Zusammenfassung
Endometriose
Definition: chronische, gutartige und oftmals sehr schmerzhafte Erkrankung, die durch Wucherungen bzw. Herde außerhalb der Gebärmutterschleimhaut charakterisiert ist.
Ursachen: nicht vollständig geklärt; genetische, hormonelle, immunologische und mechanische Faktoren, Umwelteinflüsse
Symptome: starke Regelschmerzen, Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Urinieren und beim Stuhlgang, Blutungsstörungen, Entleerungsstörungen, unspezifische Beschwerden, häufig: unerfüllter Kinderwunsch
Diagnose: Anamnese, Tast- und Spiegeluntersuchung, Ultraschall, MRT, feingewebliche Untersuchung
Behandlung: Operation, hormonelle Therapie, chinesische Kräutermedizin, Akupunktur, ….
Was ist Endometriose?
Bei Endometriose handelt es sich um eine chronische, gutartige und oftmals sehr schmerzhafte Erkrankung, die durch Wucherungen bzw. Herde außerhalb der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) charakterisiert ist. Die Gebärmutterschleimhaut kleidet die Gebärmutter innen aus, unterliegt einem hormonellen Einfluss und wird im monatlichen Zyklus auf- und abgebaut. Eine sehr wichtige Rolle kommt der Gebärmutterschleimhaut während der Schwangerschaft zu, da die befruchtete Eizelle diese zur Einnistung nutzt. Wenn eine Einnistung ausbleibt, wird ein Teil der Schleimhaut ausgestoßen und es kommt zur Regelblutung.
Bei Endometriose finden sich die gutartigen Gebärmutterschleimhautwucherungen, sogenannte Endometrioseherde, zumeist im Unterleib, beispielsweise in den Eileitern, in den Eierstöcken, in der Scheide, in der Harnblase oder am Darm. Auch können sie andere, weiter entfernte Organe im Körper wie etwa die Lunge befallen, wobei solche Abwanderungen eher selten der Fall sind. Die Endometrioseherde verhalten sich genauso wie die Zellen in der Gebärmutter – sie werden hormonell gesteuert und unterliegen dem monatlichen Zyklus. Die Größe der Endometrioseherde kann stark variieren, von stecknadelkopfgroß bis hin zu sehr großen Herden, die zu Verklebungen der Eileiter und Eierstocke führen.
Häufigkeit der Endometriose
Endometriose ist weit verbreitet und zählt neben den Myomen zu den häufigsten gutartigen gynäkologischen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Schätzungen zufolge sind etwa zehn bis 15 Prozent aller Frauen zwischen der ersten Regelblutung und den Wechseljahren betroffen, in Österreich betrifft die Erkrankung etwa 300.000 Frauen.
Wie entsteht Endometriose?
Die genauen Ursachen von Endometriose sind bis heute nicht vollständig geklärt. Experten gehen davon aus, dass die Entstehung von Endometriose durch genetische, hormonelle, immunologische und mechanische Faktoren sowie Umwelteinflüsse begünstigt wird. Darüber hinaus gibt es einige Theorien, wonach z.B. bei der Menstruation funktionstüchtige Zellen der Gebärmutterschleimhaut über die Eileiter ins kleine Becken verschleppt werden und sich dort einnisten oder dass sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut bereits in der frühen Entwicklungsphase des weiblichen Embryos an den falschen Stellen ansiedeln.
Was sind Symptome bei Endometriose?
Die Symptome sind sehr vielfältig und können von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein. Auch kann Endometriose völlig symptomfrei sein oder jahrelang keine Beschwerden verursachen, sodass sie lange Zeit unentdeckt bleibt. Ob und welche Beschwerden auftreten hängt u.a. von der Lage und vom Ausprägungsgrad der Endometrioseherde sowie vom Menstruationszyklus der Frau ab.
Typische Symptome bei Endometriose sind:
- Schmerzen: Schmerzen treten in Abhängigkeit von der genauen Lokalisation der Endometrioseherde im Körper auf. Besonders häufig sind starke Regelschmerzen, die von Bauch-, Rücken- und Beckenbodenschmerzen begleitet werden können. Auch leiden Betroffene häufig unter Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Urinieren, Schmerzen beim Stuhlgang und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
- Blutungsstörungen
- Blase und Darm: Betrifft die Endometriose die Blase oder den Darm, kann es neben Schmerzen beim Toilettengang zu Entleerungsstörungen, Blut im Urin und im Stuhl und anderen Darmsymptomen kommen.
