Zusammenfassung
Factbox – Fibromyalgie
Fibromyalgie, Fibromyalgiesyndrom (FMS): Schmerzsyndrom, chronische Erkrankung, die mit generalisierten Schmerzen der Muskulatur und des Bindegewebes einhergeht
Ursache: Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren (genetische, neurobiologische, physikalische, psychologische und andere Faktoren); Ursachen bislang nicht vollständig geklärt
Symptome: Chronische/wiederkehrende Schmerzen in mehreren Körperquadranten, chronische/wiederkehrende Schmerzen an mehreren Druckschmerzpunkten („Tender-Points“), chronische Schmerzen am Rücken, an der Schulter, im Nacken, im Brustbereich, Bauch, an den Extremitäten, körperliche und geistige Erschöpfung, geringe Belastbarkeit, Antriebsverlust, Schlafstörungen, Überempfindlichkeiten u. v. m.; das Beschwerdebild kann individuell sehr verschieden sein.
Diagnose: Ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung, Ausschluss anderer Erkrankungen/Ursachen
Therapie: Individueller Therapieplan je nach Beschwerden, Schweregrad und anderen Faktoren; Physiotherapie, Bewegungstherapie, physikalische Therapien, Psychotherapie, Entspannungsverfahren, medikamentöse Therapie, Akupunktur u. a.
Was ist Fibromyalgie?
Fibromyalgie zählt zu den Schmerzsyndromen. Ein Syndrom ist nicht mit einem Symptom zu verwechseln – während es sich bei einem Symptom um ein Anzeichen für eine Krankheit oder eine Verletzung handelt, liegt bei einem Syndrom eine bestimmte Konstellation von Symptomen vor, die häufig oder immer zusammen auftreten. Im Fall der Fibromyalgie kommt es bei Betroffenen also nicht zu einem Schmerz (Symptom) an einer Lokalisation, sondern gleichzeitig auch zu anderen Symptomen. Fibromyalgie, auch als Fibromyalgiesyndrom (FMS) bezeichnet, wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Erkrankung anerkannt. Weltweit leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung unter Fibromyalgie*. Unter den Betroffenen finden sich mehr Frauen als Männer, betroffen sein können Menschen aller Altersstufen.
Ursache
Es gibt nicht DIE eine Ursache für die Erkrankung, das Schmerzsyndrom kann auf viele verschiedene Ursachen bzw. auf das Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren und Triggern zurückzuführen sein, darunter genetische, neurobiologische, physikalische, psychologische und andere Faktoren. Auffällig ist eine familiäre Häufung – nicht selten tritt Fibromyalgie bei mehreren Familienmitgliedern auf. Mögliche Faktoren, die zur Entstehung und Chronifizierung der Krankheit beitragen können sind Übergewicht, mangelnde körperliche Aktivität, Rauchen, Stress, entzündlich-rheumatische Erkrankungen und andere. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt.
Symptome
Die möglichen Symptome sind bei Fibromyalgie sehr vielseitig. Leitsymptom ist der Schmerz – die Erkrankung ist durch generalisierte Schmerzen der Muskulatur und des Bindegewebes gekennzeichnet. Bei Betroffenen kommt es zu chronischen Schmerzen an mehreren Körperstellen, darunter beispielsweise im Bereich des Rückens und der Schulter, im Nacken, im Brustbereich oder Bauch und an den Armen und Beinen. Auch andere Körperregionen können von den chronischen Schmerzen betroffen sein. Betroffene beschreiben den Schmerz häufig als tiefen Muskelschmerz, der mit Steifigkeit und/oder Gefühlsstörungen (z. B. Kribbeln) einhergehen kann. Weitere mögliche Symptome sind Kopfschmerzen, Reizdarm mit Bauchschmerzen, Durchfall und/oder Verstopfung und andere gastrointestinale Beschwerden, vermehrtes Zittern, übermäßiges Schwitzen, kalte Finger und Mundtrockenheit. Die körperlichen Beschwerden können auch die Blase, das Herz und die Lunge betreffen. Außerdem auftreten können u. a. Müdigkeit, starke körperliche und geistige Erschöpfung, innere Unruhe, Nervosität, verringerter Antrieb, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Überempfindlichkeiten (z. B. Schmerzen bei leichten Berührungen, bei bereits leichter Druckausübung auf die Haut oder auf bestimmte Muskelpartien), Geruchs-, Lärm- und/oder Lichtempfindlichkeit. Die Art und der Schweregrad der Symptome können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein.
