Endometriose und Kinderwunsch
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Endometriose und Kinderwunsch

Frauen, die unter Endometriose leiden, können zwar schwanger werden, aber ihre Fruchtbarkeit ist um 30 bis 50 Prozent reduziert. Wird die Krankheit jedoch behandelt und/oder eine Kinderwunschbehandlung durchgeführt, erhöhen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft um ein Vielfaches. Alles Wichtige zum Thema Endometriose und Kinderwunsch im Überblick.

Zusammenfassung

Endometriose und Kinderwunsch

Unerfüllter Kinderwunsch: 30 bis 50 Prozent der betroffenen Frauen haben Probleme, schwanger zu werden. 

Mögliche Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt: Eileiterschwangerschaft, Fehlgeburt, Plazenta praevia, Riss der Gebärmutter, Durchbruch des Darms in die Bauchhöhle, Aufbrechen von Zysten, Verdrehen des Eierstocks

Therapie: Endometriose-Operation, künstliche Befruchtung

Endometriose und Unfruchtbarkeit

Endometriose kann die Fruchtbarkeit beeinflussen, und viele Frauen, die darunter leiden, haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Aber nicht jede Frau mit Endometriose ist deswegen auch unfruchtbar. Statistisch gesehen wird angenommen, dass 30 bis 50 Prozent der von Endometriose betroffenen Frauen auch Probleme haben, schwanger zu werden. 

Die genauen Ursachen der Endometriose sind bis heute nicht geklärt, aber man weiß, dass sie die Fruchtbarkeit auf viele Arten negativ beeinflussen kann. Wenn eine schwere Form der Erkrankung vorliegt, sind oft Verwachsungen der Eileiter und/oder Eierstöcke der Grund für die Unfruchtbarkeit. Aber auch bei leichteren Formen kann es zu Problemen bei der Eizellreifung und der Einnistung des Embryos in die Gebärmutter kommen. 

Wichtig zu wissen ist aber auch, dass ungewollte Kinderlosigkeit auch ganz andere Gründe haben kann.  Deshalb sollten betroffene Frauen auch dann, wenn der Befund Endometriose gestellt wurde, weiterführende Untersuchungen durchführen lassen, und auch ihre Partner sollten sich untersuchen lassen. 

Kann man trotz Endometriose schwanger werden? 

Die Diagnose Endometriose bedeutet nicht, dass ein Paar seinen Kinderwunsch aufgeben muss. Viele betroffene Frauen werden trotz der Erkrankung auf natürlichem Weg schwanger. Funktioniert das nicht, helfen eine Operation oder eine künstliche Befruchtung. 

Welche Therapie ist die richtige? 

Welche Behandlung infrage kommt, hängt einerseits davon ab, wann eine Frau ihren Kinderwunsch erfüllen will, andererseits auch davon, wo die Endometriose lokalisiert ist bzw. wie ausgedehnt sie ist. 

Grundsätzlich empfehlen die Experten bei unerfülltem Kinderwunsch zunächst die operative Entfernung der Endometrioseherde. Diese Operation verbessert die Beschwerden und die Fruchtbarkeit. Letzteres unter der Voraussetzung, dass die Eileiter intakt sind und auch beim Mann keine Einschränkung der Fruchtbarkeit vorliegt. Bei der Operation können unter anderem auch Verwachsungen oder Zysten, welche die Schwangerschaft beeinträchtigen, entfernt werden. 

Wie erfolgt die Operation? 

Der Eingriff selbst wird meist als Bauch-Spiegelung (laparoskopisch, minimal invasiv) durchgeführt. Dazu wird ein kleiner Schnitt in die Bauchdecke gemacht, über den der Operateur dann ein dünnes Rohr mit Endoskop in den Bauchraum schiebt. Über dieses Rohr kann er seine chirurgischen Instrumente einführen und alle Endometrioseherde und -zysten entfernen. 

Etwas anders liegt der Fall, wenn die Endometriose stark ausgeprägt ist und zum Beispiel eine Darmbeteiligung vorliegt, sodass eine langwierige und riskante Operation mit langer Erholungsphase für die Patientin durchgeführt werden muss. Dann wird oft nicht vollständig operiert, sondern es erfolgt nur eine teilweise Operation und danach eine Kinderwunschbehandlung. 

Eine künstliche Befruchtung statt einer Operation wird oft auch dann empfohlen, wenn die Patientin schon mehrmals operativ gegen Endometriose behandelt wurde. 