- Harnleiter und Nieren: Endometrioseherde können die Harnleiter betreffen und einengen, was längerfristig zu einer Schädigung der Nieren führen kann.
- Unspezifische Beschwerden: Antriebslosigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, allgemeines körperliches Unwohlsein und andere unspezifische Probleme können in Zusammenhang mit Endometriose ebenfalls auftreten.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Herde und der Stärke der Schmerzen und anderen Beschwerden gibt. Das Ausmaß der Erkrankung und das Beschwerdebild müssen also nicht direkt zusammenhängen. Auch bei sehr kleinen Herden kann es zu starken Schmerzen und Beschwerden kommen, ebenso können Frauen mit großen Herden weitgehend beschwerdefrei sein. Entscheidend ist u.a. die genaue Lokalisation der Endometrioseherde.
Wie wird Endometriose diagnostiziert?
Wie beschrieben können die Beschwerden von Frau zu Frau sehr unterschiedlich und teils auch unspezifisch sein, ebenso wie die Lokalisation der Endometrioseherde, weswegen die Diagnose häufig nicht leicht zu stellen ist. Oft haben betroffene Frauen einen langen Leidensweg hinter sich, ehe eine genaue Diagnose gestellt wird. Einigen Studien zufolge wird die Diagnose mit einer Verzögerung von vier bis zehn Jahren gestellt. Aus diesem Grund sollten regelmäßig auftretende Beschwerden – auch wenn es sich nur um leichte Schmerzen handelt – ernst genommen und frühzeitig fachärztlich abgeklärt werden.
Zunächst werden alle Beschwerden, bisherige Erkrankungen, eingenommene Medikamente, vorangegangene Operationen und der Zyklus im Rahmen eines Anamnesegesprächs besprochen. Es folgen eine Tast- und Spiegeluntersuchung, um mögliche Auffälligkeiten in der Scheide, in der Gebärmutter, in den Eierstöcken oder im Enddarm zu erfassen. Zur weiteren Diagnostik zählen die Ultraschalluntersuchung durch die Scheide, mithilfe welcher mögliche Herde sichtbar gemacht werden können, und andere bildgebende Verfahren wie etwa eine Magnetresonanztomographie (MRT), um die Lokalisation und das Ausmaß der Herde genauer zu bestimmen.
Welche Untersuchungen genau erforderlich sind, kann von Frau zu Frau verschieden sein und wird individuell festgelegt. Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigten und eine Endometriose eindeutig diagnostizieren zu können, ist eine feingewebliche Untersuchung notwendig. Die Gewebeentnahme erfolgt im Regelfall laparoskopisch.
Gibt es einen Selbsttest für Endometriose?
Um selbst eine grobe Einschätzung machen zu können, gibt es diverse Selbsttests, die auf zentralen Fragen zur Endometriose beruhen. Ein Selbsttest ersetzt die Diagnose beim Arzt keinesfalls, kann aber eine gute Hilfestellung für das fachärztliche Erstgespräch sein.
Wie erfolgt die Behandlung der Endometriose?
Die Behandlung orientiert sich an individuellen Faktoren und den individuellen Bedürfnissen der Frau. Entscheidend für die Therapieplanung sind u.a.
- die Lokalisation der Endometrioseherde,
- das Ausmaß der Beschwerden und der Leidensdruck der Patientin,
- die Dynamik der Erkrankung,
- das Alter
- und der Kinderwunsch.
Ist die Familienplanung abgeschlossen bzw. besteht kein Kinderwunsch und verläuft die Erkrankung beschwerdefrei, ist eine Behandlung nicht zwingend erforderlich. Ziel der Therapie ist es, die Herde zu entfernen und die Beschwerden zu beseitigen. Die Therapie kann operativ oder medikamentös erfolgen, wobei eine operative Therapie häufig sinnvoller ist.
Operation
Wird bei der Laparoskopie festgestellt, dass es sich um Endometrioseherde handelt, können diese innerhalb derselben oder bei einer späteren Laparoskopie entfernt werden. Die Entfernung erfolgt entweder durch Herausschneiden (Exzision), durch Verödung mit Hitze (Koagulation) oder durch Abtragung mittels Laser. Welche Operationstechnik angewendet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Laparoskopie stellt die Methode der ersten Wahl dar, unter Umständen kann auch ein Bauchschnitt bzw. ein ausgedehnter chirurgischer Eingriff notwendig sein, der die Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen erforderlich macht (Gynäkologe, Urologe u.a.). Die chirurgische Entfernung der Herde erfolgt unter maximaler Schonung der gesunden Organstrukturen und führt bei sehr vielen Frauen zu einer deutlichen Besserung der Symptome und der Lebensqualität.
