Die Zelltherapie mit CAR-T-Zellen wird bei der Behandlung von Leukämien und Lymphdrüsenkrebs bereits mit großem Erfolg eingesetzt. Aufgrund der Kosten und aufwendigen Herstellung kommt die Behandlung erst zum Zug, wenn alle anderen Optionen bereits ausgeschöpft sind. Jetzt wurde die Therapie erstmals bei einer jungen Patientin mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) eingesetzt. Bei der lebensbedrohlichen Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem eigene Körperzellen in verschiedenen Organsystemen an.
Im Rahmen der Therapie wurden Immunzellen, also T-Zellen der Patientin im Labor mithilfe eines gentechnischen Verfahrens mit dem CAR ausgestattet. Dieser künstliche Rezeptor erkennt spezielle Antigene auf der Oberfläche der Zielzellen und zerstört diese. Im Fall der jungen Patientin wurde den CAR-T-Zellen die Fähigkeit beigebracht, diejenigen Immunzellen (B-Zellen) unschädlich zu machen, die Antikörper gegen körpereigene Zellen bilden.
Nachdem unterschiedliche immununterdrückende Therapien die Symptome der jungen Frau nicht nachhaltig verbessern konnten, wurde der Patientin im März 2021 ein Präparat mit CAR-T-Zellen verabreicht. Diese haben ihre Aufgabe offenbar ausgezeichnet erledigt und die krankheitsvermittelnden B-Zellen rasch zerstört. Zusammen mit den Antikörpern gegen die eigene Erbsubstanz verschwanden auch alle Krankheitssymptome des SLE. Die Patientin konnte alle immununterdrückenden Medikamente absetzen. Sie ist nun seit knapp einem halben Jahr vollkommen beschwerdefrei und bisher gibt es auch keine Anzeichen für ein erneutes Auftreten der Erkrankung. „Wir sehen dies als Meilenstein in der Therapie von Autoimmunerkrankungen“, so die beteiligten Wissenschaftler die nun eine klinische Studie mit CAR-T-Zellen bei PatientInnen mit Autoimmunerkrankungen planen.
Referenz:
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
CD19-Targeted CAR T Cells in Refractory Systemic Lupus Erythematosus, N Engl J Med 2021; https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2107725?rss=searchAndBrowse