Zusammenfassung
Factbox – Grauer Star (Katarakt)
Grauer Star: Eintrübung der ursprünglich klaren Augenlinse
Formen: Cataracta senilis (altersbedingter grauer Star, Altersstar; häufigste Form), Cataracta traumatica, Cataracta complicata (auf bestimmte Augenerkrankungen zurückzuführender grauer Star), Cataracta congenita (angeborene Katarakt) u. a.
Ursachen und begünstigende Faktoren: Natürliche Alterungsprozesse, Verletzungen, Stoffwechsel- und andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Funktionsstörungen der Nebenschilddrüse, bestimmte Augenerkrankungen wie Regenbogenhautentzündung und Glaukomanfall, genetischer Defekt und Erkrankungen während der Schwangerschaft, Mangelernährung, UV-Strahlung, bestimmte Medikamente u. a.
Diagnose: Anamnese, augenärztliche Untersuchung, Sehtests u. a.
Behandlung: Kataraktoperation (Ersatz der getrübten Linse durch künstliche Linse)
Was ist ein grauer Star?
Durch die Trübung der Augenlinse kommt es beim grauen Star (Katarakt) zu einer Verschlechterung der Sehschärfe und anderen Beschwerden. Das Wort “Katarakt“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Wasserfall“. Eine Katarakt kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen tritt der graue Star altersbedingt auf (Cataracta senilis, Alterskatarakt) – fast alle über 65-Jährigen sind in unterschiedlicher Ausprägung von einer Trübung der Augenlinse betroffen.
Formen und Ursachen
In den meisten Fällen tritt ein grauer Star altersbedingt auf. Zusammengefasst kommt es zu einem veränderten Stoffwechsel der Linse und zu einer vermehrten Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich der Linse, was zur Linsentrübung führt. Ein Altersstar entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über längere Zeit.
Weitere mögliche Ursachen und Formen des grauen Stars sind u. a. Verletzungen (Cataracta traumatica), Stoffwechsel- und andere Erkrankungen (z. B. Cataracta diabetica – Katarakt im Rahmen von Diabetes mellitus, Hypokalzämie, Funktionsstörung der Nebenschilddrüse) und bestimmte Augenerkrankungen (Cataracta complicata) wie Regenbogenhautentzündung, Glaukomanfall oder sehr ausgeprägte Kurzsichtigkeit. Eine Katarakt kann auch angeboren sein (Cataracta congenita – aufgrund eines genetischen Defekts oder in Folge von bestimmten Erkrankungen während der Schwangerschaft wie z. B. Röteln), wobei eine angeborene Katarakt wesentlich seltener ist als erworbene Formen. Weitere mögliche Auslöser oder Faktoren, welche die Entstehung einer Katarakt begünstigen können sind u. a. Mangelernährung, UV-Strahlung, Infrarotstrahlung, bestimmte Medikamente (z. B. Glukokortikoide), Drogen und starkes Rauchen.
Symptome
Ein grauer Star kann zu verschiedenen Beschwerden führen, darunter u. a.:
- Verschwommenes Sehen
- Grauschleier, Schleiersehen
- Blendung
- Erhöhte Lichtempfindlichkeit, Lichtscheu
- Verschlechterung des Dämmerungssehens
- Verschlechterung des Kontrastsehens
- Verändertes Farbsehen, Verschlechterung der Farbwahrnehmung
- Doppelkonturen, Doppel- und Mehrfachbilder
- Veränderungen der Brillenstärke (Lesen ohne Brille möglich)
Durch die Linsentrübung lässt die Sehschärfe zunehmend nach, Betroffene sehen immer verschwommener und nehmen Gegenstände zunehmend unscharf und ihr Umfeld immer mehr wie durch eine Nebelwand wahr. Das Erkennen von Gesichtern und das Sehen bei Dämmerung und Dunkelheit sind erschwert, Farben und Kontraste verblassen zunehmend – alles wirkt wie grau in grau. Die räumliche Wahrnehmung und Orientierungsfähigkeit können sich verschlechtern, außerdem wird das Auge immer mehr gegen Blendung empfindlich. Durch die unterschiedliche Brechung der getrübten Linsenareale können auch Doppelbilder entstehen.
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine bestimmte Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einem grauen Star auftreten. Zu welchen Beschwerden es bei einem grauen Star kommt und wie stark diese ausgeprägt sind, kann individuell verschieden sein. Bei Fragen, Beschwerden und Verschlechterungen des Sehvermögens sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden. Ab 40 Jahren sollte regelmäßig eine augenärztliche Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden, um krankhafte Veränderungen und Erkrankungen im Bereich vom Auge nicht zu übersehen, diese frühzeitig erkennen und behandeln zu können und mögliche Folgeschäden am Auge zu verhindern.