Hormonelle Therapie
Alternativ zur Operation kann eine hormonelle Therapie sinnvoll sein, wobei es keine eindeutigen Daten gibt, dass eine medikamentöse Therapie die Erkrankung heilen kann. Die Behandlung erfolgt mit Gestagenen, mit welchen die Beschwerden bei vielen Frauen gemildert werden können, Ovulationshemmern oder sogenannten GnRH-Analoga. Letztgenannte werden für einige Wochen genommen und versetzen den Körper in künstliche Wechseljahre. Sie bewirken häufig eine Rückbildung der Herde, gehen jedoch auch mit starken Nebenwirkungen einher, weswegen sie nur in bestimmten Fällen und nicht routinemäßig verschrieben werden. Hormontherapien wirken nicht bei allen Frauen gleich gut, meistens wirkt die medikamentöse Therapie auch nur so lange wie deren Anwendung erfolgt. Die hormonelle Therapie kommt überwiegend bei Frauen mit geringgradig ausgeprägten Symptomen oder nach einer Operation zur Anwendung. Eine Kombination aus chirurgischer und medikamentöser Behandlung ist häufig sinnvoll, um ein Nachwachsen der Herde zu verhindern bzw. das Risiko hierfür zu reduzieren.
Endometriose und Zysten
Endometriose kann auch zur Bildung von Zysten an den Eierstöcken führen. Man spricht in diesem Zusammenhang von Endometriosezysten oder Endometriomen. Diese sehen anders aus als ohne Endometriose gebildete Zysten und sind mit altem, verdicktem Blut gefüllt, weshalb sie auch als Schokoladenzysten bezeichnet werden. Wie sie genau entstehen ist nicht ganz geklärt, aber man weiß, dass bei Vorliegen von Endometriomen Schmerzen und Beschwerden auch außerhalb der Periode auftreten. Außerdem haben sie negative Auswirkungen auf die Hormonproduktion des betroffenen Eierstocks und damit auch auf die Fruchtbarkeit. Behandelt werden Endometriosezysten mit Medikamenten oder mittels einer Operation, bei der die Zyste entweder ausgeschnitten (Exzision) oder verödet (Ablation, Koagulation) wird, wobei die Exzision Schmerzen besser reduziert und es seltener zu einem Wiederauftreten der Erkrankung kommt.
Endometriose oder Regelschmerzen?
Die Übergänge zwischen Regelschmerzen und Endometrioseschmerzen sind fließend. Das ist mit ein Grund, warum die Endometriose oft übersehen wird. Ist Endometriose die Ursache der Schmerzen, so treten die Beschwerden nicht nur während der Menstruation auf, sondern sind anhaltend stark und somit ein Anzeichen.
Adenomyose und Endometriose: Was ist der Unterschied?
Lange Zeit nahm man an, dass die Adenomyose eine Unterform der Endometriose ist. Auch bei der Adenomyose kommt es zu Wucherungen in der Gebärmutterschleimhaut, aber im Unterschied zur Endometriose wachsen die Entzündungsherde in der Muskelschicht der Gebärmutter und nicht außerhalb der Gebärmutterhöhle wie bei der Endometriose.
Von den Symptomen her aber ähneln sich beide Erkrankungen. Zudem leiden viele betroffene Frauen sowohl an Endometriose als auch an Adenomyose. Es ist jedoch nicht geklärt, inwieweit die beiden Erkrankungen einander gegenseitig begünstigen, auslösen oder gemeinsame Ursachen haben. Was die Behandlung betrifft, so erfolgt sie, je nach individuellem Befund und der Situation der betroffenen Frauen, medikamentös oder mit einer Operation.
Endometriose und Kinderwunsch
Etwa 40 Prozent aller Frauen mit Endometriose sind von unerfülltem Kinderwunsch betroffen. Endometriose kann eine Schwangerschaft aus vielen Gründen verhindern, z.B. indem die Eileiter durch Entzündungen verklebt werden, wodurch der Transport der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter behindert wird. Auch können die Befruchtung der Eizelle, die Beweglichkeit der Eierstöcke und der Eisprung beeinträchtigt sein. Ein offener Kinderwunsch stellt im Rahmen der Therapieplanung einen wichtigen Entscheidungsfaktor dar. Werden die Endometrioseherde operativ entfernt, erhöhen sich in vielen Fällen die Chancen auf eine Schwangerschaft, besonders bei einer schwach ausgeprägten Endometriose. Aber auch bei Frauen mit schwerer Endometriose kann nach einer Operation die Möglichkeit einer Schwangerschaft bestehen. Unter Umständen ist es sinnvoll, über eine assistierte Reproduktion nachzudenken – für Paare, bei welchen es mit der Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht klappen will stehen heute verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, mithilfe welcher der Kinderwunsch doch noch in Erfüllung gehen kann. Mehr zum Thema unerfüllter Kinderwunsch lesen Sie hier.
Endometriose und Ernährung
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich bestimmte Nahrungsmittel bei der Erkrankung als günstig erweisen, während es andere eher nicht tun. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher:
Do´s
- ausgewogene, vielfältige Ernährung
- pflanzliche Lebensmittel sowie Sojaprodukte
- magnesiumhaltige Lebensmittel wie Reis, Mais, Haferflocken, Weizenkeime
- 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst am Tag (z.B. Spinat, Tomaten, Brokkoli, Orangen, Beeren, Grapefruit, Nüsse, Samen, Körner)
- Vollkornprodukte
- Fleisch nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche (weißes Fleisch bevorzugen)
- Fisch: besonders Thunfisch, Lachs, Sardinen
- pflanzliche Öle bevorzugen (Rapsöl, Olivenöl, Leinöl)
Dont´s
- Weißmehlprodukte
- rotes Fleisch
- tierische Fette wie Butter und Schmalz
- mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Getränke
- Salz nur sparsam
Was sind weitere Therapiemöglichkeiten bei Endometriose?
Neben medikamentösen und operativen Therapien hat sich in einzelnen Studien auch herausgestellt, dass sich chronische Unterbauchschmerzen bzw. primäre Dysmenorrhoe mit einer Blockade des sogenannten plexus hypogastricus inferior (vegetatives Nervengeflecht, das die Eingeweide des kleinen Beckens mit Nervenfasern versorgt) oder mit transkutaner elektrischer Nervenstimulation reduzieren lassen.
Zu den weiteren Möglichkeiten der Behandlung von Unterbauchschmerzen zählen die chinesische Kräutermedizin, Kalzium, die Lichttherapie, Akupunktur, Elektroakupunktur oder die Manualtherapie.
Was Sie selbst tun können
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden oder wenden Sie sich an ein Endometriose-Zentrum, wo spezialisierte Gynäkologen Sie beraten können.
- Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn Sie Ihre Schmerzen ohne Medikamente kaum ertragen können und nehmen Sie Schmerzmittel nicht über längere Zeit ohne Rücksprache mit einem Arzt ein.
- Machen Sie körperliche Bewegung. Viele betroffene Frauen setzen z.B. auf Beckenbodentraining oder Bewegung in warmem Wasser.
- Probieren Sie Entspannungsübungen wie Yoga, um Schmerzen, Stress und Ängste zu reduzieren.
- Auch Akupunktur, chinesische Kräutermedizin, Osteopathie und Bewegungstherapie können hilfreich sein.
- Beobachten Sie sich selbst und führen Sie ein Tagebuch, um herauszufinden, was Ihnen am besten hilft.
- Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe, um Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen.
FAQ
Ja. Bei den meisten Frauen kommt es mit dem Beginn der Wechseljahre zu einer Verbesserung der Endometriose-Beschwerden.
Die Symptome einer Endometriose beginnen meistens im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, oft aber auch schon mit der ersten Monatsblutung.
Häufige Symptome der Endometriose sind:
- eine außergewöhnlich schmerzhafte Monatsblutung
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Unterbauchbeschwerden, die nicht in Zusammenhang mit der Menstruation stehen
- ein Völlegefühl oder Darmbeschwerden
Achtung: Diese Symptome können auch bei vielen anderen Veränderungen im Bauchraum auftreten. Und: Nicht immer macht eine Endometriose Beschwerden.
Nein. Bis heute ist keine ursächliche Therapie bekannt. Das Ziel der Behandlung ist daher eine möglichst lange Beschwerdefreiheit, die Reduktion von funktionellen Beschwerden und die Verbesserung der Lebensqualität.
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