Zusammenfassung
Factbox – Gallensteine
Gallensteine: Auskristallisierte Bestandteile der Gallenflüssigkeit (Galle)
Formen: Cholesterinsteine, Bilirubinsteine; Gallenblasensteine, Gallengangsteine
Risikofaktoren: Familiäre Veranlagung, Übergewicht, weibliches Geschlecht, Alter um die 40 und älter, reproduktives Lebensalter u. a.
Symptome: Je nach Größe und Lage der Steine, oftmals keine Beschwerden; Schmerzen im Oberbauch, Völle- und Druckgefühl, Koliken, ausstrahlende Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, dunkler Urin, heller Stuhl, Fieber u. a.
Mögliche Folgen/Komplikationen: Entzündung der Gallenblase, Gallenwege und Bauchspeicheldrüse, Gelbsucht, Gallenblasen- und Gallengangskarzinom
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Ultraschalluntersuchung und andere bildgebende Untersuchungen, Blutuntersuchung
Therapie: Krampflösende und schmerzstillende Medikamente bei akuter Gallenkolik, operative Entfernung der Gallensteine/Gallenblase (laparoskopische oder offene Operation), ERCP, medikamentöse Behandlung, Stoßwellentherapie
Vorbeugende Maßnahmen: Gesunde Ernährung, Umstellung auf ausgewogene fettarme Ernährung (ballaststoffreiche Kost, regelmäßiger Verzehr von Vollkornprodukten, Gemüse und Obst, Einschränkung bei tierischen Fetten), Abnehmen/Reduktion von Übergewicht auf gesunde Weise, regelmäßige körperliche Aktivität
Was sind Gallensteine?
Bei einem Gallenstein handelt es sich um verfestigte bzw. auskristallisierte Bestandteile der Gallenflüssigkeit – ein Stein entsteht, wenn es zwischen in der Gallenflüssigkeit (Galle) gelösten Bestandteilen zu einem Ungleichgewicht kommt, was in der Ausfällung von einer oder mehreren Komponente(n) mündet.
Die Gallenflüssigkeit setzt sich aus verschiedenen Substanzen zusammen und dient vor allem der Fettverdauung. Sie wird in der Leber produziert, in der Gallenblase gespeichert und bei Bedarf über den Gallengang in den Dünndarm abgegeben, um die Verdauung zu unterstützen. Galle besteht zum größten Teil aus Wasser (ca. 80 Prozent), in welchem verschiedene Substanzen gelöst sind. Zu den weiteren Bestandteilen zählen u. a. Elektrolyte, Gallensäuren, Phospholipide und Cholesterin; außerdem finden sich in der Gallenflüssigkeit verschiedene Abbau-/Ausscheidungsprodukte wie Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin), welches u. a. die bräunlich-gelbe Färbung der Flüssigkeit ausmacht. Kommt es zu Veränderungen bzw. Verschiebungen in der fein abgestimmten Gallenflüssigkeitskonzentration, können bestimmte Bestandteile auskristallisieren und es entstehen wenige Millimeter kleine Steinchen oder mehrere Zentimeter große Steine (Gallengries, Gallensteine).
Arten von Gallensteinen
Abhängig davon welche Substanz in den Steinen überwiegt wird zwischen Cholesterinsteinen (bestehen hauptsächlich aus Cholesterin) und Bilirubinsteinen (Bilirubin-Pigment-Steine) unterschieden. Abhängig vom Ort der Ablagerung wird unterschieden zwischen Gallenblasensteinen (der Stein entsteht in der Gallenblase und damit dort, wo die Gallenflüssigkeit gesammelt wird) und Gallengangsteinen (Steine, die sich im Gallengang/Verbindungsgang zwischen Gallenblase und Dünndarm befinden).
Cholelithiasis, Cholecystolithiasis, Choledocholithiasis
Das Vorliegen von Gallensteinen (Gallensteinleiden) wird als Cholelithiasis bezeichnet. Befinden sich die Steine in der Gallenblase, dann ist von Cholezystolithiasis die Rede, liegen die Steine in den Gallengängen, dann spricht man von Cholangiolithiasis/Choledocholithiasis.
Gallensteine – Ursache und Risikofaktoren
Ursache von Gallensteinen ist eine Veränderung in der Gallenflüssigkeit – ein Gallenstein bildet sich, wenn sich die Zusammensetzung der Galle so verändert, dass bestimmte Bestandteile wie z. B. Cholesterin auskristallisieren. Es entstehen feine Kristalle, die sich vereinen und aneinanderlagern, weiter wachsen und so Gries oder größere Steine bilden können. Gallensteine können in jedem Alter vorkommen, die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Gallensteinen steigt mit zunehmendem Alter. Die wichtigsten Risikofaktoren, welche die Entstehung von Gallensteinen begünstigen werden unter der 6-F-Regel zusammengefasst. Das „F“ steht jeweils für einen Begriff aus dem Englischen:
- Family (familiäre Veranlagung, familiäre Belastung)
- Female (weibliches Geschlecht; Frauen sind, vor allem in jüngeren Jahren, häufiger von Gallensteinen betroffen als Männer)
- Forty (Alter um die 40 Jahre)
- Fertile (Reproduktives Lebensalter)
- Fat (Übergewicht)
- Fair (helle Haut und Haare)
Als weitere Risikofaktoren gelten/werden diskutiert: Schwangerschaften, unausgewogene Ernährung (ballaststoffarme und cholesterinreiche Ernährung), erhöhte Blutfettwerte, bestimmte Erkrankungen wie Darm- und Lebererkrankungen und Diabetes mellitus, vermehrter Zerfall roter Blutkörperchen (Hämolyse), Infektionen mit bestimmten Bakterien und Parasiten, lange Fastenperioden, sehr kalorienarme Ernährung und rascher Gewichtsverlust u. a.
