?

Die saisonale Grippe ist vor allem durch ein plötzliches Auftreten der Symptome gekennzeichnet. Die maßgeblichsten Krankheitsmerkmale sind hohes Fieber, Husten sowie starke Abgeschlagenheit. Eine allgemeine Müdigkeit und Appetitlosigkeit kann noch einige Wochen nach Ende der Symptomatik auftreten.

Was sind die häufigsten Symptome?

  • plötzlich beginnendes Krankheitsgefühl
  • hohes Fieber (über 38,5 °C)
  • trockener Husten
  • verstopfte Nase
  • Schüttelfrost
  • Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen
  • starke Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Kreislaufschwäche

Ein Arzt kann die Grippe meist aufgrund der Summe aller Krankheitssymptome erkennen. Doch kann die Influenza auch schnell mit einem grippalen Infekt verwechselt werden. Sicher kann eine echte Grippe nur durch eine Laboruntersuchung diagnostiziert werden. Der Erregernachweis erfolgt über einen Abstrich des Nasen- oder Rachensekrets, eventuell auch durch eine Blutuntersuchung. Mit einem PCR-Test, bei dem das Ergebnis jedoch einige Stunden dauert, erhält man einen sicheren Nachweis. Auch mittels eines Influenza-Schnelltests, der sogar schon nach 15 Minuten ein Ergebnis zeigt, jedoch nicht 100%ig sicher ist, kann eine Bestätigung erfolgen.

Welche Komplikationen können auftreten?

Da der Körper bereits durch die Grippe geschwächt ist, können Bakterien schneller in den Körper eindringen und sich vermehren. Zu den Folgekrankheiten, die später auch zu Komplikationen führen können, gehören Mittelohrentzündungen, eine bakterielle Sinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen) und sekundäre bakterielle Lungenentzündung (Pneumonie). Seltener treten virale Pneumonien und eine sogenannte respiratorische Insuffizienz (Atemstörung) auf.

Bei Risikopersonen kann die Grippe zu einer Lungenentzündung führen bzw. so schwer verlaufen, dass sie innerhalb weniger Stunden zum Tod führt.

Zu den Risikopatienten zählen:

  • Erwachsene über 65 Jahre
  • Säuglinge und Kleinkinder bis 2 Jahre
  • Schwangere
  • Menschen mit Vorerkrankungen wie chronische Stoffwechsel-, Herz-, Lungen-, Nieren-, Leber- oder Bluterkrankungen
  • Menschen mit einem geschwächten Immunsystem

Besonderheiten bei Kindern:

Bei Kindern kann die Grippe auch völlig untypisch verlaufen, bei ihnen können Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und/oder Erbrechen sowie vermehrte Schläfrigkeit und ein undefinierbarer Ausschlag im Vordergrund stehen. Zusätzlich kommt es am ersten Krankheitstag manchmal zu einem Ausschlag im Mund (Grippe-Exanthem). Es entstehen stecknadelkopfgroße Bläschen am vorderen Gaumen und kleine gelblich-weiße Flecken an der Wangen- und Lippenschleimhaut.
Aufgrund ihrer noch nicht voll entwickelten Immunabwehr erleiden Kinder häufig in Folge einer Influenza eine Mittelohr-, Nebenhöhlen- oder Lungenentzündung. Besonders bei Kleinkindern ist auch der so genannte Pseudo-Krupp gefürchtet. Hierbei handelt es sich um einen entzündlichen Befall des Kehlkopfes mit bellendem Husten und Luftnot.

Was kann man vorbeugend tun?

Zur Vorbeugung von Erkältungen und grippalen Infekten gilt es vor allem das Immunsystem zu stärken. Dazu gehören eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, viel Bewegung an der frischen Luft mit angemessener Kleidung, um Unterkühlungen zu vermeiden und ein ausgewogenes Schlaf-Wachverhalten. Auch Zink- oder Sonnenhutpräparate können die Abwehrkräfte verbessern helfen, Alkohol hingegen sollte gemieden werden. Auf das Auftreten einer Grippe haben diese vorbeugenden Maßnahmen jedoch keinen Einfluss, hier hilft nur eine jährliche Schutzimpfung.

Während die Grippe von Influenza-Viren ausgelöst wird, können für eine banale Erkältung mehr als 200 verschiedene Erreger – unter anderen Corona-Viren,  Adeno-Viren oder Rhino-Viren – verantwortlich sein. Da Erkältungen und Influenza also auf unterschiedliche Krankheitserreger zurückgehen, hilft eine Grippe-Schutzimpfung nicht gegen Erkältungskrankheiten. Aufgrund der Vielzahl der Viren und der relativen Harmlosigkeit eines Schnupfens ist eine Impfung gegen diese banalen Erkältungsinfekte auch nicht verfügbar.

Lesen Sie weiter: +++ Behandlung einer Grippe +++

  • Autor

    Petra Benin

Deutsche Lungenstiftung e.v, Verband pneumologischer Kliniken e.v.; https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/was-ist-grippe/
Zugriff am 9.12.2020

AGES: Nationale Referenzzentrale für Influenzaepidemiologie
https://www.ages.at/service/service-oeffentliche-gesundheit/referenzzentralen/rz-influenzaepidemiologie/
Zugriff am 9.12.2020

AGES: AGES-Studie belegt geringere Sterblichkeit bei Influenza http://www.ages.at/ages/gesundheit/mensch/influenza/ages-studie-zu-sterblichkeit-bei-influenza/
(Zugriff am 9.8.2013)

Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich:
http://www.influenza.at/grippe/histinfluenza.htm
(Zugriff: 9.12.2020)

Österreichische ÄrzteZeitung: Im Fokus: Influenza
https://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2020/oeaez-4-25022020/im-fokus-influenza.html (Zugriff: 9.12.2020)

World Health Organization:
http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs211/en/index.html
(Zugriff: 9.8.2013)

Stadt Wien: Saisonale Influenza (Grippe)
http://www.wien.gv.at/gesundheit/beratung-vorsorge/krankheiten/influenza.html
(Zugriff: 9.12.2020)

Österreichische Apothekerkammer: Checkliste Influenza oder grippaler Infekt,
https://www.apotheker.or.at/Internet/OEAK/newspresse.nsf/webPages/E5CA9A8FD9EB4F61C1256AB8003FE274?OpenDocument
Zugriff am 9.12.2020

Österreichische Apothekerkammer: Influenza – Ein Gesundheitsrisiko?
http://www.welldone.at/uploads/media/Pressemappe_Journalistenworkshop_Influenza.pdf
(Zugriff: 9.8.2013)

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.