Diagnose
Ansprechpartner zur Abklärung von Augenerkrankungen, Sehstörungen und des grauen Stars ist der Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie.
Zunächst erfolgt eine umfassende Anamnese, im Rahmen welcher die Krankengeschichte erhoben und aktuelle Beschwerden genau besprochen werden. Der Arzt erfragt u. a. die Symptome und seit wann diese bestehen, erkundigt sich nach möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen und eingenommenen Medikamenten und holt weitere Informationen ein, die für die weitere Abklärung und Behandlung wichtig sind.
Im Anschluss erfolgen eine Augenuntersuchung und eine Überprüfung der Sehfunktion. Bei einer Untersuchung am Spaltlampenmikroskop ist es anhand der Linsentrübung möglich, einen grauen Star zu diagnostizieren. Die Spaltlampe (das Spaltlampenmikroskop) ist eines der wichtigsten Untersuchungsgeräte im Bereich der Augenheilkunde und ermöglicht es, verschiedene Augenpartien sehr genau zu inspizieren. Es handelt sich um eine nicht-invasive und einfach durchzuführende Untersuchung mit hohem Informationsgewinn. Im Rahmen einer Augenuntersuchung an der Spaltlampe lässt sich erkennen, welche Kataraktart vorliegt und was die mögliche Ursache für die Linsentrübung ist. Darüber hinaus werden weitere Untersuchungen und Tests durchgeführt (z. B. Hornhautuntersuchungen, Sehtests zur Überprüfung des allgemeinen Sehvermögens). Wie sich die Abklärung genau gestaltet richtet sich nach der individuellen Situation. Für die Behandlung des grauen Stars (Kataraktoperation; Operation, bei welcher die natürliche getrübte Linse vom Auge durch eine passende Kunstlinse ersetzt wird) wird das Auge zudem mit einem hochpräzisen Gerät vermessen, um die richtige Kunstlinsenstärke berechnen zu können.
Behandlung
Unbehandelt schreitet ein grauer Star zumeist langsam, aber stetig fort, wodurch sich das Sehvermögen stetig verschlechtert, weswegen eine Behandlung erforderlich ist. Die einzige effektive Behandlungsmöglichkeit bei grauem Star ist die Operation (grauer Star-Operation, Kataraktoperation), im Rahmen welcher die getrübte Linse (teilweise) entfernt und durch eine spezielle Kunstlinse (künstliche Intraokularlinse) ersetzt wird und durch welche es in den meisten Fällen möglich ist, eine deutliche Verbesserung der Sehleistung zu erreichen. Wirksame Alternativen zur Operation gibt es nicht. Die Kataraktoperation zählt weltweit zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen, in Österreich werden jährlich ca. 80.000 Augen operiert*.
Kataraktoperation – Was passiert bei der Operation?
In der Regel wird die Operation in lokaler Betäubung durchgeführt. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, um die Kunstlinse zu implantieren und die Linsentrübung zu beseitigen. Eine davon ist die sogenannte Phakoemulsifikation. Um einen Zugang zur Augenlinse herzustellen wird zunächst ein kleiner Schnitt am Hornhautrand gesetzt und die vordere Linsenkapsel wird eröffnet. Danach werden der Kern und die Rinde der Linse mit Hilfe von Ultraschall zerkleinert und abgesaugt. Zurückbleiben die intakte hintere Linsenkapsel und der Kapselsack. Im nächsten Schritt wird die faltbare Kunstlinse in passender Stärke in das Auge eingesetzt und im Kapselsack verankert. Der feine Schnitt verschließt zumeist von selbst und muss nicht genäht werden, nach der Operation wird das Auge mit einem Salbenverband abgedeckt. Der Eingriff dauert in der Regel durchschnittlich etwa 30 Minuten.
Kunstlinse
Die künstliche Linse verbleibt nach der Operation lebenslang im Auge, sie muss in der Regel nicht ausgetauscht werden. Die eingesetzte Linse kann aus verschiedenen Materialien bestehen (z. B. Silikon, Acryl). Um die passende Linsenstärke zu ermitteln, wird der Augenarzt die Augen vorab genau vermessen und die Brechtkraft bestimmen.