Symptome
Die meisten Gallensteine bleiben asymptomatisch. In einem großen Teil aller Fälle verursachen Gallensteine also keine Beschwerden („stummes Gallensteinleiden“) und die Steine werden, wenn überhaupt, zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung entdeckt. Ob es zu Beschwerden kommt ist u. a. von der Größe und Lokalisation der Steine abhängig.
Mögliche Beschwerden reichen von leichtem Schmerz, Völlegefühl, Druckgefühl, Aufstoßen, Blähungen und anderen weniger spezifischen Beschwerden, die vorrangig nach dem Essen auftreten und sich durch fetthaltige Speisen verstärken können, bis hin zu stärkerem krampfartigem Schmerz im rechten Mittel- und Oberbauch (Koliken), in den Rücken oder die rechte Schulterregion ausstrahlenden Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Mögliche weitere Symptome bei Gallengangsteinen sind u. a. dunkler Urin, heller Stuhl und Fieber. Koliken entstehen, wenn ein Stein feststeckt; der Abfluss der Gallenflüssigkeit wird verhindert und es kommt zu einem Gallenstau. Reizen die Gallenblasensteine die Gallenblasenschleimhaut, kann es zu einer Entzündung der Gallenblase kommen (Cholezystitis). Außerdem kann es durch den Gallenstau zu einer Entzündung des Gallengangs kommen (Cholangitis), auch kann sich eine Gelbsucht entwickeln (Ikterus). Weitere mögliche Komplikationen und Folgen länger bestehender und nicht behandelter Steine sind u. a. Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Gallenblasen- und Gallengangskarzinom (selten).
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Krankheit sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einem Steinleiden auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Ansprechpartner sind der Arzt für Allgemeinmedizin und (weiterführend) Fachärzte für Innere Medizin und Chirurgie. Zu Beginn stehen das Arzt-Patienten-Gespräch und die Anamnese. Bereits die Schilderung der Beschwerden kann entscheidende Hinweise auf das Vorliegen eines Steinleidens geben. Im Anschluss erfolgen eine körperliche Untersuchung, eine bildgebende Untersuchung, für welche verschiedene Untersuchungsverfahren zur Verfügung stehen (Ultraschalluntersuchung, Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikographie (MRCP), endoskopische retrograde Cholangio-Pankreaticographie (ERCP) u. a.) und Blutuntersuchungen. Wichtigstes bildgebendes Untersuchungsverfahren ist die Ultraschalluntersuchung. Ob und welche weiterführenden Untersuchungen notwendig sind und wie sich die Abklärung genau gestaltet ist von der individuellen Situation abhängig.
Behandlung
Ob eine Behandlung notwendig ist hängt u. a. davon ab ob und welche Beschwerden die Gallensteine verursachen und wo sie lokalisiert sind. Steine, die keine Beschwerden verursachen müssen nicht zwangsläufig behandelt werden. Sobald die Steine jedoch Beschwerden verursachen, wird eine Behandlung erforderlich; bei symptomatischen Steinleiden und Gallenkoliken ist zumeist eine Operation angezeigt.
Akute Koliken werden mit krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Diese heilen jedoch nicht das ursächliche Leiden, die Steine werden dadurch also nicht beseitigt. Außerdem helfen Bettruhe und Verzicht auf Essen (Nahrungskarenz) in den Stunden nach Beginn der Gallenkolik. Bei symptomatischen Steinleiden wird oft eine Operation empfohlen, um weitere Beschwerden und Komplikationen zu vermeiden. Im Rahmen der zumeist laparoskopisch (minimal-invasiv) durchgeführten Operation (Bauchspiegelung) werden die Steine entfernt, unter Umständen (bei akuter Gallenblasenentzündung, wiederholten Schmerzattacken, zur Vermeidung weiterer Beschwerden und Komplikationen etc.) wird auch die Gallenblase entfernt (Cholezystektomie).
Gallengangsteine können auch mittels ERCP entfernt werden. Alternativ kann eine Behandlung der Gallensteine mit Medikamenten erfolgen, durch welche die Steine aufgelöst werden, sowie eine Stoßwellentherapie, im Rahmen welcher die Steine durch Stoßwellen zerkleinert bzw. „zertrümmert“ werden. Diese Behandlungsmaßnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich und gehen prinzipiell mit einem relativ hohen Rezidivrisiko (Risiko, dass es nach der nicht-operativen Therapie erneut zur Entwicklung von Gallensteinen kommt) einher. Welche Behandlungen im Einzelfall in Frage kommen und erfolgsversprechend sind hängt vom Einzelfall ab, die Behandlung wird immer individuell festgelegt.
Wülker A.; Neue Leitlinie zur Therapie bei Gallensteinen – Wann und wie soll behandelt werden?, ARS Medici 18/2018, Rosenfluh Publikationen AG
Schöfl R.; Gallenwege und Bauchspeicheldrüse, Klinik 06/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Schreiber F.; Pankreas und Galle, Klinik 06/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Bas H.; Gallensteine – Symptome, Diagnostik und Therapie, ARS Medici 21/2007, Rosenfluh Publikationen AG
Beise U.; Akute Cholezystitis – Krankheitsbild und Therapie, ARS Medici-Dossier 05/2004, Rosenfluh Publikationen AG
Fachgesellschaft aktualisiert S3-Leitlinie zu Gallensteinleiden, Deutsches Ärzteblatt, 11.06.2018, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/95784/Fachgesellschaft-aktualisiert-S3-Leitlinie-zu-Gallensteinleiden