Was wann tatsächlich zum Einsatz kommt, ist aber natürlich auch eine individuelle Entscheidung, die man am besten mit einem spezialisierten Arzt des Vertrauens bespricht. 

Wie viele Frauen werden nach der Operation schwanger?

Grundsätzlich ist die spontane Schwangerschaftsrate nach einer Endometriose-Operation innerhalb der ersten sechs Monate nach der Bauchspiegelung deutlich höher als danach. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der chirurgische Eingriff die Rate auf 37,4 Prozent bringt. Allerdings stellte sich auch heraus, dass eine Kombination aus Operation und In-vitro-Fertilisation zu deutlich höheren Schwangerschaftsraten führt (56,1 Prozent). 

Wenn sich also der Kinderwunsch ein Jahr nach der Operation noch nicht erfüllt hat, raten die Experten zu einer In-vitro-Fertilisation

Endometriose und künstliche Befruchtung

Die künstliche Befruchtung ist eine oft erfolgreiche Möglichkeit für Frauen mit Endometriose, die schwanger werden wollen und bei denen es auf natürlichem Weg nicht geklappt hat. Dabei wird die Eizelle mittels medizinischer Maßnahmen mit Spermien befruchtet. 

Experten unterscheiden: 


Intrauterine Insemination (IUI)
Eizellreifung und Eisprung werden medikamentös herbeigeführt, die zum optimalen Zeitpunkt gewonnenen, im Labor vorbereiteten Samenzellen werden mit einem Katheter in die Gebärmutterhöhle eingebracht.Das Verfahren erhöht die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei minimaler und milder Endometriose. 
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Eine einzelne Samenzelle wird im Labor direkt in eine entnommene Eizelle injiziert. 
Dieses Verfahren wird empfohlen, wenn der Mann eingeschränkt fruchtbar ist. 
In-vitro-Fertilisation (IVF)Der Frau werden befruchtungsfähige Eizellen entnommen und im Reagenzglas in einer Nährlösung mit den Samenzellen des Partners befruchtet. Dieses Verfahren wird empfohlen, wenn die IUI versagt hat, wenn erneut Endometrioseherde auftreten, oder wenn die Patientin bereits älter ist oder unter fortgeschrittener Endometriose leidet. 

Endometriose und Schwangerschaft

Eine ganz normale Schwangerschaft ist auch mit Endometriose möglich, aber die Erkrankung erhöht das Risiko für Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt. Diese sind: 

  • Eileiterschwangerschaften: Das kann zum Beispiel bei starken Verwachsungen passieren. Das Risiko ist bis zu dreimal höher als bei Frauen ohne Endometriose.
  • Fehlgeburt: Das Risiko ist doppelt so hoch wie bei gesunden Frauen. 
  • Plazenta praevia: Das ist eine Fehllage des Mutterkuchens, die zu Blutungen während der Schwangerschaft führen kann.
  • Riss der Gebärmutter
  • Durchbruch des Darms in die Bauchhöhle
  • Aufbrechen von Zysten
  • Verdrehen des Eierstocks

Diese Komplikationen treten aber auch bei Frauen mit Endometriose eher selten auf. Trotzdem wird empfohlen, während der Schwangerschaft alle Kontrolluntersuchungen durchführen zu lassen. 

FAQ

Nein, aber die Fruchtbarkeit ist um rund 50 Prozent reduziert. Das Risiko für Unfruchtbarkeit hängt vom Schweregrad der Endometriose ab. Inwieweit es auch bei minimaler bis milder Endometriose überhaupt gegeben ist, ist nicht geklärt.

Ja. Es ist zwar oft schwieriger als bei gesunden Frauen, aber wenn es nicht klappt, kann die Endometriose-Operation oder eine künstliche Befruchtung helfen.

Die Experten empfehlen nach einer Bauchspiegelung vier Wochen zu warten, nach Bauchschnitt oder Operationen der Gebärmutterwand sollte man eine längere Wartezeit einhalten.

Die Experten empfehlen die künstliche Befruchtung, wenn andere Maßnahmen innerhalb eines Jahres nicht zum Erfolg geführt haben. Eine frühzeitigere Behandlung ist dann sinnvoll, wenn die Frau unter schwerer Endometriose leidet, da ihre ovarielle Reserve dann geringer ist und mit zunehmendem Alter weiter sinkt.

Nein. Es gibt keine Behandlung, die die Entstehung einer Endometriose verhindert.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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