Im Rahmen der Kataraktoperation kann eine Monofokallinse oder eine Multifokallinse eingesetzt werden. Eine Monofokallinse besitzt einen Brennpunkt, sodass entweder in der Nähe oder in der Ferne scharf gesehen werden kann. Im Gegensatz dazu ermöglichen es Multifokallinsen, welche zwei Brennpunkte besitzen, in der Nähe und in der Ferne ohne Brille scharf zu sehen. Nachteile von Multifokallinsen sind u. a. ein verringertes Kontrastsehen und eine stärkere Blendungsempfindlichkeit. Ferner gibt es speziell geschliffene Kunstlinsen (torische Linsen) für Menschen mit Hornhautverkrümmung (Astigmatismus), welche unter bestimmten Voraussetzungen eingesetzt werden können.
Sehvermögen nach der Operation
In der Regel bemerken Patienten bereits einen Tag nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung ihres Sehvermögens, wobei die endgültige Sehschärfe zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben ist. Nach der Operation wird die alte Brille nicht mehr passen; einige Wochen nach der Operation, wenn sich das Auge an die neue Linse gewöhnt hat und sich die Brechkraft des Auges nicht mehr ändert, werden neue Brillengläser verordnet.
Im Rahmen eines persönlichen Aufklärungsgesprächs werden Patienten genau über in Frage kommende Linsen, deren Eigenschaften und Vor- und Nachteile (Implantationsort, Material, optische Prinzipien etc.), die Operationsmethode und den Ablauf der Operation, allgemeine Operationsrisiken und mögliche Komplikationen, die Nachsorge und das richtige Verhalten nach der Operation des grauen Stars (Reiben und Drücken am Auge vermeiden, verordnete Augentropfen wie besprochen regelmäßig anwenden etc.) und weitere wichtige Punkte informiert.
Kommt es einige Zeit nach dem Eingriff zu einer Verschlechterung der Sehschärfe, Schmerzen im Bereich vom Auge und/oder stärkeren Rötungen, sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden. Aufgrund moderner Operationstechniken sind schwerwiegendere Komplikationen (z. B. eine Entzündung im Augeninneren) bei der Operation des grauen Stars heutzutage selten der Fall; Komplikationen treten eher auf, wenn andere Augenerkrankungen vorhanden sind.
Nachstar
Bei einigen Patienten kommt es einige Zeit nach der Operation zu einer allmählichen Sehverschlechterung, welche auf eine feine Eintrübung im Bereich der hinteren Anteile der verbliebenen Linsenkapsel zurückzuführen ist. Ein solcher Nachstar (Cataracta secundaria) kann im Rahmen einer Laserbehandlung bzw. eines erneuten chirurgischen Eingriffs behandelt werden, wodurch das Sehvermögen normalisiert wird.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kataraktoperation?
Die Frage nach dem richtigen Operationszeitpunkt lässt sich pauschal nicht beantworten. Wann die Operation durchgeführt werden sollte hängt von der individuellen Situation und den Bedürfnissen des Patienten ab; den richtigen Zeitpunkt bestimmt man also weitgehend selbst bzw. nach persönlicher Absprache mit dem Arzt. Autofahrer und Menschen mit anderen höheren Ansprüchen an ihr Sehvermögen sollten die Behandlung eher früher durchführen lassen. Prinzipiell sinnvoll bzw. anzuraten ist der Eingriff, wenn das Sehvermögen zunehmend weniger ausreichend ist und man sich im Alltag zunehmend beeinträchtigt fühlt.
*Angaben können in der Literatur variieren.
Leydolt C.; Update zur modernen Kataraktchirurgie, Ärzte Krone 20/2016, Ärztekrone VerlagsgesmbH
Grabner G.; Große Fortschritte in der Behandlung der Katarakt, Ärzte Krone 01/2016, Ärztekrone VerlagsgesmbH
Gerste D.; Der graue Star = die Katarakt, in: Der Graue Star – Etablierte Operationsverfahren und neue Lasertechnik, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2016, S.9-14
Kohnen T. et al.; Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse, Deutsches Ärzteblatt 43/2009, Deutscher Ärzteverlag GmbH
Auffarth G.U., Rabsilber T.M.; Torische Hinterkammerlinsen nach Kataraktoperation und refraktivem Linsentausch, Der Ophthalmologe 12/2007, Springer-Verlag
Diabetes, Nikotin und Übergewicht sind Risikofaktoren des grauen Stars, Deutsches Ärzteblatt, 15.02.2017, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Grauer%20Star?nid=73136