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Krankheit sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei Fibromyalgie auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Erster Ansprechpartner ist häufig der Arzt für Allgemeinmedizin. Im Rahmen der Diagnostik und Therapie kann die Zusammenarbeit von verschiedenen Fachärzten und Therapeuten erforderlich sein, darunter Rheumatologen, Neurologen, spezialisierte Schmerztherapeuten, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten u. a. Da die Symptome vielseitig, überschneidend und nicht selten schwer zu „fassen“ sind, ist die Diagnose oftmals schwer zu stellen, häufig dauert es längere Zeit bis zur Diagnosestellung. Grundpfeiler der Abklärung sind die ausführliche Anamnese, um die jeweiligen Beschwerden möglichst genau zu erfassen, zu bestimmen und einzuordnen, und die sorgfältige körperliche Untersuchung. Hilfreich für die Diagnosestellung kann ein Schmerztagebuch sein, in welchem der Patient das Schmerzgeschehen (Art, Dauer, Lokalisation der Schmerzen) und andere Symptome möglichst genau festhält. Wichtig ist es, andere Erkrankungen, die mit einer ähnlichen Symptomatik einhergehen können (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, Funktionsstörungen der Schilddrüse, bestimmte neurologische Erkrankungen) auszuschließen, weswegen im Rahmen der Abklärung noch verschiedene andere Untersuchungen durchgeführt werden können (z. B. Blutuntersuchung, Röntgen, CT, MRT). Wie sich der Weg zur Diagnose genau gestaltet richtet sich ganz nach der Situation des Patienten.
Physikalische Therapien, medikamentöse Therapie und andere Maßnahmen – Behandlung bei Fibromyalgie
Fibromyalgie ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, jedoch eine, die nicht geheilt werden und die Lebensqualität Betroffener stark beeinträchtigen kann. Es handelt sich um ein zumeist lebenslang bestehendes Beschwerdebild. Die Behandlung zielt auf eine Linderung der Symptome und eine Besserung der Lebensqualität ab. Die Therapie wird individuell erstellt und angepasst und kann sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen. Hierzu zählen physikalische Therapien (z. B. Wärmebehandlungen), Bewegung, (meditative) Bewegungstherapie (z. B. Tai-Chi, Qi Gong), Physiotherapie, Entspannungsverfahren, psychotherapeutische Verfahren, medikamentöse Therapie, Akupunktur und andere. Wichtig sind zudem das Meiden von Stress und ein gesundheitsfördernder Lebensstil, das Erlernen von Maßnahmen zur Selbsthilfe und Selbstbehandlung sowie Schulungen und das Optimieren der eigenen Schmerzbewältigungsstrategien, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und trotz Schmerzen eine höchstmögliche Lebensqualität zu erreichen.
*Angaben variieren in der Literatur
Eberl G.; Fibromyalgie – ein Blick hinter die Kulissen, Universum Innere Medizin 06/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Aigner M.; Update Fibromyalgie, Fakten der Rheumatologie 04/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Lenzen Schulte M.; Fibromyalgie: Bewegen, bis der Schmerz weggeht, Deutsches Ärzteblatt 114(26)/2017, Deutscher Ärzteverlag GmbH
Wülker A.; Überarbeitete EULAR-Leitlinie zur Fibromyalgie, ARS Medici 10/2014, Rosenfluh Publikationen AG
Stölting P.; Fibromyalgie – eine Übersicht, ARS Medici 10/2014, Rosenfluh Publikationen AG
Köppl F.; INITIATIVE Bewegungsapparat: Chancen bei Fibromyalgie, Ärzte Krone 18/2013, Ärztekrone VerlagsgesmbH
Bach M.; Mulitmodale Therapie der Fibromyalgie, Universum Innere Medizin 08/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH